Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

Bundesliga 2005/2006 - 19. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Sa 04.02.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 0:1 Kevin Boateng (20.), 1:1 Jermaine Jones (59.)

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Eintracht Frankfurt Hertha BSC Berlin

 

 

 

  • Gerhard Tremmel
  • Arne Friedrich
  • Dick van Burik
  • Alexander Madlung
  • Malik Fathi
  • Ellery Cairo
  • Niko Kovac
  • Kevin Boateng
  • Yildiray Bastürk
  • Marcelinho
  • Vaclav Sverkos

 

Wechsel Wechsel
  • Marko Pantelic für Vaclav Sverkos (66.)
  • liver Schröder für Ellery Cairo (71.)
  • Pal Dardai für Marcelinho (90.)
Trainer Trainer
  • Falko Götz

 

 

Nur ein Punkt dank Rehmer und einem verhexten Tor

Eis und Schnee rund um das Waldstadion, mangels Rasenheizung auf den Übungsplätzen ist an ein geregeltes Training nicht zu denken, so dass die Profis in Oberursel und in der Halle trainieren. "Wir beklagen uns nicht. Ein paar Tage ohne Training auf dem Platz macht nichts. Da wächst bei den Spielern die Vorfreude auf den Ball", meint Friedhelm Funkel vor dem Heimspiel gegen den Tabellenfünften aus Berlin. Gute Nachrichten gibt es dafür aus den Büros im Waldstadion zu vermelden: Nachdem bereits die Verträge mit Chris, Vasoski sowie Köhler verlängert wurden und es auch mit dem Trainer eine grundsätzliche Einigung über eine einjährige Vertragsverlängerung gibt, soll nun auch mit dem Vorstandsvorsitzenden vorzeitig bis Juni 2010 verlängert werden. "Herr Bruchhagen ist ein Glücksfall für die Eintracht", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Herbert Becker, während der Umworbene ebenfalls bleiben will: "Ich fühle mich sehr wohl in Frankfurt. Hier arbeiten alle hervorragend zusammen und das ist kein Geschwätz, sondern entspricht den Tatsachen."

Lediglich bei Christoph Spycher hält sich die Freude in Grenzen, nachdem er sich bei einem Foul von Freier im Leverkusen einen Bänderriss im linken Sprunggelenk zugezogen hatte und seinen Fuß nun ein Gips ziert. Für ihn bekommt heute der 20-jährige Christopher Reinhard Gelegenheit, sich erstmals seit dem 10. April 2005 – einem 3:0 gegen Unterhaching in der zweiten Liga - neben Rehmer, Chris und Vasoski in der Abwehr auszuzeichnen. Ansonsten vertraut Friedhelm Funkel weiter dem Team, das zuletzt in Leverkusen unglücklich 1:2 verloren hat. So spielt Jones vor der Abwehr, Preuß sowie Köhler auf den Außenbahnen und Meier hinter den beiden Spitzen Amanatidis und Copado. "Die Mannschaft spielt immer an ihrem oberen Level. Das wollen wir wieder heraus kitzeln, dann werden wir auch wieder gewinnen", gibt sich der Trainer siegessicher.

Von einem hohen Level kann Berlins Trainer Falko Götz hingegen nur träumen. Mit hohen Erwartungen sind sie in die Saison gestartet und legten einen guten Start hin, doch spielerisch klappt es seit November nicht mehr bei den Berlinern, die in den letzten sechs Spielen nur einmal gewinnen konnten, während Manager Dieter Hoeneß mit dem Spielsystem, dem fehlende Feuer und einer gewissen Verunsicherung im Team hadert: "Bei uns herrscht eine Pseudo-Harmonie, die Spieler sind mit ihrer Eigenverantwortung überfordert." Der Trainer hingegen übt sich in Durchhalteparolen: "Die Mannschaft kämpft um ihre Sicherheit. Wenn sie so weiterarbeitet, dann wird sie auch belohnt", während Bastürk Klartext redet: "Genug gesprochen über alles haben wir. Nun müssen wir es umsetzen. Dabei ist es völlig egal, welches System wir spielen, keiner darf jetzt den Kopf in den Sand stecken." Erst recht nicht Tremmel, der heute für den verletzten Stammtorhüter Fiedler in der Startelf steht. Anstelle von Schröder spielt Madlung in der Abwehr und Boateng für den angeschlagenen Gilberto auf der linken Außenbahn hinter den beiden Spitzen Marcelinho und den von Mönchengladbach ausgeliehenen Sverkos, der für Pantelic stürmt.

Nur noch für Rot-Weiß Essen stürmt leider Arie van Lent, der vor dem Spiel unter großem Jubel von den Rängen mit Oranje-Trikot, Holzschuhen und einem Eintracht-Adler reich beschenkt und lautstark verabschiedet wird. "Besser so, als wenn sich die Leute freuen, dass ich endlich weg bin", meint der große Sportsmann, um sich aus Frankfurt zu verabschieden: "Auf bald, bis irgendwann!"

Ohne langes Vorgeplänkel geht es auf dem Rasen weiter, beide Mannschaften spielen auf Angriff. Nachdem Sverkos nur knapp an einer Flanke von Marcelinho vorbei rauscht (3.), zeigt kurz darauf Reinhard, dass er kein Lampenfieber hat. Schön setzt er sich auf der rechten Außenbahn durch, um auf Köhler zu spielen, der das Leder scharf in den Strafraum schlenzt. Der aufgerückte Rehmer kommt zum Kopfball, aber mit einer Glanzparade kann Torhüter Tremmel das Leder um den Kasten lenken (6.).

Danach hat jedoch die Hertha mehr vom Spiel, insbesondere Bastürk und Marcelinho stellen die Abwehr der Adler immer wieder vor Probleme. So in der 20. Spielminute, als der 25-jährige Brasilianer die Kugel mit der Hacke auf den 18-jährigen Kevin Prince Boateng ablegt, der sofort abzieht. Rehmer fälscht den Schuss leicht ab, aber Nikolov kommt ran. Doch was macht er da? Erst lässt er den Ball durchrutschen, um ihn auch im Nachfassen nicht zu bekommen und wie ein Maikäfer auf dem Rücken mit dem Ball im Netz zu landen. Zum 1:0 für die Hertha, das der Torhüter zerknirscht kommentiert: "Das Ding muss ich auf meine Kappe nehmen", während Friedhelm Funkel ihn in Schutz nimmt: "Den muss er halten, das weiß er auch. Aber von uns gibt es keine Vorwürfe. Zudem waren wir nicht aggressiv genug und standen viel zu weit von den Männern weg."

Doch mit dem Rückstand legen die Frankfurter noch einmal zwei Gänge zu, vor allem Kapitän Jones ist in dieser Phase nicht zu halten, gewinnt fast jeden Zweikampf, um das Leder nach vorne zu tragen, was auch den Trainer freut: "Sein Kampf, sein Einsatz, sein Willen. Wahnsinn, was der Junge trotz seiner gesundheitlichen Probleme leistet." So drängt die Eintracht mit tollen Vorstößen in die Hälfte der Hertha. Diesmal über Köhler und Copado auf der linken Seite, der den Ball auf Amanatidis flankt, dessen Kopfball Tremmel jedoch parieren kann (30.). Kurz darauf scheitert Meier mit seinem Vorstoß freistehend ebenso am Berliner Torhüter wie Amanatidis mit seinem Drehschuss (38.) und Chris mit seinem Kopfball (40.), so dass es mit dem 0:1-Rückstand in die Pause geht.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht zwar druckvoll weiterspielt, sich aber zunächst keine weiteren Chancen erarbeitet. Dann aber die 59. Spielminute, es gibt Freistoß für die Eintracht im rechten Halbfeld, den Copado ausführt. Getümmel im Strafraum, die Herthaner bekommen die Kugel nicht raus, so dass Rehmer für Jones ablegen kann. Der Kapitän zieht von der Strafraumgrenze wuchtig ab, der Ball wird noch leicht abgefälscht und landet unhaltbar für Torhüter Tremmel im linken Toreck zum längst verdienten 1:1-Ausgleich (59.).


Meier versetzt Kovac

Doch damit geben sich die Frankfurter nicht zufrieden. Angriff auf Angriff wird gestartet und die Berliner wissen sich ein ums andere Mal nur durch Fouls zu helfen. So kassiert Sverkos eine dunkelgelbe Karte und wird kurz darauf gegen Pantelic ausgetauscht (66.). Und sie hacken munter weiter, nachdem er vor zehn Minuten die Gelbe Karte kassiert hatte, holt Madlung kurz darauf Reinhard brutal von den Beinen und kassiert folgerichtig die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Weiner (69.). Falko Götz reagiert und bringt Schröder für Cairo, um die Abwehr zu verstärken, während Torhüter Tremmel einen raffiniert geschnittenen Freistoß von Copado aus dem Winkel fischen kann (70.). Die Minuten verrinnen und nun bringt Funkel mit Weissenberger für Köhler einen weiteren offensiven Mann (75.).

Dann die 81. Spielminute, erneut ist es Jones, der sich am Strafraum ein Herz nimmt und abzieht. Torhüter Tremmel kommt ran, kann die Kugel aber nur zur Seite abklatschen. Genau zu Rehmer, der aus drei Metern nur noch einschieben muss. Doch was macht er? Er haut das Leder gegen den linken Pfosten, bekommt es noch einmal und flankt zu Amanatidis, dessen Kopfball jedoch über die Latte geht. Kopfschütteln beim Ex-Herthaner und bei Friedhelm Funkel über diese kläglich vergebene Chance: "Ich hätte ihn rein gemacht, aber ich war ja auch Torjäger und Rehmer ist Verteidiger. Vielleicht ist er einfach einen Schritt zu spät gekommen."


Defensivarbeit: Chris und Vasoski

Auch die letzte Chance im Spiel hat Rehmer, doch dessen Schuss streicht knapp über die Latte, so dass sein Ex-Kamerad Tremmel hinterher gut feixen kann: "Er hat drei Riesenchancen gehabt und keine rein gemacht, das ist doch prima", während der Verspottete zerknirscht einräumt: "Wir haben den Sieg verschenkt, und daran habe ich auch meinen Anteil. Ich wollte den Ball genau neben der Innenseite des Pfostens platzieren, aber offenbar habe ich zu genau gezielt."

Die Spielstatistik immerhin hat die Eintracht gewonnen, 27:12 Torschüsse, 12:4 Ecken, 20:8 Flanken und auch noch 59 Prozent gewonnene Zweikämpfe sprechen eine deutliche Sprache, doch es ist nur der eine Punkt, der zählt. So bleibt die Eintracht mit nunmehr 22 Punkten auf Rang 11, hat aber weiterhin 6 Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Auf Grund der vielen Chancen, die wir hatten, hätten wir das Spiel auf jeden Fall gewinnen müssen. So hatten wir in der ersten Halbzeit vier als auch in der zweiten Halbzeit vier bis fünf klare Torchancen. Aber etwas Pech, etwas Unvermögen und ein hervorragender Hertha-Torhüter sind für das Unentschieden verantwortlich. Dennoch haben die Jungs gezeigt, was für Potenzial in ihnen steckt. Wir sind auf einem richtig guten Weg."

Peter Fischer: "Die Berliner hatten den Papst im Gepäck. Wir dürfen doch jetzt auch mal wieder Glück haben" und zu Reinhards Comeback: "Ich dachte, der muss doch gleich tot umfallen, so viel wie der rennt. Das war ein sensationelles Comeback."

Ioannis Amanatidis: "Das Tor war verflucht, es war verhext. Da haben wir drei, vier, fünf, sechs Hundertprozentige auf dem Schlappen, aber der Ball will nicht rein. Was willst du da machen, wenn das Ding nicht rein will? Da kannst du nix machen. Das ist doch unglaublich!"

 


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