Eintracht Frankfurt -
VfL Wolfsburg |
Bundesliga 2008/2009 - 20. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: Sa 14.02.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 35.600
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Landshut)
Tore: 0:1 Edin Dzeko (9.), 0:2 Zvjezdan Misimovic (66., Handelfmeter)
Eintracht Frankfurt | VfL Wolfsburg |
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Ausgeträumt Das zweite Heimspiel in Folge und kein Gegner, der den Adlern besonders liegt. Der letzte Sieg gegen den VfL Wolfsburg liegt bereits 5 Jahre zurück, damals war es ein 3:2-Sieg durch Tore von Preuß, Skela und Beierle. Doch davon lässt sich Trainer Funkel nicht beirren, genau so wenig wie von Magaths Spruch, dass die Wölfe in Frankfurt den ersten Auswärtssieg holen werden. Besonders motivieren muss er seine Spieler nicht, meint er: “Das sind Kindereien, meine Spieler lesen sowieso Zeitungen, darauf muss ich sie nicht extra hinweisen. Die Chancen stehen 50:50. Ich hoffe, dass wir ein Tor mehr schießen.“ Gegenüber dem 2:2 gegen Köln nimmt der Trainer einen Wechsel vor. Für den rotgesperrten Chris spielt Bellaïd in der Innenverteidigung, Vasoski muss aufgrund einer Verletzung am Zeh pausieren. Um Dzeko, den nominell einzigen Stürmer heute, wird sich Russ kümmern. Bei den Wölfen ändert Trainer Magath seine Elf im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Bochum auf zwei Positionen. Für den verletzten Riether läuft Hasebe auf und Schindzielorz ersetzt Okubo, der seinen Platz eigentlich für Grafite hätte freimachen sollen. Doch der musste am Knie operiert werden, was Trainer Funkel erleichtert zur Kenntnis nimmt: “Grafite ist einer der besten Stürmer der Liga, wenn er nicht spielt, ist das sicher nicht schlecht für uns.“ Lediglich 35.600 Zuschauer im Waldstadion, aber beim VFL Wolfsburg kommen immerhin “mit 160 Fans fast doppelt so viele wie in der letzten Saison“ nach Frankfurt, wie Trainer Funkel augenzwinkernd bemerkt. Die Adler auf den Rängen bereiten den Adlern auf dem Rasen einen lauten Empfang, die Nordwestkurve ist geschmückt. Neben Genesungswünschen für den beim Kölnspiel verunglückten Fan gibt es eine Choreographie mit einem orangefarbenen Gruß an den nächsten Gegner Karlsruhe: “Fighting - Hessisch!“ Es ist nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Wochen die Gemüter aller Eintrachtfans erregen wird. Doch zurück zum Spiel: Es ist ein abwartender Beginn von beiden Seiten, aber die Zuschauer erkennen schnell, dass Wolfsburg wie angekündigt auf Sieg spielt. Schneller als ihnen lieb ist, verlagert sich das Spiel in die Hälfte der Adler. In der 9. Spielminute begeht Steinhöfer am Mittelkreis ein Foul an Hasebe. Der Freistoß wird schnell ausgeführt, der Ball kommt zu Gentner auf der linken Seite. Ochs begleitet ihn, um dann zum aufrückenden Schäfer zu laufen. Fink lässt Gentner vor dem linken Strafraumeck an den langen Pfosten flanken. Im Gegensatz zu Bellaïd ist Dzeko hellwach, löst sich vom 22jährigen Franzosen und köpft das Leder unhaltbar für Torhüter Pröll, der bei der Flanke auf der Linie bleibt, ins Netz. Das 1:0 für Wolfsburg. Und die Niedersachsen setzen nach, keine Chance für die bislang viel zu braven Adler, ins Spiel zu kommen. Wieder ist es Dzeko, der von Russ nicht entscheidend gestört werden kann. Ein schneller Pass in den Strafraum, Hasebe will schießen, wird aber im letzten Moment von Fink vom Ball getrennt (15.). Nur eine Minute später scheitert Misimovic mit einem Freistoß aus 25 Metern an Pröll, der das Leder problemlos fangen kann. Die Eintracht tut sich schwer gegen die Wölfe, immer wieder gibt es Fehlpässe im Aufbauspiel, es fehlt an Aggressivität. Dann aber erkämpft sich Köhler das Leder, Doppelpass mit Meier und dann ein herrlicher Flankenwechsel auf die rechte Seite zu Fenin am rechten Strafraumeck. Vorbei an Marcel Schäfer zieht der 21jährige in die Mitte und schießt, aber Barzagli grätscht das Leder in letzter Sekunde zur Ecke. Fünf Minuten später ist wieder Fenin am Ball, er passt in den Strafraum zu Köhler, doch zu sehr in seinen Rücken. Köhler kann das Leder sechs Meter vor dem Tor nicht richtig kontrollieren (24.). Es bleibt dabei, die Adler versuchen zwar Druck aufzubauen, scheitern aber immer wieder an den eigenen Unzulänglichkeiten. Meier versteckt sich geschickt, Liberopoulos unterlaufen viele Stockfehler, doch er befindet sich in guter Gesellschaft, denn auch Ochs und Steinhöfer glänzen nur zu oft mit Fehlpässen. Die Wölfe stehen geschickt gestaffelt in der eigenen Hälfte und lassen nur hohe Flanken zu, bei denen Fenin ein ums andere Mal ins Abseits läuft. Auf den Rängen ist die Leistung indes genauso schlecht. Statt die Mannschaft nach vorne zu peitschen, wird immer lauter Caio gefordert und Meier gnadenlos ausgepfiffen. Erst kurz vor der Pause gibt es wieder Torchancen, allerdings für die Niedersachsen. Die 39. Spielminute, Misimovic schlägt eine Ecke in den Strafraum, Kopfballverlängerung von Hasebe und da kommt Gentner angerauscht, bolzt das Leder aber aus acht Metern weit über das Tor. Nur eine Minute später ein Konter über Misimovic und Hasebe, aber zum Glück verzieht Dzeko, der sich ein weiteres Mal gegen Russ durchsetzt, den Kopfball. In der Pause ist Trainer Funkel unzufrieden: "Drei, vier Spieler haben nicht ihr Leistungsvermögen abrufen können", sagt er diplomatisch. Deutlicher wird er bei den Zuschauerreaktionen zu Meier: “Die Fans haben ihn ausgepfiffen. Das habe ich nicht verstanden. Er hatte da nach ein paar Minuten einen Pass ins Aus gespielt, und da kippte die Stimmung schon. Das hat es für ihn nicht einfacher gemacht, und er hat die Pfiffe auch nicht verdient.“ Zur zweiten Halbzeit kommt Kweuke für Meier ins Spiel und die Adler wirken nun entschlossener. Ein Angriff der Wölfe wird abgefangen, Ochs sprintet nach vorne und passt zu Steinhöfer, der das Leder in den Strafraum zieht. Fenin will an den Ball, wird aber im Laufduell mit Pekarik zu Boden gerissen (49.). Schwach von Schiedsrichter Stark, der selbst nach dem Spiel keinen Elfmeter erkennen will: “Wir haben uns in der Kabine zusammen mit dem Schiedsrichter-Coach die Szene auf DVD angesehen. Es gab zwar einen kurzen Kontakt, ein Foul war aber nicht zu erkennen.“ Drei Minuten später, Konter über Ochs und Liberopoulos, der aus dem Halbfeld einen tollen Pass durch die Abwehr auf den startenden Fink spielt. Der sprintet in den Strafraum und ist frei vor Benaglio, spitzelt aber das Leder am Torhüter vorbei knapp neben den linken Torpfosten. Vielleicht hätte er besser auf den mitlaufenden Köhler in der Mitte passen sollen (52.). Die nächste Chance hat dann Wolfsburg nach einem Foul von Russ an Hasebe. 25 Meter Torentfernung, Misimovic schlenzt den Ball über die Mauer, aber auch knapp am linken Torwinkel vorbei (58.). Fünf Minuten später kommt der vom Publikum noch immer vehement geforderte Caio dann tatsächlich für den heute schwachen Liberopoulos. Doch die nächste Chance haben die Niedersachsen. Wieder gibt es Freistoß nach einem Foul von Russ an Gentner vor dem Strafraum. Schäfer will den Ball über die Mauer schlenzen, trifft aber den ausgestreckten Arm von Kweuke, so dass das Leder über das Tor segelt. Schiedsrichter Stark bleibt gnadenlos gegen die Adler und zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Entsetzen bei den Zuschauern und bei den Spielern. "Ich wollte nur mein Gesicht schützen", sagt Kweuke, doch für Stark kein Argument: “Schutzhand gibt es im Fußball nicht. Wenn der Spieler eine unnatürliche Handbewegung zum Ball macht, muss ich pfeifen, da gibt es keinen Ermessensspielraum.“ Zumindest nicht, wenn es gegen die Eintracht geht, meint mancher auf den Rängen. Misimovic lässt sich von den heftigen Protesten nicht aus der Ruhe bringen, nimmt das Leder und schiebt es in die Tormitte (65.). Das 2:0 für Wolfsburg. Bei der Eintracht liegen nun die Nerven blank. Statt aggressiv zu spielen, geht es in erster Linie aggressiv gegen den Gegner, es gibt viele kleine Fouls und zu viele Unterbrechungen, um sich Chancen zu erspielen. So ist es Dzeko, der in der 76. Minute die nächste Chance hat. Nach einem Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte umspielt er Fink, läuft allein auf Pröll zu, übersieht zum Glück den besser postierten Misimovic und scheitert mit seinem Schuss am herauslaufenden Torhüter Pröll (76.). Fünf Minuten später dann doch noch einmal die Eintracht über Fink, der einen langen Pass an den linken Strafraumrand spielt. Fenin will an seinem Gegenspieler vorbei, doch der lässt das Bein stehen und Fenin fällt. Ein wenig zu spektakulär vielleicht, denn der fehlsichtige Stark bleibt sich treu: “Eindeutig Ball gespielt“, während das Waldstadion ihn mit “Hoyzer, zieh die Maske aus“-Sprechchören „feiert“ und das Sportmagazin 'Kicker' ihm die Note 5 für seine Leistung gibt. Aber die Leistung der Eintracht ist heute nicht stärker gewesen als die des Schiedsrichters. Auch in den letzten 10 Minuten wird keine zwingende Torchance mehr erspielt und nach dem Schlusspfiff wird die Mannschaft vom Publikum ausgepfiffen - diesmal zu Recht. Zu all dem passt, dass nach dem Spiel festgestellt wird, dass sich Ochs den Mittelhandknochen an der linken Hand gebrochen hat. Die Eintracht rutscht auf Platz 13 in der Tabelle mit nur noch 3 Punkten Vorsprung auf Rang 16. (tr)
Markus Pröll zur Schiedsrichterleistung: "Wenn Wolfgang Stark pfeift, fühle ich mich moralisch schon mit 0:1 im Rückstand. Die 50-50-Situationen pfeift er grundsätzlich gegen uns. Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, dem das auffällt." Friedhelm Funkels eigene Sicht: "Mit einem guten Schiedsrichter verlieren wir das Spiel gegen Wolfsburg nicht. Wir haben nie ausgeschlossen, noch mal da unten reinzurutschen, aber wir werden nicht absteigen. Ich bin überzeugt davon, dass die Mannschaft beim KSC anders auftreten wird." Heribert Bruchhagen: "Wir sind schlechter als in der Hinserie. Wir wären schlecht beraten, wenn wir nun nicht nach unten schauen würden, dieses Wochenende war für uns alles andere als erfreulich.“ Marco Russ: “Wer jetzt nicht weiß, worum es geht, der ist fehl am Platz, die Träumereien von einem einstelligen Tabellenplatz haben sich endgültig erledigt.“ Patrick Ochs: "Jetzt sind andere Tugenden gefragt,
die Schönspielerei können wir vergessen."
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