Eintracht Frankfurt - SV Werder
Bremen |
Bundesliga 2005/2006 - 28. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Sa 01.04.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 48.600
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 0:1 Miroslav Klose (70., Foulelfmeter)
Eintracht Frankfurt | SV Werder Bremen |
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Trainer | Trainer
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Nur die Taktik geht auf Heimspiele gegen Spitzenteams, da gab es für die Eintracht in dieser Saison noch nichts zu holen und nun kommt mit Werder Bremen der aktuelle Tabellendritte ins Waldstadion. Aber Bange machen gilt nicht, meint Friedhelm Funkel: “Natürlich wollen wir auch dieses Spiel gewinnen. Aber wir werden nicht wie im Hinspiel ins offene Messer rennen. Das wird diesmal anders sein. Wir dürfen Micoud nicht spielen lassen, müssen die Mitte dicht machen.“ Und zwar wie fast immer gegen Topmannschaften mit zwei Dreierketten, in denen Rehmer, Cimen und der zuletzt Gelbgesperrte Vasoski hinter den defensiven Mittelfeldspielern Russ, Huggel und Spycher spielen. Ochs, Meier und Köhler hinter Amanatidis bilden die Offensive, so dass für Copado nur der Platz auf der Bank bleibt. Für Bremen, dass in dieser Saison nie schlechter als Platz 4 war, geht es heute darum, Boden auf Rang 2 gut zu machen, zumal der Konkurrent aus Hamburg in Schalke antreten muss. "Die Voraussetzungen für ein gutes, engagiertes Spiel sind gegeben, da beide Mannschaften unbedingt gewinnen wollen. Die Frankfurter haben eine gute Mannschaft, die diese Saison schon tolle Spiele gezeigt hat, aber ich glaube, dass wir Samstagnachmittag Grund zur Freude haben werden", meint Bremens Trainer Schaaf selbstbewusst. Und dazu hat er auch allen Grund, denn seine “61-Tore-Fabrik“ mit Klose (19 Tore) und Valdez (8 Tore) im Sturm sowie Borowski (7 Tore), Micoud (6 Tore) und Jensen, die zuletzt Hannover mit 5:0 wegfegte, ist fit. Für den angeschlagenen Frings spielt Vranjes vor der Viererkette um Torhüter Wiese. Grünbraun präsentiert sich den 48.600 Zuschauern das, was einmal ein Rasen war. “Katastrophal“, findet dies der Trainer und auch Bremens Manager Allofs meint “nicht bundesligatauglich“, aber Patrick Meyer, Geschäftsführer des Stadionbetreibers SFM, dem die Eintracht eine horrende Miete zahlen muss, widerspricht dreist: "Es ist auch nicht schlechter als das Gros der anderen Bundesligarasen. Aber Regen und Footballer sind der GAU für jeden Rasen.“ An einen Austausch des Grüns für das DFB-Pokalhalbfinale und die restlichen Heimspiele ist aufgrund der Witterungsverhältnisse und der Kosten nicht zu denken, ergänzt Mayer. Dennoch legt die Eintracht auf dem Acker überraschend offensiv los. Köhler überläuft auf der linken Außenbahn Jensen und flankt scharf in die Mitte. Meier und der aufgerückte Russ verpassen, aber Amanatidis am langen Pfosten bekommt seine Stollen noch an den Ball, der jedoch nur den Außenpfosten touchiert (3.). Als seien sie selbst von dem schnellen Beginn überrascht, ziehen sich die Frankfurter kurz darauf in die eigene Hälfte zurück und überlassen Bremen das Mittelfeld. Der Tabellendritte kontrolliert so zwar das Spiel, doch gegen die konsequent und verbissen verteidigenden Frankfurter gibt es zunächst keine Lücken. So versucht sich Valdez mit einem Schuss aus gut 20 Meter, der jedoch weit am linken Pfosten vorbei geht (14.). Besser macht es da die Eintracht mit einem ihrer wenigen Konter. Meier spielt einen öffnenden Pass auf den startenden Ochs, der sofort in die Mitte flankt. Amanatidis ist einen Schritt schneller als Fahrenhorst, köpft das Leder aus dem Lauf heraus jedoch über die Querlatte (17.). Doch ansonsten beschränken sich die Frankfurter darauf, das Spiel der Bremer zu zerstören und die Bälle einfach weit nach vorne in Richtung Amanatidis zu dreschen. Immerhin kaufen sie dem Tabellendritten den Schneid ab, Russ hat Borowski – trotz eines Bruchs der Nase, den er sich bereits nach 20 Minuten zuzieht - fest im Griff und auch Cimen spielt bei seiner zweiten Partie von Beginn an überraschend souverän. "Ich habe versucht, mein Spiel durchzusetzen. Gegen wen ich dabei spiele, ob Klose oder Podolski, ist ziemlich wurscht", meint der 21-Jährige selbstbewusst.
Nach einer Ecke für die Eintracht riskiert Torhüter Wiese bei einer Rettungstat gegen Huggel Kopf und Kragen und wird vom 28-jährigen Schweizer am Rücken getroffen. Wiese probiert es zwar noch ein paar Minuten, muss dann aber gegen Vander, der sein Saisondebüt feiert, ersetzt werden (29.). Drei Minuten später wird es dann doch einmal gefährlich, als Naldo einen Freistoß aus 20 Metern flach aufs Tor knallt. Huggel in der Mauer fälscht die Kugel ab, aber Nikolov reagiert blitzschnell und fischt sie aus dem linken Toreck. Bis auf ein rüdes Foul von Vasoski an Valdez am Mittelkreis, für das der Mazedonier die Gelbe Karte bekommt, passiert nun nichts mehr (43.). Zur zweiten Halbzeit kommt bei Bremen Klasnic für Valdez ins Spiel und sie wirken jetzt engagierter in ihren Bemühungen, gefährlich vor den Kasten von Oka Nikolov zu kommen. Doch es bedarf schon eines Fehlers von Russ, der Borowski nach einem Pass von Vranjes nicht halten kann, so dass sich der 25-Jährige von halblinks in den Strafraum aufmacht und aus 13 Metern abzieht. Doch Nikolov kann mit einer schnellen Fußabwehr parieren (52.). Von der Eintracht ist im Sturm hingegen so gut wie gar nichts zu sehen, erst nach 60 Minuten gibt es die erste von insgesamt zwei Ecken. "Mit einer Doppelspitze erarbeiten wir uns viele Torchancen, wenn wir so wie heute spielen, müssen wir die wenigen nutzen", nörgelt Ioannis Amanatidis, der die zwei Möglichkeiten hatte. So plätschert das Spiel weiter vor sich hin, bis Owomoyela, der kurz zuvor für Jensen eingewechselt wurde, zu einem Alleingang ansetzt. Er lässt Spycher und Vasoski an der Strafraumgrenze stehen, um aus spitzem Winkel abzuziehen. Doch sein Schuss knallt zum Glück für Nikolov nur an den linken Pfosten (67.).
Drei Minuten später bekommen die Frankfurter nach einer hohen Flanke den Ball nicht aus dem Strafraum heraus. Irgendwie trudelt er zu Vranjes, dessen Schuss von Spycher abgeblockt werden kann. Aber plötzlich ist die Kugel frei im Strafraum, Klose will vor der Strafraumgrenze starten, Rehmer zupft kurz an dessen Trikot und der 27-jährige Nationalstürmer fällt nur zu bereitwillig. Wie nicht anders zu erwarten, wenn Sportskamerad Fandel die Eintracht pfeift, gibt es kein Zögern, sondern sofort Strafstoß für Bremen. Klose tritt selbst an und haut das Leder an den rechten Innenpfosten, von wo aus es im Netz landet. Zum 1:0 für Bremen, seinem 20. Saisontreffer. “Jetzt könnt Ihr wieder schreiben: Der Rehmer hat mal wieder einen Bock fabriziert, aber Klose fällt der Ball genau vor die Füße: Es war ein Reflex. Es ist ärgerlich, es ist schade, denn wir hatten einen Punkt verdient", sagt Rehmer, während der Trainer ihn in Schutz nimmt: “Ich glaube, ich hätte das früher auch so gemacht.“ Heribert Bruchhagen brummelt hingegen: "Bei unserer Spielweise muss man zu 100 Prozent konzentriert sein und darf sich keinen Fehler erlauben." Nur kurz ist der Schock bei den Frankfurtern, doch Borowski nutzt dies und spielt einen langen Pass in den Lauf von Klose, der sich gegen Cimen durchsetzt und von der Strafraumlinie aus abzieht. Doch Nikolov kann den Hammer mit den Fäusten abwehren (72.). Trotz des Rückstandes bringt Trainer Funkel drei Minuten später nicht Copado, sondern Lexa für Ochs und begründet dies zumindest für ihn selbst einleuchtend: “Es war taktisch notwendig, auf Copado zu verzichten. Und nach dem 0:1 wollte ich nicht das funktionierende System ändern. Wir wollten nicht in Konter laufen. Schließlich muss man auch ans Torverhältnis denken.“ Doch ohne Chancen kein Ausgleich. So springt außer einem gefährlichen Freistoß von Köhler, den Torhüter Vander über die Latte lenken kann, nichts heraus (78.). Im Gegenteil, nachdem Owomoyela nach einer Ecke von Micoud den Ball aus drei Metern nicht an Nikolov vorbei ins Tor köpfen kann, reagiert Friedhelm Funkel endlich und bringt Copado für Spycher (84.). Aber die Zeit läuft ab und nachdem Meier seinen Kopfball aus sechs Metern in der Nachspielzeit knapp neben den linken Pfosten setzt, pfeift Sportkamerad Fandel ab. Da Wolfsburg gegen Duisburg nur ein 1:1 holte, Mainz 0:3 in Nürnberg und Kaiserslautern gar mit 5:1 in Leverkusen verlor, bleibt die Eintracht auf Rang 13 mit weiterhin 3 Punkten Vorsprung auf Rang 16. (tr)
Friedhelm Funkel zu den Journalisten: "Schreibt doch mal, dass wir mit einer ganz jungen Mannschaft gegen einen Champions-League-Teilnehmer richtig gut mitgespielt haben. Die anderen Ergebnisse interessieren mich nur am Rande. Wir werden noch zwei bis drei Spiele gewinnen und die Klasse halten. Wir haben alles selber in der Hand.“ Heribert Bruchhagen: “Unser Plan, mit verstärkter Defensive Werder beizukommen, ist weitgehend aufgegangen. Aber dann passiert eben doch ein Fehler, das ist die grausame Realität in der Bundesliga. Taktisch, vom Einsatz her und der Geschlossenheit haben wir zuhause gegen die Spitzenteams gut ausgesehen. Aber es ist sehr schwer, gegen solche Mannschaften die Konzentration durchgängig aufzubringen. Solch eine Spielweise kostet Kraft und geht auf Kosten der Offensive.“ Ioannis Amanatidis: “Der Trainer wollte etwas anderes probieren. Vom Ergebnis her ist es nicht aufgegangen. Denn was nutzt es, wenn alle sagen, wir können mithalten. Was bringt das? Wir müssen im Abstiegskampf punkten, sonst nichts. Man kann ja so ein Spiel mal verlieren. Wir haben aber alle verloren. Wir kriegen halt immer einen rein.“
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