Karlsruher SC - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2008/2009 - 21. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Sa 21.02.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 27.623
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 0:1 Caio (54.)
Karlsruher SC | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Sieg im orangefarbenen Kaos "Das ist momentan eine ähnliche Situation wie in der Hinserie. Jeder einzelne von uns muss kämpferisch über sich hinauswachsen", sagt Michael Fink vor dem Spiel in Karlsruhe. Und er ist nicht der einzige Adler, auch Ochs, der nach seinem Mittelhandbruch heute mit einer Manschette spielen kann, redet sich und den anderen nach der Heimpleite gegen Wolfsburg Mut zu: "Das ist ein richtungweisendes Spiel. Jetzt sind andere Tugenden gefragt, die Schönspielerei können wir vergessen." Auch Marco Russ bläst in das gleiche Horn: "Wir haben es uns selbst zuzuschreiben, dass es wieder eng wird, aber wir kommen da selbst auch wieder raus. Schon in Karlsruhe wollen wir für Klarheit sorgen." Ruhig bleibt nach außen nur der Trainer, für den es gerüchteweise schon im Hinspiel um alles ging: "Da ist keine Brisanz im Spiel. Ja, wenn es der 32. Spieltag wäre. So aber ist es eines von vielen wichtigen Spielen, die wir noch haben." Gegen den Tabellen-17ten will er es mit einer sehr defensiven Grundausrichtung angehen. Im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen Wolfsburg spielen heute Inamoto und Mahdavikia für Meier und Steinhöfer. Im Sturm wird Liberopoulos zumindest nominell nur von Köhler und Fenin unterstützt werden. Auch Karlsruhes Trainer Becker nimmt gegenüber dem 0:0 in Köln zwei Änderungen in seiner Mannschaft vor. Für den verletzten Sebastian spielt Buck in der Innenverteidigung und Engelhardt rückt nach seiner Gelbrot-Sperre wieder für Aduobe ins defensive Mittelfeld. Es ist ein grelles Bild im Gästeblock des alten Wildparkstadions, das ein klein wenig an das Waldstadion vor dem WM-Neubau erinnert. Knapp 8.000 Frankfurter Fans sind gekommen, davon eine Vielzahl getreu dem Motto “Orange Kaos“ in grellem Orange gekleidet, um die Adler lauthals zu unterstützen. Und die zeigen genau das, was die Aufstellung versprochen hat: Von Beginn an steht die Eintracht tief gestaffelt in der eigenen Hälfte, Karlsruhe muss das Spiel machen, scheitert aber meist bereits im Ansatz. Lediglich ein Freistoß von da Silva nach einem Foul von Bellaïd an dem Schützen selbst sorgt für ein wenig Gefahr, doch Torhüter Pröll kann den in die linke Ecke geschlenzten Ball abwehren (7.). Danach wieder das alte Bild, der KSC versucht sich durchzubeißen, die Eintracht hält defensiv dagegen. Nur nach vorne läuft überhaupt nichts. Köhler ist auf der linken Seite weitgehend damit beschäftigt, den unsicher wirkenden Petkovic zu unterstützen und Mahdavikia ist meist nur in der eigenen Hälfte zu finden. So stehen Liberopoulos und Fenin auf der rechten Außenbahn umgeben von badischen Abwehrspielern in der Karlsruher Hälfte, um auf lange Pässe zu warten. So in der 18. Minute, als Liberopoulos einen Querschläger von Buck nach Pass von Fink unter Kontrolle bekommt, aber aus 20 Metern weit neben den Kasten von Torhüter Miller schießt. Aber “das ist alles egal. Wir wollten heute effektiv sein, da muss man auch mal über Schönheit hinwegsehen", sagt Torhüter Pröll zur ersten Hälfte, die nicht besser wird. Über „Schönheit hinwegsehen“ muss auch keiner, denn wie soll man etwas übersehen, was nicht vorhanden ist? In der 23. Minute hat Karlsruhe dann auch mal wieder eine Möglichkeit: Da Silva spielt Stindl frei, doch der haut das Leder über das Tor. Acht Minuten später gewinnt Timm auf der linken Seite ein Laufduell gegen Petkovic an der Mittellinie. Statt ihm am Trikot zu zupfen, rennt der 22jährige Serbe Timm hinterher und stößt ihn ein paar Meter vor der Strafraumgrenze um. Stindl tritt den fälligen Freistoß, aber Buck köpft links am Tor vorbei (31). Danach versucht sich Buck mit einem Kopfball nach Ecke von da Silva (36.), der aber genau wie der Schussversuch von Ochs in der 39. Minute über das Tor geht. Danach ist Pause, eigentlich kann es nur interessanter
werden. Denn bis zur Halbzeit hatte das Spiel “Oberliga-Niveau",
wie Eintracht-Präsident Fischer hinterher treffend feststellt. Doch während die Mannschaften auf das Spielfeld laufen und in ihre Hälften gehen, steigt Rauch aus dem Eintrachtblock empor. Bengalische Feuer werden gezündet und plötzlich fliegen Böller auf die Tartanbahn und Leuchtraketen steigen empor. Nachdem zwei Leuchtraketen vor und im Karlsruher Strafraum in der Nähe von KSC-Spielern landen, entscheidet Schiedsrichter Weimer, die Begegnung nicht anzupfeifen und schickt die Spieler wieder in die Kabine. Gleichzeitig fordert er Kapitän Pröll auf, beschwichtigend auf die Fans einzuwirken. "Ich habe sie um Vernunft gebeten", sagte Pröll hinterher und nach etwas mehr als fünf Minuten kann es mit dem Spiel weitergehen. Das “Orange Kaos“ hingegen wird ein Nachspiel haben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ist die Eintracht nun endlich aktiver. Die 51. Spielminute, Caio schießt aus dem Halbfeld, aber weit über das Tor. Nur zwei Minuten später kommt der Ball von Caio über Mahdavikia zu Liberopoulos, der das Leder mit einem tollen Hakentrick auf Ochs weiterleitet. Paddy schlägt das Leder scharf in den Strafraum, Fiverlängert, als Drpic und Buck den Ball wegschlagen wollen, zu Caio. Der 22jährige Brasilianer nimmt Maß und zieht das Leder mit einer wunderschönen Bogenlampe über Torhüter Miller ins rechte Toreck. Das 1:0 für die Eintracht (54.)! "Das war kein Zufallstor", sagt nk Heribert Bruchhagen, "den wollte er genau dort hinschießen." Trainer Friedhelm Funkel relativiert hingegen: "Das Tor war gut gemacht, ansonsten aber ist Caio weder auf- noch abgefallen. Ich hoffe, dass ihm dieses Tor Auftrieb gibt." Mit der Führung im Rücken ziehen sich die Adler nun wieder weit zurück in die eigene Hälfte und Karlsruhe versucht, Druck zu machen. Diesmal über Görlitz, der auf Federico passt. Doch der Italiener schießt das Leder, bedrängt von Russ und Bellaïd, knapp am rechten Pfosten vorbei (58.). Die 66. Spielminute, Görlitz flankt von der rechten Außenbahn, Freis kommt am kurzen Pfosten zum Kopfball, der aber knapp über das Tor geht. Kaum noch Entlastung für die Eintracht, Karlsruhe wirft alles nach vorne. Dann aber schnappt sich Caio von Görlitz das Leder an der linken Außenbahn, rennt frech zwischen Drpic und Görlitz in den Strafraum, legt sich aber im entscheidenden Moment das Leder zu weit vor. Schade, da war mehr drin. Und nun spielt nur noch der KSC. Stindl schlägt einen hohen Pass auf den eingewechselten
Saglik am rechten Strafraumrand, der von Wolfsburg ausgeliehene 26jährige
Türke tänzelt in den Strafraum und bringt den Ball in Höhe
des Fünfmeterraums in die Mitte, aber die aufgerückten Badener
verfehlen das Leder (72.). Kurz darauf wird eine Ecke der Karlsruher zu
kurz abgewehrt, das Leder kommt zu Görlitz, der es von der rechten
Seite in den Strafraum schlägt, Gewühl, der Ball kommt zu Stindl
an der Strafraumgrenze, doch der haut das Leder knapp am linken Pfosten
vorbei (72.). Dann noch einmal die Eintracht, Ochs passt auf Liberopoulos, doch der Grieche verliert das Leder. Nun geht es ganz schnell, Federico trägt das Leder nach vorne und spielt auf den eingewechselten Kapllani. Der setzt sich gegen Russ durch und zieht aus spitzem Winkel ab. Doch erneut Glück für die Eintracht, dass das Leder nur ans Außennetz geht (84.). Danach ist Schluss. "Das war heute ein sehr, sehr glücklicher Sieg", stellt Trainer Funkel fest und Ochs ergänzt: “Wenn man im Abstiegskampf steckt, muss man auch mal dreckige Spiele gewinnen." Nachspiel Da vom DFB drakonische Strafen drohen, die durch eine zu dieser Thematik gewohnt undifferenzierte Berichterstattung der Medien ein populistisches Fundament geboten bekommen, verhängt der Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG bereits am Dienstag nach dem Spiel drakonische Maßnahmen. Eintrittskarten zu Auswärtsspielen werden nur noch personalisiert abgegeben, zudem wird die Mitnahme von Zaunfahnen, Doppelhaltern, Großfahnen und Megafonen zu Auswärtsspielen bis auf weiteres nicht mehr gestattet. Als Konsequenz auf diese Ankündigung und nach einer ersten Besprechung mit dem Vorstandsmitglied Lötzbeier entscheiden sich die Ultras Frankfurt am 26. Februar für einen Stimmungsboykott für die nächsten Spiele, der auch nach weiteren Besprechungen mit dem Vorstand aufrecht erhalten wird. Am 27. Februar verurteilt das Sportgericht des DFB die Eintracht zu einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro. Das Sportgericht weist unmissverständlich daraufhin, dass im Wiederholungsfalle unmittelbar die Verhängung einer Platzsperre oder eines sogenannten „Geisterspiels“ droht. Nach zahlreichen weiteren Gesprächen mit Fangruppierungen und der Zusage, künftig auf Pyrotechnik und Feuerwerkskörper zu verzichten, hebt der Vorstand die Fansanktionen am 26. März schließlich auf. Die Ultras Frankfurt teilen einen Tag später mit, dass sie den Stimmungsboykott beenden. (tr)
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