Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC |
2. Bundesliga 2001/2002 - 22. Spieltag
3:1 (2:0)
Termin: Sa 09.02.2002 15:00
Zuschauer: 13.500
Schiedsrichter: Torsten Koop (Lüttenmark)
Tore: 1:0 Sasa Ciric (15.), 2:0 Sasa Ciric (45.), 2:1 Carsten Rothenbach (71.), 3:1 Sasa Ciric (84., Foulelfmeter)
Eintracht Frankfurt | Karlsruher SC |
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Heimsieg dank wenigstens eines abgezockten Typen “Es ist eine Scheiß-Situation in der wir uns befinden, ein Misserfolg gegen den KSC wäre für unsere Erstliga-Planungen ganz doof", meint Präsident Fischer gewohnt flapsig, um zu betonen, dass der Trainer trotz der letzten Auftritte seiner Mannschaft zurzeit im Aufsichtsrat kein Thema sei. Denn einmal mehr preschte das regionale Hitradio mit einer Nachricht hervor, dass neben der aktuellen Finanzsituation der Trainer Thema auf der jüngsten Aufsichtsratssitzung gewesen sein soll. Zudem bringt das Boulevardblatt in seiner Regionalausgabe “zufällig“ ein großes Interview mit Horst Ehrmantraut, in dem er betont, dass er liebend gerne nach Frankfurt zurück kehren würde. Alles Unsinn, ergänzt Peter Fischer: “In der Mannschaft steckt viel mehr Potenzial, als sie zuletzt gezeigt hat. Die Spieler müssen jetzt endlich zeigen, dass sie mit dem Druck zurechtkommen. Wenn uns nicht die Wende gelingt, gehen wir sportlich schweren Zeiten entgegen." Auch Trainer Andermatt lässt nach vielen Gesprächen mit seinen Spielern keinen Zweifel daran, dass er gegen den Tabellenzwölften, der zuletzt zuhause gegen Mainz mit 1:4 unter die Räder kam, den bitter nötigen vierten Heimsieg erwartet. Dafür wird er sein Team umformieren, verzichtet aber entgegen seiner vollmundigen Ankündigungen erneut darauf, mit drei Spitzen zu beginnen. So werden Ciric und Yang das Stürmerpärchen bilden, Guié-Mien spielt anstelle von Skela im zentralen Mittelfeld neben Wimmer und Gebhardt sowie Streit soll neben Preuß vor der Abwehr agieren, da Rasiejewski Rada in der Dreierabwehr ersetzt. Zufrieden kann hingegen Stefan Kuntz trotz der Niederlage gegen Mainz mit seinem jungen Team sein, dass es sich im Mittelfeld der Liga gemütlich gemacht hat, obwohl der Verein finanziell vor dem Abgrund steht. So vertraut er in der Offensive weiterhin auf Routinier Labbadia neben den Youngsters Fuchs und Fritz im Sturm, obwohl der 36-Jährige trotz allen Einsatzes bislang erst zwei Tore erzielen konnte. Ebenso unverzichtbar in der Abwehr ist der 34-jährige Torsten Kracht bei den Badenern, für den die Eintracht in dieser Saison keine Verwendung mehr hatte. Endlich ist wieder ein Hauch von Bundesligaatmosphäre im Waldstadion, denn obwohl nur 13.800 Zuschauer da sind, sind die Gästeblöcke randvoll und sorgen für lautstarke Unterstützung, dem die Gastgeber um nichts nachstehen. Auch auf dem Platz scheinen die Frankfurter von der Kulisse beeindruckt zu sein und gehen mit viel Engagement in die Zweikämpfe. Kampf ist Trumpf in dieser Anfangsphase, in der die Eintracht spielerisch nicht allzu viel zu bieten hat. So erkämpft sich Guié-Mien einen schon verloren geglaubten Ball an der Eckfahne zurück, um ihn mit der Hacke auf Wimmer weiterzuleiten. Doch dessen Flanke verpasst Yang um Stollenbreite (10.). Die Eintracht bleibt am Drücker, besonders die linke Seite mit Gebhardt und dem weit aufrückenden Wiedener macht im Zusammenspiel mit Guié-Mien viel Druck. So in der 15. Spielminute, als Wiedener sich das Leder erkämpft, nach vorne sprintet und für Gebhardt ablegt. Eine Flanke in den Strafraum, Ciric köpft und Torhüter Walter rutscht der Ball bei seiner Parade noch durch die Hände, so dass er jetzt 1:0 steht. Karlsruhe legt sofort den Schalter um und spielt wesentlich offensiver als zuvor, ohne die Abwehr der Frankfurter jedoch in Bedrängnis bringen zu können. Umgekehrt nutzen die Hausherren die Räume nicht, die die Badener ihnen bieten. Es fehlt bei allem Engagement die spielerische Linie, weder Streit noch Preuß oder Guié-Mien sind in der Folgezeit in der Lage, das Spiel zu ordnen und gescheite Angriffe zu initiieren. So schleppt sich das Spiel im Waldstadion einmal mehr zäh über die Zeit, um erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit noch einmal ein Zähnlein zuzulegen. Es läuft die 45. Spielminute, nach einem Foul von Engelhardt an Guié-Mien gibt es Freistoß in der Hälfte der Eintracht. Während die Karlsruher noch mit dem Schiedsrichter hadern, schnappt sich Rasiejewski die Kugel, verlegt den Tatort gut fünf Metern nach rechts und passt zum bereits startenden Wimmer. Der sprintet einfach weiter und spielt flach in die Mitte, wo Ciric den Ball unter Kontrolle bekommt, sich auf den starken linken Fuß legt und durch die Beine seines Gegenspielers eiskalt zum 2:0 einnetzt. Riesenjubel bei den Frankfurtern, während sich die Badener mächtig aufregen. Vor allem Trainer Kuntz kann sich gar nicht mehr beruhigen und wird vom Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt, während Martin Andermatt seinen Stürmer lobt: “Das war Weltklasse!“ Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Hausherren das Geschehen immer deutlicher kontrollieren, ohne jedoch selbst Akzente zu setzen. Vor allem Ciric irrt einsam in der Sturmspitze, während sich Yang meist erfolgreich hinter seinem Gegenspieler versteckt, was auch dem 34-jährigen Mazedonier auffällt: “Mit Pawel ist es leichter, denn er bindet immer zwei, drei Gegner.“ So reagiert der Trainer in der 66. Spielminute, bringt aber nicht Kryszalowicz für den enttäuschenden Chinesen, sondern den 18-jährigen Nigerianer Famewo, von dem er sagt: " Stephen hat keine Angst. Der ist rotzfrech und hat sich im Training den Respekt der Kollegen verschafft." Doch statt in Folge alles klar zu machen, schlafen sie mal wieder. Es läuft die 72. Spielminute und es gibt Freistoß für Karlsruhe fast von der Mittellinie aus. Hoch und lang segelt die Kugel in den Strafraum, wo Torhüter Heinen durch den Fünfmeterraum irrt, während Wiedener und Rasiejewski nur staunen, als Fritz das Leder an der Torauslinie zurückköpft, wo Rothenbach jetzt keine Mühe hat, den Ball ins verwaiste Tor zum 1:2-Anschlußtreffer zu drücken. Wie schon in der Vorwoche gegen Saarbrücken kann Dirk Heinen nur selbstkritisch drucksen: "Das Tor war mein Fehler", während die Zuschauer ihn inzwischen auspfeifen, Nikolov und sogar Uli Stein fordern und sich Unruhe bei der Eintracht breit macht. "Da kriegst du die Panik", beschreibt Albert Streit, was in den kommenden Minuten passiert. Ein Stockfehler jagt den nächsten und vier Minuten später zappelt das Leder erneut im Frankfurter Tor. Doch es folgt kollektives Aufatmen, denn der Linienrichter hat seine Fahne oben, als Grimm den vermeintlichen Ausgleich erzielt. Aber das Zittern bleibt, denn der Aufsteiger drängt weiter auf den Ausgleich. Bis zur 85. Spielminute, als Ciric das Leder dem aufgerückten Preuß in den Lauf spielt. Der setzt sich wunderbar durch und wird zum Dank von Engelhardt am Trikot gehalten, was der nicht immer sichere Schiedsrichter Koop sofort ahndet. Ciric schnappt sich die Kugel, schreitet in aller Ruhe zum Elfmeterpunkt und verwandelt eiskalt zum 3:1 für die Eintracht. "Der Typ, der ist so abgezockt, das ist einfach unglaublich", meint Streit anerkennend, während der dreifache Torschütze erklärt: "Ich laufe nicht viel. Aber was ich kann, die Abwehrspieler beschäftigen und ein bisschen provozieren, das klappt im Moment sehr gut." In der Tat, denn die erneute Zwei-Tore-Führung kann die Eintracht nun locker über die Zeit retten, zumal der Ex-Kickersspieler Stefan Ertl nach einer Grätsche von hinten gegen Skela auch noch die Rote Karte kassiert. Nachdem endlich der vierte Heimsieg der Saison unter Dach und Fach ist, rückt die Eintracht wieder auf Rang Fünf. Der Rückstand auf die Aufstiegsränge beträgt jedoch weiterhin fünf Punkte, da Bielefeld in Saarbrücken gewinnen kann.
Martin Andermatt: "Die Spieler haben heute ihre Aufgabe zu 100 % erfüllt, denn Ziel vor dem Spiel war ein Sieg. Eine Last ist von uns gefallen" Tony Woodcock: “Wir leben noch.“ Gerd Wimmer: “Jetzt sind wir weiter dabei bis zum kommenden Montag.“ Alexander Schur: "Wenn wir in Bielefeld verlieren, können wir den Aufstieg abhaken."
Zwei Tage nach dem Sieg gegen Karlsruhe beginnen im Beisein von Bürgermeister Achim Vandreike, der für das Stadionprojekt verantwortlich ist, die Bagger sich in Beton zu beißen. Die Radrennbahn nebst der ehemaligen Eisbahn wird abgerissen, um einem Busparkplatz für das WM-Stadion Platz zu machen. "Der Abriss ist auch für mich mit einem Stück Wehmut verbunden, weil ich hier selbst noch Schlittschuh gelaufen bin und Erinnerungen an viele Steherrennen habe", erzählt Achim Vandreike, um zu ergänzen: "Aber es gibt auch ein zweites Gefühl, das in die Zukunft weist, hier wird eine tolle Arena entstehen, schöner als die von Bayern München.“ Am 17. Juni wird nach der derzeitigen Terminplanung mit dem Abbruch und Neubau des Waldstadions begonnen. Zunächst sollen beide Kurvenbereiche geschliffen und im Anschluss danach sofort neu aufgebaut werden. Wenn die Tribünen in den beiden Kurven wieder stehen, werden die Arbeiten ab Januar 2003 für rund zwölf Monate an der Gegentribüne fortgesetzt. Im vierten Bauabschnitt folgt die Haupttribüne, anschließend das verschließbare Dach und bis Mitte 2005 soll das Waldstadion bei Baukosten von rund 125 Millionen Euro fertig gestellt sein. (tr)
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