Kickers Oxxenbach - Eintracht
Frankfurt |
DFB-Pokal 2003/2004 - 1. Hauptrunde
4:5 n.E (1:1, 1:1; 1:1, 1:0)
Termin: Mo 01.09.2003 17:30
Zuschauer: 20.500
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Michael Petry (22.), 1:1 Nico Frommer (55.)
Elfmeterschießen: 0:0 Patrick Falk verschießt (Oka Nikolov hält), 0:1 Ervin Skela, 1:1 Thorsten Judt, 1:1 Geri Cipi verschießt (Thier hält), 2:1 Angelo Barletta, 2:2 Markus Kreuz, 3:2 Christian Knappmann, 3:3 Christoph Preuß, 3:3 Cesar Thier verschießt, 3:4 Jermaine Jones
Kickers Oxxenbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Knapper Sieg in der ersten Runde Das neue Jahrtausend hielt für die Eintracht und ihre Anhänger bereits einige Tiefpunkte bereit. Doch wenigstens blieb man bis zum heutigen Tag davon verschont, sich mit dem unseligen Appendix südöstlich von Frankfurt zu befassen. Und nun die 1. Runde im DFB-Pokal, klar auswärts bei einer Amateurmannschaft, aber es hätte nun wirklich nicht dieser Vertreter der Regionalliga Süd sein müssen. Nun geht es also für knapp 5.000 Eintrachtfans in ein halb verrottetes Stadion, das die Einheimischen stolz „Bieberer Berg“ nennen. In völliger Selbstüberschätzung nennen die Anhänger des Regionalligisten das heutige Spiel „Derby“ und sorgen bereits beim Warmlaufen der Mannschaften für eine laute Kulisse; für die Eintrachtfans, die den Polizeikorso und die Einlasskontrollen überstanden haben, ist es ein Spiel, das man einfach nur nicht verlieren darf. Entsprechend laut sind die Adlerfans auch. Trotz seiner Forderung nach Tempofußball stellt Trainer Willi Reimann sein Team zunächst defensiv auf. Ohne Mehmet Dragusha und Jermaine Jones, dafür mit Sven Günther und Markus Beierle, der neben Du-Ri Cha stürmen soll, geht die Eintracht in das Pokalspiel. Der Trainer des heutigen Gegners, der erst seit einer Woche das Training leitet, stellt zur Überraschung aller den Ex-Frankfurter Patrick Falk auf. Darüber hinaus laufen mit Steffen Menze und Matthias Dworschak zwei weitere Spieler auf, die in den 90ern bei der Eintracht mit durchwachsenem Erfolg kickten und nun hier ihr Gnadenbrot erhalten. Es ist eine aggressive Stimmung auf den Rängen als Sportkamerad Herbert Fandel das Spiel anpfeift und so gehen die Amateure auch in die Zweikämpfe hinein. Der Regionalligist ist sehr motiviert und lässt die Adler nicht recht zur Entfaltung kommen. Dennoch hat die Eintracht nach 8 Minuten die erste Chance: Sven Günther setzt sich auf der linken Seite durch und flankt in den Strafraum auf den mitgelaufenen Andree Wiedener. Der Frankfurter kommt an den Ball und kann kurz vor dem Fünfmeterraum schießen, aber der brasilianische Torhüter Cesar Thier kann das Leder abwehren. Weiter aggressives Spiel der Amateure, dem die Eintracht nichts entgegen zu setzen hat. Der Ball wird zu ängstlich in der eigenen Hälfte gehalten oder einfach nach vorne gedroschen. Es ist die 21. Spielminute, Foul von Sven Günther an Thorsten Judt. Es gibt Gelb für den Adler und einen Freistoß, den Patrick Falk ausführen wird. Der Ex-Frankfurter schießt den Ball scharf in den Strafraum, Kopfballverlängerung von Gustav Policella aber Oka Nikolov kann den Ball halten... nein, kann er nicht, zumindest nicht festhalten und Michael Petry staubt ab zum 1:0 für die Heimmannschaft (22.). Nur zwei Minuten später läuft wieder ein gefährlicher Angriff der Amateure, der Ball kommt in den Strafraum, Gustav Policella kommt trotz Bewachung von Geri Cipi und Jean Clotaire Tsoumou-Madza zum Kopfball, aber das Leder geht knapp am Kasten von Oka Nikolov vorbei. Weiterhin hat die Eintracht im Spielaufbau Probleme, Andree Wiedener, Geri Cipi und Jean Clotaire Tsoumou-Madza schieben sich den Ball viel zu oft in der eigenen Hälfte zu und auch das Mittelfeld beteiligt sich an der Kurzpassorgie der unansehnlichen Art. In der 28. Minute bringt Trainer Willi Reimann dann Nico Frommer für Sven Günther, aber es ändert sich nicht viel. Nur noch zwei ausgelassene Chancen durch Du-Ri Cha und Frommer, dann pfeift Herr Fandel zur Pause. Nach einer vermutlich nicht ganz ruhigen Halbzeitansprache gehen die Adler nun wesentlich couragierter zu Werke und drängen den Regionalligisten in die eigene Hälfte, aber bis auf eine Chance für Nico Frommer in der 52. Minute bleibt es bei der optischen Überlegenheit. In der 55. Minute gibt es Ecke für die Eintracht von rechts, Ervin Skela wird ausführen. Der Albaner flankt in den Strafraum, Du-Ri Cha verlängert per Kopf nach hinten und da steht Nico Frommer. Der Ex-Reutlinger trifft den Ball mit dem Kopf, Cesar Thier fliegt heran aber Tor! 1:1, endlich der Ausgleich! Die Eintracht bleibt am Drücker, immer wieder ergeben sich Chancen für Du-Ri Cha und Nico Frommer, aber Torhüter Cesar Thier kann seinen Kasten sauber halten. Dann aber doch ein Konter, es ist schon die 88. Spielminute. Thorsten Judt kann sich auf der linken Seite durchsetzen und flankt scharf auf Michael Petry. Zum Glück für Oka Nikolov kommt der frei stehende Stürmer nicht an den Ball, es bleibt beim 1:1 nach 90 Minuten. In der Verlängerung ändert sich nichts am Spielgeschehen, die Eintracht bestimmt das Spiel, der Regionalligist hält mit Kampf dagegen. Wieder ein Konter für die Heimmannschaft in der 96. Spielminute, Flanke in den Frankfurter Strafraum, Michael Petry verlängert mit dem Kopf auf Christian Müller, der an der Ecke des Fünfmeterraums lauert. Ein Schuss, aber Oka Nikolov pariert. Die Eintracht bestimmt danach wieder das Spiel, doch es ergeben sich keine klaren Chancen mehr, Sportkamerad Fandel pfeift nach 120 Minuten ab. Es gibt Elfmeterschießen. Die Reihenfolge der Schützen wird festgelegt, beginnen soll Ervin Skela, den dritten Elfer schießt der in der 110. Minute eingewechselte Markus Kreuz, den Abschluss wird der in der 66. Minute eingewechselte Jermaine Jones besorgen. Trainer Willi Reimann hierzu: "Ich habe zu Jones gesagt, dass er den fünften schießt, ihn trifft und so zum Helden wird“. Gerade der als fleischgewordene Nüchternheit bekannte Reimann versucht sich als Prophet? Der Regionalligist beginnt. Patrick Falk nimmt sich das Leder, Oka Nikolov lauert auf der Linie. Der zu Selbstüberschätzung neigende Ex-Frankfurter läuft an und schießt, Oka Nikolov hält! Es bleibt beim 1:1. Dann tritt Ervin Skela an: kurzer Anlauf und Tor! 2:1 für die Eintracht. Thorsten Judt schießt den zweiten Elfmeter für die Hausherren und trifft zum 2:2. Oka Nikolov ist chancenlos. Nun ist Geri Cipi an der Reihe, aber ein unplatzierter Schuss, der Brasilianer Cesar Thier kann halten, weiter 2:2. Die nächsten Elfmeter durch Angelo Barletta, Markus Kreuz, Christian Knappmann und Christoph Preuß werden jeweils sicher verwandelt, es steht 4:4 und nur noch zwei Elfmeterschützen warten auf ihre Nervenprüfung. Der Brasilianer Cesar Thier, ja, der Torhüter, nimmt sich das Leder für den 5. Elfmeter der Heimmannschaft. Ein langer Anlauf, Thier drischt das Leder… über das Tor! Und jetzt kommt Jermaine Jones zum Elfmeterpunkt, legt den Ball langsam ab und läuft an. Ein Schuss und Tor! Die Eintracht gewinnt das Spiel mit 5:4 nach Elfmeterschießen.Der jubelnde Elfmeterschütze läuft mit erhobenen Armen an den Blöcken der Heimmannschaft vorbei und bedankt sich für die „Unterstützung“. Die 5.000 Frankfurter Anhänger und die Spieler feiern den Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals. Stimmen zum Spiel Jermaine Jones: "1000 Dinge sind mir durch den Kopf geschossen, als ich zum Elfmeterpunkt gelaufen bin. Es hätte ja bestens gepasst, wenn ich verschossen hätte, dann wäre ich endgültig der Idiot gewesen. Ich hoffe, dass mir die Fans jetzt vielleicht verzeihen, dass ich nach der Saison weggehe." Präsident Peter Fischer: "Der Sieg ist mehr wert war als ein 5:0-Sieg über Bayern München." Heribert Bruchhagen, DFB-Funktionär zur Frage nach dem Vorstandsposten
bei der Eintracht: "Ich hatte zur Eintracht keinen Kontakt mehr,
seitdem mir Dr. Pröckl und Rechtsanwalt Schickhardt vor ein paar
Wochen das Angebot unterbreitet hatten, Vorstandsvorsitzender zu werden.
Dieses Angebot ist dann aber von Herrn Dr. Pröckl zurück gezogen
worden, da die Eintracht in Peter Schuster, einen anderen Kandidaten gefunden
hatte.“ (tr) |