SSV Reutlingen - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 18. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: Di 18.12.2001 19:00
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 0:1 Pawel Kryszalowicz (20.), 1:1 Alfonso Garcia (66.), 2:1 Olivier Djappa (87.)

 

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SSV Reutlingen Eintracht Frankfurt

     

  • Goran Curko
  • Thomas Kies
  • Michal Kovar
  • Domenico Sbordone
  • Torsten Traub
  • Jörn Schmiedel
  • Godfried Aduobe
  • Sasa Janic
  • Ralf Becker
  • Nico Frommer
  • Olivier Djappa

 

 

Wechsel

  • Alfonso Garcia für Jörn Schmiedel (57.)
  • Alexander Malchow für Olivier Djappa (88.)

Wechsel

Trainer

  • Reiner Geyer

Trainer

Am Ende schlecht

"In den letzten Jahren hat dieser Verein öfter verloren als gewonnen. Daher musste ich dem Team zunächst ein Grundmuster an Ordnung und Disziplin verpassen. Nachdem wir anfangs von der Euphorie der ersten Siege gelebt haben, haben wir danach sehr unterschiedliche Leistungen gezeigt. Doch wir sind auf einem sehr guten Weg, der aber mit viel Arbeit und Beharrlichkeit bestritten werden muss“, resümiert Martin Andermatt vor dem letzten Spieltag des Jahres 2001, bevor es in die Winterpause geht und fordert von seinen Spielern: “In Reutlingen müssen wir unsere Tugenden noch einmal abrufen. Wir wollen das Jahr mit einem Sieg positiv abschließen!“

Verzichten muss er hierbei auf Wimmer, der sich im Training einen Muskelfaserriss zugezogen hat sowie wie auf Guié-Mien, der in Babelsberg einen Schlag gegen das Knie erhalten hat, so dass Nemeth heute zusammen mit Gebhardt, Skela, Preuß und Schur vor der Dreierabwehr das Mittelfeld hinter den beiden Spitzen Kryszalowicz und Ciric bildet. Neben Yang auf der Bank sitzen noch Reichenberger, der in dieser Woche noch ein Probetraining beim Bundesligisten Energie Cottbus absolvieren wird sowie neben A-Jugendstürmer Famewo der 22-jährige Alexander Rosen, der nach Monaten in der Oberligamannschaft erst in der letzten Woche seine neuerliche Spielberechtigung für die Profis erhielt: “Das ist jetzt mein dritter Versuch, mich in Frankfurt durchzusetzen. Diesmal muss es klappen.“

Für Frankfurter Ohren Bekanntes, aber dennoch “Peanuts“ gibt es unterdessen vom aktuellen Tabellenneunten aus Reutlingen zu vermelden: "Wir haben uns verkalkuliert. Mangelnde Planung hat zu einer Liquiditätsschwäche geführt“, erklärt Präsident Winko, als er 3 Millionen Schulden, Auflagen des DFBs bezüglich des Stadions und die Streichung eines Überziehungskredites verkünden muss. Da trifft es sich gut, dass künftig das Gehalt von Cheftrainer Armin Veh gespart werden kann, der in der Vorwoche auf eigenen Wunsch zum Erstligisten Hansa Rostock wechselte. Co-Trainer Reiner Geyer, der kurzerhand Mittelfeldspieler Hofacker und den dritten Torhüter Langner ins Trainerteam bestellte, übernahm die Leitung und konnte in der Vorwoche mit dem 3:0 gegen Saarbrücken einen gelungenen Einstand feiern. So ist das Ziel nach zuletzt drei Heimsiegen für Geyer klar: "Unser Ziel gegen Frankfurt sind drei Punkte."

Ob es an der schrillen Stimme von Deutschlands einziger Stadionsprecherin oder an der Kälte lag, ist nicht überliefert. Jedenfalls dauert es einige Minuten, ehe die Partie vor knapp 8000 Zuschauern an Fahrt aufnimmt. Ideenlos versucht Reutlingen zunächst, durch die Mitte das Spiel zu machen, während sich die Eintracht darauf verlegt, die eigene Hälfte abzusichern und eigene Konter mit fahrigen Zuspielen bereits im Ansatz zu zerstören. Die erste halbwegs gelungene Aktion zwingt Trainer Andermatt dann gleich zu einer Reaktion, denn bei einem Vorstoß auf der linken Seite wird Gebhardt von den Beinen geholt und zieht sich eine Prellung des rechten Unterschenkels zu (20.). Für den 29-Jährigen kommt Gemiti in die Partie, der da weitermacht, wo Gebhardt aufhörte. Beherzt setzt er sich auf der linken Außenbahn durch und passt in die Mitte zu Skela, der sich die Kugel zurecht legt und von der Strafraumgrenze aus abzieht. Torhüter Curko kann parieren, muss den Ball aber nach vorne prallen lassen, wo Kryszalowicz schneller als zwei Reutlinger reagiert und das Runde zur 1:0-Führung ins Eckige stochert (21.). Es ist bereits sein 14. Saisontreffer!

Die Gastgeber wirken geschockt, während die Eintracht jetzt das Spiel dominiert. Doch der unbedingte Wille zum Nachlegen fehlt, obwohl sich Nemeth und Preuß im Mittelfeld redlich bemühen und Ciric die Bälle vor dem Strafraum geschickt verteilt. Aber einmal mehr fehlt beim finalen Pass die Genauigkeit oder es werden gute Gelegenheiten leichtfertig vertändelt. So bleibt es bei der knappen Führung, während Reutlingen zum Ende der ersten Halbzeit noch einmal einen Zahn zulegt. Aber außer einem Kopfball von Djappa, der auf dem Tornetz landet und einem Freistoß von Kova, der knapp am Kasten von Heinen vorbei fliegt, ergeben sich keine weiteren Torszenen mehr.

Zur zweiten Halbzeit übernehmen die Gastgeber langsam aber sicher das Spielgeschehen, während die Eintracht bei Ballbesitz immer fahriger agiert. Preuß wirkt überspielt und weder von Skela noch von Guié-Mien ist noch etwas Konstruktives zu sehen. Schade, denn gegen die aufrückenden Gastgeber ergeben sich nun viele Kontergelegenheiten, die die Gäste aber einfach nicht nutzen. So reagiert Martin Andermatt und bringt Yang ausgerechnet für den bislang aktivsten Spieler der Eintracht, Sasa Ciric, was nicht nur bei den Frankfurter Fans für Kopfschütteln sorgt (57.). Bei Reutlingen kommt gleichzeitig Garcia für Schmiedel, was sich hingegen als Glückgriff erweisen wird.

Denn nachdem Yang von Skela auf die Reise geschickt wird, der den sich ihm entgegen stürzenden Torhüter Curko zwar ausspielt, den Ball aber leichtfertig vertändelt, wird es schnell. Das Leder wird weit nach vorne geschlagen und in den Strafraum geflankt, Radas Kopfballabwehr gerät zu kurz, so dass der eingewechselte Garcia die Kugel einfach mit einem schönen Drehschuss zum 1:1 im Netz versenkt (66.). “Die Auswechslung von Ciric war nicht matchentscheidend und kein Fehler, da ich Räume für Konter schaffen wollte“, grantelt der Trainer nur auf Nachfragen der Reporter.

Doch seine Worte verhallen, denn an Konter ist jetzt nicht mehr zu denken. Im Gegenteil, Reutlingen erhöht weiter den Druck und die Hintermannschaft der Frankfurter kommt jetzt immer öfter ins Schwimmen, auch wenn Bindewald eine klasse Partie gegen den stets für Unruhe sorgenden Djappa abliefert. Zudem reagiert Torhüter Heinen glänzend bei den Schüssen von Garcia und Schmiedel in der Schlussviertelstunde, während nun Rosen für Nemeth ins Spiel kommt (77.).

Es läuft bereits die 87. Spielminute, einmal mehr fliegt eine hohe Flanke in den Strafraum. Djappa steigt höher als Bindewald und kommt zum Kopfball. Doch der ist wenig platziert, so dass ihn Heinen aufnehmen will. Aber was macht er da? Heinen verschätzt sich, so dass die Kugel ihm an den Oberarm prallt und zur 2:1-Führung für Reutlingen ins Netz kullert. "Ganz klar, diesmal hat Dirk Heinen uns um Lohn und Arbeit gebracht", meint der Trainer zerknirscht, denn eine Reaktion gelingt den Gästen nicht mehr. Da die Arminia in Babelsberg ebenso gewinnen konnte wie Bochum gegen Unterhaching, rutscht die Eintracht auf Rang fünf mit nunmehr fünf Punkten Rückstand auf den Tabellendritten Bielefeld. Tabellenführer Hannover hat bereits 11 Zähler mehr auf dem Konto als die Eintracht, die nun bis zum 2. Januar ihren nicht wirklich wohlverdienten Weihnachtsurlaub genießen darf.


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Das war eine bittere Niederlage, vor allem, weil wir eine Stunde sehr gut gespielt haben. Aber das Spiel war ein Spiegelbild der ganzen Saison. Wir haben gut angefangen, zwischenzeitlich ordentlich gespielt, waren am Ende aber schwach.“

Sasa Ciric: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, wir haben ja noch 16 Spieltage."

Präsident Peter Fischer: “Wir haben fünf Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, damit liegen wir natürlich klar unter dem Soll. Dennoch wird keine Trainerdiskussion geführt, weil Andermatt einen sehr, sehr guten Job macht, wir von seinen Qualitäten überzeugt sind und weil er unser Vertrauen genießt. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft nach der Pause mit dem Messer zwischen den Zähnen einen Bombenstart hinlegen wird.“

Weihnachtsbotschaft des Trainers an die Fans (Auszüge): “Wir sind weiterhin auf Kurs und werden auch weiterhin dieses ehrgeizige Ziel verfolgen, um bald wieder in der Beletage des deutschen Fußballs mitmischen zu dürfen. Die Mannschaft und auch ich als Trainer werden dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren und werden durch harte Arbeit, klare Strukturen und Kontinuität, aber ohne "Gebabbel" das Ziel erreichen (...) Ein Team, ein Ziel - 1. Liga! - Euer Martin Andermatt.“


Reichenberger wechselt nach Cottbus, Nikolov erhält die Freigabe

Nachdem Tommy Berntsen bereits vor 14 Tagen auf eigenen Wunsch nach Norwegen ausgeliehen wurde, verpflichtet der Bundesligist Energie Cottbus Thomas Reichenberger ablösefrei. “Reichenberger wird in Cottbus einen Vertrag bis zum Saisonende mit einer Option auf Weiterverpflichtung unterzeichnen“, erklärt Energie-Manager Stabach.

“Einen Torwartwechsel schließe ich aus, Heinen hat ja schließlich nicht drei Spiele schlecht gehalten“, erklärt Martin Andermatt, der zudem erklärt, dass Nikolov seine Kapitänsrolle viel zu ruhig angegangen sei: “Das macht Uwe Bindewald besser.“ Daher darf Nikolov die Eintracht nach Informationen des “kicker-Sportmagazins“ in der Winterpause für eine Summe von 400.000 Mark verlassen.


Stühlerücken bei der Fußball AG

Zwei Tage nach dem Ende der Spielzeit beschließt die Hauptversammlung der Eintracht, den Aufsichtsrat der Fußball AG von zwölf auf neun Personen zu reduzieren. Nachdem in den Wochen zuvor die Octagon-Vertreter Matthew Wheeler und Frank Lowe ebenso wie Dr. Niesslein und der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Gödel zurückgetreten waren, wechselt der bisherige Vorstandsvorsitzende Steven Jedlicki in den Aufsichtsrat.

Für den Verein Eintracht Frankfurt gehören Peter Fischer, Volker Sparmann und Hans-Dieter Burkert dem Gremium an. Anteilseigner Octagon vertreten ab jetzt Robin Fritz, Steven Jedlicki und Michel Bucks. Dieter Ehrich, Bernd Ehinger und Hans Georg Michel komplettieren den Aufsichtsrat, der Volker Sparmann, den Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes einstimmig zum neuen Vorsitzenden dieses Gremiums wählt. "Mich reizen Aufgaben, die ganz schwierig sind, ich habe ein klares Konzept, bei dem Konsolidierung das erste Gebot ist. Wir brauchen ein Leitbild, denn derzeit wissen die Leute von uns nur, dass wir aufsteigen wollen. Daher werden wir dem Vorstand sehr viel stärker sagen, wo es langgeht. Die kriegen Eckpunkte reingedonnert. Wir brauchen eine viel stringentere Führung", kündigt Volker Sparmann in seiner Antrittsrede als Aufsichtsratsvorsitzender an.

Der zuletzt aus drei Personen gebildete AG-Vorstand wird auf zwei verkleinert: Finanz-Vorstand Dr. Thomas Pröckl und Sport-Vorstand Tony Woodcock. Im sogenannten “Hauptausschuss“ der Fußball-AG sitzen künftig drei Aufsichtsräte (der Vorsitzende Sparmann, sein Stellvertreter Dr. Robin Fritz und Vereinspräsident Peter Fischer), die in enger Zusammenarbeit mit Woodcock und Pröckl schnell über Spielerein- oder -verkäufe entscheiden sollen. (tr)

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