Bayer 04 Leverkusen - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2006/07 - 21. Spieltag
2:2 (1:1)
Termin: Sa 10.02.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.500
Schiedsrichter: Michael Kempter (Sauldorf)
Tore: 1:0 Jermaine Jones (39., Eigentor), 1:1 Sotirios Kyrgiakos (42.), 1:2 Alexander Meier (84.), 2:2 Stefan Kießling (90.)
Bayer 04 Leverkusen |
Eintracht Frankfurt |
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Selbst um die Früchte der Arbeit gebracht Leverkusen: kleines Stadion, Anhänger, die eine „Fanfreundschaft“ mit den Unaussprechlichen pflegen, und Bernd Schneider. Mehr will einem zu einer Mannschaft nicht einfallen, die nur Dank der Finanzspritzen eines Pharmakonzerns den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft hat. Nach zuletzt zwei Unentschieden hält sich auch die Euphorie der 2.500 mitgereisten Adler in Grenzen, obwohl in der Hinrunde beim 3:1-Sieg gegen Leverkusen die bislang beste Leistung der Saison gezeigt wurde. Im vergangenen Jahr verlor die Eintracht beide Spiele gegen die Werkself, es wird also Zeit für einen Sieg. Fünf Änderungen nimmt Friedhelm Funkel im Vergleich zum 0:0 gegen Mainz an seiner Startformation vor. Im Tor spielt Oka Nikolov für den verletzten Pröll. Die Abwehrkette wird auf gleich drei Positionen verändert: Patrick Ochs (nach Gelb-Sperre) sowie Sotirios Kyrgiakos und Aleksandar Vasoski kehren für Preuß, Russ und den ins Mittelfeld vorgezogenen Chris in die Anfangself zurück. Michael Thurk spielt im Offensivbereich für Marcel Heller. Bei Bayer ist Castro nach Gelb-Rot-Sperre wieder spielberechtigt, dafür fehlt Freier nach seiner Roten Karte bei der 2:3-Niederlage in Wolfsburg. Auch die zuletzt verletzten Bernd Schneider und Karsten Ramelow werden heute spielen. Trainer Michael Skibbe stellt seine Abwehr um, die Innenverteidigung bilden Ahmed Madouni und Jan-Ingwer Callsen-Bracker an Stelle von Juan und Haggui. Nach Anpfiff durch Schiedsrichter Michael Kempter beginnt zunächst ein vorsichtiges Abtasten im Mittelfeld. Aber nach knapp 10 Minuten zeigen sich die Adler zielstrebiger als die Werkself. Die erste Chance hat Alexander Meier auf Kopfballvorlage von Naohiro Takahara kurz vor dem Strafraum. Meier nimmt den Ball direkt, schießt aber knapp am Tor vorbei (13.). Die nächste Möglichkeit bereite Naohiro Takahara vor: Er passt auf Michael Thurk, doch der Ex-Mainzer semmelt den Ball aus 20 Metern knapp über die Latte (22.). Vor allem Naohiro Takahara ist in dieser Phase überall zu finden und von der Bayer-Abwehr nicht zu stoppen. Die 24. Minute: Wieder ist der Japaner am Ball, setzt sich gleich gegen zwei Leverkusener durch und schießt aus 18 Metern, aber Torhüter Jörg Butt kann parieren (24.). In der 27. Minute gibt es die erste Chance für Bayer, einen Fernschuss von Castro, der aber keine Gefahr für Oka Nikolov darstellt. Im direkten Gegenzug flankt Alexander Meier durch die Abwehr der Leverkusener auf Naohiro Takahara, Torhüter Jörg Butt eilt Takahara entgegen. Der Japaner kommt eher an den Ball und will das Leder an Butt vorbeilegen. Jörg Butt bringt den stürmischen Adler unsanft zu Fall und kassiert dafür von Schiedsrichter Kempter zu Recht die Rote Karte (28.). Benedikt Fernandez wird eingewechselt und hütet nun das Tor der Bayer-Elf, Tranquillo Barnetta geht für ihn vom Platz. Die Eintracht zeigt weiterhin das deutlich bessere Spiel nach vorne. Alexander Meier passt flach auf Michael Thurk, der kann unbedrängt schießen, aber trifft nur den rechten Pfosten (33.). Ein Tor für die Frankfurter wäre jetzt wirklich verdient. Sechs Minuten vor der Halbzeit gibt es eine Ecke für Bayer 04. Der Ex-Frankfurter Bernd Schneider führt aus und spielt den Ball in Richtung Strafraum. Dort steht der Ex-Leverkusener Jermaine Jones, der zum Flugkopfball ansetzt. Jones ist völlig unbedrängt - kein Bayerspieler ist in seiner Nähe. Jones trifft den Ball und jagt den Ball unhaltbar für Oka Nikolov ins rechte obere Toreck. Es steht 1:0 für Leverkusen (39.). Jermaine Jones nach dem Spiel: "Ich dachte nur „Oh, nein“! Auf der anderen Seite hätte ich den nie im Leben reingemacht." Das ist anzunehmen. (Nach heutigem Stand - 17. Mai 2007 - wird Jones die Bälle in seinem Leben nur noch die Bälle für „die andere Seite reinmachen“ – der ehemals beliebte Bonameser wechselt unter unwürdigen Umständen zu Schalke 04.) Aber zum Glück ist die Eintracht nicht geschockt. Nur drei Minuten später gibt es erneut eine Ecke, diesmal auf der „richtigen“ Seite. Albert Streit flankt den Ball von links hoch in den Strafraum. Sotirios Kyrgiakos steigt hoch und knallt das Leder mit dem Kopf unhaltbar für Torhüter Fernandez ins Tor! 1:1 (42.). Dann ist Halbzeit. Für Leverkusen ist es ein schmeichelhaftes Unentschieden. Von Beginn der zweiten Hälfte an ändert sich das Spielgeschehen. Die neun verbliebenen Feldspieler der Werkself stehen nun tief in der eigenen Hälfte. Der Eintracht fehlt der Platz, aber zunächst auch die Ideen der 1. Hälfte. Viele Querpässe und Kurzpassspiel im Mittelfeld lassen keine Gefahr für den Kasten von Fernandez aufkommen. Aber auch Leverkusen kommt nicht zu Chancen - mit Ausnahme eines Babic-Freistoßes, der von Oka Nikolov toll gehalten wird (64.). So plätschert das Spiel bis zur 80. Minute so vor sich hin. Dann ist bei einem der spärlichen Konter von Leverkusen Stefan Kießling am Ball, bedrängt von Christoph Spycher. Der Schweizer greift zu einem harmlosen Foulspiel, das einen Freistoß nach sich ziehen wird. Aber Schiedsrichter Michael Kempter hat weit mehr im Sinn, schließlich kommt er ja ins Fernsehen. Er greift in seine Hosentasche und zieht Rot! Hierzu die beiden Trainer später: "Das war nicht wirklich rotwürdig." (Michael Skibbe) und "Da kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn das eine Rote Karte war, dann müssten in jedem Spiel 25 Rote Karten gezeigt werden." (Friedhelm Funkel). Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch wenn die rote Karte ein schlechter Witz ist, der zu zwei Spieltagen Sperre für Christoph Spycher führen wird: Das Spiel wird jetzt bei 10 gegen 10 besser. Leverkusen lockert den Abwehrriegel und die Eintracht hat wieder mehr Platz auf den Außenbahnen. Ioannis Amanatidis, der in der 72. Spielminute für Naohiro Takahara gekommen ist, führt den Ball Er flankt auf Patrick Ochs, der auf der rechten Seite angespurtet kommt. Ochs nimmt den Ball an und flankt hoch in den Strafraum auf Alexander Meier, der von Madouni bedrängt wird. Meier setzt sich durch und schießt aus halbrechter Position. Das Leder knallt ins lange Eck, Torhüter Fernandez ist chancenlos. 2:1 für die Eintracht (85.). „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ schallt es aus der Frankfurter Kurve, nur noch 5 Minuten überstehen und es ist vollbracht. Es läuft bereits die Nachspielzeit, Ioannis Amanatidis foult einen Leverkusener am Bayer-Strafraum. Der Freistoß wird schnell ausgeführt, ein hoher weiter Ball in die Frankfurter Hälfte. Aleksander Vasoski kommt an das Leder und versucht einen Pass auf Albert Streit. Aber der Pass ist schlecht gespielt und Streit läuft dem Ball nicht entgegen, so dass das Leder von einem Leverkusener geblockt werden kann und in Richtung Frankfurter Strafraum fliegt. Dort will auf der linken Abwehrseite der für Chris eingewechselte Markus Weissenberger den Ball eigentlich zu Oka Nikolov zurück spielen. Doch da kommt Sotirios Kyrgiakos herangestürmt und drischt den Ball weg. Doch statt den Ball seitlich auf die Tribüne zu dreschen – was den Sieg bedeuten würde – will Kyrgiakos den Ball weit nach vorne schlagen. Der Grieche holt aus und sein Ball... trifft Weissenberger. Das Leder rollt direkt in den Lauf von Simon Rolfes, der Weissenberger bedrängte. Rolfes bedankt sich und passt den Ball in die Mitte des Strafraumes auf Stefan Kießling. Der Ex-Nürnberger kann die Kugel völlig unbedrängt einschieben – es steht 2:2 in der 91. Spielminute, Sekunden vor dem Abpfiff. Das Spiel endet 2:2, die Eintracht hat buchstäblich in letzter Sekunde den so wichtigen Auswärtssieg durch eine unglückliche Aktion verschenkt. Die Eintracht ist nun 12. und hat noch drei Punkte Vorsprung
auf den Tabellen-16. Borussia Mönchengladbach. Schon am Freitag erwarten
die Adler unter Flutlicht den VfB Stuttgart. Stimmen zum Spiel Rudi Völler: „Fußball ist manchmal unwahrscheinlich unlogisch.“ Friedhelm Funkel: „Sotos saß wie ein begossener Pudel in der Kabine. Klar, das war sein Fehler, das war die falsche Entscheidung.“ Markus Weissenberger: „Ich wollte den Ball zu Oka Nikolov zurück spielen, der hätte ihn dann nach vorne dreschen können. Aber dann kam Soto und rief, ich soll weg bleiben. Wir haben uns um die Früchte unserer Arbeit gebracht. Das ist total bitter.“ (tr)
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