Eintracht Frankfurt -
Real Madrid |
Freundschaftsspiel 2008/2009
1:1 (1:0)
Termin: Dienstag, 12.08.2008, 20:30 Uhr
Zuschauer: 50.800
Schiedsrichter: Lutz Wagner (Hofheim)
Tore: 1:0 Habib Bellaïd (7.), 1:1 Robinho (71.)
Eintracht Frankfurt | Real Madrid |
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Trainer | Trainer
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Nur ein Freundschaftsspiel “Mein erster Gedanke war, dieses Spiel ist ein Schwindel, geschnitten, ein Film, weil diese Spieler Dinge taten, die nicht möglich sind, nicht real, nicht menschlich!" Leider beschreiben diese Worte von Sir Bobby Charlton kein aktuelles Spiel der Eintracht. Es geht vielmehr um das legendäre Endspiel im Europapokal der Landesmeister am 18. Mai 1960, das Real Madrid mit 7:3 vor 127.500 Zuschauern in Glasgow gegen die Adler gewann. Anlass genug für den aktuellen Vermarkter beider Vereine, das nunmehr dritte Freundschaftsspiel beider Vereine seit diesem Fußballfest als eine Art Revanche anzukündigen. Und plötzlich mischt sich auch die Politik ein. Da Real Madrid für einen privaten Sportwettenanbieter Werbung auf der Brust macht, eine solche Werbung jedoch in Deutschland verboten ist, ist das Spiel kurzzeitig gefährdet. Von Ordnungsgeldern ist die Rede, sogar die Warnung, Madrid am Einlaufen zu hindern, wenn diese mit besagten Trikots auflaufen, steht im Raum. Doch viel Rauch um gar nichts, „El“ Madrid, wie sie in Spanien genannt werden, läuft im ausverkauften Waldstadion in blütenweißen Jerseys mit einer eindeutigen Werbebotschaft auf. Und zwar mit allen aktuellen Stars in der Anfangsformation oder zumindest auf der Bank. Lediglich die verletzten Sneijder und Cannavaro treten die Reise an den Main nicht an. „Wir wollen mit einem guten Gefühl in die Saison starten. Dafür müssen wir gegen Frankfurt bis an die Grenzen gehen", sagt Madrids Trainer Schuster vor dem Freundschaftsspiel und stellt die Mannschaft auf, die wohl auch im spanischen Supercup gegen Valencia auflaufen wird. Mit dabei somit neben Torhüter Casillas, Robben, Raúl und van Nistelrooy auch der Neuzugang vom Hamburger SV, van der Vaart. Wesentlich euphorischer als Schuster klingt Trainer Funkel: "Wir gehen es professionell an, wir bereiten uns wie auf eine Bundesligapartie vor. Real ist ein Mythos, der beste, der größte Verein der Welt, die Nummer eins auf dieser Erde“ und überrascht mit einer offensiven Aufstellung. Neben Amanatidis im Sturm steht Liberopoulos, im Mittelfeld wurde dafür die zentrale Position geopfert. Toski und Steinhöfer besetzen die Außenpositionen vor Inamoto und Chris im defensiven Mittelfeld. Nach dem symbolischen Anstoß durch die Eintracht-Legenden Dieter Lindner und Alfred Pfaff sowie den Spaniern Gento, Santamaria und Pachin geht das Spiel unter Leitung von Schiedsrichter Lutz Wagner so los, wie es sein sollte. Schnell, offensiv und ohne große taktische Zwänge. Es läuft die 7. Spielminute, Torres foult Steinhöfer auf der rechten Außenbahn. Toski schnappt sich das Leder und schlägt es scharf in den Strafraum. Pepe, bedrängt von Russ lenkt den Ball mit der Hand an die Torlatte und Bellaïd staubt in aller Seelenruhe ab. Das 1:0 für die Eintracht. El Madrid übernimmt nun immer mehr das Kommando im Mittelfeld, doch es läuft zu viel durch die Mitte, immer wieder wird der Neuzugang vom HSV, Rafael van der Vaart, gesucht, der dann auch die Torchancen einleitet. Nacheinander versuchen sich Ramos (14./17.) und Diarra (16.), scheitern aber ebenso wie van der Vaart (23.) am glänzend reagierenden Oka Nikolov. Die Eintracht hält weiterhin mit schnellen Angriffen dagegen, die immer wieder von Inamoto eingeleitet werden. Insbesondere Ochs und Steinhöfer tun sich bei diesen präzise vorgetragenen Angriffen hervor, indem sie auf der rechten Außenbahn die Spanier öfter herausfordern, als es den Gästen lieb sein kann. So auch in der 28. Spielminute, als Kapitän Amanatidis eine schöne Flanke von Steinhöfer knapp verfehlt. Natürlich merkt man den Spaniern an, dass sie sich erst seit 14 Tagen im Training befinden, dennoch, immer wieder schaffen es die Adler prima, den Weltklassespielern den Schneid abzukaufen. Ein schönes Beispiel hierfür liefert eine Szene in der 42. Spielminute: Bei einem Konter wird van Nistelrooy geschickt, Bellaïd sprintet ihm hinterher, bedrängt ihn fair und nimmt ihm dann elegant und sicher den Ball von den Füssen. In der 45. Minute wird der couragierte Auftritt der Adler mit Glück belohnt. Van Nistelrooy zieht aus gut 20 Metern ab, trifft aber nur die Latte. Und Ramos bringt schließlich im Torraum das Kunststück fertig, den Abpraller neben das Tor zu setzen. Zur Pause sind die Zuschauer genauso begeistert wie der Eintracht-Kapitän: “In der ersten Halbzeit haben wir unser bestes Gesicht gezeigt.“ Zur zweiten Halbzeit bringt Trainer Funkel Fink für Chris und Fenin soll für Liberopoulos stürmen. Auch Bernd Schuster wechselt gleich viermal aus und bringt unter anderem Metzelder für Pepe und Robinho für van Nistelrooy. Madrid drängt nun auf den Ausgleich, die Adler werden in der eigenen Hälfte eingeschnürt und verteidigen mit Mann und Maus, Entlastungsangriffe gibt es zunächst kaum. Dann aber startet Steinhöfer auf der rechten Seite und flankt den Ball in den Strafraum. Doch Amanatidis hat bei allem Eifer nicht seinen besten Tag und verdaddelt den Ball allein vor Torhüter Casillas (54.). Weiterhin bestimmt Real das Geschehen auf dem Rasen, immer wieder über van der Vaart. Mit einem schönen Heber überlistet er die Innenverteidigung, nicht aber Nikolov, der den Kopfball von Ramos an die Latte lenken kann (59.). Nur eine Minute später reagiert Oka wieder prächtig vor Raúl, der erneut durch einen Heber von van der Vaart freigespielt wurde (60.). Dann die 71. Spielminute, Russ spielt einen Pass nach vorne, der aber von Salgado abgefangen wird. Der Argentinier schickt Robben, der sich gegen Bellaïd durchsetzen kann und quer auf Robinho passt, der das Leder aus fünf Metern nur noch einschieben muss. Der 1:1-Ausgleich. Danach lassen es die Madrilenen wieder etwas ruhiger angehen, so dass die Adler sich Luft verschaffen können. In der 90. Minute dann sogar die Chance zur Führung, doch der Kopfball von Russ aus 5 Metern kann von Iker Casillas in glänzender Manier pariert werden. Danach ist Schluss und Trainer Funkel zieht sein Fazit: "Mir hat es Spaß gemacht, ich denke, wir haben ein gutes Spiel gesehen. Nur in der zweiten Halbzeit haben wir Madrid etwas zu viel Platz gelassen.“ Bereits in fünf Tagen wird es Ernst, die Eintracht empfängt zum Auftakt der Bundesligasaison Hertha BSC Berlin im Waldstadion. (tr)
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