FC Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2003/2004 - 1. Spieltag
3:1 (3:0)
Termin: Fr 01.08.2003 20:30
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 1:0 Ze Roberto (16.), 2:0 Hasan Salihamidzic (20.), 3:0 Claudio Pizarro (42.), 3:1 Ervin Skela (68.)
FC Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Eine Lehrstunde für den Aufsteiger Endlich wieder 1. Bundesliga und gleich ein Auswärtsspiel beim Vorjahresmeister, dem FC Bayern München, der Medien wegen bereits am Freitag als „Saisoneröffnungsspiel“. Dennoch machen sich wieder mehr als 10.000 Frankfurter auf den langen staureichen Weg in den Süden, um die Eintracht zu sehen. Denn nach dem “geiler-als-Sex“–Aufstiegskrimi gegen den SSV Reutlingen am 25. Mai 2003 (6:3) gab es jede Menge Sommertheater bei der Eintracht, eine helle Freude für die Medien und ein Graus für die Fans. Für den Ende Juni ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden Volker Sparmann, der unmittelbar nach dem Aufstieg den Vertrag mit Trainer Willi Reimann um 2 Jahre verlängert hatte, kann bis zum Saisonstart kein Nachfolger präsentiert werden. Weiter offen sind an diesem 1. August auch die Frage des künftigen Managers der Eintracht sowie des Stadionbetreibers für die Baustelle Waldstadion. Zudem gab es einen Tag vor Saisonbeginn eine Rangelei im Training zwischen Jean-Clotaire Tsoumou-Madza und Jens Keller, die mit der vorübergehenden Suspendierung des Kongolesen endet. Willi Reimann: "Wenn jedes kleine Foul in eine handfeste Keilerei ausartet, können wir gleich eine Boxbude aufmachen." Eine verbale Rangelei gab es zudem zwischen Trainer Willi Reimann und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Neppe in der Frage der Neuverpflichtungen. Willi Reimann hierzu: “Herr Neppe hat in Personalfragen nicht reinzureden.“ Und gedreht hat sich das Personalkarussell bei der Eintracht seit Mai 2003. Mit Albert Streit (VfL Wolfsburg), Bakary Diakité (OGC Nizza), Matheus Vivian (Porto Alegre), Michael Wenczel (FC Augsburg), Serge Branco (VfB Stuttgart), Pawel Kryszalowicz (Amica Wronki) und Dino Toppmöller (Erzgebirge Aue) verließen 7 Spieler die Eintracht. Mit einem Investitionsvolumen von insgesamt EUR 125.000 (!) wurden folgende 8 Spieler bis zum 1. August geholt: Nico Frommer (SSV Reutlingen), Jurica Puljiz (Hajduk Split), Markus Kreuz (1. FC Köln), Mehmet Dragusha (Eintracht Trier), Geri Cipi (KAA Gent), Stefan Lexa (CD Teneriffa) und Torhüter Markus Pröll (1. FC Köln). Ausgeliehen wurde ferner der Koreaner Du-Ri Cha (Arminia Bielefeld). Du-Ri ist der Sohn von Bum-Kun Cha, der uns von 1979 bis 1983 mit 122 Spielen und 46 Bundesligatoren beglückte und der maßgeblichen Anteil am UEFA-Cup Sieg 1980 und dem DFB-Pokalsieg 1981 hatte. Von den genannten Neuzugängen lässt Trainer Willi Reimann zu Spielbeginn die Abwehrspieler Jurica Puljiz (für Uwe Bindewald) und Geri Cipi neben Jens Keller und Andree Wiedener auflaufen. Der Koreaner Du-Ri Cha soll neben Jermaine Jones stürmen. Im Tor spielt Oka Nikolov. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld muss auf die verletzten Zickler und Kuffour verzichten, dafür sind die in der Vorsaison lange verletzten Sebastian Deisler und Hasan Salihamidzic mit von der Partie. Als Neuzugang läuft Thomas Rau (VfL Wolfsburg) auf. Anpfiff im Olympiastadion durch Schiedsrichter Knut Kircher und die Bayern legen los wie die Feuerwehr. Schnelles Kurzpassspiel der Bayern, insbesondere Zé Roberto und Michael Ballack lassen den Ball laufen und die Adler staunen ehrfürchtig. Noch wackelt die Abwehr um Kapitän Jens Keller nicht, obwohl Salihamidzic und Zé Roberto ihre Gegenspieler Jurica Puljiz und Andree Wiedener ein ums andere Mal alt aussehen lassen. In der ersten Viertelstunde schaffen es die Frankfurter trotz der Unterstützung der kompletten Nordtribüne nicht, in die Nähe des Strafraums zu kommen, immer wieder wird das Leder bereits im Mittelfeld verloren, Erwin Skela findet keine Anspielstationen und Jermaine Jones und Du-Ri Cha können sich nicht in Szene bringen. Dann die 15. Spielminute: Einwurf für die Bayern auf der rechten Seite, Hasan Salihamidzic wirft weit in Richtung Frankfurter Strafraum. Andree Wiedener kommt vor dem hinter ihn stehenden Henning Bürger an das Leder und köpft es in den eigenen Strafraum. Hätte er doch Bürger den Ball wegbolzen lassen... Das Leder landet bei Zé Roberto, der Brasilianer überlegt nicht so lang wie sein Gegenspieler Puljiz, schießt mit Links aus 17 Metern trocken auf den Kasten von Oka Nikolov. Tor und es steht 1:0 für die Bayern (16.). Weiter die Bayern am Drücker, auch David Montero und der wacker kämpfende Alexander Schur können Skela nicht unterstützen. Jermaine Jones gönnt sich gar seine Auszeiten an der Mittellinie. Es ist die 20. Minute, nach einem Foul von Andree Wiedener gibt es Freistoß, Sebastian Deisler wird ausführen. Eine scharfe hohe Flanke in den Frankfurter Strafraum, Keller, Wiedener und Cipi springen hoch, doch Hasan Salihamidzic springt höher und köpft. Oka Nikolov ist machtlos, das Leder landet im rechten Torwinkel. Es steht 2:0 für die Bayern. Die Eintracht ist nicht geschockt, aber offenkundig trotz Kampfeswillen überfordert. Ein ums andere Mal wird der Ball druckvoll und energisch in die Frankfurter Hälfte getragen. Vor allem Zé Roberto zaubert. Erwin Skela nach dem Spiel: „Zé Roberto ist so flink auf den Beinen, dass man es nicht einmal schafft, ihn zu foulen.“ Chancen ergeben sich nun im Minutentakt, insbesondere durch Distanzschüsse von Michael Ballack und Claudio Pizarro, die Oka Nikolov aber parieren kann. Schon die 42. Minute, noch immer steht es 0:2, Tobias Rau kann sich auf der linken Seite durchsetzen und flankt in den Frankfurter Strafraum. Erneut kann ein Münchener fast unbedrängt köpfen, es ist Claudio Pizarro, der das Leder vorbei an Oka Nikolov ins Tor befördert. Es steht 3:0 für die Bayern. Wieder sieht die Abwehr bei einem hohen Ball schlecht aus. Schließlich erbarmt sich Schiedsrichter Knut Kircher und pfeift zur Halbzeit. Trainer Willi Reimann reagiert in der Halbzeit und bringt für den auf dem Platz nicht existenten Jermaine Jones die Neuverpflichtung Mehmet Dragusha. Neuzugang Stefan Lexa ersetzt Henning Bürger. Erwin Skela nach dem Spiel: "Das waren gute Wechsel. Wenn nur Kämpfer auf dem Platz stehen, wird es schwer." Doch zunächst erfolgt trotz der Wechsel keine Änderung auf dem Platz, die Bayern machen das Spiel und die Adler laufen ehrfürchtig hinterher. In der 50. Minute gibt es dann doch über Mehmet Dragusha auf der linken Seite einen Frankfurter Vorstoß in die Hälfte der Münchner. Der Albaner passt zu seinem Landsmann Erwin Skela, der nach vorne läuft und wunderbar auf den mitlaufenden Du-Ri Cha spielt. Der Koreaner gewinnt das Laufduell gegen Thomas Linke und schießt aus knapp 20 Metern. Aber Oliver Kahn muss sich nicht recken, der Ball geht weit vorbei. Langsam legt die Eintracht ihre Ehrfurcht ab und kommt besser ins Spiel, auch weil die Bayern es nun etwas langsamer angehen lassen. Vor allem von der linken Seite kann sich Mehmet Dragusha ein ums andere Mal durchsetzen und Erwin Skela und Alexander Schur im Mittelfeld einsetzen. Nun läuft der Ball, aber der finale Pass zu Stefan Lexa und Du-Ri Cha kommt einfach nicht. Wirkliche Gefahr droht den Bayern nur durch Standards. Die 61. Minute, Freistoß für die Eintracht nach Foul an Du-Ri Cha, aus ca. 25 Metern. Erwin Skela läuft kurz an und schlenzt den Ball über die Mauer. Das Leder knallt gegen das Aluminium, Oliver Kahn wäre geschlagen gewesen. Die Eintracht wird mutiger und gewinnt im Mittelfeld mehr Zweikämpfe. Insbesondere Alexander Schur rackert bis an die Grenzen und hat Glück, das er bei seinem Einsatz für die gute Sache nicht die Gelbrote Karte kassiert. Die 67. Minute, wieder setzt sich Dragusha auf links durch und will Richtung Mitte laufen. Es bleibt beim Versuch, der Albaner wird unsanft von den Beinen geholt. Sein Landsmann Erwin Skela nimmt sich das Leder. Wieder 25. Meter Torentfernung. Ein kurzer Anlauf, ein Schlenzer über die Mauer und Tor! Nur noch 3:1. Oliver Kahn konnte dem prächtig geschossenen Freistoß in den linken Torwinkel nur hinterher schauen. Die Nordtribüne jubelt, als sei gerade die Führung für die Adler gefallen. Doch die Bayern geben jetzt wieder Gas, vorbei ist die 30minütige Herrlichkeit der Adler im Mittelfeld. Sebastian Deisler, der eingewechselte Mehmet Scholl und Michael Ballack diktieren wieder das Spiel. Die Gastgeber erspielen sich noch Torchancen, aber nennenswerte sind keine mehr darunter. So bleibt es beim 3:1 nach 90 Minuten für den Vorjahresmeister. Die mehr als 10.000 Frankfurter verlassen wehmütig das Olympiastadion. Sie ahnen, dass es das letzte Mal gewesen sein könnte. Aber nur, weil bald die neue Münchener Fußballarena in Prunk und Protz fertig sein wird. Die Eintracht spielt nun nächsten Sonntag im Waldstadion gegen die Elf von Bayer 04 Leverkusen, die im ersten Spiel gegen den SC Freiburg mit 4:1 gewann.
Trainer Willi Reimann: "Man hat gesehen, dass da ein Klassenunterschied vorhanden war. Aber nur natürlich, die kaufen für 18 Millionen Euro ein, wir für drei Mark 96. Das Spiel kam zu früh für uns, wir müssen uns an die raue Bundesliga-Luft erst noch gewöhnen." Kapitän Jens Keller: "Man muss auch beachten, dass bei uns einige Spieler zum ersten Mal in der Bundesliga gespielt haben. Nach dem Wechsel hat man gesehen, dass wir mithalten können und uns nicht in die Hose zu machen brauchen." Uli Hoeness: "Die erste Halbzeit war Traumfußball." (tr) |