Werder Bremen - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2003/2004 - 11. Spieltag
3:1 (2:0)
Termin: Sa 01.11.2003, 15:30
Zuschauer: 34.500
Schiedsrichter: Hermann Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 1:0 Ailton (18.), 2:0 Frank Baumann (25.), 2:1 Chris (67.), 3:1 Ivan Klasnic (71.)
Werder Bremen | Eintracht Frankfurt |
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Die üblichen Mechanismen greifen wieder "perfekt" Nach den zuletzt schwachen Leistungen der Eintracht geht es heute zum Tabellen-3., dem SV Werder Bremen. So rechnet sich Trainer Willi Reimann auch nur dann Außenseiterchancen aus, wenn sich das Team aggressiver, lauf- und spielfreudiger als zuletzt präsentiert. Dennoch verspricht die Mannschaftsaufstellung wieder eine Taktik mit Schotten dicht und vorne trifft der liebe Nico Frommer. Für den verletzten Uwe Bindewald spielt Jean-Clotaire Tsoumou-Madza von Beginn an, für den grippekranken Andreas Möller rückt Ervin Skela ins Mittelfeld und für Du-Ri Cha spielt Stefan Lexa, der den einzigen Stürmer Nico Frommer heute unterstützen soll. Nach dem Pokalsieg gegen Wolfsburg und dem 4:2-Auswärtssieg in Freiburg stellt Werder-Trainer Thomas Schaaf seine Mannschaft nur auf einer Position um, Angelos Charisteas spielt neben Ailton für Klasnic im Sturm. Das Spiel beginnt wie vermutet. Die Adler machen die Räume eng und spielen mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, nur Nico Frommer dreht auf der Seite der Bremer seine Runden und lauert auf Konter. Bremen lässt den Ball laufen und versucht es viel über die Flügel, aber das Eintracht-Bollwerk hält noch dicht. Es ist die 18. Spielminute, Krisztian Lisztes setzt sich auf links durch und flankt kurz vor den Frankfurter Strafraum auf Ailton. Jean Clotaire Tsoumou-Madza und Geri Cipi sind dicht bei ihm, doch Ailton lässt die beiden mit einer kurzen Drehung einfach stehen und ist frei vor Torhüter Oka Nikolov. Der Brasilianer schießt und trifft sicher. Es steht 1:0 für Bremen. Welch ein übler Auftakt. Nun sollte die Eintracht doch wie angekündigt endlich aggressiver und mutiger spielen, aber es fehlen die Anspielstationen. Ervin Skela hat viele Ballkontakte, aber er kann diese nicht nutzen. Markus Kreuz hat leider gewohnt viele Ballverluste auf der linken Seite und auch bei Stefan Lexa läuft heute über rechts nicht viel zusammen. So kann Bremen weiter munter drauf los spielen. Die einzige Chance für die Eintracht besteht in der 22. Minute aus einer Standardsituation, einem Freistoß aus 25 Metern. Jean Clotaire Tsoumou-Madza läuft an und drischt das Leder in Richtung langes Toreck, aber Torhüter Andreas Reinke kann den Ball über das Tor lenken. Bremen lässt nicht locker und die Adler kommen nicht aus der eigenen Hälfte raus. Johan Micoud ist am Ball, er flankt in den Strafraum auf Ailton, doch Geri Cipi kommt an den Ball und köpft ihn, oh nein, genau auf Frank Baumann. Der Bremer schießt aus kurzer Distanz, Oka Nikolov kann abwehren aber das Leder landet schon wieder bei Frank Baumann. Wieder trifft der Bremer irgendwie und der Ball springt aus spitzem Winkel ins Tor zum 2:0. Frank Baumann später: "Den ersten Ball habe ich nicht richtig, den zweiten gar nicht getroffen." Die mitgereisten Fans sind sauer ob dieser Abwehrleistung und skandieren lautstark: "Ihr macht uns lächerlich." Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch nach dem 2:0 für Bremen das gleiche Bild: Ängstliche Frankfurter stümpern den Ball im Mittelfeld auf der Suche nach Anspielstationen. Außer ein paar Einzelaktionen von Ervin Skela und Stefan Lexa, die nichts bringen, spielt nur Bremen. Kurz vor der Pause hat Schiedsrichter Albrecht dann Mitleid mit den Adlern, als er ein Handspiel vom heute völlig indisponierten Geri Cipi nach einem Schuss von Ümit Davala nicht mit einem Strafstoß ahndet. Dann ist endlich Pause. Es kann doch nur besser werden. Wird es aber nicht. Ohne Wechsel geht es in die 2. Halbzeit und Bremen macht weiter Druck, ohne sich zu verausgaben. Angelos Charisteas setzt sich auf der rechten Seite gegen Andree Wiedener durch und flankt hoch in Richtung langes Toreck. Ailton kommt aus kurzer Distanz an den Ball und verschießt freistehend (46.). Bis zur 60. Minute ein unverändertes Bild auf dem Rasen, das Torhüter Oka Nikolov später so beschreibt: "Das hatte eine Stunde lang mit Bundesligafußball nichts zu tun, das war ein Trainingsspiel für Bremen." Und Ervin Skela: "Es reicht in der ersten Liga nicht, den Ball abzuspielen und dann nicht wieder zu fordern, wir haben viel zu viele Fehlpässe gespielt und zu wenig Spieler, die den Ball fordern." Nun, ein Vorbild ist Ervin Skela in den ersten 60 Minuten auch nicht. Die mitgereisten Eintracht-Fans bringen es auf den Punkt: "Und so spielt ein Absteiger." Auch die "Reimann raus"-Rufe sind nicht zu überhören. Zum Glück lässt jetzt Bremen etwas nach und verwaltet das Spiel nur noch. Die Eintracht tastet sich vorsichtig in die Hälfte der Bremer und kommt zur ersten Chance durch Alexander Schur. Leider geht sein Kopfball aus 6 Metern knapp am Tor vorbei. Dann die 67. Minute, Chris ist mal wieder nach vorne aufgerückt und flankt in den Strafraum. Torhüter Andreas Reinke kommt vor einem Adler an den Ball, aber was macht er? Reinke patscht den Ball ins Netz. Tor! Nur noch 2:1, Reinke sei Dank. Bremen ist kurz von der Rolle und die Eintracht wittert ihre Chance. Ein Konter durch Du-Ri Cha, der in der 57. Minute für Nico Frommer kam. Der Koreaner läuft sich frei und ist schon im Strafraum, Torhüter Reinke eilt ihm entgegen. Du-Ri Cha schiebt das Leder nicht flach ins verwaiste lange Toreck, nein, er drischt das Leder aus 11 Meter weit über die Latte (69.). Hoffentlich sieht das sein Vater nicht. Dann ist Werder wieder im Angriff, diesmal über Ailton. Der kleine Brasilianer tunnelt Chris an der Strafraumgrenze und spielt damit den mitlaufenden Ivan Klasnic frei. Oka Nikolov sprintet raus, Klasnic schießt und Geri Cipi fälscht den Ball ab. Das Leder trudelt über Nikolov hinweg ins Tor. Es steht 3:1 für Bremen (71.). Nun bringt Trainer Willi Reimann mit Markus Beierle für Andree Wiedener (76.) eine weitere Spitze und tauscht viel zu spät den heute wieder schlecht spielenden Markus Kreuz für Mehmet Dragusha aus (87.). Auch dies nützt nichts mehr. Es bleibt beim 3:1 für Bremen. Trotz der Niederlage bleibt die Eintracht Tabellen-14. und empfängt in der nächsten Woche den aktuellen Tabellenführer, den VfB Stuttgart. Gereizte Stimmung in Frankfurt Die Nerven liegen blank bei Trainer, Mannschaft und Umfeld nach der Niederlage in Bremen, nachdem Willi Reimann einzelne Fans u.a. mit dem Wort "Ochsen" bedachte. Es folgt in dieser Woche ein medialer Rundumschlag von Willi Reimann gegen den Verein und die Fans. Vorstand Beeck und Präsident Fischer erwidern die Wutrede, schließlich gibt es eine offizielle Pressemitteilung der Eintracht Frankfurt zu den Reaktionen des Trainers auf die "Reimann raus"-Rufe. Einige Zitate: Willi Reimann: "Die üblichen Mechanismen greifen wieder perfekt, die in Frankfurt mehreren Trainern den Job gekostet haben. Wenn der Verein der Einschätzung der Fans folgen und sich für einen anderen Trainer entscheiden will, wenn jemand meint, er kann es besser, dann habe ich kein Problem damit." Willi Reimann: "Ich decke meinen Rücken selbst und ich weiß, wo meine Pappenheimer sitzen. Hier wurde vor anderthalb Jahren alles in die Grütze gefahren. Aber diese Leute sind im e.V. noch schön am Werk. Der (Anmerkung: Präsident Peter Fischer) war damals im Wald und hat für die Regionalliga geplant. Ich habe mit meinen Leuten für die Lizenz in der zweiten Liga gekämpft." Vorstandsmitglied Heiko Beeck: "Ich bin sehr verärgert gewesen. Er hat völlig grundlos und für mich nicht ersichtlich attackiert. Und er hat Präsident Peter Fischer in einem Punkt angegriffen, der haltlos ist. Ich war vor anderthalb Jahren im Verwaltungsrat und weiß, dass Präsidium und Verwaltungsrat des Vereins alles für die Lizenz getan haben, der Verein sogar finanzielle Hilfestellung angeboten hat." Alexander Schur: "Ich bin so lange dabei und lege nicht mehr jede Aussage auf die Goldwaage. Aber ich bin das Chaos leid. Mannschaft und Club bringt das kein Stück weiter - im Gegenteil." Offizielle Pressemitteilung der Eintracht Frankfurt:
Nach der Kritik der Fan- und Förderabteilung an seinen Äußerungen
bezüglich der "Reimann raus"-Rufe beim Auswärtsspiel
am vergangenen Sonntag in Bremen, sieht sich Trainer Willi Reimann veranlasst,
Stellung zu beziehen. Er, so Reimann, habe nicht die Fans der Eintracht
beleidigen wollen, sondern lediglich eine Floskel gebraucht. "Ich
bin froh, dass wir so viele treue Fans haben und weiß, dass die
meisten dieser Leute das nötige Gespür für die Lage haben,
in der sich Mannschaft und Verein befinden. Ich habe höchste Achtung
vor den Anhängern, die kilometerweit reisen, um uns vor allem auswärts
lautstark zu unterstützen". (tr) |