Eintracht Frankfurt - Armina Bielefeld

Bundesliga 2008/2009 - 6. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Sonntag, 28.09.2008, 17:00 Uhr
Zuschauer: 37.600
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Landshut)
Tore: 0:1 Artur Wichniarek (7.), 1:1 Benjamin Köhler (87.)

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Eintracht Frankfurt Armina Bielefeld

 


  • Dennis Eilhoff
  • Michael Lamey
  • Radim Kucera
  • Nico Herzig
  • Markus Schuler
  • Oliver Kirch
  • Rüdiger Kauf
  • Robert Tesche
  • Thorben Marx
  • Christopher Katongo
  • Artur Wichniarek

 

Wechsel
Wechsel
  • Alexander Laas für Oliver Kirch (38.)
  • Zlatko Janjic für Artur Wichniarek (84.)
  • Daniel Halfar für Christopher Katongo (88.)
Trainer Trainer
  • Michael Frontzeck

 

Gereizte Stimmung rund um den Waldstadionacker

Es ist erst das zweite Heimspiel, aber die Stimmung ist sehr angespannt. Von einem “Schlüsselspiel“ spricht Heribert Bruchhagen und Trainer Funkel bestätigt: “Wir wissen, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen sollten.“ Nach der Pokalpleite gegen Rostock ist nun das Team gefordert: “Ich lasse Spieler nicht so leicht fallen. Aber irgendwann müssen sie das Vertrauen zurückzahlen.“ Und dies gegen einen vermeintlich leichten Gegner. Bielefeld hat zwar in dieser Saison bereits ein Remis in Berlin erzielt, der letzte Auswärtssieg der Arminen war jedoch am 1. Spieltag der letzten Saison in Wolfsburg, also vor mehr als 13 Monaten.

Nicht dabei sind heute Alexander Meier, der das Training nach Knieproblemen abbrechen musste und Chris, der nach seiner Roten Karte von Schalke für 3 Spiele gesperrt ist. Für die beiden rücken Toski auf die linke Außenbahn und Inamoto neben Köhler und Fink vor die Abwehr. Zudem spielt Russ, der im Pokal gesperrt war, in der Innenverteidigung anstelle von Galindo.

Arminia-Trainer Frontzeck kann nach der Pokalniederlage gegen Stuttgart wieder auf Wichniarek setzen, der in dieser Saison 5 der 7 Bielefelder Tore erzielte. Zudem spielen Lamey und Kauf für Bollmann, Kamper und Sadik.

Die Adler sind gefordert, doch die Fans machen es ihnen heute nicht leicht. Bereits bei der Mannschaftsaufstellung gibt es vereinzelte Pfiffe gegen den Trainer und besser wird es nicht werden. Die Nervosität auf den Rängen ist auch auf dem Platz sichtbar, ein Fehlpass jagt den nächsten, die Spieler haben Blei in den Füssen, Bielefeld hingegen ist hellwach. Die 3. Spielminute, ein Angriff der Eintracht wird jäh gestoppt, ein schneller Pass und ausgerechnet Wichniarek stürmt allein auf Torhüter Nikolov zu. Russ sprintet dem Polen hinterher und kann ihm in letzter Sekunde das Leder von den Füssen grätschen.

Nach sieben Minuten spielt Katongo einen flachen Pass auf die rechte Außenbahn zu Wichniarek, der sich leicht gegen Bellaïd durchsetzt. Der 31jährige schlenzt das Leder hoch in den Fünfmeterraum und nicht nur Torhüter Nikolov schaut dem Ball verduzt hinterher, als dieser über ihn hinweg fliegt und im langen Toreck landet. Die Fahne des Linienrichters bleibt unten, obwohl Wichniarek bei der Ballannahme im Abseits stand. Schiedsrichter Stark zeigt auf den Mittelkreis, es steht 1:0 für Bielefeld (7.).

Entsetzen auf den Rängen und auf dem Rasen, der nach dem Madonnakonzert in einem mitleiderregenden Zustand ist. Die Adler werden nun noch nervöser. Ochs spielt im Mittelfeld einen haarsträubenden Querpass. Katongo erläuft diesen locker und passt direkt auf Wichniarek, der jedoch um Zentimeter das Tor verfehlt, während Russ nur zuschauen kann (10.). Noch in der gleichen Minute vertändeln Inamoto und Fink das Leder, Lamey schaltet am schnellsten, doch diesmal verpasst Wichniarek das Zuspiel über die Abwehr.

“Wir sind Adler und Ihr nicht" und “Funkel-raus“-Rufe hallen durch das Waldstadion, eine sehr eigenwillige Unterstützung der Mannschaft, wie auch Trainer Funkel findet: "Ich kann diese Reaktion ein Stück weit nachvollziehen, aber dass das der Mannschaft nicht hilft, ist ja klar." Doch ganz langsam und umständlich erkämpft sich die Eintracht gegen nun sehr tief stehende Arminen das Spiel zurück. Trotz einiger Stockfehler und viel zu vieler Querpässe geht es in Richtung Tor von Eilhoff. Ein Eckball folgt nun dem nächsten, allerdings sind die flachen Hereingaben von Köhler und Fink ein gefundenes Fressen für die Bielefelder Abwehr, Torchancen ergeben sich so nicht.

Bis zur 18. Minute, dann lauert Liberopoulos auf den Pass und bekommt ihn auch. Ein kurzer Sprint in Richtung Strafraum, Torhüter Eilhoff stürmt ihn entgegen und der Ball ist im Tor! Doch nein, der Linienrichter hatte vorher die Fahne oben: Es war Abseits.

Die Adler bemühen sich weiter gegen zehn verteidigende Bielefelder, lediglich Wichniarek lauert an der Mittellinie. Doch es fehlen die Ideen und die Sicherheit bei den Gastgebern. Immer wieder läuft sich Fenin bei seinen Flügelläufen fest, Finks Ballsicherheit der letzten Saison ist irgendwie abhanden gekommen und Toski wirkt überfordert. Aufreizend lässig versucht er, die Bälle weiterzuleiten, wenn er sich dann doch in das Spielgeschehen einschaltet. So kann der Bielefelder Abwehrriegel nicht in Gefahr gebracht werden.

Dann eben mit Gewalt. Zunächst zwingt Fenin Torhüter Eilhoff mit einem Flachschuss aus über 20 Metern zu einer Parade (25.), danach ist es Inamoto, der aus ca. 28 Metern abzieht. Doch Eilhoff kann den scharfen Schuss parieren (29.).

Die nächsten 15 Minuten wieder das alte Bild. Die Adler versuchen sich mit viel zu durchsichtigen Angriffen meist über die Flügel, aber der entscheidende Pass ist zu ungenau oder kommt zu spät. Ein ums andere Mal läuft Fenin ins Abseits, und Liberopoulos kann die meist halbhohen Zuspiele nicht unter Kontrolle bringen. Es läuft bereits die Nachspielzeit, die 7. Ecke für die Eintracht. Diesmal schlägt Köhler die Ecke nicht kniehoch vor den Strafraum, sondern hoch und lang in eben diesen. Fenin kommt vor dem langen Pfosten an das Leder, braucht aber zu lange, um den Ball unter Kontrolle zu bringen. So kann Schuler die Situation klären, bevor Schiedsrichter Stark zur Halbzeit pfeift. Ein gellendes Pfeifkonzert begleitet die Spieler in die Kabine.

Während der Trainer auf seine Spieler einredet, kommentiert Bruchhagen das Spiel kurz und richtig: “In der ersten Hälfte hatten wir keine einzige gute Aktion.“ Dennoch gibt es zur zweiten Hälfte keinen Wechsel, lediglich Trainer Funkel hat seine weiße Trainingsjacke, die er stets bei sehr kritischen Spielen trägt, wie dem 4:0-Sieg gegen Aachen in der Saison 06/07, in der Kabine gelassen. Doch das Spiel bleibt das alte. Zwar rückt nun Fenin immer mehr in die Spitze und Toski versucht sich im zentralen Mittelfeld, aber für Gefahr kann auch dies nicht sorgen.

Eine Stunde ist gespielt und Trainer Funkel reagiert nun. Er wechselt Caio und Steinhöfer für Toski und Fink ein. Und dieser Wechsel scheint den Adlern gut zu tun. Caio probiert sich zwar erfolglos mit einem Weitschuss, aber er wirkt auf dem Rasen präsenter als Toski. Auch Steinhöfer wuselt sofort auf der linken Außenbahn, nur fehlt es noch immer am entscheidenden Pass. Aber immerhin, Bielefeld kommt nicht mehr aus der eigenen Hälfte. Fenin (66.) und Köhler (69.) können Torhüter Eilhoff prüfen, doch der Ausgleich will nicht fallen.

Die erfahrenen Spieler wirken verkrampft, jugendliche Unbekümmertheit soll die Verkrampfung lösen helfen: In der 74. Minute wechselt Funkel den 17jährigen Juvhel Tsoumou für den 16 Jahre älteren Liberopoulos ein, es ist das erste Bundesligaspiel für den Regionalligastürmer der U23. Doch die Minuten verrinnen, es fehlen die spielerischen Mittel, den Arminenriegel zu knacken. Und ergibt sich dann doch einmal eine Chance, so ist es Eilhoff, der das Leder unter Kontrolle bringt, um es gefühlte Minuten nicht mehr aus den Händen zu geben. Die 83. Minute, es gibt Freistoß für die Eintracht aus 23 Metern. Caio schnappt sich das Leder und knallt es an der Mauer vorbei auf das Tor. Torhüter Eilhoff fliegt und kratzt die Kugel von der Linie, es bleibt beim 0:1.

Es läuft schon die 87. Spielminute, Ochs ist am Ball auf der rechten Außenbahn, er flankt in den Strafraum, Steinhöfer verlängert mit dem Kopf in den Fünfmeterraum. Torhüter Eilhoff will an das Leder und verschätzt sich, nicht aber Köhler, der den Ball ins Netz drückt. Tor! Das 1:1 in der 87. Minute, erneut hat die Eintracht einen Rückstand in den letzten Minuten aufgeholt. Jubel auf dem Platz und auf den Rängen, aber eher verhaltene Freude bei Köhler, der sichtlich verärgert über die Pfiffe und Rufe der Fans ist: "Diese Rufe sind sinnlos. Ob die nun Funkel oder Köhler raus rufen, ist mir egal."

Die Adler versuchen nun, auch noch den Siegtreffer zu erzielen, doch Chancen ergeben sich keine mehr. Es bleibt beim 1:1 und die Eintracht mit einem Spiel weniger und 3 Punkten auf Platz 17 - noch immer kein Bundesligasieg in dieser Saison. Und trotz des späten Ausgleichs ist die Stimmung wie zu Beginn: „Funkel raus“-Rufe, begleitet von Pfeifkonzerten gegen die Rufer oder gar gegen die Mannschaft wechseln sich ab. Es bleibt unruhig. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Wir können nicht schön Fußball spielen. Es geht nur über den Kampf. Die Durchschlagskraft, den Sieg auch mal zu erzwingen, hat mir gefehlt."

Michael Frontzeck: “Auf so einem Acker hat es die Gastmannschaft leichter.“

Heribert Bruchhagen: „Der Trainer hat keinen Fehler gemacht, jeder mit Sachverstand hätte die gleichen elf Spieler gestellt. Dennoch: Wir waren überzeugt, das Spiel zu gewinnen. Und ein Heimspiel gegen Arminia Bielefeld musst du auch gewinnen."

Funkel zur Stimmung: "Natürlich höre ich das, und natürlich ist es nicht angenehm. Aber es belastet mich nicht, es hat auf mein Wohlbefinden keinen Einfluss - und meine Entscheidungen sind davon völlig unabhängig."

Bruchhagen zur Stimmung: "Bei drei Punkten aus fünf Spielen kann die Stimmung nicht gut sein, die Zuschauer spüren, dass der Mannschaft die Souveränität fehlt. Die Fans sind enttäuscht, aber das rufen sie natürlich nicht, sie rufen dann: Funkel raus. Aber das ist nicht nur in Frankfurt so."

 

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