FC Energie Cottbus - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 8. Spieltag

2:2 (2:0)

Termin: Sonntag, 30.09.2007, 17:00 Uhr
Zuschauer: 14.290
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 1:0 Dimitar Rangelov (8.), 2:0 Dimitar Rangelov (18.), 2:1 Ioannis Amanatidis (49.), 2:2 Ioannis Amanatidis (79. Foulelfmeter)

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FC Energie Cottbus Eintracht Frankfurt

  • Tomislav Piplica
  • Vragel da Silva
  • Mariusz Kukielka
  • Igor Mitreski
  • Mario Cvitanovic
  • Christian Bassila
  • Stanislav Angelov
  • Timo Rost
  • Ervin Skela
  • Dennis Sörensen
  • Dimitar Rangelov

 


 

Wechsel
  • Steffen Baumgart für Stanislav Angelov (73.)
  • Stiven Rivic für Dennis Sörensen (85.)
  • Francis Kioyo für Dimitar Rangelov (90.)
Wechsel
Trainer
  • Bojan Prasnikar
Trainer

Auf Hochmut folgt fast der Fall

Zum Abschluss der englischen Woche geht es für die Adler und ca. 1.000 treue Anhänger tief in den Osten, zum Tabellenletzten nach Cottbus. Kein Sieg und erst 2 Punkte, da war der gefeierte Aufstiegstrainer Petrik Sander ein dankbares Bauernopfer für Energie-Präsident Lepsch. Der Aufstieg vor einem Jahr und der sichere Klassenerhalt in der letzten Saison zählten im „Tagesgeschäft Bundesliga“ schon nach dem 7. Spieltag nichts mehr.

Nach tagelanger, erfolgloser Suche wurde erst am Freitag, also vor 48 Stunden, mit Bojan Prasnikar ein neuer Trainer gefunden. Friedhelm Funkel kennt ihn nicht, wohl aber der Slowene die Eintracht. Am 15. September 1994 feierte er gegen die Hessen sein internationales Debüt als Trainer von Olimpija Ljubljana in der ersten Runde des UEFA-Cups mit einem 1:1. Das Rückspiel im Waldstadion gewann die Eintracht mit 2:0 durch Tore von Dickhaut und Yeboah, bevor die Adler im Viertelfinale an Juventus Turin scheiterten. Die Spiele gegen Juve waren übrigens bis zum „Comeback“ gegen Brøndby in der vergangenen Saison der letzte internationale Auftritt der Eintracht für mehr als ein Jahrzehnt ...

Natürlich ohne Yeboah, aber leider auch ohne die verletzten Inamoto und Takahara muss Trainer Funkel seine Mannschaft heute aufstellen. Gegenüber der 0:1-Heimniederlage gegen Karlsruhe kommen Köhler und Thurk in die Mannschaft. Da auch Spycher wieder fit ist, rückt Ochs wieder auf die rechte Abwehrseite.

Nach der 0:5-Niederlage bei den Bayern verzichtet Bojan Prasnikar weitgehend auf Experimente. Nur der offensive Shao räumt seinen Platz in der Startelf für Bassila, der das defensive Mittelfeld verstärken soll.

Mit Anpfiff durch Schiedsrichter Kinhöfer ist zunächst Cottbus spielbestimmend. Die Lausitzer haben viel Platz im Mittelfeld, die Adler spielen sehr abwartend. Dann die 6. Spielminute, da Silva setzt sich auf der rechten Seite gegen Streit durch und passt auf Dennis Sörensen, während sein Bewacher Kyrgiakos zunächst interessiert zuschaut. Der Däne legt sich den Ball vor, Kyrgiakos grätscht ihm nur halbherzig entgegen, so dass Sörensen flach auf das lange Eck schießen kann. Zum Glück ist Markus Pröll hellwach und kann das Leder mit der Hand aus der linken unteren Torecke herauskratzen.

Nur zwei Minuten später, Einwurf für Cottbus. Meier verlängert den Ball im Zweikampf unglücklich in die eigene Hälfte, der Ball kommt zu Ervin Skela. Ein gedankenschneller Lupfer des Ex-Frankfurters auf den nach vorne laufenden Dimitar Rangelov, Kyrgiakos hebt das Abseits bei diesem Pass auf, sieht es und rennt dem Bulgaren hinterher. Rangelov stoppt das Leder in der linken Strafraumhälfte, ein kurzer Schlenzer und dann ein trockener Schuss durch die Beine von Kyrgiakos in die kurze Torwartecke, Pröll ist trotzdem machtlos und Kyrgiakos wieder nur interessierter Beobachter. Es steht 1:0 für Cottbus (8.). Trainer Funkel ist erbost über dieses Tor: “Vor dem ersten Tor spielen wir unnötig auf Abseits. Das war überheblich und bequem.“

Leider eine treffende Beschreibung des gesamten Spiels der Adler in dieser Phase. Die Abwehr wirkt unsicher gegen die aggressiv und schnell spielenden Lausitzer, Cottbus hat im Mittelfeld viel zu viel Platz und das Spiel nach vorne findet bei den Hessen noch nicht statt - immer wieder wird der Ball locker gestoppt und quer gespielt. So auch in der 13. Minute, Köhler ist am Ball, könnte abspielen, aber nein, er will noch ein wenig traben und wird dann unsanft von Angelov gestoppt. Freistoß für die Eintracht. Streit nimmt sich den Ball in zentraler Position und schlenzt den Ball aus 25 Metern in die rechte Torecke. Torhüter Piplica kommt aber ran und faustet den Ball sehr eigen zurück ins Spielfeld. Irgendwie kommt das Leder wieder zu Streit, aber diesmal kann Tomislav Piplica den Nachschuss festhalten. Ein schneller Abschlag auf Sörensen, der den Ball mit dem Kopf verlängert und plötzlich ist Rangelov wieder frei. Ochs und Kyrgiakos schauen fasziniert zu, wie der Bulgare Markus Pröll mit einem Flachschuss prüft (15.).

Es ist die 18. Spielminute, ein langer Pass von Timo Rost zu Sörensen am linken Strafraumeck, doch Marco Russ ist diesmal schneller. Nicht unmittelbar bedrängt vom Dänen könnte er den Ball einfach wegschlagen, will jedoch zu Ochs passen. Hierbei rutscht Russ aus, der Däne reagiert und umkurvt den knienden Innenverteidiger, Pröll eilt dem Lausitzer entgegen, doch Sörensen passt quer auf Rangelov, der den Ball aus 4 Metern ins verwaiste Tor schiebt. 2:0 für Cottbus. Friedhelm Funkel ist hierüber noch erboster als zuvor: "Ausrutschen ist keine Entschuldigung, das war einfach schlecht."

Cottbus zieht sich nun ein wenig zurück und die Adler können zumindest eine Ecke herausholen. Köhler flankt auf Amanatidis, der Kapitän verlängert auf Meier vor dem Fünfmeterraum. Doch Meier klebt am Boden, zu viele Hände zupften an seinem Trikot. Schiedsrichter Kinhöfer entscheidet auf Weiterspielen, er heißt ja schließlich nicht Gräfe (20.).

Aber es ist nicht so einfach mit dem Weiterspielen, wenn man Cottbus gewähren lässt. Aggressives Zweikampfverhalten, Forechecking im Mittelfeld? Fehlanzeige. Skela, Sörensen und Co. dürfen sich den Ball locker zuschieben, die Adler träumen von ihrer Spielstärke. Ohne Inamoto ist Fink nur die Hälfte wert, der für den Japaner spielende Köhler ist im Mittelfeld und auch am Flügel zwar auf dem Platz, aber nicht präsent. Immer wieder vertändelt er den Ball, ist aber in guter Gesellschaft. Amanatidis springen die Bälle reihenweise vom Schlappen, Meier versteckt sich so gut er kann und Streit übt sich ob der spielerischen Armut seiner Kollegen in meist aussichtslosen Dauerdribblings auf der linken Seite.

Dann schon die 36. Minute, ein weiter Abschlag von Pröll kommt postwendend zurück, Skela flankt vom Mittelkreis aus auf Rangelov. Der Bulgare setzt sich im Laufduell Richtung Frankfurter Strafraum locker gegen Spycher durch und kann unbedrängt schießen. Doch diesmal ist Kyrgiakos zur Stelle. Der Grieche kommt von hinten herangerauscht und trennt Rangelov hart aber herzlich vom Ball.

In der 42. Minute versucht sich Streit ein weiteres Mal auf der linken Seite, rennt sich wieder fest und meckert lauthals über den Schiedsrichter, sein trauriges Schicksal und wahrscheinlich über einiges mehr – auf alle Fälle ist er bei seiner Schimpfkanonade nicht zu bremsen. Schiedsrichter Kinhöfer ist nicht begeistert und zeigt ihm Gelb. Doch Streit hadert weiter, Kinhöfer holt sich den streitbaren Adler und ermahnt ihn mehr als eindringlich. Streit steht wegen seiner Unbeherrschtheit kurz vor dem Platzverweis. Es wäre zum Haareraufen, lieber Albert, wenn man sie nicht so schön hätte ...

Die letzte Chance vor der Halbzeit hat Thurk, der bislang positiv aus dem Frankfurter Scherbenhaufen herausragt. Wie schon zuvor fordert er den Ball, bekommt ihn auch tatsächlich und sprintet Richtung Lausitzer Strafraum. Gut 20 Meter vor dem Kasten von Piplica stoppt der Kameruner Bub und zieht ab. Schade, der stramme Schuss geht knapp über die Latte (44.). Dann ist Pause, Friedhelm Funkel, der sich das lustlose Treiben mit finsterer Miene auf der Bank angetan hat, wird hoffentlich die richtigen Worte finden. Flüstern wird er sicher nicht im Pausenraum.

Ein Wechsel bei der Eintracht zu Beginn der 2. Halbzeit, für den stark gelb-rot-gefährdeten Streit kommt Mahdavikia ins Spiel. Die Pausenansprache des Trainers scheint angekommen zu sein. Die Adler gehen aggressiver zu Werke und haben nun mehr vom Spiel. Aus zentraler Position spielt Fink den Ball auf die rechte Seite zu Ochs, der nach vorne sprintet und das Leder hoch in den Strafraum schlägt. Leichte Beute für Vragel da Silva, der Brasilianer köpft den Ball jedoch genau vor die Füße des emsigen “Kameruners“. Thurk zögert nicht lang und knallt das Leder auf das Tor, Piplica kann wieder auf bewährte Weise – nämlich wie ein ängstliches Kind – fausten und Amanatidis bedankt sich auf seine Weise: Von halblinks aus 10 Metern schießt der Kapitän die Vorlage des Torhüters mit Hilfe des Innenpfostens ins Netz. Tor! Der Anschlusstreffer zum 2:1 (49.).

Die Adler rennen nun vehement, aber noch immer sehr planlos gegen die sich zurückziehenden Lausitzer an. Die Raumaufteilung ist mangelhaft und Cottbus nutzt dies mit einem schnellen Konter, Skela bekommt das Leder am Mittelkreis, ein weiterer langer Pass, und die aufgerückte Viererkette der Adler schaut zu, als der Ball bei Sörensen landet. Doch Ochs rafft sich auf, sprintet dem Dänen beherzt hinterher und kann ihn im Strafraum in allerletzter Sekunde am Torschuss hindern (56.). Fünf Minuten später eine Ecke für Cottbus durch Rost. Spycher und da Silva steigen hoch, der Brasilianer jedoch gefühlte 2 Meter höher. Mit einem großartigen Reflex kann Pröll den platzierten Kopfball von der Linie kratzen (61.).

Ein weiteres Beispiel für die Planlosigkeit der Adler heute ist Mahdavikia. Ein ums andere Mal sprintet er mit dem Ball am Fuß auf der rechten Außenbahn, doch er sucht und findet vor lauter Rennen keine Anspielstation. So auch jetzt: Anstatt abzuspielen, verliert er den Ball im sinnlosen Zweikampf. Ein schneller Pass auf Sörensen, der sofort auf Rangelov weiterleitet. Der Bulgare vernascht den immer unsicherer werdenden Russ auf der rechten Seite, Pröll stürzt sich ihm entgegen, so dass Rangelov in die Mitte ausweichen muss und endlich kann Russ mit Arm und Körpereinsatz die Situation klären (69.). Kurz darauf wieder ein Konter der Lausitzer, Skela kommt am Strafraum an den Ball, bedrängt von Spycher. Da entschließt er sich den schwalbenden Albaner zu spielen, aber Schiedsrichter Kinhöfer hat es gesehen und gibt dem grandios unschuldig schauenden Skela die gelbe Karte (71.).

Dann die 79. Minute, Köhler passt zu Spycher auf der rechten Seite, ein kurzer Blick und dann ein wunderbarer flacher Pass auf den startenden Thurk. Der “Kameruner“ sprintet mit dem Ball an der linken Strafraumgrenze, Igor Mitreski kommt ihm entgegen. Thurk bekommt wacklige Beine, aber Mitreski ist dies egal, mit einem prima Bodycheck befördert er ihn zu Boden. Schiedsrichter Kinhöfer zögert nicht und zeigt auf den ominösen Punkt. Elfmeter! Amanatidis schnappt sich das Leder und läuft an. Hinter ihm deutet Skela seinem Torhüter wild gestikulierend an, dass der Grieche in die rechte Ecke schießt. Tatsächlich fliegt der stramm geschossene Ball nach rechts, Piplica jedoch nach links. Tor! Der Ausgleich zum 2:2. Nach dem Spiel auf diese Situation angesprochen, antwortet der Kapitän verschmitzt: “Eine Lieblingsecke habe ich nicht. Aber dafür O-Beine - das macht es für Torhüter schwierig, meine Ecke zu ahnen.“

Knapp 5 Minuten später gibt es dann Freistoß für Cottbus. Skela drischt den Ball aus knapp dreißig Metern genau in die Arme von Pröll. Sofort wirft er das Leder in Richtung Mittelkreis, wo Mahdavikia startet. Ein langer Sprint bis in den Strafraum, doch dann verlassen den Iraner alle Kräfte, der zurücklaufende Mitreski kann den Ball locker ablaufen. Oh je, da hätte er mehr draus machen können.

Nun gut, ein Sieg wäre am heutigen Tag auch nicht verdient gewesen, zu schwach waren die Adler auf dem Platz, lediglich Thurk konnte heute überzeugen. So endet die englische Woche gegen Bochum, Karlsruhe und Cottbus mit einer Niederlage und zweiten Unentschieden, die Eintracht hat nun 12 Punkte nach dem 8. Spieltag.

Stimmen zum Spiel:

Friedhelm Funkel: „Die erste Halbzeit war eine Katastrophe, wir waren in der Abwehr arrogant und überheblich. Das war das mit Abstand schlechteste Spiel. Über diese Leistung werden wir ganz bestimmt noch reden, denn so kann man in der Bundesliga nicht auftreten."

Ioannis Amanatidis: „Das war nicht die Mannschaft, wie sie sich in den letzten Wochen präsentiert hat. Ich weiß gar nicht, was da los war. Das war mit Sicherheit nicht erstligareif.“

Michael Thurk zu seinem Spiel: "Zumindest kann ich mal wieder die Zeitung lesen, ohne dass ich mit schwach, schwächelnd oder der Note sieben bewertet werde." (tr)

 

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