Eintracht Frankfurt - Brøndby IF

UEFA-Cup 2006/07 - 1. Runde, Hinspiel

4:0 (0:0)

Termin: Do., 14.09.2006, 20:45 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Robert Styles (England)
Tore: 1:0 Michael Thurk (51., Handelfmeter), 2:0 Michael Thurk (71., Foulelfmeter), 3:0 Michael Thurk (78.), 4:0 Benjamin Köhler (90.)

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Eintracht Frankfurt
Brøndby IF

 


  • Casper Ankergren
  • Henrik Kildentoft (49.)
  • Per Nielsen
  • Mark Howard (49.)
  • Joseph Elanga
  • Martin Retov
  • Kim Daugaard
  • Thomas Rasmussen
  • Martin Spelmann
  • Martin Ericsson
  • Hannes Sigurdsson

 

Wechsel
Wechsel
  • Morten Duncan Rasmussen für Martin Spelmann (52.)
  • David Williams für Hannes Sigurdsson (75.)
  • Stefan Schmidt für Martin Retov (82.)
Trainer Trainer
  • René Meulensteen

Erbarmen Europa, die Hesse komme!

Endlich ist es soweit. Mehr als elf Jahre nach dem UEFA-Cup-Aus im Viertelfinale bei Juventus Turin und dem letzten Europapokalspiel im UEFA-Intertoto-Cup 1995 (0:3 Niederlage im Achtelfinale gegen Girondins Bordeaux) erwarten die Adler voller Stolz den Tabellenzweiten der dänischen Liga zur 1. Runde im UEFA-Cup. Ausgerechnet Brøndby IF, jenes Team aus dem Kopenhagener Vorort, das der Eintracht im September 1990 mit einem 0:5 die höchste Niederlage in einem internationalen Wettbewerb bescherte. Charly Körbel gibt daher dem Team „Rache für 1990“ als Hausaufgabe auf.

Die hoffentlich folgsamen Adler werden von Trainer Funkel gegenüber dem Pokalsieg in Siegen (2:0) nur auf zwei Positionen geändert: Michael Fink ersetzt nach seinem Zehenbruch Benjamin Köhler, Michael Thurk wird an Stelle von Naohiro Takahara stürmen.

Es ist 20:00 Uhr, die knapp 40.000 Zuschauer suchen zunächst die ihnen nach einem „gewöhnungsbedürftigen“ Vorverkauf zugelosten Plätze, während auf dem Videowürfel Fred Schaub und Kollegen an alte glorreiche Zeiten erinnern.

Knisternde Stimmung überall im Rund, dann endlich betreten die Spieler in schwarz-rot und gelb-blau, angeführt vom englischen Schiedsrichter Robert Styles, das Grün des Waldstadions. 20:46, endlich Anpfiff: die Eintracht ist wieder zu Hause. Frankfurt beginnt zunächst zögerlich, aber auch die Gelb-Blauen agieren vorsichtig defensiv. Bis zur 9. Minute: Martin Retov nimmt aus 25 Metern Maß, schießt und drischt den Ball über den Kasten von Markus Pröll.

Jetzt geht ein Ruck durch die Mannschaft, die Eintracht geht kontrolliert in die Offensive. 12. Minute: Eckball Streit auf, klar, Kyrgiakos. Sotirios steigt hoch und trifft den Ball, aber nicht das Tor. Weiter geht’s. Markus Weissenberger mit rechts aus dem Mittelfeld, ein Schuss wie ein Strich, aber knapp vorbei. Danach erst einmal viel Mittelfeldspielerei, wobei jetzt schon auffällt, das der zehnmalige dänische Meister nicht durch feine Technik, sondern durch rustikalen Einsatz zum Erfolg kommen will. Aber die Eintracht-Abwehr steht.

Sprung in die 36. Minute: Schöner Pass von Patrick Ochs auf Amanatidis, der verlängert vor den Strafraum auf Michael Thurk. Thurk schaut, schießt und Torwart Ankergren streckt sich. Gehalten. Die Fans im Stadion werden lauter, Brøndby noch rustikaler. Albert Streit setzt sich prima auf links durch, Sense Elanga und gelbe Karte (38.). Fünf Minuten später: Amanatidis im Mittelfeld am Ball, brutaler Tritt von Spelmann. Amanatidis bleibt liegen und wird Augenblicke später mit Verdacht auf Fußbruch auf einer Bahre aus dem Stadion getragen. Schiedsrichter Styles ist in Gedanken schon beim Pausentee, keine Karte für Spelmann. Naohiro Takahara ersetzt Amanatidis (42.). Auch Thurk bekommt die internationale Härte zwei Minuten später von hinten durch Kildentoft zu spüren (44.). Hierfür gibt’s ein internationales „Gelb“ und ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen.

Pausenpfiff. Schiedsrichter Styles, der vom „Kicker“ für die Spielleitung eine wohlwollende „5“ bekommen wird, erholt sich bei seinem Tee, Kyrgiakos bekommt indessen eine Schmerzspritze und Amanatidis wird in eine Klinik gefahren.

2. Halbzeit: die Eintracht macht Druck. Takahara setzt sich auf rechts durch und flankt in den Strafraum. Albert Streit bekommt den Ball und schießt. Pariert mit der Hand... aber nicht von Torwort Ankergren sondern vom liegenden Kildentoft. Hektik und Getümmel im Strafraum, Schiedsrichter Styles zeigt Kildentoft „Rot“ (49.). Howard stößt Michael Thurk direkt neben dem Schiedsrichter mit einem Kopfstoß um. Dieser benutzt die rote Karte gleich noch einmal (49.). Thurk erhält die gelbe Karte und es gibt... Elfmeter! Michael Thurk nimmt sich den Ball, kurzer Anlauf, Schuss in Richtung linke Torecke und Tooor! 1:0 für die Eintracht (51.). Die Stimmung kocht auf den Rängen, man versteht sein eigenes Schreien nicht mehr. Die extra für das Spiel in der Westkurve installierten Sitzschalen sind ebenso wie die älteren „Blauen“ längst Stehplatzbereich geworden.

Morten Duncan Rasmussen soll für Martin Spelmann international hart agieren (52.), Benjamin Köhler kommt für Michael Fink (53.). Ab sofort heißt das Spiel: 11 Frankfurter gegen 9 dänische Defensive. Zunächst geht es durch die Mitte, ohne Erfolg. Dann über die Außenbahn. Köhler von links mit Flanke auf die rechte Torecke, Patrick Ochs drischt Volley aus Tor, Außennetz (66.). Kurz danach wieder Flanke von links, Takahara wird im Strafraum von Rasmussen geschubst. Internationale Härte (67.). Nur eine Minute später, Flanke von Thurk auf den völlig freistehenden Weissenberger. Dieser stoppt den Ball kurz, lupft und schießt... Ankergren in die Hände.

Die 70. Minute, Albert Streit bekommt den Ball, stürmt durch die dänische Abwehr in den Strafraum, Ankergren kommt und grätscht. Er trifft nicht den Ball sondern Albert Streit. Schiedsrichter Styles zeigt auf den Elfmeterpunkt. Michael Thurk kommt. Wieder nimmt er den Ball, die linke Torecke... Toor! 2:0 für die Eintracht (71.)!

Die Stimmung ist grandios, wem es zuvor schon zu laut war, sollte spätestens jetzt in eine Loge oder in den Außenbereich fliehen. Das Waldstadion spielt mit Ausnahme der 900 bislang wirklich lauten dänischen Anhänger verrückt.

Weiter die Eintracht mit druckvollem Spiel, nach Chance von Takahara, der an Ankergren scheitert, kommt Albert Streit von links und flankt in den Strafraum. Der Ball findet im Strafraum den Kopf des hoch springenden Michael Thurk... Tooor! 3:0 für die Eintracht (78.). „Auf Wiedersehen“ tönt es aus 39.100 Kehlen. Ob Karl-Heinz Körbel mitsingt, lässt sich leider nicht in Erfahrung bringen.

Nur noch die Eintracht. Kurz vor Schluss eine Flanke von Christoph Spycher auf Markus Weissenberger in den Strafraum. Abseitsverdächtiger Pass auf Benjamin Köhler, der den Ball nur noch eindrücken muss. Jaaah, 4:0 für die Eintracht (90.).

Schlusspfiff und grenzenloser Jubel. Die Hessen haben sich eindrucksvoll in Europa zurück gemeldet. „Das war der schönste, der größte Tag in meinem Leben“ stammelt Michael Thurk, dem von Schiedsrichter Styles der Spielball geschenkt wird. Indes warnt Friedhelm Funkel - dank eigener UEFA-Cup-Erfahrungen - vor dem Rückspiel (auch Charlys Team hatte das Rückspiel 4:1 gewonnen) und Dr. Seeger bekommt viel Arbeit: leichte Bänderdehnung bei Michael Thurk, Rippenprellung bei Sotirios Kyrgiakos und schwere Mittelfußprellung bei Ioannis Amanatidis. (tr)

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