MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 17. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sonntag 16.12.2007, 17:00 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Erolding)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (40.)

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MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

  • Tom Starke
  • Christian Weber
  • Iulian Filipescu
  • Fernando
  • Tobias Willi
  • Ivica Grlic
  • Mihai Tararache
  • Blagoy Georgiev
  • Youssef Mokhtari
  • Manasseh Ishiaku
  • Ailton

 


 

Wechsel
  • Markus Daun für Manasseh Ishiaku (33.)
  • Michael Lamey für Tobias Willi (54.)
  • Pablo Caceres für Fernando (55.)
Wechsel
Trainer Trainer

Vorne hilft der liebe Gott. Oder Amanatidis.

Die Eintracht zu Gast bei guten Bekannten. Da ist zunächst Rudi Bommer, der Trainer der Duisburger, der von 1992 bis 1997 70 Bundesligaspiele, 14 Zweitligaspiele und 14 Spiele im UEFA-Cup für die Adler absolvierte und zwischen der Entlassung Stepanovics und der Einstellung von “Hotte“ Ehrmanntraut im Dezember 1996 für 10 Tage sogar Interimstrainer war. Gegen die Zebras spielte die Eintracht zuletzt in der Saison 2005/2006, damals gab es in Duisburg einen 1:0-Auswärtserfolg und im Waldstadion einen 5:2-Heimsieg. Unvergessen auch die Saison 1983/1984, in der die Eintracht um den Klassenerhalt bangen musste und den Verbleib in der Liga erst in der Relegation durch einen 0:5-Kantersieg bei den Meiderichern und ein 1:1 im Rückspiel sichern konnte.

Doch heute stehen die Vorzeichen anders, der Tabellenzehnte spielt gegen den Aufsteiger, der den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze nicht verlieren möchte. Und Trainer Bommer warnt seine Zebras: “Die Eintracht rührt in der Ferne emsig Beton an, steht in der Defensive geordnet und vorne hilft der liebe Gott. Oder Amanatidis."

Gegenüber dem tollen Spiel gegen Schalke 04 ändert Trainer Friedhelm Funkel, der in Duisburg von 1996 bis 2000 als Trainer tätig war, seine Mannschaft nur auf einer Position: Für den verletzten Marco Russ rückt wieder Chris in die Rolle des „6ers“. Auch Faton Toski spielt somit von Beginn an neben Mahdavikia, Fink und Köhler im Mittelfeld. Und vorne „hilft“ Amanatidis.

Rudi Bommer hingegen muss sein Team im Vergleich zum 0:0 bei den Bayern umstellen. Roque Junior, Schlicke, Lavric und Idrissou fallen aus, so dass Filipescu und Fernando die neue Innenverteidigung bilden. Im Angriff spielt neben Manasseh Ishiaku das Stürmerurgestein Ailton.

Ein vorsichtiger Beginn im altehrwürdigen Wedaustadion, das sich nun MSV-Arena schimpft und die 3.000 mitgereisten Anhänger der Adler in der “Duisport-L.-Ecke“ beherbergt. Die Eintracht wartet zunächst ab, während der MSV versucht, vorsichtig erste Angriffe zu starten, die jedoch nichts bringen. In der 7. Minute dann der erste Schuss von der Strafraumecke durch Ivica Grilic nach einem Stellungsfehler von Spycher, aber Markus Pröll kann sicher klären. Danach übernehmen die Adler das Spielgeschehen im Mittelfeld. Chris, Köhler und Toski spielen sich ruhig die Kugel zu, von echtem Tordrang ist noch nichts zu spüren.

Nach 15 Minuten ist es dann Amanatidis, der nach einem Pass von Chris aus 18 Metern scharf auf den Kasten von Tom Starke schießt, doch der Torhüter kann parieren (15.). Drei Minuten später ist Toski am Ball; er sieht Köhler auf der linken Seite davonschleichen und legt ihm einen flachen Pass in den Lauf. Benjamin Köhler kommt an das Leder, sprintet weiter und hat nun viel Zeit und Platz. Doch statt das Ding alleine zu machen, passt er quer auf Mahdavikia, aber der zurückgeeilte Fernando grätscht den Ball ab. Da war mehr drin! Auch Friedhelm Funkel ärgert sich: "Ich weiß ja um die Schwäche von Köhler, er wird kein Torjäger mehr."

Die Eintracht spielt nun überlegen, aber es kommt nichts Verwertbares dabei heraus. Mahdavikia auf der rechten Seite wirkt müde, seine Flanken sind ungenau und seine Ecken eine sichere Beute für die Meidericher. Besser macht es Benjamin Köhler, der auf der linken Seite für Unruhe sorgt. Wieder setzt er sich durch, wird aber dann von Filipescu unsanft von den Beinen geholt, der die Gelbe Karte kassiert (25.). Fünf Minuten später dann ein feiner Pass vom fleißigen Amanatidis auf die linke Seite zum mitgelaufenen Spycher. Der Schweizer flankt flach und scharf in den Strafraum, doch der grätschende Mahdavikia kommt einmal mehr zu spät (30.).

Kurz darauf ist Schluss für Ishiaku, für den verletzten Stürmer spielt nun Markus Daun (33.). So kommt noch mehr Sand in das Getriebe der Zebras, Ailton ist zwar anwesend, zu sehen bekommen die Zuschauer von ihm aber gar nichts. Unauffällig agiert auch Aaron Galindo, aber im positiven Sinne. Der Mexikaner ist immer einen Schritt schneller am Ball als seine Gegenspieler und er ist stets zur Stelle, wenn ein Angriff der Duisburger nicht bereits von Fink oder Chris abgefangen wird.

Es läuft schon die 40. Spielminute, Faton Toski passt den Ball zu Michael Fink, der sieht Amanatidis und spielt den Ball direkt mit dem Außenrist in den Lauf des Kapitäns. Amanatidis ist im Zweikampf mit Christian Weber, will das Tor unbedingt machen, das sieht man. Er setzt seinen Körper ein wie einst Yeboah, behält den Ball unter Kontrolle und hämmert das Leder in die Maschen. Das 0:1 für die Eintracht, eine sehenswerte Gemeinschaftsaktion von Fink und Amanatidis, der sein 6. Saisontor so beschreibt: "Ich habe da meinen Körper reingestellt, mir Platz verschafft und den Duisburger zur Seite geschoben. Sonst hätte es vielleicht einen Pressball gegeben. So war es aber ein schönes Tor."

Der MSV reagiert nicht erkennbar auf den Rückstand, sondern spielt seinen Stiefel weiter. Kein Problem für die Adler, so dass es mit der 1:0-Führung in die Pause geht.

Zur zweiten Halbzeit beginnen die Zebras das Spiel mit etwas mehr Druck, doch die Schussversuche von Mokhtari und Weber enden ziemlich kläglich. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff erhält die Eintracht einen Freistoß. Köhler schießt, der Ball wird klasse von Michael Fink auf Faton Toski verlängert, der völlig frei im Fünfmeterraum steht. Er könnte schießen, köpfen oder den Ball einfach ins Tor tragen, doch er macht überhaupt nichts, denn er hat, wie er später sagt, einen Pfiff gehört. Nicht nur Friedhelm Funkel am Spielfeldrand ärgert sich über diese verpasste Gelegenheit (50.).

Nachdem in der 54. Minute Michael Lamey für den verletzten Tobias Willi ins Spiel kommt, haben die Duisburger erneut großes Pech: Nach einem Kopfballduell mit Chris bleibt Fernando am Boden liegen und verliert kurz das Bewusstsein. Fernando muss ausgewechselt werden – er hat sich bei dem Zusammenprall mit dem Brasilianer einen Jochbein- und Oberkieferbruch zugezogen. Für Fernando kommt Pablo Caceres (55.).

Duisburg bemüht sich weiter um den Ausgleich, doch die biederen Angriffsversuche der Zebras werden immer wieder abgefangen. Die Eintracht ist spielerisch überlegen, macht aber nichts daraus. Nur der nimmermüde Amanatidis sorgt vorne für Unruhe, Unterstützung erhält er leider kaum, insbesondere Mahdavikia fleht spielerisch um eine Auswechslung. Seine Flanken gehen ins Niemandsland und seine Ecken von der linken Seite bleiben unterirdisch. Doch Friedhelm Funkel erlöst ihn nicht von seinem Leid, sondern bringt in der 64. Minute Markus Weissenberger für Faton Toski, dem nach seiner Torchance auch nichts mehr gelingen wollte.

Dann aber doch einmal ein schneller Spielzug der Zebras über Markus Daun, der Ailton in den Lauf spielt. Der Brasilianer ist plötzlich frei vor dem Tor, schießt aber Markus Pröll in die Arme. Der Linienrichter hatte die Fahne bereits oben, die bislang einzig sehenswerte Aktion der Duisburger war Abseits (65.). Nun reißen sich die Zebras zusammen und wollen den Ausgleich erzwingen. Ivika Grlic prüft Markus Pröll zunächst mit einem Weitschuss (67.) und kurze Zeit später rettet der Torhüter nach einem Steilpass von Ailton sogar am Strafraum mit dem Kopf vor dem einschussbereiten Duisburger (73.). Aber nach wie vor unterlaufen den Meiderichern viele Abspielfehler, nur die Eintracht nutzt sie nicht zu Kontern - immer wieder wird der Ball schnell verloren oder das Abspiel gerät zu ungenau. Auch Markus Weissenberger reiht sich als schlampiger Abspieler nahtlos in eine nahezu geschlossene Mannschaftsleistung ein.

Es läuft schon die 84. Minute, ein Angriff der Zebras wird abgefangen, dann ein langer Pass aus dem Mittelfeld auf Mehdi Mahdavikia an der rechten Strafraumgrenze. Der Iraner stoppt das Leder, zögert und schießt dann aus spitzem Winkel, aber genau in die Arme von Tom Starke. Nun reicht es selbst Friedhelm Funkel, er bringt Junichi Inamoto für Mahdavikia (86.).

Nach 93 Minuten hat auch Schiedsrichter Wolfgang Stark ein Einsehen und pfeift das Spiel ab. Die Freude eines Siegers sieht allerdings anders aus: Wütend rennt Markus Pröll zu Markus Weissenberger, schubst ihn und redet auf ihn ein, bis die anderen Adler die Streithähne auseinanderbringen. Es habe "eine kleine Meinungsverschiedenheit" gegeben, räumt Weissenberger später ein, es sei um Fußball gegangen "und nicht um Frauen", schließlich sei es "ein heißes Spiel" gewesen.

Nun ja, am Ende bleibt der erste Auswärtssieg in dieser Hinrunde. Die Eintracht hat nun mit 23 Punkten 8 Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und kann beruhigt in die Winterpause gehen.

Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel zu den Kontern der zweiten Halbzeit: „Das war zum Teil katastrophal, nicht bundesligawürdig.“

Friedhelm Funkels Bilanz: "Die Mannschaft hat Großartiges geleistet, 23 Punkte, Platz neun, die sechstbeste Abwehr, auswärts nur zweimal geschlagen - diese Zahlen sind aller Ehren wert. Es ist die beste Halbzeitbilanz seit 14 Jahren.“

Heribert Bruchhagen: “Wir fühlen uns im Mittelfeld ausgesprochen wohl.“ (tr)

 

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