LR Ahlen - Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2001/2002 - 33. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: So 28.04.2002 15:00
Zuschauer: 5.500
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Kammerer (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Chen Yang (83.)
LR Ahlen | Eintracht Frankfurt |
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Belangloses aus Ahlen, dafür Neues von Gábor Várszegi Willkommen in der Unterhaustristesse. Da die Footballer der Galaxy das Waldstadion in Beschlag genommen haben, müssen die hochbezahlten Profis auf die Trainingsplätze und die maroden Kabinen am Riederwald ausweichen, zudem fährt die Mannschaft erst am Spieltag ins ostwestfälische Ahlen, um sich die Übernachtungskosten zu sparen. Trotzdem fordert Armin Kraaz, dass seine Spieler im Wersestadion hellwach sind: “Wir wollen die letzten beiden Spiele möglichst gewinnen. Die vielen Unentschieden nerven nämlich. Außerdem tut jeder sportliche Erfolg, und mag er auch noch so klein sein, allen im Verein gut.“ Nicht dabei sind die verletzten Gebhardt, Wimmer, Rosen und Gemiti, der nach einer Bundeswehrübernachtung im Freien über Rückenschmerzen klagt. Zudem verletzt sich Rada im Aufwärmtraining, so dass kurzfristig Streit in die Dreierabwehr mit Sim und Schur rückt. Neu im Team sind ebenfalls Wenczel und der 20-jährige Vertragsamateur Giovanni Speranza, auf den der Trainer große Stücke hält: “Der Junge hat eine tolle Technik“ und Tony Woodcock ergänzt: “Jetzt wollen wir sehen, was er wirklich kann.“ Mehr als sehen ist momentan auch nicht möglich, denn nicht nur, dass an Vertragsabschlüsse nicht zu denken ist, solange der neue Investor nicht da ist. Auch die Unsicherheit bei den Fernsehgeldern nach dem Konkurs von Kirch-Media lässt den gesamten deutschen Transfermarkt zum Stillstand kommen, erklärt der Sportvorstand: “Wir haben unsere Probleme, aber wir sind nicht alleine. Keiner weiß, wie es weitergeht, deshalb tut sich nichts.“ Genau wie zunächst bei Ciric, der auf der Bank sitzt, da Kryszalowicz heute als alleinige Spitze agiert. Ebenso wie für die Eintracht geht es auch für den Tabellenachten aus Ahlen um nichts mehr. Nachdem im November Peter Neururer gegen Uwe Rapolder als Trainer ausgetauscht wurde, haben es sich die Ostwestfalen in der Rückrunde meist auf eben diesem Rang gemütlich gemacht und planen bereits für die neue Saison. Zuvor muss der Trainer jedoch eine Notelf für das heutige Spiel zusammenstellen, denn neben dem Führenden der Zweitligatorschützenliste, Markus Feinbier, fehlen Rapolder neun weitere Spieler aufgrund von Verletzungen. So übernimmt die heute in Blau spielende Eintracht nach der Gedenkminute für die Opfer des Erfurter Amoklaufs sofort die Initiative vor knapp 5.500 Zuschauern, darunter über 500 aus Frankfurt. Doch an ein schnelles Spiel ist auf dem vom Dauerregen durchweichten Rasen nicht zu denken, zumal die Abseitsfalle der Hausherren in schöner Regelmäßigkeit zuschnappt. Daher probiert es Streit nach einer eigentlich geklärten Ecke von Skela mit einem Schuss aus gut 25 Metern, der aber knapp am Kasten von Langerbein vorbei rauscht (12.). In der 19. Spielminute dann die nächste große Chance für die Eintracht, nachdem sich Wiedener auf der linken Außenbahn durchsetzt und den Ball halbhoch in den Strafraum spielt. Genau richtig für Skela, der sich nach vorne geschlichen hat und den Ball aus sechs Metern volley annimmt. Dabei aber in Rückenlage gerät, so dass die Kugel nicht im Netz sondern in den Wolken landet. Das war es dann mit der Frankfurter Herrlichkeit und auch Ahlen fällt auf dem tiefen Geläuf wenig ein, so dass inzwischen dröges Mittelfeldgeschiebe vorherrscht, die Ahlener Zuschauer sich aber wenigsten kurz an einigen nackten Hinterteilen erfreuen können, die ihnen aus dem Frankfurter Block entgegen gestreckt werden. Nach gut einer halben Stunde hat gar der Spielball genug und muss mangels Luft ausgewechselt werden. Wenigsten Ahlen erinnert sich daran, dass es ein Heimspiel ist und drängt in den Schlussminuten auch einmal nach vorne. Und kommt zu seiner ersten Chance, als sich Baba auf rechts in den Strafraum wuselt und quer auf Simon legt, dessen Schuss Jones in letzter Sekunde zur Ecke blocken kann (40.). Kurz darauf scheitern Fengler an Nikolov und Sopic an der Höhe des Tores, so dass es nach langweiligen 45 Minuten torlos in die Pause geht. Nachdem Nikolov in der Anfangsphase einen geschlenzten Freistoß mit den Fäusten klären kann und Bella seinen Schuss von der Strafraumgrenze knapp neben das Tor setzt (51.), geht es weiter mit dem langweiligen Mittelfeldgeschiebe des ersten Abschnittes, so dass Kraaz nach 55 Minuten erstmals wechselt und den lautstark begrüßten Bindewald für Wenczel bringt, der laut Trainer “nicht so zur Geltung kam.“ Eine Viertelstunde später muss auch der sichtlich erschöpfte Speranza vom Feld und Yang kommt als zweiter Stürmer, nachdem kurz zuvor schon Guié-Mien für Jones kam. "Giovanni hat in der ersten Hälfte gut gespielt, in der zweiten fehlte ihm die Kraft", meint Kraaz über den Debütanten, während Tony Woodcock einschränkt: “Spielerisch ist er gut, Disziplin, Willen und Einsatz muss er noch lernen.“ Es läuft bereits die 83. Spielminute, nachdem ein halbherziger Angriff der Ostwestfalen abgefangen wird, sprintet Streit nach vorne und spielt die Kugel wunderbar durch die Gasse in den Lauf von Kryszalowicz, der Torhüter Langerbein ausspielt und quer passt. Ein Ahlener Abwehrspieler rutscht aus und so kann Yang das Leder in aller Seelen Ruhe zum 1:0 ins Tor schieben. Danach versucht Ahlen noch einmal, den Druck zu verstärken, aber die Abwehr um Torhüter Nikolov steht sicher und nachdem Guié-Mien das Leder über die Latte schlägt, hat Schiedsrichter Kammerer ein Einsehen und beendet das triste Treiben, dass der Eintracht immerhin den achten Auswärtssieg der Saison beschert. Während es für die Frankfurter am letzten Spieltag um nichts mehr geht, sind noch immer zwei Aufstiegsplätze zu vergeben, nachdem Mainz scheinbar die Puste ausgeht. Der FSV 05 liegt vor dem letzten Spieltag nur noch zwei Zähler vor den punktgleichen Mannschaften aus Bielefeld und Bochum.
Armin Kraaz: "Es war kein tolles Spiel, aber immerhin standen wir in der Abwehr kompakt. Es ging nur darum, Rang sieben zu halten und junge Spieler zu testen." Uwe Rapolder: “Das war eine ärgerliche und unnötige Niederlage. Ich bin froh, dass die Saison zuhause vorbei ist.“
"So schlecht wie zurzeit habe ich noch nie geschlafen, aber ich gehe davon aus, dass Herr Várszegi am Donnerstag in Frankfurt ist und wir mit ihm einen Vorvertrag schließen", erklärt Volker Sparmann, nachdem immer mehr pikante Details aus dem geplanten Einstieg von Fotex bei der Eintracht nach außen dringt, was nicht nur Fotex-Geschäftsführer Kenedi sehr verärgert: "Nicht wir sind es, die eine schriftliche Fixierung hinauszögern, denn wir wissen, dass dadurch die Suche nach einen neuen Trainer und die Verpflichtung von Spielern, immer schwieriger wird." In der Tat gibt es viele Gegenstimmen in Verein und AG, denn nach Informationen des kicker-Sportmagazins sollen die Ungarn nur 4-5 Millionen Euro zahlen. Dafür wollen sie sogar den kompletten Octagon-Anteil von 49,9% an der Fußball-AG übernehmen, für den die Amerikaner vor zwei Jahren noch 25 Millionen Euro bezahlt hatten und fordern zudem weitgehende Mitspracherechte, sprich den Vorstandsvorsitz. “Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, aber wir können nur noch die Tafel verkaufen, das Tafelsilber haben schon unsere Vorgänge verkauft“, meint Volker Sparmann achselzuckend. Trotz aller Vorbehalte im Aufsichtsrat der AG und des Vereins-Präsidiums stimmen diese am Donnerstag zu, auch wenn Präsident Fischer von einer “suboptimalen Entscheidung“ spricht, um den Profifußball zu erhalten. Denn nicht nur die Abgabe von Kompetenzen, auch die Übertragung von Transferrechten sowie der künftig halbierte Zuschuss der AG für die Amateurabteilungen des Vereins schmerzt einige heftig. Mangels anderer Alternativen wird der Vorvertrag schließlich zwei Tage vor dem Saisonfinale gegen Babelsberg unterzeichnet wird und die Eintracht kann in einer Pressemitteilung verkünden: “Profifußball für die Region gerettet.“ Selbst Präsident Fischer meint jetzt: "Ich bin froh, dass wir mit Fotex den Vorvertrag ratifizieren konnten. Denn ohne einen Investor hätte die AG Konkurs anmelden müssen." Große Worte verwendet hingegen Gábor Várszegi, der in den nächsten “fünf, sechs Monaten selbst alle Dinge leiten“ will, ehe er einen Vertrauten einsetzt: “Ich will ja keinen beleidigen, aber ich habe zwei Eintracht-Spiele gesehen, aber dabei keinen eigenen Stil erkannt. Das muss sich ändern. Es gab hier zu viele Legionäre, ich möchte kurzfristig eine junge, dynamische Mannschaft aufbauen und dazu muss ein Trainer geholt werden, der dies will und Linie in die Mannschaft bringt." (tr)
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