Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 2007/2008 - 14. Spieltag

1:4 (1:1)

Termin: Samstag, 24.11.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Benjamin Köhler (41.), 1:1 Roberto Hilbert (45.), 1:2 Ciprian Marica (48.), 1:3 Thomas Hitzlsperger (57.), 1:4 Cacau (90.)

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Raphael Schäfer
  • Andreas Beck
  • Fernando Meira
  • Matthieu Delpierre
  • Ludovic Magnin
  • Roberto Hilbert
  • Pavel Pardo
  • Thomas Hitzlsperger
  • Sami Khedira
  • Cacau
  • Mario Gomez

 

Wechsel Wechsel
  • Ciprian Marica für Mario Gomez (41.)
  • Ricardo Osorio für Roberto Hilbert (74.)
  • Silvio Meißner für Thomas Hitzlsperger (89.)
Trainer Trainer
  • Armin Veh

In die Niederlage gefügt

Der Deutsche Meister kommt ins Waldstadion und Vorsicht ist angesagt für die Adler. Immerhin haben die Schwaben nach mehr als holprigem Start in die neue Saison die letzten drei Spiele in Folge gewonnen, zuletzt 3:1 gegen die Münchener Bayern.

Trainer Friedhelm Funkel setzt daher wieder auf eine doppelte Dreier-Abwehrkette aus Kyrgiakos, Chris und Galindo sowie davor Ochs, Spycher und Inamoto, der für den verletzten Christoph Preuß aufläuft. Außerdem soll anstelle von Takahara Mehdi Mahdavikia auf der rechten Außenbahn für Unruhe sorgen und nach hinten absichern. Verletzungsbedingt muss auch Trainer Armin Veh seine Elf umstellen: Für Tasci und Bastürk spielen im Vergleich zum Bayernspiel heute Andreas Beck und Sami Khedira.

Während die Spieler auf den Rasen laufen, drehen sich die Anhänger in der Nordwestkurve und auch die Stuttgarter Fans im Auswärtsblock mit erhobenen Händen komplett um und zeigen Spielern und Medien ihre Rücken. “Wann erschießt ihr uns?“ steht auf einem der Banner, eine Solidaritätsbekundung für die Fußballanhänger in Italien, wo in der Vorwoche ein Fan von einem Polizisten unter mysteriösen Umständen erschossen wurde.

Und dann geht es los und die Eintracht beginnt druckvoll. Einen Einwurf von der linken Seite verlängert Michael Thurk auf Ioannis Amanatidis in den Strafraum. Der Kapitän will kurz vor dem Fünfmeterraum köpfen, aber Matthieu Delpierre verhindert dies mit einem Fallrückzieher vor dem Kopf des Griechen. Gefährliches Spiel! Aber nicht für Schiedsrichter Peter Gagelmann, der keinen indirekten Freistoß geben will (3.).

Die Adler bemühen sich, weiter offensiv zu spielen, doch immer wieder diese Fehlpässe. So auch in der 10. Minute. Roberto Hilbert kommt an das Leder und hat plötzlich viel Platz im Mittelfeld. Dann ein schöner Pass nach links auf den sich freilaufenden Cacau. Statt ranzugehen, tänzelt Kyrgiakos in die Mitte, aber Markus Pröll hat es gesehen und wirft sich im Strafraum dem Ball entgegen, prima! Kyrgiakos als rechter Verteidiger in einer Dreierabwehr, wenn das mal gut geht...

Sekunden später schon wieder ein Ballverlust im Mittelfeld, Thomas Hitzlsperger marschiert durch die Mitte, ein schöner Doppelpass mit Cacau, der auf der rechten Seite scheinbar Narrenfreiheit besitzt. Der Brasilianer schießt mit Links aus gut 11 Metern, doch zum Glück geht sein Knaller knapp über das linke Toreck.

"Wir spielen auf Sieg", hatte VfB-Trainer Armin Veh vor dem Spiel angekündigt, und wenn man die Schwaben spielen sieht, ist man versucht, ihm zu glauben. Beide Mannschaften spielen schnell nach vorne, auch wenn der letzte Pass beiden noch nicht recht gelingen will. So läuft schon die 25. Minute, als Patrick Ochs mit einem schönen Pass von der rechten Seite Amanatidis auf halblinks schickt. Der Kapitän setzt sich durch, doch Torhüter Raphael Schäfer kann den scharfen Schuss aus spitzem Winkel klären. Aber auch der VfB hat kurz danach eine Riesenchance: Thomas Hitzlsperger flankt von der rechten Seite genau auf den Kopf des vollkommen ungedeckten Sami Khedira, der den Ball jedoch nur Markus Pröll in die auffangbereiten Arme drückt (29).

Nach ein paar Weitschüssen von Cacau und Meira zum Warmmachen für Markus Pröll erfolgt nach 40 Minuten der erste Wechsel bei den Schwaben: Verletzungsbedingt muss Mario Gomez vom Platz, für den Nationalspieler kommt Ciprian Marica (40.). Genau richtig, um eine schöne Aktion der Adler hautnah zu erleben: Thomas Hitzlsperger verliert im Mittelkreis das Leder an Patrick Ochs, der sofort durchstartet. Er passt prima auf die linke Seite zum freistehenden Benjamin Köhler. Köhler ist schon im Strafraum und schießt aus 11 Metern von halblinks, Fernando Meira grätscht in den Schuss und fälscht ihn ab. Gut so, das Leder fliegt über den herausgeeilten Raphael Schäfer ins Netz. Tor! 1:0 für die Eintracht (41.).

Doch Stuttgart setzt nach, weiter begünstigt durch viele unnötige Ballverluste im Mittelfeld. Zwar scheitert zunächst Ciprian Marica noch in aussichtsreicher Position an Markus Pröll, aber die Schwaben legen nach. Pavel Pardo ist im Mittelfeld am Ball, dann ein toller Heber des Mexikaners über die Dreierkette der Adler hinweg auf die linke Seite. Dort trabt Mehdi Mahdavikia gerade gemütlich zurück, Hilbert reagiert im Gegensatz zum Iraner schnell, kommt an das Leder und schiebt es eiskalt an Markus Pröll vorbei ins Netz. Das 1:1 in der 45. Minute. Roberto Hilbert später: "Wir haben versucht, die Schwächen aus dem System der Eintracht zu nutzen, das hat super geklappt." Nach dem Treffer pfeift Schiedsrichter Gagelmann zur Pause.

Und die Schwaben machen in der zweiten Halbzeit so weiter, wie sie aufgehört haben. Schnelle Pässe und Schüsse aus allen Lagen. So auch Pavel Pardo, aus 30 Metern knallt er das Leder auf das Tor, Markus Pröll fliegt in die rechte Ecke, kommt mit den Fingern aber noch dran. Der Ball knallt an den Pfosten, prallt gegen Prölls Schulter und trudelt ins Aus (46.).

Nur zwei Minuten später spielt Ludovic Magnin, nur halbherzig gestört von Ochs und Mahdavikia, auf Cacau im zentralen Mittelfeld. Ohne zu zögern spielt der das Leder flach zu Roberto Hilbert auf der rechten Seite. Der 23jährige tunnelt Köhler beim Pass in die Mitte, wo Ciprian Marica den Ball aus 6 Metern mit Links einschiebt. Es steht 1:2 für Stuttgart. Wundert es jemanden, dass der zu Saisonbeginn verpflichtete rumänische Nationalspieler in seinem immerhin schon 14. Pflichtspiel sein erstes Tor gegen die Eintracht schießt? Wahrscheinlich nicht, für Aufbauhilfen aller Art sind die freundlichen Hessen ja in der Liga bekannt...

Die Schwaben sind weniger entgegenkommend, mit der Führung auch längst nicht zufrieden und lassen nicht locker. Kurz nach der Führung knallt Cacau einfach aus 25 Metern auf den Kasten von Markus Pröll, die Kugel geht zum Glück knapp am linken Pfosten vorbei.

Das sieht böse aus, die Stuttgarter bestimmen weiter das Geschehen, Inamoto gelingt kein öffnender Pass und Meier sowie Streit werden im Mittelfeld vermisst, der tapfer kämpfende Michael Thurk ist jedenfalls kein Ersatz für die beiden. Nicht einmal das Kämpfen will Mehdi Mahdavikia heute gelingen, er hat in dieser Partie das Gespür für falsches Stellungsspiel und den Fehlpass zur Unzeit. Doch ausgewechselt wird er heute nicht. Friedhelm Funkel später: “Da muss sich Mahdavikia auch einmal durchbeißen“.

Dann endlich ein Lichtblick: Benjamin Köhler sprintet auf rechts, passt zu Michael Thurk, der sofort zu Amanatidis flankt. Der Kapitän sieht Köhler in den Strafraum schleichen und schickt ihn. Köhler schießt sofort aus 13 Metern doch Matthieu Delpierres langes Bein sorgt dafür, dass die Kugel nur am Außennetz landet (54.).

Aber nicht die Eintracht, Stuttgart legt nach: Cacau flankt aus dem Mittelfeld nach vorne zu Ciprian Marica und der Rumäne lässt den Ball durch für Hitzlsperger. Christoph Spycher kommt dazwischen, fälscht aber so unglücklich nach vorne ab, dass Hitzlsperger aus kurzer Distanz den Ball nur noch über den am Boden liegenden Pröll lupfen muss. Es steht 1:3 für Stuttgart (57.).

Eintracht-Coach Friedhelm Funkel reagiert sofort und bringt mit Naohiro Takahara für Patrick Ochs einen weiteren Stürmer in die Partie. Die Eintracht kämpft, doch nach wie vor sind es die unnötigen Ballverluste durch schludrige Pässe oder die mangelhafte Ballannahme, die fast jeden Angriff zunichtemachen. Dennoch bebt das Waldstadion, die Frankfurter Fans wollen die Adler unverdrossen kämpfen sehen. Aber die Mannschaft fügt sich scheinbar in die Niederlage, die den Fans noch nicht unvermeidlich erscheint. Fast möchte man meinen, dass die Eintracht den Rückstand verwaltet, um eine mögliche höhere Niederlage zu vermeiden. Mit fliegenden Fahnen will diese Eintracht heute nicht untergehen und scheut das Risiko, das andererseits die Hoffnung auf ein besseres Ergebnis birgt.

Allein der Kapitän kämpft und rackert, wie man ihn kennt und wie es die Fans erwarten: In der 64. Minute flankt Christoph Spycher von links, die Schwaben kriegen den Ball nicht richtig aus dem Strafraum und da kommt Amanatidis: Mit voller Wucht drischt er das Leder, leider knapp am Tor vorbei.

Sechs Minuten später ist es wieder Amanatidis, der für Gefahr im Stuttgarter Strafraum sorgt: Nach einer zur Abwechslung mal guten Flanke von Mahdavikia nimmt der Kapitän das Leder Volley, doch der Ball knallt nur gegen den rechten Torpfosten (70.).

Der VfB antwortet im Gegenzug mit einem schnellen Pass von Thomas Hitzlsperger auf Ciprian Marcia, doch Markus Pröll ist schneller und kann klären. In der 74. Minute wechselt Stuttgart und es kommt mit Osorio der dritte Mexikaner für Roberto Hilbert auf den Platz. Bei der Eintracht kommt 6 Minuten später Michael Fink für Junichi Inamoto und das Spiel plätschert vor sich hin. Die Adler können mit ihrer verhaltenen Spielweise keine brauchbaren Offensivaktionen aufbauen und die Schwaben ruhen sich ein wenig für Gegner aus, die ihnen mehr Widerstand leisten.

Es ist schon die Nachspielzeit, als Marica plötzlich völlig unbedrängt von Kyrgiakos an den Ball kommt und flach in den Strafraum flankt. Dort steht Cacau, der aus kurzer Distanz das Leder ins Netz hämmert, während Chris ihm hilflos von hinten zuschaut. Es steht 1:4 für Stuttgart (92.) und das war es dann zum Glück.

Die Eintracht fällt mit weiterhin 18 Punkten auf Platz 11 in der Tabelle zurück und trifft in der nächsten Woche auf den VfL Wolfsburg.

Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Heute hat wohl auch der Letzte im Stadion gesehen, wie wichtig für uns Albert Streit und Alexander Meier sind. Manchmal merkt man das erst, wenn sie fehlen"

Ioannis Amanatidis: "Es war zuletzt schon im Pokal in Dortmund und in Nürnberg so, dass wir mit 1:0 in Führung gegangen sind. Man sollte meinen, dass so etwas in erster Linie gut ist. Für uns ist es aber wohl schlecht. Wir kamen heute nach der Halbzeit aus der Kabine und waren nicht präsent auf dem Platz. Heute sind wir in keine Zweikämpfe gekommen, so kann man nicht gewinnen. Das nervt mich. Ich mag nicht schon wieder eine Saison so rumgurken." (tr)

 

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