Hannover 96 - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2003/2004 - 32. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: Sa 08.05.2004, 15:30 Uhr
Zuschauer: 27.500
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Thomas Brdaric (42.), 2:0 Thomas Brdaric (75.), 3:0 Mohammadou Idrissou (89.)
Hannover 96 | Eintracht Frankfurt |
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Der Hühnerhaufen fetzt nicht Laut Willi Reimann wird dies heute „eine richtig fetzige Partie“, auch Christoph Preuß und seine Kollegen bekunden vor dem Spiel Einsatzwillen bis zum Umfallen: “Wir werden alles geben und drei Punkte holen.“ Nun gut, es wird auch Zeit, die Adler spielen heute in Hannover, das nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge mit 33 Punkten ebenfalls in die Nähe der Abstiegsplätze gerückt ist. Die Eintracht hat 29 Punkte und somit die Chance, bei günstigen Ergebnissen mit den Konkurrenten Mönchengladbach (33 Punkte), Berlin und Kaiserslautern (je 32 Punkte) gleichzuziehen. Um seinen Worten Taten folgen zu lassen, bringt Reimann heute mit Beierle einen zweiten Stürmer neben Amanatidis, Du-Ri Cha muss dafür auf die Bank. Ansonsten läuft die Mannschaft auf, die zuletzt trotz spielerischer Überlegenheit 0:1 in Wolfsburg verloren hat. Eine wichtige Änderung allerdings im Tor, für den verletzten Nikolov steht heute erstmals in dieser Saison der Ex-Kölner Markus Pröll zwischen den Pfosten. Ordentlich umgekrempelt hat hingegen Ewald Lienen seine Mannschaft im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen Freiburg. Neben Schröter, der für den gesperrten Cherundolo spielt, wechselt Lienen das komplette Mittelfeld aus: Jaime, Dabrowski, Mathis und Idrissou rücken in die Mannschaft, Lala, Stendel, But und Christiansen müssen ihre Plätze auf der Bank oder der Haupttribüne suchen. Zu Beginn der Partie sind die Niedersachsen spielbestimmend und erarbeiten sich durch Schüsse von Mathis (6.) und Brdaric (10.) kleinere Möglichkeiten. Die Adler bemühen sich, das Spiel - oder vielmehr die eigene Nervosität - in den Griff zu bekommen, denn noch haben die ganz in Weiß gekleideten 96er viel zu viel Platz. Einmal mehr ist es Mathis auf der rechten Seite, der sich frei spielt und auf Jaime passt. Kein Abwehrspieler ist bei dem Spanier, als dieser auf Höhe der Strafraumgrenze abzieht. Aber Markus Pröll besteht seine Bewährungsprobe, glänzend pariert er den platzierten Schuss von Jaime (13.). Danach steht zumindest die Abwehr der Adler etwas besser, Hannover kommt zunächst nicht zu weiteren Chancen. Nur, die Eintracht wollte doch fetzen bis zum Umfallen, hiervon ist im Spiel nach vorne rein gar nichts zu sehen. Skela und Kreuz üben sich in Sicherheitspässen, der Ball wird viel zu häufig quer gespielt, auch weil keiner der selbsternannten Kämpfer sich freiläuft. Wie es gehen kann, zeigen in der 32. Minute Dabrowski und Brdaric, als sie mit einem einfachen Doppelpass die Abwehr der Adler ausspielen. Zum Glück ist der Schuss der selbsternannten „Wilden 13“ aus gut 15 Metern eine leichte Beute für Markus Pröll (32.). Dann schon die 42. Minute, Idrissou weicht auf die rechte Seite aus, wird nicht energisch genug von Bürger angegangen und flankt flach in den Strafraum. Günther und Brdaric im Zweikampf, der Nationalspieler ist jedoch viel schneller und drückt das Leder vorbei am chancenlosen Markus Pröll ins Netz. Es steht 1:0 für Hannover. Danach ist Pause, die erste Halbzeit wird von Alexander Schur wie folgt zusammengefasst: "Das war eine absolute Katastrophe. Zum Kämpfen gehört Ordnung. Aber wir sind wie ein Hühnerhaufen rumgelaufen, wir waren kein geordnetes Gebilde." So sieht es wohl auch Willi Reimann, denn nach seiner sicherlich etwas lauteren Pausenansprache bringt er mit Frommer und Cha zwei Offensivkräfte für Günther und Bürger. Dies war wohl eine weise Entscheidung, denn die Eintracht macht zu Beginn der zweiten Halbzeit mächtig Druck. In der 50. Minute dann Ecke für die Adler. Skela flankt hoch in den Strafraum, Chris köpft das Leder an Torhüter Ziegler vorbei ins Netz, nein, de Guzman kann den Ball mit einem Hechtsprung wegköpfen. Doch war der Ball nicht schon hinter der Linie? Heftige Proteste von Spielern und den Fans auf den Rängen, doch Schiedsrichter Stark entscheidet auf weiterspielen. Auch die Fernsehbilder bringen keine endgültige Klarheit. Die Eintracht verstärkt weiter ihren Druck auf die sicher stehenden Niedersachsen, doch trotz der vier Stürmer ergeben sich einfach keine Chancen, zu brav und einfallslos werden die Angriffe vorgetragen, einen Doppelpass oder gar einen beherzten Flankenlauf trauen sich weder Cha noch Amanatidis zu. So stehen sich die Angreifer oft unnötig selbst im Wege und die Niedersachsen lauern. So in der 73. Minute, ein Angriff der Adler wird abgefangen, und dann geht alles ganz schnell. Idrissou schnappt sich das Leder, sprintet 20 Meter und flankt auf Mathis, der direkt abzieht. Pröll ist auf der Hut und kann parieren. Weiter die Eintracht im Angriff, Frommer kommt an das Leder, wird aber kurz vor der Strafraumgrenze von Kleber unsanft auf den Rasen befördert, Schiedsrichter Stark und sein Assistent wollen dies nicht gesehen haben, da nützen auch die wütenden Proteste der Frankfurter nichts, die gar Elfmeter fordern (74.). Vielleicht hätten sie sich die Puste und die kämpferischen Gesten für das eigene Spiel sparen sollen, denn der Gegenzug der Hannoveraner läuft. Jaime spielt Brdaric im Mittelkreis an und der geht ab. Ein langer Sprint, dem kein Adler folgen kann, Markus Pröll stürzt sich ihm entgegen doch die „Wilde 13“ schiebt ihm den Ball durch die Beine ins Netz. 2:0 für Hannover (75.). Nicht nur die Adler auf dem Platz sind schockiert, auch die gut 3.000 mitgereisten Fans sind es. Mutlos wird der Ball nun nach vorne gestochert, begleitet von den Klängen des Frankfurter Volksliedes „Zweite Liga, tut schon weh, scheißegal SGE!“. Auch in der Abwehr breitet sich die Unsicherheit aus. In der 89. Minute verliert Hertzsch leichtfertig das Leder an der Außenlinie an Stendel, der sofort in den Strafraum sprintet und auf Idrissou zurück passt. Der Kameruner schießt aus gut 14 Metern und trifft unhaltbar für Pröll zum 3:0 für Hannover (89.). Das war’s mit dem Spiel und wohl auch mit dem Abenteuer Bundesliga. Denn, welch ein Debakel für die Eintracht: Die unmittelbaren Konkurrenten Mönchengladbach, Hertha und Kaiserslautern haben gewonnen, so dass nach dem 32. Spieltag der Abstand zum 15. Tabellenplatz 6 Punkte beträgt. Ein Wunder allein reicht nun nicht mehr für den Klassenerhalt. Stimmen zum Spiel: Heribert Bruchhagen: „Das Spiel zeigte, dass es
an vielen Dingen fehlt. Ich bin sehr enttäuscht. Nach 32 Spieltagen
steht jeder auf seinem Platz, den er auch verdient hat.“ (tr) |