Eintracht Frankfurt – VfL Wolfsburg |
Bundesliga 2006/07 - 2. Spieltag
0:0
Termin: Sa. 19.08.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: ./.
Eintracht Frankfurt |
VfL Wolfsburg |
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Ein erfolgloser Elfmeterschütze spielt erfolgreich Theater Vier Wochen lang waren wir Weltmeister der Herzen, konnten unsere Bundeshelden im Fernsehen bewundern, nur richtig dabei sein durften wir nie. Endlich nach der langen Zeit des Konservenfrohsinns und dem 1:1 Auswärtserfolg auf Schalke das erste Heimspiel seit dem 13. Mai 2006, dem Saisonfinale gegen Gladbach. 39.800 erwartungsfrohe Frankfurter und knapp 200 versehentlich mitgereiste Wolfsburger Anhänger freuten sich bei schönem Wetter auf den Anpfiff durch Markus Schmitt. Lediglich Attila ist ein wenig irritiert, da Tankard kurz vor Spielbeginn lautstark „schwarz-weiß wie Schnee“ singt. Trainer Funkel ändert die Aufstellung gegenüber dem Schalkespiel auf zwei Positionen: Kyrgiakos spielt für Cimen und Huggel ersetzt Köhler auf der rechten Seite. Da ist sie nun die Innenverteidigung, auf die wir uns seit vier Wochen gefreut haben: Vasoski, der Dirigent unserer Abwehr und der Koloss mit der wehenden Mähne und dem freundlichen Gesichtsausdruck, der ihm 88 Minuten später entgleiten soll... Das Spiel beginnt verheißungsvoll: Nach dem Anpfiff von Schiri Schmitt setzen die Adler den Wölfen offensiv zu, Möhrle patzt bei einem Querpass 10 Meter vor dem eigenen Strafraum und der überraschte Amanatidis verzieht knapp (2. Minute). Die Eintracht bleibt federführend im Mittelfeld. In der 5. Minute bekommt der quirlige Thurk den Ball, zieht ab und verfehlt aus 20. Metern den rechten Torwinkel nur um Adlerbreite. Fünf Minuten später: Freistoß Streit, flach gespielt auf Thurk, doch der Schuss wird von Jentzsch gehalten. Dann auch mal die Wölfe in der Frankfurter Hälfte, ca. 20 Meter vor dem Tor, Kyrgiakos geht drauf, Pfiff und eine Entschuldigungsgeste des Griechen zum liegenden Wolfsburger. Santana schießt den Freistoß, doch Pröll hält den Aufsetzer souverän (12. Min). Sofort der Gegenstoß von der rechten Seite über Albert Streit, Flanke in den Strafraum, Thurk schießt... und trifft aus vier Metern nur die Latte (13. Min.). Im Publikum ein Raunen, die befürchteten TDS-Rufe bleiben aber – wie im gesamten Spiel - weitestgehend aus, denn Thurk rackert und läuft wie ein Irrer, wechselt die Seiten und ist überall zu finden. Weiter offensives Spiel der Eintracht, die wenigen Wolfsburger Gegenangriffe enden meist mit harmlosesten Schüssen aus der 2. oder 3. Reihe. Ausnahme aus Sicht der 200 Wolfsburganhänger ist nur ein Strafraumgetümmel, bei dem Spycher der Ball an den angelegten Arm geschossen wird. Die nächste gute Möglichkeit dann in der 29. Minute nach einem Ausflug von Amanatidis auf der rechten Seite. Er flankt, Thurk nimmt den Ball Volley, verfehlt aber den Kasten der Wölfe. Die Frankfurter Innenverteidigung hat bis dahin, außer bei einem Klöpschen von Marco Russ, wenig zu tun, kommt ein Wolfsburger jedoch in die Nähe von Kyrgiakos, zeigt dieser resoluten Einsatz, was der Frankfurter Anhang mit einem verzückten Raunen belohnt. Dann aber taucht Klimowicz in der 32. Minute nach Pass von Makiadi und Klops von Marco Russ auf der linken Seite allein im Strafraum auf. Der Argentinier stolpert jedoch den Ball zu weit von sich weg. Pröll bedankte sich artig. In der Pause wechselt Funkel dann Köhler für den heute schwächelnden Russ ein. Auch nach der Halbzeit bleibt die Eintracht das spielbestimmende Team, doch die Chancenverwertung ist wie in der ersten Halbzeit zumindest gewöhnungsbedürftig. Thurk köpft in der 51. am Tor vorbei, in der 53. Minute umkurvt er im 5-Meter-Raum seine Gegenspieler, findet aber das Tor nicht mehr. Auch nach zwei Auswechselungen durch Trainer Augenthaler macht die Eintracht weiter Druck, kommt jedoch auch auf Grund der nun abgeklärter spielenden Wölfe zu keiner nennenswerten Torchancen mehr. Nun erklingen „Copado-oho“-Gesänge aus der Kurve, die Trainer Funkel in der 76. Minute schließlich erhört. Copado führt sich durch einen Schwalbenflug der offensichtlichsten Art nach 30 Sekunden gleich gut ein und erhält die gelbe Karte (76.). Zuvor wurden schon Ochs ein- und Rehmer ausgewechselt (65.). Wer glaubt, dieses Spiel sei schon spektakulär gewesen, sollte spätestens jetzt seine Herztropfen nehmen müssen. In der 83. Minute ist Menseguez nach einem schönen Solo im Strafraum, Ochs foult ihn und der Elfmeterpfiff folgt. Pröll, der Lincolnbezwinger der Vorwoche, steht wieder ruhig im Kasten und wartet fast regungslos. Klimowicz schießt in die Ecke, aber Pröll hält - welch eine Leistung! Jubel und Trubel in der Kurve. Dann ist - fast im direkten Gegenstoß - wieder Thurk am Ball, er zieht aus 20 Metern ab und trifft... den Pfosten (84 Min.). Es ist zum... Nun eine eigentlich nicht erwähnenswerte Szene am Frankfurter Strafraum. Der gestürzte Herr Klimowicz steht auf, Kyrgiakos tätschelt seine Schulter und nun wird’s Oscar-verdächtig: Herr Klimowicz greift sich mit anmutiger Geste ins Gesicht, fällt wie gestochen schreiend um und harrt der Dinge die da kommen. Der ca. zehn Meter entfernt stehende Linienrichter ist ob dieser schauspielerischen Leistung offensichtlich so beeindruckt, dass ihm die Worte und Gesten fehlen. Dafür tut Schiedsrichter Schmidt das einzig Falsche: Er fasst sich an den Hintern und zieht die rote Karte, allerdings nicht für Herrn Klimowicz wegen schlechten Schauspielerns, sondern für unseren griechischen Hünen, der die Welt nicht mehr versteht (88. Min.). Der Rest des Spiels geht im nicht ganz fröhlichen Pfeifen des Publikums unter. Endstand 0:0, zwei Zähler nach dem 2. Spieltag. Fazit: Die Chancenverwertung und das Spiel in der Vorwärtsbewegung ist noch verbesserungsfähig, Streit ist trotz feiner Technik und leichtem Formanstieg gegenüber dem Schalkespiel noch nicht ganz in der Verfassung, die man von ihm erwarten darf. Übrigens: Kyrgiakos wird trotz der eindeutigen Fernsehbilder, die
Klaus Augenthaler mit den Worten „In England würde der eigene
Spieler nach einer solchen Aktion gelyncht werden“ kommentiert,
für ein Spiel gesperrt. Herr Klimowicz wird nicht bestraft, aber
wenigstens auch nicht für den Oscar nominiert. (tr) |