Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim

Bundesliga 2008/2009 - 24. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Sa 14.03.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: 0:1 Carlos Eduardo (10.), 1:1 Michael Fink (47.)

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Eintracht Frankfurt TSG Hoffenheim

 


  • Daniel Haas
  • Andreas Beck
  • Matthias Jaissle
  • Marvin Compper
  • Andreas Ibertsberger
  • Isaac Vorsah
  • Gustavo
  • Tobias Weis
  • Carlos Eduardo
  • Boubacar Sanogo
  • Demba Ba

 

Wechsel
Wechsel
  • Wellington für Boubacar Sanogo (72.)
  • Selim Teber für Isaac Vorsah (75.)
  • Christoph Janker für Andreas Ibertsberger (88.)
Trainer Trainer
  • Ralf Rangnick

 

Zwei Halbzeiten, ein Spiel

Ausverkauftes Waldstadion, ein Aufsteiger, immerhin, der aktuelle Tabellenzweite gibt sich die Ehre. Das tolle Dorf ist da, deren Fans ordentlich mit Blau-Weißen Schals bekleidet sind, auf denen einem die angebliche Tradition entgegen schreit: “1899“. Wenig geschrien wird hingegen in der Nordwestkurve, da der Stimmungsboykott der Ultras andauert. Es gab erste Gespräche zwischen Vorstand und Fangruppen, doch die Sanktionen nach den Vorkommnissen von Karlsruhe werden aufrecht erhalten.

Andere Probleme hat Trainer Funkel vor dem Spiel gegen die TSG: "Wir müssen so auftreten wie im Hinspiel in Mannheim. In keinem anderen Spiel haben die Hoffenheimer so wenige Chancen gehabt wie gegen uns. Wir dürfen ihnen wenig Raum geben und dürfen ihr Pressing nicht zum Tragen kommen lassen. Wenn uns das nicht gelingt, sind sie brandgefährlich, da erspielen sie sich viele Chance." Dazu stellt er im Vergleich zum 0:0 in Bielefeld auf drei Positionen um: Russ und Fenin rücken nach ihren Gelbsperren für Inamoto und Kweuke in die Mannschaft und der 18jährige Jung spielt heute von Beginn an für Ochs, der noch an seiner Beckenprellung laboriert. Geklärt ist zunächst auch die Torwartfrage: “Markus hat in den ersten Spielen von der Körpersprache und Sicherheit her nicht das ausgestrahlt, was er über lange Jahre hier gezeigt hat. Jetzt spielt erst einmal Nikolov. Wenn er gut hält, bleibt er drin.“

Trainer Rangnick klagt hingegen schon rein vorsorglich, denn neben Ibisevic und Salihovic fällt im Sturm auch Obasi mit einem Muskelfaserriss aus. Darüber kann Funkel nur müde lächeln: „Die jammern, wenn drei, vier Spieler ausfallen, bei uns fehlt manchmal ein ganzes Dutzend. Da sind deren Probleme harmlos dagegen." Dennoch gibt sich der “Fußballprofessor“ vor dem Spiel gegen die Eintracht siegesgewiss: "Wir wollen kein viertes Unentschieden in Folge, sondern wir wollen beginnen, mal wieder einen Dreier zu holen. Ich glaube nicht, dass die Gefahr sehr groß ist, dass wir ein langweiliges 0:0 sehen." Dies soll mit zwei Wechseln gegenüber dem 0:0 gegen Bremen gelingen, die zuletzt gesperrten Gustavo und Weis ersetzen Janker und Obasi, wie zuletzt spielen Sanogo und Ba in der Sturmspitze.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Gräfe geht es zunächst nur in eine Hälfte, die der Adler. Hoffenheim spielt schnell und direkt, bereits nach 40 Sekunden gibt es die zweite Ecke für die TSG. Die Eintracht wirkt hiervon überrascht und lässt sich den Schneid abkaufen. Das “tolle Dorf“ geht sofort mit zwei Spielern gegen den ballführenden Adler, an Entlastung ist zunächst nicht zu denken. Im Gegenteil, die 4. Spielminute, das Leder landet auf der linken Seite bei Ibertsberger, der bedrängt von Steinhöfer Gustavo anspielt. Ein kurzer Pass auf Eduardo, der den Ball mit der Hacke in den Lauf von Sanogo spielt. Der setzt sich gegen Jung durch und schießt, aber Nikolov ist hellwach und kann per Fußabwehr klären.

Es gibt kein Luftholen, auch die Adler auf den Rängen sind überrascht, Stille in der Nordwestkurve, aus dem Gästebereich hört man lustige Lieder der blau-weißen Schar. Und die werden lauter, als Compper am Mittelkreis am Ball ist. Er schlägt einen hohen weiten Pass in den Lauf von Eduardo, der plötzlich mutterseelenallein in den Strafraum marschiert. Petkovic, Fink und Bellaïd schauen zu, Russ versucht wenigstens noch, mit einer Grätsche an das Leder zu kommen, als Eduardo das Leder über den hinausstürmenden Nikolov ins linke Toreck hebt. Das 1:0 für Hoffenheim (10.). Und Trainer Funkel ärgert sich: "Wir haben uns in dieser Szene ganz schlecht verhalten."

Genau wie die Fans, nur vereinzelt werden die Adler unterstützt, viel lauter sind die „Funkel raus“- und „Caio“-Rufe, während die blau-weiße Schar sich fröhlich selbst feiert. Eine traurige Stimmung. Dennoch ist die Eintracht nun im Vorwärtsgang auf der linken Seite. Gestochere und dann kommt das Leder zu Fink. Der nimmt sich ein Herz, sprintet ein paar Meter und schießt aus 25 Metern. Torhüter Haas kann den Aufsetzer nicht festhalten, hat ihn aber im Nachfassen. Ein Adler wäre sowieso nicht in der Nähe gewesen (15.).

Die 21. Spielminute, Beck vernascht auf der rechten Außenbahn Petkovic und passt in den Strafraum. Meier ist zur Stelle und will klären, spielt aber genau in die Beine eines Hoffenheimers. Weis kommt an den Abpraller und schießt aus spitzem Winkel, aber Nikolov hat aufgepasst und kann zur Ecke klären. Hoffenheim macht weiter Druck, die Adler auf dem Rasen und auf den Rängen sehen hilflos zu. "In den ersten 30 Minuten haben wir eine Lektion erteilt bekommen“, sagt Bruchhagen nach dem Spiel während Funkel ergänzt: "Wir standen nur begleitend daneben." Auf den Punkt bringt es Michael Fink: “Das war katastrophaler Fußball."

Doch langsam geht ein Ruck durch die Mannschaft, Russ und Bellaïd bekommen Ba und Sanogo endlich in den Griff und Chris demonstriert sein Kämpferherz. Es gibt nun kein Vorbeikommen am 30jährigen Brasilianer, immer wieder fängt er die Angriffe ab und spielt gescheite Bälle nach vorne. Doch im Sturm herrscht Flaute, Fehlpässe bestimmen das Spiel, aber Hoffenheim kann dies nicht nutzen.

Dann die 42. Spielminute, nachdem Nikolov schon seit ein paar Minuten gehumpelt ist, kommt nun Pröll in die Partie. Bei einem Zweikampf mit Jaissle hatte er sich bereits leicht verletzt und danach “hat die Muskulatur zugemacht", sagt Nikolov nach dem Spiel. Er zog sich einen Muskelfaseriss in der Leiste zu.

Mit einem Pfeifkonzert werden die Adler zur Halbzeit in die Kabine verabschiedet, in der Chris die Mannschaft wachrüttelt. Er forderte die Kollegen zu „mehr Mut, Aggressivität und Kampfgeist“ auf, denn „so konnte es nicht weitergehen“, sagt er nach dem Spiel.

Und tatsächlich: Mit breiter Brust kommen die Adler auf den Platz und sind von Beginn an so spielbestimmend, wie es die TSG in den ersten Minuten des Spiels war. Die 47. Spielminute, Steinhöfer bekommt einen Abschlag von Torhüter Haas unter Kontrolle und spielt in den Lauf von Chris, der auf Köhler weiterleitet. Benny schlägt den Ball hoch auf Fenin am rechten Strafraumrand, ein Hoffenheimer kann klären, aber da kommt Meier dazwischen, erkämpft und behauptet den Ball gegen zwei Gegenspieler und legt zurück auf Steinhöfer. Der flankt in den Strafraum, Fink kommt angerauscht und köpft das Leder vom Elfmeterpunkt genau ins rechte Toreck. Der 1:1-Ausgleich!

Als hätte jemand den Schalter umgelegt, plötzlich ist Stimmung im Waldstadion, die Eintracht ist präsent auf dem Platz, Fink, Meier und Steinhöfer im Vergleich zur ersten Halbzeit nicht wieder zu erkennen. Nun spielen und kombinieren die Adler und das tolle Dorf läuft hinterher. Auch Jung setzt immer wieder zu beherzten Flankenläufen an, ein gutes Spiel des 18jährigen, das Funkel gewohnt zurückhaltend kommentiert: "Er hat so gespielt, dass ich ihn wieder einsetzen kann."

Trotz des Einsatzes und der guten Kombinationen im Mittelfeld, weitere Chancen ergeben sich für die Eintracht zunächst nicht. Schließlich kommt in der 67. Minute Korkmaz für Köhler. Fünf Minuten später trägt Meier das Leder nach vorne, ein Doppelpass mit Fink und dann spielt “der Schlaks“ den Ball am rechten Strafraumrand flach in die Mitte. Korkmaz verpasst, Compper spielt nach vorne, genau zu Fenin, der nimmt aus 11 Metern Maß und trifft genau - das linke Lattenkreuz, so ein Pech! Der direkte Gegenzug, ein langer Pass in den Strafraum, Ba gewinnt das Laufduell gegen Bellaïd und zieht aus 11 Metern ab, aber der Ball trudelt knapp am hinausstürzenden Pröll und am langen Pfosten vorbei.

Die TSG ist nun stehend k.o., es spielt nur noch die Eintracht. Fenin setzt sich am rechten Strafraumrand gegen zwei Hoffenheimer durch und passt kurz zu Meier. Aus der Drehung schlenzt er das Leder um Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Da hätte Torhüter Haas keine Chance gehabt (75.).

Die Schlussphase, nach einem Foul von Gustavo am wuseligen Korkmaz gibt es Freistoß für die Eintracht. Steinhöfer schlenzt das Leder aus knapp 30 Metern in den Strafraum, genau auf Russ, der im Drehen den Ball auf den Kasten lenkt - Torhüter Haas pariert leider glänzend (82.). Vier Minuten später, Meier spielt am linken Spielfeldrand auf Korkmaz, der das Leder in den Strafraum flankt. Fenin kommt ran, aber Compper wehrt ab, genau zu Steinhöfer, der aus 16 Metern abzieht. Leider kommt der scharf geschossenen Ball genau auf Haas, der die Fäuste schnell genug nach oben bekommt.

Am Ende bleibt es beim 1:1, die Eintracht hat nun mit 25 Punkten 3 Zähler Vorsprung auf den Tabellen-16ten, Mönchengladbach. (tr)


Stimmen zum Spiel

Chris: "Wir müssen aggressiv spielen, egal, wer hier herkommt, ich brauche jetzt ein paar Bananen."

Peter Fischer: “Das war die schlechteste und die beste Halbzeit in dieser Saison. Das Dorf hat 30 Minuten Alarm gemacht, aber dann hätte das Dorf verlieren müssen."

Friedhelm Funkel: "Für die zweiten 45 Minuten gebührt der Mannschaft Lob, das war vom Allerfeinsten. Sich gegen Hoffenheim so durchzusetzen, spricht für sich. Aber für die ersten 30 Minuten gibt es auch schwere Tadel.“ Und zum Abstiegskampf: “Es kann noch einige Zeit so eng bleiben, aber am Ende werden wir über dem Strich stehen.“

 

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