Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Bundesliga 2007/2008 - 16. Spieltag

2:2 (0:0)

Termin: Samstag 08.12.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Faton Toski (49.), 1:1 Heiko Westermann (77.), 2:1 Ioannis Amanatidis (82.), 2:2 Heiko Westermann (89.)

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Eintracht Frankfurt FC Schalke 04

 


  • Manuel Neuer
  • Rafinha
  • Marcelo José Bordon
  • Mladen Krstajic
  • Heiko Westermann
  • Jermaine Jones
  • Fabian Ernst
  • Mesut Özil
  • Ivan Rakitic
  • Halil Altintop
  • Kevin Kuranyi

 

Wechsel Wechsel
  • Gerald Asamoah für Halil Altintop (46.)
  • Peter Lövenkrands für Ivan Rakitic (64.)
  • Zlatan Bajramovic für Jermaine Jones (90.)

   für Carlos Grossmüller (auf der Ersatzbank)

Trainer Trainer
  • Mirko Slomka

Schalke würgt und schlägt zu

Endlich kommt er wieder ins Waldstadion, der Bonameser, der seit 1995 bei der Eintracht bis auf ehrliche Worte so vieles lernte, nach einem Gastjahr in Leverkusen im Jahr 2005 reumütig heimkehrte, um dann zum Ende der letzten Saison dem Lockruf des Geldes in Gelsenkirchen zu erliegen. Unvergessen bleiben Jones` verlogene Treuebekenntnisse zur Eintracht im Internet, als sein Wechsel zu Schalke 04 schon längst in trockenen Tüchern war, und wie er sich zum Ende der letzten Saison vor seiner Verabschiedung drückte. Die Stimmung im letzten Heimspiel des Jahres 2007 gegen den seit drei Spielen unbesiegten FC Schalke 04 ist im Fanlager der Eintracht entsprechend.

Im Vergleich zum 2:2 in Wolfsburg nimmt Friedhelm Funkel nur eine Veränderung vor: Nach einem Vieraugengespräch mit dem zuletzt nicht nur im Magen verstimmten Kyrgiakos darf dieser nun wieder ran, denn Chris ist erkrankt. Marco Russ rückt dafür vor die Abwehr und Benjamin Köhler soll sich persönlich um den Bonameser kümmern.

Der Schalker Trainer Mirko Slomka macht es sich hingegen einfach: Zum dritten Mal hintereinander verändert er die Startaufstellung nicht, die Neuzugänge Westermann, Rakitic und der Bonameser sind also von Beginn an dabei.

Doch vor der Begrüßung der Spieler können die Zuschauer jenseits der Nordwesttribüne eine großartige Choreographie anlässlich des 10jährigen Bestehens der Frankfurter Ultras bestaunen. Schade nur, dass weder Spieler noch Verantwortliche dies hinterher honorieren, wohl aber unverständlicherweise aus dem Zusammenhang gerissene Zitate des ehrenamtlichen Frankfurter Fanbeauftragten Hornung zum Empfang des Bonamesers heftig kritisieren.

Dann geht es endlich los und die Adler kommen gut in das Spiel. In der 5. Minute will Michael Fink zunächst einmal Manuel Neuer im Tor der Schalker prüfen, doch sein Schuss aus 25 Metern geht über den Kasten. Schalke steht tief in der eigenen Hälfte und versucht, Ruhe in die Partie zu bekommen. Nicht ruhig ist es beim ersten Einsatz des Bonamesers; Mit Vehemenz haut er Christoph Spycher an der Seitenlinie um, als dieser einen Ball im Mittelfeld weiterleiten will (7.). Unter einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert belässt es Schiedsrichter Dr. Fleischer bei einer Ermahnung, dabei wäre ohne jeden Zweifel eine Gelbe Karte angemessen gewesen.

Die Adler wirken hochmotiviert durch die Stimmung auf den Rängen, auch Friedhelm Funkel peitscht seine Jungs immer wieder nach vorne. Doch das Abwehrbollwerk der Knappen lässt zunächst nur brotlose Weitschüsse von Amanatidis (9.) und Mahdavikia (11.) zu. Erst nach mehr als 15 Minuten nehmen auch die Gelsenkirchener den Kampf an und trauen sich in die Hälfte der Adler, diesmal über den Bonameser, der jedoch von Marco Russ gefoult wird. Wild gestikulierend fordert der Gefoulte die Gelbe Karte für Russ und Dr. Fleischer kommt dieser Bitte gerne nach - das Publikum bedankt sich mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Kurz darauf wird Heiko Westermann auf der linken Seite von Mahdavikia hart bedrängt. Der Ex-Bielefelder entschließt sich zu einem Rückpass, der aber zu kurz gerät. Amanatidis hechtet dem Ball hinterher, aber Torhüter Neuer hat aufgepasst und kann weit vor dem eigenen Strafraum klären (17.).

Die Eintracht lässt nicht nach und kommt über Benjamin Köhler in der eigenen Hälfte. Jones erkämpft sich den Ball und flankt sofort auf Halil Altintop, der in Richtung Strafraum eilt. Markus Pröll rast raus und pariert den Schuss des Türken sensationell mit dem linken Fuß. Das Leder prallt zu Kevin Kuranyi, aber dessen schwachen Schuss kann Kyrgiakos abblocken (19.).

Es entwickelt sich ein zäher Kampf im Mittelfeld, weder Schalke noch die Adler können sich gegen die gut stehenden Abwehrreihen klare Chancen erarbeiten. So probiert es Amanatidis einfach mal mit Wucht von der Strafraumgrenze, verfehlt aber um Zentimeter das Tor (31.). Kurz vor der Pause ist es dann Michael Fink, der mit einem Hammer aus 20 Metern Torhüter Neuer prüft (44.). Es bleibt beim 0:0 bis zur Halbzeitpause.

Zur zweiten Halbzeit kommt Gerald Asamoah für den schwachen Halil Altintop und die Adler kommen, bemerkenswert genug, diesmal hellwach aus der Kabine und legen gleich engagiert los. Dies bekommt Heiko Westermann am Mittelkreis zu spüren. Benjamin Köhler bedrängt den ballführenden Ex-Bielefelder, so dass Faton Toski ihm das Leder wegschnappen kann. Dann schnippelt der 20jährige den Ball mit dem Außenrist auf die rechte Seite genau auf Amanatidis. Der Kapitän schaut kurz und schlägt eine gefühlvolle Flanke in den Rücken der Schalker Abwehr auf Toski, der mitgelaufen ist. Statt mit Wucht draufzuhalten, schiebt Toski den Ball Volley aus 6 Metern Richtung Tor und überrascht so Neuer. Das 1:0 für die Eintracht (49.). Faton Toski zu seinem ersten Bundesligator: "Das habe ich mir von Alexander Meier abgeguckt."

Nun ist Schalke an der Reihe und versucht mit aller Macht, den Ausgleich zu erzielen, doch die Abwehr der Adler steht bislang sicher. Dann aber erkämpft sich Asamoah in der Hälfte der Eintracht den Ball von Kyrgiakos und passt zurück auf Rafinha. Der Brasilianer flankt hoch in den Strafraum, wo Kuranyi - bedrängt von Fink und Galindo - mit dem Rücken zum Tor an das Leder kommt. Er stoppt ihn mit der Brust und haut den Ball mit einem Fallrückzieher nur knapp über den Kasten von Markus Pröll (51.). Vier Minuten später ist es erneut Rafinha, der von der rechten Seite auf Kuranyi flankt. Kyrgiakos kommt noch an den Ball, legt dem Nationalstürmer aber die Kugel nur vor. Kuranyi schießt sofort aus 8 Metern flach in die lange rechte Ecke, aber Markus Pröll reagiert sensationell und kann den Schuss parieren (55.).

Schalke wirft weiter alles nach vorne, doch die Hausherren verteidigen bereits im Mittelfeld sehr gut, so dass sich zunächst keine Chancen mehr ergeben. Nach einem Getümmel im Mittelkreis kommt Amanatidis an das Leder und schickt reaktionsschnell Benjamin Köhler mit einem flachen Pass in den freien Raum. Köhler rennt unbedrängt auf das Schalker Tor zu, schaut, ob die Fahne des Assistenten oben ist, und stoppt. Er hat alle Zeit der Welt, als er den Ball am rausstürmenden Torhüter Neuer vorbeischiebt und doch rollt die Kugel 30 Zentimeter am rechten Pfosten vorbei ins Toraus. Da musste der feine Techniker einfach mehr daraus machen... (73.). Hoffentlich rächt sich diese ausgelassene Großchance nicht.

Die Adler verteidigen wacker und spielen auch ohne Meier und Streit schön nach vorne, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Neben Marco Russ in ungewohnter Position vor der Abwehr überzeugt vor allem Köhler durch kluge Abspiele und viel Einsatz - wenn nur seine Abschlussschwäche nicht wäre. Die Abwehr wird indes – man möchte fast schon sagen: gewohnt – unspektakulär von Aaron Galindo organisiert.

Dann die 77. Minute, Freistoß für Schalke von der rechten Seite. Mesut Özil schlägt das Leder scharf in den Strafraum. Heiko Westermann steigt bedrängt von Kyrgiakos hoch und köpft den Ball aus 11 Metern mit voller Wucht in die rechte lange Ecke. Der 1:1-Ausgleich. Nicht verdient, denn aus dem Spiel heraus war von den Königsblauen nicht mehr viel zu sehen.

Doch die Adler wollen heute mehr und spielen weiter nach vorne. Es läuft die 82. Spielminute: Ein weiter Abschlag von Markus Pröll, Marcello Bordon klärt, aber Mahdavikia kommt wieder an das Leder. Ein schlauer Lupfer über die Schalker Abwehr, Westermann kommt noch mit dem großen Zeh ran, verlängert aber nur zu Amanatidis, der sofort in den Strafraum rennt. Krstajic zögert und schaut nur zu, als der Kapitän der Frankfurter trocken ins kurze rechte Eck abzieht. Tor! Das 2:1 für die Eintracht. Riesenjubel im Waldstadion für das 5. Saisontor des heute wieder vorbildlich kämpfenden Kapitäns!

Nun sind noch sechs Minuten zu spielen. Ein Angriff der Adler wird abgepfiffen, es gibt Freistoß für Schalke in deren Hälfte. Michael Thurk, der kurz zuvor für Mahdavikia eingewechselt wurde, schießt den Ball unnötigerweise weg. Nichts Ungewöhnliches so kurz vor Schluss. Aber dann rennt Fabian Ernst von hinten auf Thurk zu und stößt ihn mit beiden Händen unsanft zu Boden. Torhüter Neuer rennt ungebremst auf den am Boden liegenden Thurk zu. Nun will auch Reservespieler Heiko Großmüller, der sich an der Seitenlinie warm macht, nicht länger fehlen und geht ebenfalls auf den Frankfurter los: Unmittelbar neben Schiedsrichter Dr. Fleischer würgt Großmüller nun wieder stehenden Thurk. Einige Adler eilen hinzu, ein großes Gerangel entsteht. Der Bonameser ist natürlich auch dabei, würgt erst Patrick Ochs, um dann Thurk seine Stirn aus der Nähe zu zeigen. Warum Jones plötzlich meint, hier den traurigen Abklatsch eines Straßenkämpfers geben zu müssen, soll sein Geheimnis bleiben.

Es dauert fünf Minuten, bis der Schiedsrichter und seine Assistenten die Situation wieder halbwegs unter Kontrolle bekommen. Michael Thurk, der bemerkenswert ruhig blieb, und Fabian Ernst erhalten die Gelbe Karte. Jones, den der offensichtlich vor der Stimmung vor dem Spiel beeinflusste Unparteiische schon zu Beginn mit Samthandschuhen anfasste, wird unverständlicherweise überhaupt nicht bestraft. Die Rote Karte erhält in seiner Abwesenheit nur der Ersatzspieler Großmüller. Schiedsrichter Dr. Fleischer später: “Wir wollten Herrn Großmüller des Feldes verweisen, aber er hat sich dem geschickterweise entzogen, indem er in der Kabine verschwunden ist. Der Trainer Slomka sagte auf meine Nachfrage, er wisse auch nicht, wo Großmüller ist.“

Selbstredend, dass das Waldstadion nun einem Tollhaus gleicht, heftigste Pfeifkonzerte wechseln sich mit lautstarken Anfeuerungen ab. Aber die Adler haben sich von dieser Aktion beeindrucken lassen, insbesondere Michael Thurk, der im Mittelpunkt des Rudels stand.

Es läuft die 89. Minute, als Heiko Westermann auf der linken Seite in Richtung Frankfurter Strafraum läuft. Michael Thurk, der ihn decken sollte, ist wohl noch zu sehr mit der Szene zuvor beschäftigt, um an ihm klebenzubleiben. Gleichzeitig kommt Rafinha auf der rechten Außenbahn an den Ball und flankt ihn scharf in die Mitte des Strafraums. Kevin Kuranyi kommt nicht an das Leder, das weiter auf die linke Seite fliegt, behindert jedoch Galindo mit einem Stoß in den Rücken bei dessen Abwehrversuch. So kommt der Ball genau zu Westermann, der den Ball mit Links ins rechte lange Eck knallt. Der 2:2-Ausgleich. Das darf doch nicht wahr sein! Patrick Ochs hätte sich vielleicht früher aus dem Abwehrverbund lösen und Westermann angreifen müssen, aber dieses Gegentor geht letztendlich auf Michael Thurks Kappe.

Kurz darauf pfeift Schiedsrichter Dr. Fleischer die turbulente Begegnung ab. Schalke klaut den Frankfurtern 2 Punkte, doch die Zuschauer sind trotzdem mit den klasse spielenden und kämpfenden Adlern zufrieden. Die Eintracht hat nun 20 Punkte auf dem Konto und fährt als Tabellenzehnter zum Abschluss der Hinrunde nach Duisburg. Sollte dort der erste Auswärtssieg der Hinrunde gelingen, wäre die Eintracht auf dem besten Weg ihr Ziel - „45 + x Punkte“ – zu erreichen.

Stimmen zum Spiel:

Peter Fischer: "Diese Kacke hat uns den Sieg gekostet."

Friedhelm Funkel „Ärgerlich ist nur, dass eine solch gute Leistung nicht mit drei Punkten belohnt wurde. Wir haben Herz gezeigt, jeder ist über sich hinaus gewachsen, jeder hat jedem geholfen und wir haben guten Fußball gespielt. Das war richtig gut.“ (tr)

 

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