Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg

Bundesliga 2007/2008 - 32. Spieltag

2:3 (1:2)

Termin: Mi 07.05.2008, 20:00 Uhr
Zuschauer: 45.300
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Grafite (4.), 1:1 Ioannis Amanatidis (22., Foulelfmeter), 1:2 Marcel Schäfer (28.), 2:2 Markus Weissenberger (62.), 2:3 Edin Dzeko (79.)

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Eintracht Frankfurt VfL Wolfsburg

 


  • Diego Benaglio
  • Sascha Riether
  • Ricardo Costa
  • Jan Simunek
  • Marcel Schäfer
  • Makoto Hasebe
  • Josué
  • Christian Gentner
  • Marcelinho
  • Grafite
  • Edin Dzeko

 

Wechsel Wechsel
  • Alexander Madlung für Jan Simunek (46.)
  • Jacek Krzynowek für Makoto Hasebe (65.)
  • Ashkan Dejagah für Marcelinho (65.)
Trainer Trainer

 

Die Welle im Wald

Ausgespielt und verhöhnt wurden die Adler und ihr Anhang im Schwabenland, aber auch beim König von Wolfsburg ist nach dem fulminanten Rückrundenstart nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg inzwischen ein Zacken aus der Krone gefallen. Daher will der Manager, sportliche Leiter und Trainer Magath heute unbedingt einen Sieg, denn im Gegensatz zur Eintracht kann die Betriebsfußballabteilung des Autobauers den UEFA-Cup noch erreichen: “Das ist ein halbes Endspiel, was wir jetzt vor der Brust haben! Wenn wir da nicht bestehen, brauchen wir nicht weiter zu rechnen.“ Die Unterstützung seiner Gefolgschaft ist dem König sicher, denn immerhin 76 Fans machen sich an diesem Mittwoch auf den langen, beschwerlichen Weg nach Frankfurt.

Der Rest der 45.300 Zuschauer will eine Reaktion der Adler nach dem peinlichen Auftritt in Stuttgart sehen, auch wenn Trainer Funkel abwiegelt: “Die Mannschaft ist erfahren genug, um das wegzustecken, ich werde vor dem Spiel nur drei, vier, fünf Sätze sagen - und dann geht's raus." Raus geht es auch für Markus Weissenberger, der heute für Toski spielen und voraussichtlich sein vorletztes Heimspiel für die Adler bestreiten wird. Denn nach insgesamt 85 Spielen und 4 Toren im Eintrachttrikot seit der Saison 2004/2005 ist Schluss für den 33jährigen Österreicher, der in der kommenden Saison wieder in Linz spielen wird. "Der Abschied fällt mir schwer“, sagt Weissenberger, aber "die Familie wollte zurück nach Österreich."

Neben Weissenberger spielt heute Inamoto für Russ, der sich in Stuttgart eine Zehenprellung zugezogen hatte, und etwas überraschend Mantzios für Martin Fenin als zweite Sturmspitze neben Amanatidis.

Felix Magath wechselt im Vergleich zum 0:0 gegen die Bayern nur auf einer Position: Für Baier soll Josué vor der Viererkette für Ordnung sorgen, dafür rückt Riether auf die rechte Abwehrseite.

Das Spiel beginnt ohne großes Vorgeplänkel, das Mittelfeld wird sowohl von den Adlern als auch von den Grünen schnell und direkt überbrückt. Bereits nach 45 Sekunden hat Wolfsburg die erste gute Torchance. Dzeko bekommt einen hohen Pass aus dem Mittelfeld unter Kontrolle und kann sich mit einem kurzen Schlenker gegen Galindo am rechten Strafraumeck durchsetzen. Ein Flachschuss Richtung langer Pfosten, Grafite kommt herangegrätscht, verpasst aber knapp. Nur eine Minute später setzt sich Weissenberger auf der linken Seite gegen zwei Wölfe durch und flankt von der Torauslinie in den Strafraum. Mantzios rauscht heran, nimmt die Hereingabe vom Elfmeterpunkt Volley, verfehlt das Tor aber um Zentimeter.

Nun wieder Wolfsburg, Ochs klärt eine Hereingabe von Dzeko zur Ecke. Marcelinho wird von der linken Seite ausführen. Scharf schlägt der Brasilianer das Leder in den Strafraum, Kyrgiakos verschätzt sich, und Grafite kann den Ball in die rechte Ecke köpfen. Es steht 1:0 für Wolfsburg (4.). Ist Kyrgiakos der Nasenschutz einmal mehr über die Augen gerutscht? Wie schon in Stuttgart ein eklatanter Fehler des Griechen bei einem Abwehrversuch, während Vasoski auf der Ersatzbank schmort.

Aber Wolfsburg ist nicht Stuttgart und die Adler reagieren diesmal weder geschockt und mutlos, sondern greifen an. Die Wolfsburger schlagen das Leder raus, doch im Mittelfeld kommt Fink an den Ball und spielt sofort in die Gasse auf den losspurtenden Amanatidis. Der Kapitän fackelt nicht lange und überwindet Torhüter Benaglio mit einem feinen Schlenzer. Doch die Fahne ist oben, Abseits entscheidet Schiedsrichter Sippel. Zu Unrecht, denn beim Zuspiel von Fink war Amanatidis auf gleicher Höhe mit Simunek (9.).

Die Eintracht macht weiter Druck. In der 16. Spielminute gibt es Ecke für die Eintracht von der linken Seite. Weissenberger führt aus, Kyrgiakos steigt hoch, verfehlt aber mit seinem Kopfball knapp das Tor. Eine Minute später ist es Amanatidis am linken Strafraumeck, der auf Vorlage von Köhler Torhüter Benaglio genau in die Arme spielt. Dennoch ist es eine seltsame Stimmung im Waldstadion, anstatt die Adler anzufeuern, wird er schon ab der 20. Minute gefordert, der brasilianische Heilsbringer, der - so scheint’s - Wolfsburg durch seine bloße Anwesenheit besiegen könnte. Nicht verhindert hätte er jedenfalls den Doppelpass von Marcelinho und Grafite, mit dem die Abwehr der Adler nur allzu leicht überwunden wird. Inamoto und Galindo schauen begeistert zu, während der Brasilianer im grünen Trikot den Ball nur knapp am linken Pfosten vorbei setzt (20.).

Der direkte Gegenzug, zunächst wird der Ball in der eigenen Hälfte quer gespielt, doch dann schlägt Köhler vom Mittelkreis aus einen wunderbaren weiten Pass zum rechten Strafraumrand. Mantzios bekommt das Leder im Strafraum unter Kontrolle, eine schnelle Drehung und sein überrumpelter Gegenspieler Simunek muss sich seiner Ringerkünste bemühen. Der Grieche fällt und Schiedsrichter Sippel reagiert: Es gibt Elfmeter für die Eintracht. Keine Frage, der Kapitän nimmt sich das Leder. Amanatidis zielt nach rechts, auch Torhüter Benaglio hechtet in die rechte Ecke, doch der Ball landet im linken Toreck. Das 1:1 in der 22. Spielminute.

Und weiter geht es offensiv von beiden Teams, doch den Grünen wird es richtig leichtgemacht. Viel zu viel Raum wird ihnen im Mittelfeld gelassen und die Außenbahnen sind ein ums andere Mal verwaist. Ob Ochs die Bayern und Spycher seine Nationalmannschaft im Kopf haben? Die Gegenspieler haben sie jedenfalls nicht im Auge. Auch Galindo nicht, der sich von der Unsicherheit von Kyrgiakos wohl anstecken lässt. Beide laufen, aber nur hinterher. Und dies rächt sich.

Die 27. Spielminute, ein Angriff der Adler wird abgefangen, Gentner spielt in der eigenen Hälfte einen Pass auf Dzeko, um selbst gemütlich nach vorne zu laufen. Auch Dzeko trabt mit dem Ball die linke Seite entlang, freundlich begleitet von Ochs schafft er es bis in den Strafraum, bevor Gentner das Leder auf die rechte Seite flankt, während Galindo ins Leere grätscht. Das Leder landet bei Hasebe am rechten Strafraumeck. In aller Ruhe kann der Japaner stoppen und auf Riether zurückspielen, während Spycher noch immer verschollen ist. Riether passt auf den vor dem Strafraum freistehenden Josué, der locker auf Gentner in den Strafraum flankt. Noch immer verspürt Ochs keine rechte Lust, ihn anzugreifen, so dass der einfach zurück auf Schäfer spielt. Kyrgiakos steht einen Meter von ihm weg, also haut Schäfer das Leder aus 16 Metern auf den Kasten von Torhüter Pröll. Nur ein wenig besser als seine Vorderleute sieht Pröll bei seinem Abwehrversuch aus, so dass die Kugel im Netz landet. Das 1:2 für Wolfsburg (28.).

“Ein Hühnerhaufen“ könnte man zu dieser Abwehr sagen, Trainer Funkel drückt dies diplomatischer aus: “Wir sind derzeit in der Defensive nicht so stark“ und Heribert Bruchhagen bemängelt die “fehlende Kompaktheit.” Auch die Zuschauer sind nicht begeistert, “Caio, Caio“-Rufe, Pfeifkonzerte und ein “Oh, wie ist es schön“ bekommen die wehr-, aber nicht hörlosen Adler präsentiert, bis sie sich in die Halbzeitpause verabschieden. "Unser Selbstvertrauen ist nicht mehr ganz so groß, und wenn die Zuschauer gleich pfeifen, ist das wenig hilfreich“, merkt Weissenberger hierzu an. Noch viel weniger hilfreich als die sarkastischen Rufe der Zuschauer war jedoch die Leistung der Abwehr bislang.

Mit Wut im Bauch und wahrscheinlich - dank Trainer Funkel - nunmehr klirrenden Ohren beginnen die Adler die zweite Halbzeit. Spycher setzt sich in der Wolfsburger Hälfte gegen Marcelinho durch und passt auf Amanatidis am linken Strafraumeck. Der Kapitän überlistet zwei Grüne und flankt in die Mitte auf Mantzios, der aus sechs Metern in die rechte Ecke köpft. Torhüter Benaglio reagiert prächtig (48.).

Nur zwei Minuten später aber wieder Wolfsburg: Marcelinho passt auf Gentner im Strafraum, eine kurze Drehung und sein freundlicher Begleiter Ochs ist ausgespielt, Gentner schießt, doch Torhüter Pröll kann den wuchtigen Schuss vom linken Strafraumrand parieren. Das Leder landet bei Hasebe, der, natürlich völlig freistehend, den Ball aus 16 Metern an die Latte knallt.

Vorne “Hui“, aber leider viel zu überhastet, und hinten “Pfui“, so präsentieren sich die Adler. Des Trainers Erklärung: "Wir wollten attraktiver und torreicher spielen, weil wir unsere Ziele früher erreichen wollten. Deshalb stehen wir nicht mehr so gut“, teilen die Zuschauer nicht wirklich. Sie präsentierten sich vielmehr genauso unterirdisch wie die Abwehr der Eintracht. “Deutscher Meister wird nur die SGE“ und “Europapokal“ wird skandiert, während „la Ola“ – die Welle - durch das Waldstadion rollt.

Nach 60. Minute kann es auch Trainer Funkel nicht mehr hören, er bringt den vom Volk geforderten Messias, der eigentlich der ärmste Kerl ist, denn diese Erwartungshaltung kann ein Caio allein gar nicht erfüllen. Für den jungen Brasilianer verlässt Spycher den Platz. Soviel vorweg, schlechter als der Schweizer kann er nicht spielen.

Caio rückt sofort ins zentrale Mittelfeld, Köhler dafür auf die Position des linken Außenverteidigers. Und dies zahlt sich aus. Köhler fängt einen Angriff der Wölfe ab und spielt sofort auf Amanatidis, der auf Weissenberger auf der linken Seite spielt. Der Österreicher spielt zu Caio, der es alleine versucht, aber an der vielbeinigen Abwehr der Wölfe scheitert. Die Grünen sind nun in der Vorwärtsbewegung, doch Inamoto erkämpft sich den Ball gegen Marcelinho und passt die Kugel in den Lauf zu Amanatidis. Der Kapitän versucht im Strafraum Torhüter Keeper Benaglio auszuspielen, gerät aber ins Straucheln, während Weissenberger heranstürmt, das Leder übernimmt und in die rechte Ecke zum 2:2 einschiebt (62.).

Die Adler bemühen sich weiterhin um den Führungstreffer, doch vieles ist überhastet und zu ungenau, immer wieder laufen Mantzios und Amanatidis ins Abseits. Dafür hat Wolfsburg noch immer viel Platz im Mittelfeld, weil die Abwehr der Eintracht einfach nicht nachrücken will. Die 79. Spielminute: Ochs verliert vor dem Strafraum den Ball, Grafite flankt auf die linke Seite zu Gentner, der auf den für Hasebe eingewechselten Krzynowek zurückspielt. Der polnische Nationalspieler sprintet los, lässt Ochs und Inamoto stehen und passt flach an den Fünfmeterraum. Dzeko setzt sich gegen Fink durch und schiebt zur erneuten Führung ein, es steht 2:3 für Wolfsburg (79.). Und wieder ein Fehler von Schiedsrichter Sippel, denn es war Abseits!

Die Adler versuchen es weiter, doch die Angriffe bleiben überhastet. Auch Caio versucht es mit der Brechstange, wird dafür aber im Gegensatz zu anderen Spielern von Trainer Funkel kritisiert: "Er ist nicht so schnell. Ein anderer Spieler wäre da womöglich zum erfolgreichen Abschluss gekommen. Fußball ist ein Mannschaftssport." Das ist er, aber ein anderer Spieler seiner Mannschaft wäre in dieser Situation möglicherweise erst gar nicht zu Caios Schusschance gekommen. Ähnlich erstaunlich wie Funkels übertrieben anmutende Einzelkritik ist die Einwechslung in der 86. Minute: Für Weissenberger kommt kurz vor Schluss Martin Fenin.

Und fast wäre er doch noch geglückt, der Ausgleich. Ochs stürmt nach Doppelpass mit Mantzios an den rechten Strafraumrand und will in die Mitte flanken. Doch Paddy trifft den Ball nicht richtig, so dass sich die Kugel in Richtung kurzer Pfosten dreht und Torhüter Benaglio in letzter Sekunde zur Ecke klären kann (87.).

Ein paar überhastete Angriffe später ertönt ein Pfiff und dann ein Pfeifkonzert: Es ist die fünfte Niederlage im sechsten Spiel. "Da darf man nicht erwarten, dass die Zuschauer begeistert sind", sagt Bruchhagen. Die La-Ola-Verhöhnung der eigenen Mannschaft durch die Eintracht-Fans hat der Schreiber dieser Zeilen allerdings auch nicht erwartet... (tr)

 

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