SpVgg Greuther Fürth - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 25. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: So 03.03.2002 15:00
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Rachid Azzouzi (20., Foulelfmeter), 1:1 Sasa Ciric (58., Foulelfmeter)

 

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SpVgg Greuther Fürth Eintracht Frankfurt

     

  • Günther Reichold
  • Oliver Unsöld
  • Sven Boy
  • Zoran Mamic
  • Everaldo Batista (81.)
  • Petr Ruman
  • Mirko Reichel
  • Rachid Azzouzi
  • Markus Dworrak
  • Francis Kioyo
  • Ioannis Amanatidis

 

 

Wechsel

  • Ralph Hasenhüttl für Francis Kioyo (69.)
  • Horst Elberfeld für Markus Dworrak (74.)

Wechsel

Trainer

  • Eugen Hach

Trainer

Show-down für Martin Andermatt

"Es gab eine Meinungsverschiedenheit unter Männern. Wenn ich ihn geschlagen hätte, hätte er das Training nicht verfolgen können. Er will Unruhe stiften, darauf habe ich keinen Bock und habe ihm deshalb gesagt, dass er verschwinden soll", erzählt Alexander Schur von seinem Kabinentreffen mit Serge Branco, der gegen seine Abschiebung zu den Amateuren und für eine Rückkehr ins Profitraining vor dem Arbeitsgericht Frankfurt klagt. Und plötzlich im Training erscheint, um den Zorn des Alex zu spüren: "Schur hat gesagt, was willst du hier, mich beschimpft und mich geschlagen, bevor einige aus der Mannschaft dazwischen gegangen sind." Im Gegensatz zu den Beteiligten nimmt der Trainer die Auseinandersetzung allerdings wie alles sehr gelassen: "Es stimmt, dass es Spannungen wegen Branco gibt, denn er hat hier keinen Kredit mehr, weil er die Mannschaft verarscht hat. Früher haben wir solche Dinge auch selbst geregelt." Nicht so konsequent ist er in eigener Sache, denn ohne mit ihm darüber zu sprechen, wirft er hinter vorgehaltener Hand Co-Trainer Kraaz noch immer mangelnde Loyalität vor und schickt ihn, wie schon gegen den KSC, bei diesem wegweisenden Spiel “zur Beobachtung der Konkurrenz“ auf Reisen.

Auch die im Umfeld kursierenden Gerüchte über seine angeblich anstehende Ablösung lassen ihn in der Pressekonferenz kalt. Stoisch referiert er nur über das anstehende Spiel: "Ich habe keinen Grund die Mannschaft in Fürth zu ändern. Schließlich hat sie beim 2:0 über Duisburg gezeigt, dass sie mit Drucksituationen umgehen kann, auch wenn manche meinen, wir hätten 6:0 gewinnen müssen." Dass dies ein Auftritt Not gegen Elend war, verschweigt er. Ebenfalls, dass ein Sieg beim Tabellendritten Pflicht ist, um den Abstand auf die Aufstiegsplätze auf vier Punkte zu verringern. So beginnt die Eintracht mit Ciric und Yang statt Kryszalowicz im Sturm. Wiedener, für den Rada mal wieder in der Startelf steht, rückt für den angeschlagenen Gebhardt auf die linken Seite und anstelle des grippekranken Preuß läuft Schur nach seiner überstandenen Innenbandverletzung wieder auf.

“Er hat das 4-4-2-System eingeführt und, noch wichtiger, er hat uns das Vertrauen ins eigene Können vermittelt. Das zeigt auch, wie offensiv wir jetzt mit dem Thema Aufstieg umgehen. Wo wir früher abgeblockt hatten, heißt es nun: Klar, können wir schaffen, das ist unser Ziel“, erzählt unterdessen Torhüter Reichold voller Begeisterung über Eugen Hach, der seit Ende Oktober bei Greuther Fürth Trainer ist und seit Mitte Dezember eine beeindruckende Serie von sieben Siegen in Folge hingelegt hat. So werden sie auch heute mit zwei Stürmern beginnen, nämlich Francis Kioyo, der vor drei Jahren noch bei der SG Hoechst kickte und als Testspieler bei den Eintracht-Amateuren durchfiel sowie Ioannis Amanatidis, ein 20-jährige Grieche, der vom VfB Stuttgart ausgeliehen wurde und noch nicht ahnt, wohin ihn der Weg einmal führen wird.

Sie scheinen tatsächlich begriffen zu haben, denn mit viel Einsatz beginnt die Eintracht das Spiel gegen den Tabellendritten und hat sogleich die erste Chance durch einen Flachschuss von Ciric, den Torhüter Reichold allerdings zur Ecke klären kann, bevor Yang kurz darauf die Kugel in die Werbebanden zimmert (2.). Es bleibt verbissen, Schur kämpft, als wäre er nie verletzt gewesen und Ciric zeigt sich als überlegter Ballverteiler, aber die Hausherren halten konsequent dagegen, sind in der Nähe des Balles stets in Überzahl und zwingen die Gäste nach deren erster Drangphase immer wieder zu Rückpässen oder Fehlern. Viel Arbeit hat auch Schiedsrichter Weiner, der erst Yang für sein Einsteigen gegen Reichhold, kurz darauf Kioyo für eine Attacke gegen Nikolov und dann Bindewald für sein rüdes Einschreiten die gelbe Karte zeigt (16.).

Danach scheint sich das Spiel zu beruhigen, es gibt Freistoß für Fürth im Halbfeld, den Dworrak in die Mauer schießt. Ruman reagiert schneller als die Frankfurter Abwehrspieler und rennt in den Strafraum. Nikolov kommt ihm entgegen, trifft den Ball und scheinbar auch den 25-jährigen Tschechen, der abhebt und wunderschön fällt. Gut genug für Schiedsrichter Weiner, der sofort auf den Punkt zeigt, während Nikolov beteuert: “Ich schwöre Stein und Bein, dass ich ihn nicht berührt habe“ und auch Trainer Andermatt über den "fragwürdigen Elfmeter" den Kopf schüttelt. Azzouzi ist dies egal, trocken haut er die Kugel zum 1:0 in die Maschen (20.). Mit der Führung im Rücken lässt Fürth die Frankfurter nun kaum noch zum Zug kommen, so dass Martin Andermatt bereits in der 36. Spielminute reagiert und Gebhardt für den rotgefährdeten Wiedener bringt, um das Flügelspiel zu forcieren. Doch auch dies bringt zunächst nichts, mit dem knappen Rückstand geht es in die Pause.

Zur zweiten Halbzeit kommt auch noch Guié-Mien als Offensivkraft für Schur in die Partie, doch weiter sind es die Gastgeber, die zu Chancen kommen. Doch Nikolov ist hellwach und kann zunächst einen Kopfball von Unsöld um den Pfosten lenken, um nur Sekunden später das Glück des Tüchtigen zu haben, als ein Schuss von Boy um Millimeter neben das Aluminium streicht (51.). Die Eintracht antwortet über Wimmer, der sich auf der rechten Seite gegen Batista durchsetzt und scharf vor den Fünfmeterraum flankt. Yang ist zur Stelle, verfehlt den Kasten aus spitzem Winkel allerdings um Haaresbreite (57.). Drei Minuten später wird es hektisch im Strafraum von Greuther Fürth, nachdem Skela eine Flanke in den Strafraum schlenzt. Wieder ist Yang zur Stelle, haut das Leder aber an den Pfosten, von wo aus es in hohem Bogen zurück ins Feld springt. Ciric will köpfen, Unsöld zerrt und erneut zeigt der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Diesmal zu recht, findet der Gefoulte: “Ich wäre mit dem Kopf dran gewesen, wenn ich nicht in den Rücken gestoßen worden wäre“ und schnappt sich selbst den Ball, um ihn sicher zum 1:1 ins Tor zu zimmern (60.).

Nur fünf Minuten später muss der Torschütze mit einem Bluterguss im linken Oberschenkel vom Platz und es kommt zur Überraschung aller nicht Kryszalowicz, sondern der 18-jährige Famewo in die Partie. “Es ist eine schwierige Situation, ich verstehe das nicht. Ich trainiere gut. Aber das offensive Mittelfeld wie im Spiel gegen Duisburg ist nicht meine Position“, meint der 31-jährige Pole kopfschüttelnd, während der Trainer kurz kontert: “Es ist eine Sache von Leistung und Leistungsbereitschaft.“ Kampfbereitschaft scheint die Eintracht jetzt zu haben, denn immer mehr drückt sie den Tabellendritten in die eigene Hälfte. Yang, von dem ansonsten wieder mal zu wenig Gefahr ausgeht, spielt Skela schön in den Lauf, doch der trifft den Ball freistehend vor Torhüter Reichhold ebenso wenig richtig wie Wimmer zwei Minuten später.

So läuft bereits die 83. Spielminute. Einen langen Pass aus der eigenen Hälfte erreicht Yang vor Mamic und sprintet sofort Richtung Strafraum. Doch kurz vor der Linie wird er von Batista zu Fall gebracht, der für diese Notbremse völlig zu Recht die Rote Karte kassiert, so dass die Eintracht jetzt in Überzahl auf den so dringend benötigten Sieg drängen kann. Noch immer ohne Kryszalowicz, den der Trainer nicht bringen will und drei Minuten später auch ohne Rasiejewski, der für eine Grätsche die gelb-rote Karte sieht. So verrinnen die Minute, Schiedsrichter Weiner schaut bereits zu Uhr, als plötzlich Wimmer den Turbo zündet und aufs Tor zu sprintet. Er sollte hart und sofort schießen, entscheidet sich jedoch für einen Lupfer über den Torhüter. Die Kugel hüpft Richtung Torlinie, aber der zurück hetzende Reichel kann sie in letzter Sekunde wegköpfen, so dass es beim für die Eintracht völlig unbefriedigenden 1:1 bleibt.

Fürth als Tabellendritter hat bei noch neun ausstehenden Spielen weiterhin sieben Punkte Vorsprung auf die Frankfurter, so dass der Traum vom Wiederaufstieg mal wieder ausgeträumt ist.


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Dieser Punkt ist sicher zu wenig, wenn man bedenkt, dass wir uns vorgenommen hatten, hier zu gewinnen. Wir haben eine sehr starke zweite Halbzeit geboten, nur zu wenig Effizienz gezeigt. Es ist teilweise schon fahrlässig, wie mit den Chancen umgegangen wird. Der Aufstieg wird sehr schwer, aber wir glauben noch an die theoretische Möglichkeit.“

Tony Woodcock: "Neun Spiele sind eine Menge im Fußball. Aber ich ärgere mich darüber, wie wir die Punkte in den letzten Spielen einfach weggeschmissen haben. Wir könnten ganz dick im Geschäft sein, denn wir können mit jeder Mannschaft mithalten. Es gibt keine Übermannschaft in der zweiten Liga.“

Präsident Peter Fischer: “Das 1:1 ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Aber wir werfen die Flinte nicht ins Korn."

Sasa Ciric: "Es gibt noch viele Punkte. Warum sollten wir diese nicht holen? Vom Kampf her waren wir gut eingestellt, doch die spielerischen Mittel haben bei uns gefehlt."


Martin Andermatt wird entlassen, Armin Kraaz neuer Interims-Trainer

Fünf Tage nach dem Unentschieden in Fürth und nur zwei Tage vor dem nächsten Heimspiel flattert die folgende Meldung über die Ticker der Sportredaktionen: “Eintracht Frankfurt hat mit Wirkung zum 8. März Martin Andermatt von seinen Aufgaben freigestellt. Bis zum Ende der Saison wird das Training von Armin Kraaz geleitet. Ihn assistiert Mannschaftskapitän Uwe Bindewald. Die finanzielle Planung von Eintracht Frankfurt wird durch diese Entscheidung nicht beeinflusst.“

Die sportlich viel zu spät getroffene Entscheidung selbst fiel in der Nacht zum Freitag bei einer Sitzung von Vorstand und dem Hauptausschuss des Aufsichtsrates. “Es war kein Schnellschuss“, betont Tony Woodcock, sondern die Folge eines längeren Prozesses: “Wir wollten eigentlich endlich einmal Kontinuität in Frankfurt, haben deshalb bis fünf vor Zwölf gewartet und immer gehofft, dass sich die Mannschaft auf dem Platz besser präsentiert. Aber manchmal passen ein Team und ein Trainer halt nicht zusammen.“ Auch Präsident Fischer, der Andermatt wegen der Ausbootung von Co-Trainer Kraaz und Pawel Kryszalowicz kritisiert, will die Entlassung als ein Signal an die Mannschaft verstanden wissen: “Wir glauben noch an den Aufstieg. Dies hat Herr Andermatt zuletzt nicht mehr vermitteln können.“

Meldungen, dass der beurlaubte Trainer eine Abfindung in Höhe von 200.000 Euro erhalten würde, dementiert der Aufsichtsrats-Vorsitzende Sparmann energisch: “Das entspricht nicht den Tatsachen“, während Martin Andermatt sich bei den Anfragen zugeknöpft gibt: "Ich kann nur sagen, dass ich keine Probleme mit der Mannschaft gehabt habe und keine Vergangenheitsbewältigung betreiben möchte. Mein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2003."

“Alibis und Ausreden fallen jetzt weg. Ich muss versuchen, schnellstmöglich den richtigen Weg zu finden“, meint der von dieser Entscheidung ebenso wie die Mannschaft völlig überraschte ehemalige A-Jugendtrainer und aktuelle Co-Trainer Armin Kraaz, der die Eintracht zusammen mit Uwe Bindewald bis zum Ende der Saison trainieren wird. “Wir erwarten keine Wunder, Armin bleibt bei der Eintracht über die Saison hinaus, auch wenn er alle neun Spiele 10:0 verliert. Aber wenn es doch noch mit dem Aufstieg klappt, nehmen wir das gerne mit“, ergänzt Tony Woodcock am Ende der Pressekonferenz.

Die Entlassung bedauert hat hingegen Kapitän Bindewald: "Ich bin davon nicht begeistert. Schade. Ich habe immer hinter Andermatt gestanden und ihn für einen sehr guten Trainer gehalten", um zu seiner neuen Rolle als Co-Trainer zu betonen: "Ich sehe mich nur als Spieler." Gelassener sieht es Alexander Schur: "Es ist das gute Recht des Vereins, alles zu versuchen. Denn wir müssen zum Aufstieg noch sieben Spiele gewinnen." (tr)

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