Borussia Dortmund - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2007/2008 - 13. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: Samstag, 10.11.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 75.300
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (55.), 1:1 Florian Kringe (80.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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„Wo ist denn die gelbe Wand?“ Nur 10 Tage nach der Pokalniederlage geht es heute erneut nach Dortmund. Lust auf Revanche haben die mehr als 5.000 Frankfurter Fans unter den 75.000 Zuschauern bei regnerischem kalten Wetter gegen die gelb-schwarze “Wundertüte, von der man nie weiß, was kommt“. So jedenfalls die Bezeichnung des ehemaligen Eintrachtspielers und Trainers von Dortmund, Thomas Doll, ob der bislang mäßigen Leistungen des Tabellen-12. Ganz andere Probleme plagen da Friedhelm Funkel, der erneut auf Streit und Meier verzichten muss. Zudem hat sich Markus Weissenberger im Training verletzt, so dass im offensiven Mittelfeld heute Michael Thurk hinter den beiden Spitzen auflaufen wird. Auch das Abwehr-Bollwerk von München wird an zwei Stellen ausgetauscht: Für Marco Russ rückt Kyrgiakos in die Dreierkette, das Tor hütet der wieder genesene Markus Pröll. Thomas Doll, der zuvor lautstark eine Radikalkur ankündigte, wechselt gegenüber der 1:2-Niederlage in Hannover nur auf zwei Positionen. Der Ex-Wolfsburger Diego Fernando Klimowicz und Mario-André Kruska ersetzen Nelson Valdez und Delron Buckley. Wie schon in München beginnt das Spiel mit einer Schrecksekunde. Nachdem der erste Angriff der Adler abgefangen wird, spielt Mladen Petric im Mittelfeld einen langen Pass in den Lauf von Blaszczykowski an der rechten Strafraumseite. Dann ein satter Querpass auf den mitlaufenden Klimowicz, der den Ball einfach für den freistehenden Kringe durchlassen könnte. Stattdessen versucht sich der Argentinier mit einer Grätsche, doch der Ball geht aus 7 Metern knapp am Tor vorbei (2.). Gut so, da war die Abwehr noch nicht auf der Höhe. Nach knapp 10 Minuten kommt die Eintracht endlich besser ins Spiel und bietet den Dortmundern bereits im Mittelfeld die Stirn. Anders als zuletzt bei den Bayern läuft der Ball schön durch die eigenen Reihen und die paar gefährlichen Vorstöße des BVB in der Anfangsphase klären Galindo und Chris souverän. Dann die erste gute Chance für die Eintracht in der 22. Minute: Ioannis Amanatidis kommt vor dem Strafraum an den Ball und prüft mit einem satten Schuss Roman Weidenfelder. Glück für den Torhüter, dass Philipp Degen den Ball zur Ecke abblocken kann. Dortmund müht sich, aber die Adler stehen bereits im Mittelfeld prima und lauern auf ihre Chance: Ochs auf der rechten Seite, ein feiner Doppelpass mit Amanatidis und der 23jährige flankt die Kugel in den Strafraum auf Takahara. Der Japaner geht in die Luft und versucht sich mit einem Fallrückzieher. Na ja, technisch schön anzuschauen, aber die Richtung... (33.). Kurz darauf ein feiner Pass von Christoph Preuß in die Mitte, Takahara lässt durch für Amanatidis, der das Laufduell gegen Degen gewinnt und aus halblinker Position aus 16 Metern flach abzieht - Torhüter Roman Weidenfelder kann mit Müh und Not zur Seite wegklatschen. Schade, kein Adler ist zum Abstauben da (39.). Noch immer kein Durchkommen für die Borussia, also einfach drauf, denkt sich Mladen Petric, der Neuzugang vom FC Basel und knallt das Leder aus gut 25 Metern auf den Kasten. Prima zum Warmwerden für Markus Pröll, der den Ball im Nachfassen sicher halten kann (40.). Kurz vor der Pause geht Dede auf der linken Seite durch. Er könnte flanken, doch der Brasilianer sprintet los und jagt das Leder, bedrängt von Preuß, mit rechts in Richtung rechtes Toreck. Ui, das war knapp, nur Zentimeter fliegt der Ball über die Latte (45.). Trainer Doll hat scheinbar mächtig getobt in der Kabine, denn Dolls Wundertüte startet die zweite Halbzeit sofort mit schnellen Angriffen. Zu schnell für die Adler, die in der Pause wohl den gleichen Beruhigungstee wie in Nürnberg getrunken haben. Gut nur, das Markus Pröll nicht von diesem Trank genascht hat, denn in den nächsten Minuten muss er das zeigen, was Oka Nikolov in München 90 Minuten lang geboten hat. Jakub Blaszczykowski setzt sich auf der linken Seite gegen Preuß und Ochs durch, flankt auf Tinga im Strafraum, der bedrängt von Galindo und Chris auf Mladen Petric zurücklegt, doch sein Schuss aus 11 Metern geht über das Tor (46.). Kurz darauf Freistoß für Dortmund von der rechten Seite durch Petric. Der flankt mit viel Drall in den Fünfmeterraum, wo Chris den Ball mit den Haarspitzen zur Ecke lenken kann. Das war knapp (47.). Nur eine gefühlte Sekunde später kommt Dede von der linken Seite und zieht erneut scharf und platziert ab, aber Pröll fliegt und kann den Hammer aus dem Toreck zur Ecke lenken (48.). Ecke von rechts für den BVB, Kruska führt kurz aus, Doppelpass mit Dede und dann ein strammer flacher Schuss aus 17 Metern. Pröll taucht mit Überschallgeschwindigkeit ab und wehrt nach halbrechts in den Strafraum ab. Nachschuss Kringe und wieder ist Pröll da und hat das Leder. Super! (50.). Die Abwehr der Adler schwimmt nun mächtig, an einen Spielaufbau ist nicht zu denken, insbesondere weil Inamoto schwächelt. Oft ist der Japaner einen Schritt zu spät, frisch und selbstbewusst wirkt er heute leider nicht. So auch jetzt. Pass von Dede in die Mitte, Tinga läuft sich frei und bekommt das Leder im Strafraum. Markus Pröll sprintet raus, wirft sich ihm entgegen und kann den Schuss unter dem Beifall der momentan überforderten Abwehrkollegen parieren, toll!! (53.). Zeit zum Luftholen haben auch die lautstarken Frankfurter Fans nicht, die sich verwundert die Augen reiben - nicht schon wieder wie in München, bitte! Dortmund schießt sich im Minutentakt warm, doch plötzlich ergreift Patrick Ochs die Flucht nach vorne. Ein feiner Doppelpass mit Takahara auf der rechten Seite und dann eine hohe präzise Flanke in den Strafraum. Dort hat sich Amanatidis an Brzenska vorbei geschlichen, steigt hoch und köpft das Leder in aller Seelenruhe gegen die Laufrichtung von Weidenfelder ins lange Eck. Tor! 0:1 für die Eintracht (55.). Riesenjubel im Gästeblock, der gelben Wand schallt ein fröhliches “Auswärtssieg!“ entgegen. Aber die Borussia ist nur kurz geschockt und Tinga hat Blut geleckt. Amanatidis ist an der Mittellinie am Ball; er will passen, doch der Brasilianer tritt ihm brutal gegen das Knie, obwohl er keine Chance hat, an das Leder zu kommen. Ein übles Foul, doch Schiedsrichter Wolfgang Stark schaut zur “gelben Wand“ und zückt nur Gelb. Unfassbar, findet auch der Kapitän: "Der Ball war auf dem Boden, er hat in zwanzig, dreißig Zentimetern Höhe zugetreten, solche Spieler gehören aus dem Verkehr gezogen" (58.). Der BVB besinnt sich nun wieder auf Fußball spielen, über Blaszczykowski und Petric kommt ein schöner Diagonalpass auf Tinga am Elfmeterpunkt. Eine kurze Drehung, ein Schuss ins rechte Eck, Chris fälscht auch noch ab, aber da ist Pröll! Mit einer sensationellen Parade klärt er den Ball zur Ecke (60.). "Wo ist denn die gelbe Wand?" singen die Eintrachtfans und recht haben sie. Die Ecke wird geklärt und die Adler kontern. Christoph Preuß bekommt das Leder auf Höhe des Elfmeterpunkts, doch er muss mit links schießen und das geht voll in die Hose, aber immerhin fliegt der Ball nicht über das Stadiondach (61.) Und wieder sorgt Tinga für Aufregung. In der Frankfurter Hälfte haut er Chris um, doch Schiedsrichter Stark gibt dem Brasilianer nicht Gelb-Rot, nein, er verwarnt den verdutzten Blaszczykowski (65.). Christoph Spycher hierzu später spöttisch: "Der Schiedsrichter hat das elegant gelöst." Kurz darauf muss Amanatidis dank Tingas Tritt vom Platz. Für den angeschlagenen Kapitän kommt Mehdi Mahdavikia in der 67. Minute und Dortmund prüft Pröll weiter mit Weitschüssen. In der 71. Minute gibt es eine Ecke für den BVB, Federico führt aus. Das Leder kommt in den Strafraum, Robert Kovac steigt mit Hilfe von Michael Finks Schulter hoch und setzt das Leder an den rechten Pfosten. Vier Minuten später gibt es erneut einen Eckball, diesmal von rechts. Federico flankt hoch, Kopfballverlängerung von Kovac und Florian Kringe knallt das Leder aus 6 Metern nur Zentimeter über das Tor. Die Adler stehen nun nur noch in der eigenen Hälfte, schlagen die Bälle weg so gut es geht, doch das Leder kommt postwendend zurück. Gerade schlägt der BVB einen hohen Ball ans linke Strafraumeck, Dede kommt heran und schießt, Patrick Ochs fälscht gegen die Laufrichtung von Markus Pröll ab, doch auf dem Boden liegend klärt dieser mit dem linken Fuß - Weltklasse! Der Ball trudelt in Richtung Torlinie, Chris will klären, doch da kommt Florian Kringe von hinten. Er säbelt Chris von den Beinen und den Ball gleichzeitig ins Netz. Foul, kein Tor! Aber nicht für Schiedsrichter Wolfgang Stark, der auf Tor entscheidet und sich bei Chris mit Gelb für dessen lobende Worte bedankt. Das 1:1 in der 80. Spielminute. Chris hierzu später: "Ich sage nur ein Wort: Skandal!" Doch den Hessen bleibt keine Zeit zum Zetern, Dortmund drängt nun auf den Sieg. Federico im Mittelfeld schickt Blaszczykowski mit einem tollen Pass. “Kuba“ kommt an das Leder und ist plötzlich frei vor Markus Pröll, aber wieder hält er grandios mit einer Fußabwehr. Chris kann den Ball nicht herausschlagen, Nelson Valdez kommt dafür ran und schießt aus fünf Metern auf das leere Tor, doch sein völlig verkorkstes Schüsschen landet in den Armen von Markus Pröll. (87.). Dann ist Schluss. Einen Punkt geholt oder zwei Punkte durch ein irreguläres Tor geklaut, das ist hier die Frage, über die nun 14 Tage nachgedacht werden darf. Nach der Länderspielpause kommt der VfB Stuttgart ins Waldstadion. Stimmen zum Spiel: Torwarttrainer Andreas Menger: "Das war der Lohn der täglichen Arbeit, Markus hatte ein Quäntchen Glück, aber er konnte sich auf sein extremes Können verlassen. Er hat sehr, sehr gut gehalten." Chris: "Ein Skandal, das war ein eindeutiges Foul, das man nicht übersehen kann." “Übeltäter“ Florian Kringe "Ich habe ihn wohl berührt. Man muss es nicht pfeifen, man kann es aber pfeifen." Friedhelm Funkel: "Keiner hat uns zugetraut, dass wir aus den beiden Auswärtsspielen in München und Dortmund auch nur einen Punkt holen. Jetzt sind es insgesamt schon 18. Wir sind im Soll, bleiben aber weiterhin bescheiden. Man hat ja gesehen wie andere Trainer, die sich schon als Bayern-Jäger gesehen haben, mit einer guten Ausgangsposition umgegangen sind." Nachtrag: Albert Streit wird die Frankfurter Eintracht zum Ende der Saison verlassen und zum Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 wechseln. Streit hat sich mit Schalke auf einen Vierjahresvertrag geeinigt, die Schalker müssen die festgeschriebene Ablösesumme von einer Million Euro an die Eintracht überweisen. "Ich wechsle aus sportlichen und finanziellen Gründen", sagte Streit, "ich hoffe, dass ich auf Schalke Champions-League spielen kann und ich werde mehr Geld verdienen." (tr) |