Werder Bremen Amateure - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2001/2002 - 2. Runde

5:7 n.E. (3:3 n.V., 3:3, 1:1)

Termin: Mi, 28. 11. 2001, 19:30
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter: Margenberg (Wermelskirchen)
Tore: 1:0 Mamoum (20.), 1:1 Sasa Ciric (45.), 2:1 Kern (47.), 3:1 Kern (65.), 3:2 Sasa Ciric (72.), 3:3 Sasa Ciric (90.)
Elfmeterschießen: Borel hält gegen Pawel Kryszalowicz, 1:0 Schierenbeck, 1:1 Sasa Ciric, 2:1 Schultz, 2:2 Karel Rada, Dirk Heinen hält gegen Kern, 2:3 Ervin Skela, Dirk Heinen hält gegen Borel, 2:4 Uwe Bindewald

 

>> Spielbericht <<

Rot-Weiß Oberhausen Eintracht

     

  • Borel
  • Neunaber
  • Schierenbeck
  • Spasskow
  • Kaiser
  • Lenze
  • Fütterer
  • Rolfes
  • Schultz
  • Kern
  • Mamoum

 

 

Wechsel

  • Aydin für Mamoum (46.)
  • Schroer für Lenze (90.)
  • Canizales für Rolfes (108.)

Wechsel

Trainer

  • Neubarth

Trainer

Nur Ciric ist der Gewinner des Abends

“Ich werde sicherlich die Mannschaft nicht nur mit Blick auf die Bankkonten aufstellen, sondern die elf Spieler auflaufen lassen, bei denen ich das Gefühl habe, dass wir eine Runde weiter kommen“, betont Martin Andermatt vor dem Spiel in der dritten Hauptrunde des DFB-Pokals bei den Amateuren von Werder Bremen, die er als “eine sehr kompakte Mannschaft“ einschätzt. Wohl verstanden hat Ciric die Anspielung des Trainers, denn in den Zeitungen wird seit Wochen über die Auflaufprämien für den 33-jährigen Mazedonier spekuliert, die bei 15.000 DM pro Einsatz liegen soll. "Wir spielen in der Zweiten Liga, sie ist niedriger", meint Ciric nur, der tatsächlich heute anstelle von Kryszalowicz neben Yang im Sturm beginnen wird. Es ist sein erster Pflichtspieleinsatz von Beginn an seit dem 21. Oktober 2000, als die Eintracht noch in der Bundesliga mit 0:2 beim Hamburger SV unterlag.

Auch sonst hat der Trainer ein paar Überraschungen parat, denn Guié-Mien, Schur und Branco müssen zunächst auf die Ersatzbank und Preuß, Wenczel sowie Jones werden im Mittelfeld beginnen. “Einige aus der Mannschaft, waren nicht ganz frisch und brauchen eine schöpferische Pause“, kommentiert Martin Andermatt, während Sportdirektor Woodcock bereits vollmundig träumt: “Auch in der nächsten Runde hoffe ich auf eine lösbare Aufgabe. Am besten wäre es, wenn wir erst im Endspiel auf die Bayern träfen“, um ferner Gerüchte zu dementieren, dass die Eintracht im Winter Spieler verkaufen müsse, um finanziell über die Runden zu kommen.

Doch zunächst gilt es, den aktuellen Tabellenneunten der Regionalliga Nord, der vom langjährigen Werderprofi Frank Neubarth trainiert wird, im Stadion “Am Vinnenberg“ im Bremer Stadtteil Oberneuland zu bezwingen. Und der 39-jährige Ex-Stürmer hat neben einigen Talenten wie dem 19-jährigen Simon Rolfes und den 18-jährigen Christian Schulz auch Spieler im Kader, die später den Sprung in die zweite Liga schaffen werden. Zum Beispiel im Sturm, in dem Enrico Kern und auf links Christian Lenze, der 2004 zur Eintracht wechseln wird, beginnen werden. Zudem sollten die Frankfurter gewarnt sein, denn in der 1. Runde schlug der Regionalligist den 1. FC Saarbrücken mit 5:0.

Knapp 300 Frankfurter Fans begleiten die Eintracht in den hohen Norden und sie trauen ihren Augen nicht. Denn mit couragiertem Einsatz bestimmen die Amateure in der Anfangsphase klar das Spielgeschehen und kommen nach neun Minuten zu ihrer ersten Chance, als ein Schlenzer von Lenze erst auf der Latte und dann auf dem Tornetz landet. Immerhin kann sich Skela nach einem schönen Zuspiel von Ciric kurz darauf im Strafraum durchsetzen, zimmert die Kugel aber aus zehn Metern weit über die Latte (12.). Ansonsten bleibt vieles Stückwerk gegen die lauf- und kampfstarken Bremer, die durch einen Kopfball von Schulz drei Minuten später zu ihrer nächsten Möglichkeit kommen. So hat Wenczel, der in dieser Saison bislang nur wenige Minuten zum Einsatz kam, enorme Probleme mit dem schnellen Mamoum, der ihm nach einem langen Pass auch noch entwischt, so dass der 33-jährige plötzlich allein vor Heinen auftaucht und die Kugel am Torhüter vorbei zum 1:0 für die Gastgeber einschiebt (20.).

Die Eintracht versucht sich endlich aufzubäumen, doch nach wie vor gibt es kein Durchkommen gegen die clever verschiebenden Bremer, zumal weder von Wenczel noch von Jones Unterstützung von den Flügeln kommt. Preuß und Skela zeigen sich zwar bemüht, finden aber kaum eine Lücke, auch wenn Ciric lange Wege geht, um stets anspielbar zu sein. Yang hingegen bleibt blass und unkonzentriert, was er in der 36. Spielminute nur allzu gut unter Beweis stellt, als er es nach einer feinen Einzelaktion von Jones schafft, die Kugel aus vier Metern neben den Kasten von Borel zu setzen. Dafür macht es Ciric in der Nachspielzeit der ersten Hälfte besser, als er einen Pass von Skela vor dem Strafraum unter Kontrolle bekommt und den Ball aus 18 Metern mit einem herrlichen Flachschuss zum 1:1 einnetzt.

Zur zweiten Halbzeit kommt Branco für Wenczel, dessen Auftritt selbst der sonst zurückhaltende Andermatt als “wenig geglückt“ bezeichnet, in die Partie und der Trainer hat allen Grund, sich kurz darauf erneut zu grämen. Denn der für Mamoum eingewechselte Aydin düpiert Sim und zieht einfach einmal ab. Kern hält seinen Fuß hin und der Ball landet unhaltbar für Heinen im Netz. Alle Proteste der Frankfurter nutzen nichts, Schiedsrichter Margenberg entscheidet auf Tor und nicht auf Abseits (47.).

Nach diesem Treffer gerät die Eintracht vollends von der Rolle und lässt sich von den Bremern den Schneid abkaufen. So reagiert Martin Andermatt und bringt Kryszalowicz für den schwachen Yang (60.). Doch es kommt noch schlimmer, fünf Minuten später spielt Rada vor dem eigenen Strafraum einen haarsträubenden Rückpass am verdutzten Heinen vorbei. Immerhin ist Sim rechtzeitig zur Stelle, um ein Eigentor zu verhindern, doch sein zu kurzer Befreiungsschlag landet genau vor den Füssen von Kern, der die Kugel über den Frankfurter Torhüter hinweg zum 3:1 ins Netz lupft (65.). Unglaublich, was für eine blamable Vorstellung.

Kurz sieht es sogar so aus, als ob die Eintracht jetzt völlig auseinander fällt und gar das nächste Tor kassiert. Aber trotz des konfusen Spiels, sie kämpfen immerhin. Vor allem Ciric ist es jetzt, der sich immer wieder zurück fallen lässt, Doppelpässe spielt und die Bälle im Mittelfeld verteilt. So ist es kein Zufall, dass der 32-Jährige zur Stelle ist, als sich Jones auf der rechten Seite gegen Kaiser durchsetzt und den Ball scharf in die Mitte spielt und sicher zum 2:3-Anschluss einnetzt (72.).

Danach packen sie die Brechstange aus, nachdem Guié-Mien für Preuß ins Spiel kommt. Immer wieder fliegt das Leder hoch in den Strafraum, immer wieder kann ein Werderaner klären. So verrinnen die Minuten und es läuft bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als es noch einmal Freistoß für die Eintracht gibt, den Kryszalowicz in den vollbesetzten Strafraum zirkelt. Ciric hat plötzlich Platz, steigt hoch und köpft die Kugel in allerletzter Sekunde zum 3:3 ins Netz. "Ein Stürmer muss immer in Bewegung sein. Ich habe dem ‘Binde‘ gesagt, er solle die Laufwege meines Gegenspielers blocken. Und dann hat mir Pawel den Ball perfekt auf den Kopf geflankt", freut sich der dreifache Torschütze.

Wer nun gedacht hat, dass die Frankfurter in der Verlängerung alles klar machen, sieht sich getäuscht. Weiterhin kämpfen die Amateure um jeden Ball und haben sogar ein wenig mehr vom Spiel, schaffen es aber nicht, gefährlich vor den Kasten von Heinen zu kommen. Die Frankfurter haben hingegen nur noch zwei Chancen durch Kryszalowicz, der am Tor vorbei schießt (103.) und Ciric, dessen wuchtigen Schuss Torhüter Borel parieren kann (118.), so dass es nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen geht.

“Ich weiß schon einen, der verschießt“, raunzt Reichenberger beim Blick auf die Elfmeterschützen, während Kryszalowicz für die Eintracht beginnt. Doch Borel ahnt die Ecke und kann den Schuss parieren. “An ihn dachte ich nicht“, ergänzt der Stürmer. Nachdem Schierenbeck, Ciric, Schulz und der wohl gemeinte Rada sicher verwandeln, ist der zweifache Torschütze Kern an der Reihe, der am klasse parierenden Heinen scheitert.

Nachdem Skela die Eintracht erstmals in Führung bringt, ist der Bremer Torhüter an der Reihe. Ein kurzer Anlauf, ein platzierter Schuss, aber Heinen ist zur Stelle und hält! Nun kann der Kapitän alles klar machen, der mit einer Decke umhüllt im Mittelkreis steht und sich nicht regt, bis er nach vorne geschickt wird. "Ich habe nicht mitbekommen, dass der Trainer mich nominiert hat", erzählt Bindewald, der jetzt gemächlich zum Elfmeterpunkt schlendert, sich noch einmal die Schuhe bindet und den Ball präzise zurecht legt. Ein kurzes Zögern, ein Schuss und der Ball zappelt im Netz!

Riesenerleichterung auf dem Rasen und bei den mitgereisten Fans. Die Eintracht zieht mit viel Glück ins Achtelfinale des DFB-Pokals und empfängt bereits in 14 Tagen den Bundesligisten Hertha BSC Berlin. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen und glücklich, die nächste Runde erreicht zu haben. Einige Spieler sind heute an ihre Grenzen gestoßen, man kann der Mannschaft aber zu Gute halten, selbst nach dem 1:3 nicht aufgegeben zu haben und Charakter gezeigt zu haben"

Tony Woodcock: "Wir haben das Spiel wohl zu leicht genommen. Aber zum Glück war die Leistung von Ciric phänomenal, er war der große Gewinner des Abends."

Sasa Ciric: "Drei Tore in einem Spiel habe ich in Deutschland noch nie geschossen, aber jetzt bin ich müde, kaputt und überglücklich."

 


>> Spieldaten <<

 

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