Eintracht Frankfurt - FC Energie Cottbus

Bundesliga 2006/07 - 28. Spieltag

1:3 (0:0)

Termin: Sa 07.04.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Sergiu Radu (58.), 1:1 Alexander Meier (64.), 1:2 Christoph Preuß (76., Eigentor), 1:3 Vlad Munteanu (90.)

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Eintracht Frankfurt
FC Energie Cottbus

 


  • Tomislav Piplica
  • Vragel da Silva
  • Mario Cvitanovic
  • Mariusz Kukielka
  • Daniel Ziebig
  • Timo Rost
  • Ervin Skela
  • Steffen Baumgart
  • Vlad Munteanu
  • Sergiu Radu
  • Francis Kioyo

 

Wechsel
Wechsel
  • Daniel Gunkel für Ervin Skela (68.)
  • Jiayi Shao für Sergiu Radu (89.)
  • Tomasz Bandrowski für Vlad Munteanu (90.)
Trainer Trainer
  • Petrik Sander

Preuß´ schwere Verletzung überschattet unglückliche Niederlage

Gerade einmal sechs Monate ist es her, da waren sich nach dem 3:1 gegen Bayer 04 Leverkusen der Bundestrainer, die Frankfurter Verantwortlichen und das stets kritische Umfeld einig: Der ruhige, sachliche Frankfurter Weg mit vielen jungen deutschen Spielern ist imponierend und ermutigend zugleich.

Nur 13 Spieltage und 24 Punkte später ist trotz des Pokalsieges gegen die Unaussprechlichen, einer Serie von zuletzt vier Spielen ohne Niederlage - inklusive des Erfolges gegen den FC Bayern München - Unruhe eingekehrt im Umfeld und bei ein paar grauen Eminenzen im Hintergrund der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Wo ist die rosige Zukunft? Nur 2 Punkte Vorsprung auf den Tabellen-16. Arminia Bielefeld und 3 Punkte Rückstand auf den Tabellen-7. Hannover 96 – die Abstiegsangst geht um in Frankfurt.

Friedhelm Funkel mahnt: „Es kann nicht immer permanent steil nach oben gehen, es gibt immer wieder mal Rückschläge und eine Phase des Stillstands“. Ein einsamer Rufer, der weiß: „Jede Woche sitzen 40.000 Trainer auf der Tribüne.“ Die oft geschickt versteckten Vorwürfe sind immer die gleichen: Die falsche Taktik inklusive der zu defensiven Ausrichtung und kein Konzept bei der Mannschaftsaufstellung. Genervt reagieren inzwischen Medien und eine Vielzahl von Anhängern auf Friedhelm Funkels gelassenen Sätze wie: „Wir werden die Spiele gewinnen, die wir gewinnen müssen“. Der „Architekt“ des Frankfurter Weges strahlt nunmehr„das Odium schlechter Laune“ aus und wirkt in der Öffentlichkeit „dünnhäutig bis beleidigt“ (Spiegel-Online).

Während der Trainer Zuversicht demonstriert, ist das Umfeld vor dem „Heimspiel auf Augenhöhe“ gegen den FC Energie Cottbus dünnhäutig geworden. Cottbus, das in der Tabelle einen Zähler vor der Eintracht liegt, kommt mit der Empfehlung der letzen beiden gewonnenen Auswärtsspiele in Dortmund und Berlin ins Waldstadion.

Noch dazu hat die Eintracht ein massives Torhüterproblem: Neben der langwierigen Rippenverletzung von Markus Pröll und dem Handbruch von U23-Torhüter Jan Zimmermann plagt Oka Nikolov seit dem Spiel gegen Mönchengladbach eine Muskelverhärtung im rechten Oberschenkel. Erst am Freitag entscheidet sich, dass tags darauf nicht der 18-jährige U19-Torwart Pablo Alvarez sondern doch Oka Nikolov auflaufen kann.

Friedhelm Funkel, der für das Spiel die Marschroute ausgibt „Wir müssen spielen wie Henry Maske geboxt hat, mit Kopf, ganz klug und geschickt“, ändert sein Team im Vergleich zum Spiel in Mönchengladbach auf drei Positionen: Marco Russ ersetzt den gelb-rot-gesperrten Kyrgiakos, Alexander Meier und Marcel Heller kommen für den angeschlagenen Chris und für Michael Thurk.

Da bei Cottbus mit McKenna und Mitreski die komplette Innenverteidigung aufgrund einer Sperre fehlt, rücken die Mittelfeldspieler Cvitanovic und Kukielka nach hinten, Ervin Skela und Daniel Ziebig rücken in das Team der komplett in grellem Orange gekleideten Lausitzer.

Anpfiff Peter Sippel vor 45.000 Zuschauern. Frankfurt beginnt mit kontrollierter Offensive gegen den Cottbusser Catenaccio, bestehend aus zwei 4er-Abwehrreihen. Die erste Chance bietet sich den Adlern in der 2. Minute: Auf Zuspiel von Albert Streit kommt Marcel Heller freistehend zum Kopfball, verfehlt das Lader aber knapp.

Dann die 7. Spielminute: Ein 30-Meter-Sprint von Patrick Ochs auf der rechten Seite, seine Flanke kommt in den Strafraum, wo Takahara wartet, aber da Silva klärt. Ecke von rechts: Albert Streit flankt in Richtung des Elfmeterpunktes. Michael Fink nimmt den Ball an und schießt flach in die linke Ecke, Piplica kommt nicht heran, ein Torschrei... aber Skela, genau der kleine Ervin Skela, der einst aus Frankfurt auszog, um in der großen weiten Welt internationalen Fußball zu spielen, steht mit seinem orange-farbigen Dress auf der Linie und klärt im letzten Moment mit dem Fuß (8.).

Die Eintracht agiert weiter überwiegend in der Cottbusser Hälfte, doch gegen das Abwehrbollwerk ergibt sich zunächst keine Torchance. Dann die 16. Spielminute: Cottbus ist erstmals gefährlich in der Hälfte der Eintracht, Radu mit einem Pass auf die linke Seite zu Kioyo, der spielt Patrick Ochs aus, dann eine Flanke in Richtung des langen Pfostens. Steffen Baumgart zieht direkt aus 6 Metern ab - glänzende Fußabwehr von Oka Nikolov.

Die Eintracht versucht weiterhin vergeblich, die dichte Lausitzer Abwehr mit Kurzpässen zu knacken. Nun legt Cottbus endlich einmal den Vorwärtsgang ein: Munteanu hat den Ball und schlägt einen weiten Pass an den 5-Meter-Raum auf den schussbereiten Radu. Ein Pfiff, der Linienrichter hatte zurecht die Fahne gehoben. Durchatmen (27.). Die Kurve peitscht die Eintracht weiter vor.

Die nächste Chance in der 30. Minute: Ecke Albert Streit spielt das Leder von links in den Strafraum, die Orange-farbigen wehren ab, doch der Ball kommt erneut zu Streit. Wieder versucht er eine Flanke in den Strafraum, ein Lausitzer Kopf geht dazwischen, der Ball fliegt hoch, Christoph Preuß startet von halbrechts und nimmt die Kugel Volley - ein fulminanter Schuss, leider zu hoch.

Jetzt läuft schon die 42. Spielminute: Alexander Meier passt den Ball nach Angriff von Cottbus in der eigenen Hälfte auf Takahara, der auf den links startenden Marcel Heller weitergibt. Heller rast bis kurz vor die linke Torraumecke und passt zurück auf den bereit stehenden Alexander Meier. Doch Kukielka blockt in letzter Sekunde ab und klärt zur Ecke, die nichts einbringt. Kurz vor der Pause noch einmal ein hoher Pass von Albert Streit vom Mittelkreis über die gesamte Cottbusser Abwehr, Heller rast wieder heran, doch der herauseilende Piplica ist einen Hauch schneller (45.). Halbzeit.

Zur 2. Halbzeit wird keine personelle und spielerische Veränderung auf dem Spielfeld vorgenommen. Die Eintracht ist wieder in der Vorwärtsbewegung, kann sich aber gegen die zahlreichen Abwehrbeine nicht durchsetzen. Wieder ein Standard: Ecke von links durch Albert Streit, der Ball kommt in die Mitte, wird abgeblockt, doch Heller nimmt den Ball aus 18. Metern Volley - wieder drüber, das muss doch mal klappen (48.). Weiter geht’s, Amanatidis, und Thurk laufen sich warm.

Ein Sprung in die 57. Minute: Ballgestocher im Mittelkreis, Meier will beruhigen und lupft den Ball auf Michael Fink, der ca. 10 Meter vor dem Strafraum steht. Fink köpft die Kugel völlig unbedrängt rechts hinter sich auf den freistehenden Sergiu Radu. Radu setzt an und hebt den Ball von der Strafraumgrenze aus über den chancenlosen Nikolov ins Tor. 0:1 für Cottbus (58.). Lähmendes Entsetzen auf der Tribüne. Aber dann gleich wieder lauthals „Schwarz-und-weiß-wie-Schnee“, die Fans kämpfen.

Friedhelm Funkel reagiert sofort und lässt sich Amanatidis seines grellgelben Leibchens entledigen. Die Westkurve und die Gegentribüne wird noch lauter. Ioannis Amanatidis kommt für Michael Fink (62.). Dann die 64. Spielminute: Meier passt aus der Mitte halblinks auf Heller, der gibt sofort flach zu Spycher auf die linke Seite weiter. Spycher flankt in die Mitte, Meier steigt hoch und trifft den Ball aus sechs Metern mit dem Kopf ins kurze linke Toreck. Tooor! 1:1 (64.). Das Stadion tobt.

Die nächsten Spielminuten bringt Trainer Friedhelm Funkel auf den Punkt: „Statt mit einem Unentschieden zufrieden zu sein, wollten alle zu viel, rannten nach dem 1:1 kopflos nach vorn und wurden dafür von den Cottbussern bestraft“. Doch der Reihe nach: Die Drangphase der Eintracht gibt den Cottbussern nun Gelegenheit zum Kontern. Daniel Gunkel, der kurz zuvor für Erwin Skela ins Spiel kam, passt steil auf Kioyo. Der Kameruner setzt sich durch und kann schießen. Der Ball wird abgeblockt, hoppelt vor die Füße von Munteanu, der nur acht Meter vor dem Tor steht - ein Schuss, doch über das Tor (69.)

In der 75. Minute kommt Benjamin Köhler für Marcel Heller. Doch die nächste Chance haben die Gäste aus der Lausitz: Timo Rost kommt an den Ball und hebt ihn an den 5-Meterraum auf die bereitstehenden Radu und Gunkel. Beide gehen zum Ball genau wie Nikolov und Christoph Preuß. Nikolov grätscht, trifft den Ball, der Ball prallt gegen den Rücken von Christoph Preuß und trudelt ins Tor. 2:1 für Cottbus (76.).

Doch was passiert auf dem Feld? Preuß bleibt liegen, Nikolov und Preuß heben die Arme. Radu ist bei Preuß, der Cottbusser hält ihm die Augen zu – Preuß hat eine klaffende blutende Wunde am linken Oberschenkel. Oka Nikolov hatte nicht nur den Ball, sondern auch Preuß mit seinen Stollen getroffen. Die Frankfurter Spieler und die Fans sind entsetzt. Auch die Cottbusser bleiben im Strafraum stehen. Christoph Preuß wird von den Sanitätern aus dem Stadion getragen. Absolute Ruhe im weitern Rund, dann aufmunternder Applaus, dann wieder Ruhe: Frankfurt ist im Schockzustand. Benjamin Huggel ersetzt Christoph Preuß (79.).

Bis zur 81. Minute sind die Adler wie gelähmt. Dann schlägt Streit einen Freistoß von der rechten Seite in den Strafraum, der Ball wird abgewehrt und Patrick Ochs flankt hoch auf Takahara, der am linken Pfosten lauert. Piplica kommt mit einer seiner unorthodoxen Sprungeinlagen aus dem Kasten und kann gerade so das Leder vor Takahara zur Ecke wegschlagen (82.).

Frankfurt bleibt in der Offensive. Immer wieder wird Amanatidis gesucht, doch Piplica hat heute einen sicheren Tag erwischt. Nun läuft bereits die 89. Minute: Jiayi Shao kommt für Sergiu Radu (89.). Dann versucht sich wieder Patrick Ochs von der rechten Seite, 30 Meter vor dem Tor: Hoch flankt er in den Strafraum, die Kopfballabwehr von da Silva gerät zu kurz und Amanatidis hat die Chance zum Ausgleich - doch Kukielka und Piplica gehen vereint in letzter Not dazwischen (90.).

Nur drei Minuten Nachspielzeit werden mit einem Pfeifkonzert quittiert - die Fans haben noch die unerhörten sieben Minuten „Zugabe“ von Mönchengladbach in Erinnerung. Die Eintracht gibt nicht auf und marschiert weiter. Ein langer Ball in die Mitte, wo Piplica im Strafraum umherirrt. Takahara flankt auf Köhler, der sofort köpft, Orange dazwischen, Köhler schießt, wieder sind Lausitzer Beine im Weg. Amanatidis kommt nicht ans Leder, Piplica klärt irgendwie zur Ecke. Es ist wie verhext (91.). Ecke von rechts durch Streit, abgewehrt und Konter. Shao bekommt den Ball am Mittelkreis und marschiert, kein Frankfurter Abwehrspieler mehr bei ihm. Spycher probiert heran zu kommen, Shao im Strafraum schießt aber Fußabwehr in höchster Not von Nikolov. Doch die Kugel trudelt zu Munteanu. Der schießt und trifft zum1:3 in der 91. Spielminute. Entsetzen auf den Rängen. Stille.

Abpfiff. Gellendes Pfeifkonzert. Die Eintracht ist mit weiterhin 31 Punkten 15. der Tabelle und damit einen Platz hinter Hamburg und Dortmund. (tr)

Nachtrag:
Christoph Preuß wird noch am Samstag in der Seckbacher BG-Unfallklinik erfolgreich operiert. Glücklicherweise sind keine Muskeln verletzt. Ob er in der Saison 2006/2007 noch einmal spielen wird, ist indes fraglich.

Eine Stimme von vielen zum Spiel:
Ioannis Amanatidis: „Mit der Qualität, die wir haben, wäre es eine Tragödie, ja eine Unverschämtheit, abzusteigen. Aber ich habe manchmal das Gefühl, dass nicht alle Akteure den nötigen Teamgeist an den Tag legen.“

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