Eintracht Frankfurt -
FC Energie Cottbus |
Bundesliga 2007/2008 - 25. Spieltag
2:1 (0:0)
Termin: Donnerstag 20.03.2008, 20:30 Uhr
Zuschauer: 45.100
Schiedsrichter: Michael Kempter (Sauldorf)
Tore: 0:1 Timo Rost (48.), 1:1 Caio (59.), 2:1 Marco Russ (65.)
Eintracht Frankfurt | FC Energie Cottbus |
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Trainer | Trainer
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Ein caiotisches Spiel
Donnerstagabend und die Eintracht spielt im Waldstadion. Im letzten Jahr hieß dies UEFA-Pokal, dieses Jahr sind es nur die “Lederhosenauszieher“ aus der Lausitz, die dennoch vor einer prächtigen Kulisse von 45.100 Zuschauern bei ekligem Aprilwetter auflaufen werden. Cottbus hat zwar in der Vorwoche die Bayern mit 2:0 besiegt, ist aber nach wie vor die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga und rangiert mit 20 Punkten auf Tabellenplatz 15. Der letzte Sieg der Cottbusser in einem Auswärtsspiel ist fast ein Jahr her, es war ausgerechnet der 1:3-Sieg in Frankfurt am 7.4.2007. Trainer Funkel mahnt daher vor Übermut und dem Schielen nach den UEFA-Cup-Rängen: “Wir werden Cottbus definitiv nicht unterschätzen. Die Cottbuser haben gut gespielt, es war ein defensiv kompakter Auftritt. Sie werden sicherlich auch gegen uns versuchen, die Räume eng zu machen und uns zu Ballverlusten zwingen. Wir werden hellwach sein müssen, es wird sicherlich nicht allzu leicht.“ Keine großen Alternativen, aber auch keinen Grund zum Wechseln sieht Trainer Funkel nach dem 1:0-Auswärtssieg in Karlsruhe: “Wir haben zuletzt fantastisch gespielt und fantastisch gekämpft“. So spielt Russ wieder für den verletzten Kyrgiakos, der immerhin mit einer Spezialgesichtsmaske auf der Bank sitzt, in der Innenverteidigung und Inamoto übernimmt die Rolle von Chris neben Fink im defensiven Mittelfeld. Mit dabei ist auch Benjamin Köhler, der kurz vor einer vorzeitigen Vertragsverlängerung mit der Eintracht steht. "Es ist toll, solch einen Spieler zu haben, er ist reifer, älter, cleverer, besser - und torungefährlicher geworden," sagt Friedhelm Funkel mit einem Augenzwinkern. Der Cottbusser Trainer Bojan Prasnikar nimmt gegenüber dem 2:0-Sieg gegen die Bayern aus der Vorwoche nur einen Wechsel vor. Für den gelbgesperrten Mitreski rückt der zuletzt ebenfalls gesperrte Kapitän Timo Rost wieder ins Mittelfeld. Mit dabei ist auch Ervin Skela, der in der Saison 03/04 zusammen mit Dragusha und Cipi bei der Eintracht das sogenannte “Herz der albanischen Nationalmannschaft“ bildete. Er spielte von 2001 bis 2004 für die Adler, schoss 26 Tore in der Liga und kam zu insgesamt 99 Einsätzen im Adlerdress. Nach dem Abstieg unter “Container-Willi“ Reimann verließ er die Adler in Richtung Bielefeld, um nach einem Abstecher in Kaiserslautern und der Ersatzbank bei Ascoli Calcio schließlich seit Januar 2007 in Cottbus zu landen. Nun ist der 31jährige schlauer: “Ich bereue bis heute, dass ich die Eintracht damals verlassen habe. Das war ein Fehler." Und für eine zweite Chance ist es nun zu spät. Nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Kempter ist die Eintracht ist zunächst bemüht, die Kontrolle über das Spiel zu bekommen, was auch nicht sonderlich schwer fällt, denn die in grellstmöglichem Orange gekleideten Lausitzer wollen eigentlich gar nicht stürmen, sondern verlegen sich aufs Verteidigen. Nur nicht Ervin Skela, der die Instruktionen seines Trainers zunächst nicht umsetzt. Vom Mittelkreis aus schlägt er einen hohen Pass auf die rechte Seite direkt zu Angelov, der Weissenberger umkurvt und vom Strafraumeck aus in den Strafraum passt. Aber Russ hat aufgepasst und kann vor Sörensen klären (2.). Das war es dann aber auch mit der Cottbusser Sturmherrlichkeit, die Adler sind am Zug. Doch die Wege sind eng im Mittelfeld, denn die Lausitzer sind nun in ihrem Element. Sehr geschickt macht die Doppelviererkette die Räume im Mittelfeld dicht, attackiert bereits in der Frankfurter Hälfte, um bei Bedarf schnell und geschlossen vor den eigenen Strafraum zurückzuweichen. So bleibt es zunächst bei vielen Kurzpässen, die wenig Raumgewinn bringen. Lediglich Marco Russ versucht sich mit langen öffnenden Pässen, diesmal von der Mittellinie direkt auf Amanatidis, der vor dem Strafraum verzweifelt Platz sucht. Doch drei Grellorange stehen dem Griechen quasi auf den Füssen, so dass er keine Chance zum Torschuss hat (7.). Dann die 24. Minute, Rost krallt sich am Trikot von Ochs fest, um diesen an einem Sturmlauf zu hindern, es gibt Freistoß für die Adler von der rechten Außenbahn. Markus Weissenberger tritt das Leder mit Links hoch in den Strafraum, Amanatidis steigt hoch, doch sein Kopfball geht knapp am linken Torpfosten vorbei, da wäre Torhüter Tremmel chancenlos gewesen (24.). Danach wieder das alte Bild, es ist kein Durchkommen gegen die massive Cottbusser Abwehr möglich, immer wieder laufen sich die Adler fest. Und da sich die Lausitzer sogar dem Konterspiel verweigern, kann Oka Nikolov in aller Ruhe die Grashalme in seinem Strafraum begutachten. Es läuft schon die 38. Spielminute, Fenin startet von der linken Außenbahn, wird jedoch von Angelov in feinster Catchermanier umgerissen. Es gibt Freistoß und wieder ist es Weissenberger, der das Leder schön in den Strafraum zirkelt. Amanatidis will direkt abziehen, aber sein Schuss verunglückt völlig und rollt zurück aus dem Strafraum. Doch Weissenberger hat gut aufgepasst und jagt das Leder mit Rechts auf den Kasten von Torhüter Tremmel. Leider streicht der Ball knapp einen Meter am langen Torpfosten vorbei (38.). Kurze Zeit später wird es hektisch, obwohl Schiedsrichter Michael Kempter schon zur Pause gepfiffen hat. Inamoto hat einen Muskelfaserriss erlitten und Caio soll für den Japaner spielen. Doch es ist kein Dolmetscher da, denn - so Funkel: "Wenn sich Inamoto nicht am Oberschenkel verletzt hätte, hätte ich Caio nicht gebracht." Also wird Chris verzweifelt gesucht, der es sich im VIP-Bereich des Waldstadions gemütlich gemacht hat. Der suchende Pressesprecher Feick erkennt zwar die Lachsschnittchen, nicht aber den Brasilianer dank dessen neuer Frisur. Aber Mobilfunk sei Dank, Chris ist rechtzeitig in der Kabine, um Caio auf Portugiesisch die taktischen Anweisungen von Armin Reutershahn weiter zu geben. Chris hinterher: “Er hatte mir versprochen, dass er ein Tor macht.“ Mit Beginn der zweiten Halbzeit orientiert sich Caio ins zentrale Mittelfeld, die Eintracht ist am Ball. Amanatidis spielt auf Spycher, der an der linken Außenbahn von Angelov gefoult wird. Und da kommt er, mit seinen roten Kickschlappen und den schwarzen Handschuhen, nicht Weissenberger, nein, Caio legt sich den Ball fast liebevoll zurecht. Ein kurzer Anlauf und der Brasilianer jagt das Leder mit viel Effet in Richtung des langen Torecks. In allerletzter Sekunde kann Tremmel den Ball ins Toraus fausten (47.). Auch die nachfolgende Ecke von links tritt Caio, doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Im direkten Gegenstoß muss Torhüter Nikolov erstmals reagieren, nach einem langen Pass von Angelov auf Ervin Skela ist er einen Schritt schneller als sein Ex-Kollege. Cottbus bleibt am Ball, doch Spycher kann im Strafraum klären. Aber wie - der Schweizer passt den Ball genau in den Lauf von Rost, der aus 30 Metern abzieht. Der Schuss ist nicht fest und nicht platziert, setzt aber kurz vor Nikolov auf. Oka lässt das Leder aus den Händen gleiten und der Ball trudelt über ihn hinweg ins Netz. Au weia, das 0:1 für Cottbus (48.). Ein klarer Torwartfehler, aber, Trainer Funkel sagt es richtig: “Er hat uns in der Vergangenheit schon oft im Spiel gehalten. Deshalb muss man das verzeihen.“ Doch irgendwie war das Tor auch befreiend, denn plötzlich spielen die Lausitzer, die in dieser Saison auswärts noch nicht in Führung gegangen sind, offensiver und den Adlern bieten sich endlich mehr Räume im Mittelfeld. Und sie stürmen nach vorne, für ihren Torhüter, um dessen Fehler wieder auszubügeln. Fenin und Amanatidis kommen zu kleinen Chancen und es gibt innerhalb kurzer Zeit mehr Ecken für die Adler, als in der gesamten ersten Halbzeit. Dann die 59. Spielminute, Spycher fängt einen Vorstoß der Grellorangenfarbenen ab, über Weissenberger kommt der Ball zu Köhler, der Fenin an der Strafraumgrenze prima bedient. Der spielt einen doppelten Doppelpass mit Caio und der Brasilianer hat nun Platz. Kurz vor der Strafraumgrenze vernascht er Cvitanovic mit einem Übersteiger und zieht aus 18 Metern mit Wucht ab. Torhüter Tremmel ist völlig chancenlos, der Ball zappelt noch während seiner Parade im Netz. Der Ausgleich zum 1:1 (59.). Freudestrahlend rennt der 21jährige zu Chris und Betreuer Lionti, es war sein erstes Bundesligator und laut Heribert Bruchhagen: "ein spektakulärer Treffer". Nun geht es hin und her im Waldstadion, wo Minuten zuvor noch kein Zentimeter Platz zum Kombinieren war, klaffen nun große Lücken im Mittelfeld. Wieder wird ein Angriffsversuch der Lausitzer abgefangen und der Konter läuft über Fenin. Scharf flankt der 20jährige den Ball von der linken Außenbahn auf Amanatidis in den Strafraum, doch Radeljic kann zur Ecke klären. Caio tritt diese von der linken Seite, das Leder fliegt hoch in den 16er, wird aber zur Seite geklärt. Amanatidis köpft im Zweikampf mit Cvitanovic das Leder in Richtung der linken Außenlinie, wo Caio das Leder scharf in die Mitte des Strafraums schießt. Russ steht goldrichtig und hämmert den Ball mit Rechts direkt auf das Tor, wo Tremmel den Ball an den Innenpfosten lenkt und erst knapp hinter der Linie zu fassen bekommt. Der Linienrichter entscheidet sofort auf Tor, das 2:1 für die Eintracht (65.). Kaum Proteste von Cottbus, auch Torhüter Tremmel sagt über diese knappe Entscheidung fair: “Es ging zu schnell, aber es sah so aus, als ob der Ball über der Linie war.“ Schöner noch als das Tor, ist die Reaktion von Russ, der sofort zu seinem ihm entgegenkommenden Torhüter rennt, ihn abklatscht und umarmt. Kurz darauf wechselt Trainer Funkel den weite Wege gehenden Weissenberger aus und bringt Faton Toski (66.). Das Spiel ist nun offen, da das defensive Mittelfeld der Adler fast nur noch aus Fink besteht. Bassila kann völlig freistehend von der rechten Außenbahn in den Strafraum flanken. Ochs bewacht Sörensen, doch hinter seinem Rücken läuft sich Rost frei und kann unbedrängt aus acht Metern köpfen. Aber viel zu ungenau, Glück für Oka Nikolov in dieser Situation, denn die Abwehr zeigt leichte Auflösungserscheinungen (68.). Die Gäste sind weiter am Drücker, diesmal über Skela, der zu Rivic passt, doch Spycher kann zur Ecke klären. Vor der Ecke durch Skela wechselt Trainer Prasnikar für Sörensen den Chinesen Shao ein, danach schlägt der Ex-Adler den Ball vor den Fünfmeterraum, wo Papadopulos heranrauscht und das Leder völlig frei knapp neben den rechten Torpfosten köpft (70.). Die Eintracht versucht weiter, ein wenig im Mittelfeld zu zaubern. Caio, Toski und auch Köhler machen hier gerne mit, doch Trainer Friedhelm Funkel stehen ob dieser Spielweise seine Kopf- und Barthaare zu Berge: "Da hatte ich Angst, dass wir noch verlieren, wenn wir so in Leverkusen spielen, kriegen wir sechs Stück." Doch die Schussversuche von Bassila und Shao bleiben harmlos, während die Nordwestkurve den “Eintracht Frankfurt Walzer“ tanzt und die „im Wald da“ spielende Eintracht lautstark feiert. Es laufen die letzten Spielminuten, aus den Jubelgesängen auf den Rängen ist ein gellendes Pfeifkonzert geworden, denn nach einer kurzen schöpferischen Ruhepause machen die Cottbuser wieder Druck. Es gibt Ecke von der linken Seite. Wieder schlenzt Skela den Ball auf den erneut freistehenden Papadopulus, der diesmal auf den langen Pfosten köpft. Shao will in den Ball grätschen, doch zu spät, das Leder trudelt knapp ins Toraus (88.). Das Pfeifkonzert nimmt erst ein Ende als der Schiedsrichter abpfeift. Aus den Pfiffen wird in Sekundenschnelle riesiger Jubel - es ist geschafft! Erstmals seit dem Heimspiel gegen Leverkusen im September 2006 ist es der Eintracht gelungen, einen Rückstand in einen Sieg umzudrehen. Und alle rennen sie zu ihrem Torhüter, um ihn zu trösten. Gemeinsam haben sie das Spiel umgedreht und gemeinsam lassen sie sich von den Fans feiern, die wiederum einem einen besonderen Applaus zukommen lassen: Oka Nikolov. Die Eintracht ist nun Tabellensiebter mit 39 Punkten und muss in der nächsten Woche nach Leverkusen. Stimmen zum Spiel Friedhelm Funkel: "Die Mannschaft hat das haltbare 0:1 hervorragend weggesteckt und danach befreit nach vorne gespielt, aber unser Spiel war nach der Pause mit großen Fehlern behaftet. Wir müssen eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive finden. Aber insgesamt ist unser Sieg verdient" Heribert Bruchhagen: “Das war mehr als spektakulär, wir sind inzwischen so weit, dass wir dank individueller Qualität Spiele gewinnen, in denen wir nicht so gut sind.“ Peter Fischer: "Ohne Caio hätten wir das heute
eher nicht geschafft."
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