Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 2005/2006 - 22. Spieltag

1:2 (1:1)

 

Termin: So 19.02.2006, 17:30 Uhr
Zuschauer: 47.500
Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer (Ulm)
Tore: 0:1 Piotr Trochowski (20.), 1:1 Alexander Meier (42.), 1:2 Daniel van Buyten (52.)

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 

 

 

  • Stefan Wächter
  • Mehdi Mahdavikia
  • Daniel van Buyten
  • Khalid Boulahrouz
  • Thimothee Atouba
  • David Jarolim
  • Nigel de Jong
  • Raphael Wicky
  • Piotr Trochowski
  • Naohiro Takahara
  • Sergej Barbarez

 

Wechsel Wechsel
  • René Klingbeil für Nigel de Jong (73.)
  • Benjamin Lauth für Naohiro Takahara (80.)
  • Alexander Laas für Piotr Trochowski (87.)
Trainer Trainer

 

 

Nur Einsatz und Kampf stimmen

Sonntagnachmittag in Frankfurt, der letzte Schnee des alten Jahres ist endlich geschmolzen und die Eintracht lädt zum dritten Heimspiel des Jahres ein. "Der HSV liegt auf Platz zwei, hat mit den Bayern zusammen die wenigsten Gegentore kassiert. Da bedarf es Geduld sowie einer sehr konzentrierten Leistung, wenn wir bestehen wollen. Wir werden uns auch taktisch etwas einfallen lassen müssen, aber mit 50.000 Zuschauern im Rücken wollen wir natürlich gewinnen", macht sich Friedhelm Funkel Mut, der seine Mannschaft gegenüber der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover erneut umstellen will und muss. Denn neben dem grippekranken Lexa hat sich kurzfristig auch Rehmer einen Virus eingefangen und Weissenberger hat Probleme im linken Oberschenkel. So nominiert der Trainer mit Chris, Preuß und Vasoski eine Dreier-Abwehr, vor der Jones und Huggel abräumen sollen. Auf den Außenbahnen spielen überraschend Ochs und Köhler, so dass für Cha und Reinhard nur die Bank bleibt, auf der bereits Russ und Stroh-Engel hocken. Meier sowie Copado und Amanatidis bilden den offensiven Dreier.


Die Trainer Doll und Funkel

"Er ist ein absoluter Glücksfall für den Verein. Er lebt den HSV!" Große Worte von Hamburgs Vorstandschef Hoffmann, der in der Winterpause den Vertrag mit dem gemäß kicker-Sportmagazin "Mann des Jahres 2005" verlängert hatte. Selbst Felix Magath ist angetan von dem 39-jährigen Thomas Doll, der den HSV auf Platz 2 führte und in der Stadt für eine neue Fußballbegeisterung sorgt: "Eine so große Euphorie herrschte hier zuletzt bei unseren großen Triumphen Anfang der 80er Jahre." Und damit diese sich wiederholen, verpflichteten die Norddeutschen in der Winterpause neben Nigel de Jong von Manchester City auch einen ehemaligen Bremer. Ailton wurde für die Rückrunde überraschend von Besiktas Istanbul ausgeliehen, kann aber verletzungsbedingt ebenso wenig gegen die Eintracht spielen wie van der Vaart, der seinen Knöchelbruch auskuriert.

Aber ein wenig stottert der Motor bei den Hanseaten gerade. So stellt auch Thomas Doll seine Mannschaft nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen in der Liga und dem peinlichen 0:1 in der UEFA-Cup-Zwischenrunde beim FC Thun um. Nicht Lauth, sondern der von Frankfurt umworbene Takahara beginnt im Sturm neben Barbarez, der bereits 8 Tore erzielt hat. Trochowski, Jarolim, de Jong und Wicky bilden die Mittelfeldraute vor der Viererabwehr, in der Boulahrouz statt Demel spielt.

Es ist ein temporeicher Beginn im Waldstadion, die Eintracht drängt die Hamburger in die eigene Hälfte, ohne sich gute Torchancen zu erarbeiten. Denn die Abwehr um Boulahrouz und van Buyten steht bis auf einen Aussetzer von Atouba, der den Ball gegen Ochs verliert, sehr sicher und die Flanke von Paddy zu Meier in der Mitte wird eine sichere Beute für Torhüter Wächter (7.). So können sich die Hanseaten nach 10 Minuten aus der ersten Druckphase befreien und ihrerseits mit schnellen und direkten Kombinationen für Unruhe in der Frankfurter Hälfte sorgen.

Vor allem, als Barbarez in der 12. Spielminute nach einem vermeintlichen Trikotzupfer wie ein sterbender Schwan fällt, ist die Aufregung groß. Doch Schiedsrichter Dr. Fleischer steht gut und entscheidet auf Freistoß für die Eintracht, während Barbarez von nun an seine Freude mit dem Publikum hat, das ihn gnadenlos auspfeift (12.). Der HSV erhöht den Druck weiter. Barbarez setzt sich auf der rechten Außenbahn gegen Köhler durch und kann das Leder hoch an den Fünfmeterraum flanken. Ein Ball für Torhüter Nikolov, doch der klebt auf der Torlinie, während Trochowski schneller als Preuß reagiert und die Kugel im Grätschen ins Netz spitzelt. Zur 1:0-Führung für den HSV (20.).

Frankfurt wirkt zunächst geschockt, spielt dann aber wieder druckvoller gegen die sich geschickt zurückziehenden Hanseaten. Doch die Angriffe sind zu ideenlos, um die Abwehr in Schwierigkeiten zu bringen. Immer wieder geht es über links oder durch die Mitte, während Ochs auf der rechten Seite zu wenig eingebunden wird. Zumal die Flanken von Köhler, Meier und Jones viel zu ungenau sind, so dass Amanatidis und Copado in der Luft hängen und Hamburg immer wieder zu Möglichkeiten kommt. So in der 38. Spielminute, als Nikolov Probleme hat, eine hohe Ecke wegzuschlagen. Die Kugel landet bei Atouba, der seinen Schuss vom rechten Strafraumeck jedoch nur ins Außennetz zimmert.


Copado, Amanatidis und Huggel drehen
nach dem Ausgleich jubelnd ab

Dies scheint endlich der Weckruf gewesen zu sein, denn plötzlich spielen auch die Adler schnell nach vorne und profitieren kurz darauf von einem Abspielfehler von Takahara. Köhler schnappt sich den Ball und spielt ihn flach zu Copado auf halblinks, der sofort vor den Fünfmeterraum flankt. Boulahrouz fälscht das Leder gefährlich ab, aber Torhüter Wächter kann es in letzter Sekunde zur Ecke lenken (40.). Nur zwei Minuten später gibt es Einwurf von der rechten Seite, den Chris weit in den Strafraum wirft. Vor dem rechten Torraumeck setzt sich Meier durch und köpft van Buyten gegen die Schulter, so dass Wächter zwar noch mit den Fingerspitzen an den abgefälschten Ball kommt, aber nicht verhindern kann, dass er kurz darauf im rechten Toreck zappelt. Zum 1:1-Ausgleich (42.), mit dem es in die Pause geht.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht weiterhin engagiert nach vorne spielt, Hamburg mit seinen Kontern jedoch stets brandgefährlich bleibt. So muss Nikolov bei einem platzierten Schuss von Takahara aus gut 20 Metern sein ganzes Können zeigen, um den Ball zu entschärfen (51.). Kurz darauf gibt es Freistoß für den HSV, der geklärt werden kann. De Jong kommt an das Leder, die Abwehr will Hamburg ins Abseits stellen, doch Amanatidis zögert zu lange, so dass der Niederländer die Kugel auf Trochowski legt, der vor Nikolov quer auf van Buyten spielt. Humorlos haut der 27-jährige Belgier den Ball zur 2:1-Führung für den HSV in den Winkel (52.).

Wieder rennt die Eintracht einem Rückstand hinterher und versucht mit großem kämpferischem Einsatz, eine Lücke in der immer dichter werdenden Hamburger Abwehr zu finden. Doch die Flanken in den Strafraum sind weiterhin ein gefundenes Fressen für die Abwehrriesen, so dass Trainer Funkel reagiert und erst Reinhard für Köhler (65.) und dann Cha für Huggel in die Partie bringt (69.). Aber nach wie vor will nichts Überraschendes gelingen. Immerhin kann sich Preuß einmal im Zusammenspiel mit Ochs auf rechts durchsetzen und zielgenau auf Copado flanken. Doch der 31-Jährige bringt zu wenig Druck hinter seinen Kopfball, so dass Wächter die Kugel aus dem langen Toreck fischen kann (79.).

Die Eintracht wirft angepeitscht von den Zuschauern alles nach vorne, doch es gibt kein Durchkommen. Die Sekunden verrinnen, Cha setzt sich auf der rechten Seite durch und flankt in die Mitte, genau zu Meier, der mit dem Kopf Maß nimmt, den Ball jedoch knapp am rechten Torwinkel vorbei setzt und sich mächtig ärgert: "Ich wollte den Kopfball nach Chas Flanke ins lange Eck dirigieren, aber der Ball ist mir verrutscht."

Kurz darauf ist Schluss und die Spieler sinken zu Boden, während Friedhelm Funkel schnell auf den Platz läuft und alle Spieler zusammen trommelt. "Das war eine spontane Reaktion, ich hatte das Gefühl, ich muss etwas machen. Und ich habe ihnen gesagt, dass wir mit so einer Leistung auch in München eine Chance haben." Doch für heute ist es die dritte Niederlage im fünften Rückrundenspiel. Die Eintracht bleibt auf Rang 11, der Rückstand auf die Abstiegsränge beträgt nach dem Sieg von Kaiserslautern gegen Bielefeld aber nur noch 5 Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Bei den Gegentoren haben wir uns nicht so clever angestellt, aber in der zweiten Halbzeit habe ich ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft gesehen. Wir haben den HSV unter Druck gesetzt, doch unser Aufwand wurde nicht belohnt. Dennoch ist mir überhaupt nicht bange vor den nächsten Spielen. Ich bin felsenfest von der Mannschaft überzeugt."

Heribert Bruchhagen: "Die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft, aber es fehlt bei uns noch einiges, um mit den Großen mitzuhalten. Aber ich bin auch nie davon ausgegangen, dass wir den Abstand nach unten stets halten würden. Das ist eine normale tabellarische Entwicklung. Wir haben eine ordentliche Mannschaft, daher werden wir unsere Punkte noch holen."

Christoph Preuß: "Das ist sehr unglücklich für uns gelaufen, aber wir haben uns bei beiden Toren ungeschickt angestellt und zu oft versucht, dem HSV mit hohen Bällen beizukommen, was gegen die langen Kerle in der Abwehr aussichtslos war. Der entscheidende Durchbruch hat uns manchmal gefehlt, obwohl wir nahe dran waren. So wie wir gefightet haben, kann man uns keinen Vorwurf machen. Wir konnten mit erhobenem Haupt vom Platz gehen."

 


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