Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

DFB-Pokal 2005/2006 - Achtelfinale

5:2 n.E. (1:1, 1:1)

Termin: Mi 21.12.2005, 19:00 Uhr
Zuschauer: 39.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kylburg)
Tore: 1:0 Francisco Copado (35., Foulelfmeter), 1:1 Stefan Kießling (43.)
Elfmeterschießen: 1:0 Benjamin Köhler, Oka Nikolov hält gegen Pinola, 2:0 Francisco Copado, Saenko verschießt, 3:0 Christoph Preuß, 3:1 Banovic, 4:1 Benjamin Huggel

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 

 

 

  • Raphael Schäfer
  • Andreas Wolf
  • Marek Nikl
  • Mario Cantaluppi
  • Horacio Javier Pinola
  • Dominik Reinhardt
  • Jawhar Mnari
  • Ivica Banovic
  • Stefan Kießling
  • Ivan Saenko
  • Markus Schroth

 

Wechsel Wechsel
  • Sven Müller für Andreas Wolf (46.)
  • Robert Vittek für Markus Schroth (78.)
Trainer Trainer
  • Hans Meyer

 

Das i-Tüpfelchen auf das Eintracht-Jahr 2005

"Der Pokal hat bei mir den gleichen Stellenwert wie die Bundesliga. Berlin ist fantastisch, die Atmosphäre beim Finale ist einzigartig", schwärmt Friedhelm Funkel, der 1985 als Spieler von Uerdingen den DFB-Pokal gegen Bayern München gewann und den MSV Duisburg 1998 als Trainer ins Pokalfinale führte, um zu betonen: "Die Mannschaft ist auf jeden Fall auf Grund ihres Willens auch in dieser englischen Woche in der Lage, noch einmal alles abzurufen." Verzichten muss der Trainer hierbei jedoch auf die verletzten Amanatidis und Meier, kann dafür aber wieder den zuletzt gelbgesperrten Jones einsetzen. So formiert er die Abwehr nach der 3:4-Niederlage in Mönchengladbach neu. Für Cha, der heute im Sturm mit Copado spielt, rückt Rehmer auf die rechte Abwehrseite, Chris spielt dafür neben Vasoski und Spycher in die Innenverteidigung, vor der Jones als Ausputzer agiert. Köhler beginnt anstelle von Chaftar wieder auf der linken Außenbahn und Preuß spielt auf Halbrechts neben Weissenberger.

"Ihr könnt jetzt schreiben, dass ich geldgeil bin oder mich meine Frau aus dem Garten gejagt hat", gnodderte Hans Meyer auf die ihm eigene Art, als er nach dem 12. Spieltag den Tabellenletzten aus Nürnberg übernommen hatte. Seine Mission ist dabei ganz klar: "Wir wollen der Stadt einen weiteren Abstieg ersparen." Tatsächlich holte der Club aus den letzten 5 Spielen 8 Punkte – davon 7 Punkte auswärts – und kann auf Rang 15 überwintern. Wie schon beim 1:1 in Berlin, setzt der 63-Jährige auch heute auf eine kompakte Abwehr mit Pinola, Nikl, Cantaluppi und Reinhardt, vor der Wolf spielt. Im Mittelfeld ersetzt der zuletzt gesperrte Kießling Polak und im Sturm stehen Schroth und Saenko.

Flutlichtatmosphäre im Waldstadion, 39.000 Zuschauer treiben die Eintracht vom Anstoß weg nach vorne, während die Franken zunächst massiv Beton im Mittelfeld anrühren. Bereits nach 3 Spielminuten gibt es den dritten Eckball, der jedoch genauso wenig bringt wie die Vorstöße auf den Außenbahnen. Vor allem über die rechte Seite mit Preuß und dem nachrückenden Rehmer geht es schnell nach vorne, doch noch fehlt die Genauigkeit. Erst verpasst Cha eine scharfe Hereingabe von Rehmer um Haaresbreite (10.), dann sind es Copado und Cha, die bei der Flanke von Preuß einen Schritt zu spät kommen (16.). Überhaupt sind die beiden Stürmer ständige Unruheherde vor dem Strafraum, so dass Nikl und Cantaluppi immer wieder der Unterstützung bedürfen, diesmal von Kießling, der in höchster Not einen Schuss von Copado abblockt, nachdem dieser herrlich von Cha frei gespielt wurde (20.).

Doch ansonsten ist das Durchkommen schwierig gegen den konsequent verteidigenden Club, der Torhüter Nikolov auch nach einer halben Stunde noch nicht ernsthaft prüfen kann. Es läuft bereits die 35. Spielminute, Copado tankt sich einmal mehr in den Strafraum und wird von Banovic von den Füssen geholt. Klare Sache, selbst für Sportskamerad Fandel: Es gibt Elfmeter, den der Gefoulte selbst ausführt. Ein kurzer Anlauf, Copado verlädt Torhüter Schäfer und der Ball landet im rechten Toreck zum 1:0 für die Eintracht (36.). Große Freude im Waldstadion, doch nur fünf Minuten später folgt die Ernüchterung. Pinola setzt sich auf der linken Außenbahn gegen Rehmer durch und flankt das Leder flach in den Strafraum. Kießling ist schneller als Chris und Vasoski, um die Kugel zum überraschenden 1:1-Ausgleich zu versenken (43.).

Ärgerlich, denn wie schon in Mönchengladbach hat die Eintracht das Spiel klar dominiert, 8:1 Ecken und nur eine Torchance für Nürnberg nach 45 Minuten sprechen eine deutliche Sprache, das Ergebnis jedoch zählt. Bei den Franken kommt nun Müller für Wolf in die Partie, ohne dass sich am Spielverlauf etwas ändert. Die Frankfurter versuchen, das Spiel zu machen und die Lücke zu finden, während Nürnberg nur auf Konter lauert. Doch die Eintracht spielt nun nicht mehr so flüssig wie noch in der ersten Halbzeit, die Fehlpässe und Ballverluste nehmen zu, die Anstrengung der letzten Wochen ist der Mannschaft anzusehen.

Es läuft bereits die 69. Spielminute, als Cha nach einem Sprintduell mit Müller im Halbfeld plötzlich freie Bahn hat. Am Strafraumrand zieht er ab, knallt den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei. Auch die nächste Chance ersprintet sich Cha, doch so schnell er ist, so überhastet schließt er auch ab. Diesmal kann Torhüter Schäfer den unplatzierten Schuss mit einer Fußabwehr parieren (77.). Danach passiert nicht mehr viel, so dass es mit dem 1:1 in die Verlängerung geht.


Preuß, umzingelt von Nürnbergern

Nun sieht es plötzlich so aus, als ob der Club langsam die Oberhand bekommt. Zunächst scheitert Cantaluppi aus über 20 Metern mit einem Freistoß, der um Zentimeter am Kasten von Nikolov vorbei geht (95.) und dann verschätzt sich auch noch Spycher beim Versuch, einen hohen Ball vor dem rechten Strafraumeck zu klären. Banovic kommt an den Ball und sprintet in Richtung Strafraum, wird jedoch von Spycher von hinten von den Beinen gerissen und bekommt folgerichtig von Fandel die Rote Karte gezeigt (98.). "Nachdem er sich zuerst verschätzt hatte, hat er dann mit seinem Foul an Banovic alles richtig gemacht, so wie Ballack beim WM-Halbfinale in Asien. Banovic wäre frei durch gewesen", grinst Friedhelm Funkel, um sofort auszuwechseln. Für Weissenberger kommt Wiedener ins Spiel, um die Abwehr zu verstärken (110.). Christoph Spycher hingegen wird vom DFB-Sportgericht für zwei Pokalspiele gesperrt, würde also erst für das noch so ferne Finale in Berlin wieder zur Verfügung stehen.

In Unterzahl gelingt es der Eintracht nun nicht mehr, die Franken unter Druck zu setzen, die jedoch selbst fast auf dem Zahnfleisch kriechen. So fragt Friedhelm Funkel in der 117. Minute Huggel, ob er sich einen Elfmeter zutraut, was dieser bejaht, so dass er für Cha in die Partie kommt. Nach weiteren drei Minuten ist es dann soweit, Sportskamerad Fandel pfeift ab, es gibt Elfmeterschießen.

Es knistert im Waldstadion, als Köhler in Richtung des Strafraums marschiert, um zu beginnen. Er legt sich den Ball zurecht, nimmt einen langen Anlauf und setzt den Ball flach und sicher ins rechte Toreck. Dann kommt Pinola und schießt, aber Nikolov hält! Als Nächstes schlendert Copado so lässig wie möglich zum Elfmeterpunkt, um das Leder mit voller Wucht ins linke Toreck zu zimmern. Es steht 3:1 für Frankfurt und nun ist Saenko an der Reihe. Er zögert und haut die Kugel über die Latte! Jetzt ist es Preuß, der sich den Ball nimmt und halbhoch zum 4:1 ins Netz haut, während Torhüter Schäfer auf das rechte Toreck spekuliert hatte.


Huggel verwandelt den entscheidenden Elfmeter

Nachdem Banovic für Nürnberg sicher verwandelt, kommt Huggel an die Reihe. Bedächtig legt er sich den Ball zurecht und schießt ihn flach in die rechte Ecke, Schäfer kommt mit der Faust dran, doch von der Latte prallt die Kugel ins Netz zum 5:2. Dem Sieg! Riesenjubel im Waldstadion, Friedhelm Funkel stürmt auf Nikolov zu, um ihn zu umarmen, während Huggel bereits unter einer Spielertraube begraben ist. Es ist vollbracht, die Eintracht ist im Viertelfinale und spielt Ende Januar in München gegen 1860. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Durch das glückliche Weiterkommen haben wir das i-Tüpfelchen auf ein sehr gutes Jahr 2005 gesetzt. Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen."

Heribert Bruchhagen: "Wir haben Glück gehabt, denn wir waren mit den Kräften am Ende. Kompliment an die Mannschaft, sie hat sich aufopferungsvoll in die Schlacht gestürzt."

FCN-Trainer Hans Meyer trocken: "Die Art und Weise wie wir heute aufgetreten sind, hat mir sehr gut gefallen. Wir haben uns hier in jedem Fall besser präsentiert als zuletzt Schalke 04."

Jermaine Jones: "Wir haben heute um unser Leben gekämpft. Jeder stand vor einem Wadenkrampf. Bis zum Elfmeterpunkt hätte ich mich nicht mehr schleppen können."

Löwen-Coach Maurer zur Auslosung: "Warum sollten wir die Frankfurter nicht ein drittes Mal schlagen?" Funkels Antwort auf den Provokateur: "Ich glaube, sie hätten lieber zweimal verloren und wären heute an unserer Stelle."


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