Eintracht Frankfurt - Arminia Bielefeld

2. Bundesliga 2001/2002 - 6. Spieltag

0:2 (0:0)

Termin: Mo 17.09.2001 20:15
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Brych (München)
Tore: 0:1 Bastian Reinhardt (47.), 0:2 Bastian Reinhardt (73.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Arminia Bielefeld

 

     

  • Mathias Hain
  • Arne Friedrich
  • Bastian Reinhardt
  • Marcio Borges
  • Ansgar Brinkmann
  • Christoph Dabrowski
  • Rüdiger Kauf
  • Detlev Dammeier
  • Fatmir Vata
  • Erhan Albayrak
  • Massimilian Porcello

 

Wechsel

Wechsel

  • Dirk Flock für Ansgar Brinkmann (74.)
  • Alexander Klitzpera für Massimilian Porcello (77.)
  • Christian Wück für Fatmir Vata (81.)

Trainer

Trainer

  • Benno Möhlmann

Ideenlos in die Niederlage gestolpert

Es muss ja weitergehen. Und so begrüßen alle Verantwortlichen ausdrücklich die Entscheidung der DFL, den Spielbetrieb trotz der schrecklichen Terroranschläge in den USA nicht ruhen zu lassen. “Das Spiel wird in einem angemessenen Rahmen stattfinden, das heißt es wird auf laute Musik und Werbung auf der Anzeigetafel verzichtet“ teilt die Eintracht offiziell mit. Auch die Ehrung für Alfred Pfaff anlässlich seines 75. Geburtstags verschiebt man. "Trösten ist die Kunst des Herzens. Sie besteht manchmal darin zu schweigen - oder schweigend mitzuleiden", sagt Martin Andermatt.

Zum Spiel gegen Bielefeld stellt Andermatt fest: "Wir spielen am Montag nicht gegen irgendjemanden. Wir spielen für uns, wir spielen für Eintracht Frankfurt." Für die Partie nimmt der Trainer eine personelle Veränderung gegenüber dem 3:2-Sieg in Karlsruhe vor: Mutzel beginnt anstelle des erneut an der Leiste verletzten Gebhardt auf der linken Außenbahn neben Skela, Guié-Mien und Preuß im Mittelfeld. Kryszalowicz bleibt somit im heutigen Heimspiel alleinige Spitze, während Yang, der am Samstag noch mit der chinesischen Nationalmannschaft gespielt hatte, zunächst auf der Bank Platz nehmen muss. Dieses Schicksal teilt er mit Alexander Schur, der nicht wirklich glücklich darüber ist: “Das ist eine schwierige Situation für mich, aber ich habe volles Verständnis für den Trainer, denn im Mittelpunkt steht eindeutig das erfolgreiche Abschneiden der Mannschaft. Aber ich muss natürlich auch an meine Zukunft denken, werde mir aber bis zur Winterpause Zeit nehmen. Dann sehen wir weiter.“

Bereits nach drei Tagen entschieden hat sich unterdessen Heribert Bruchhagen, der Manager von Arminia Bielefeld, nachdem er von DFL-Chef Hackmann das Angebot erhält, mit sofortiger Wirkung Geschäftsführer der Abteilung Sport der neu geschaffenen Deutschen Fußball-Liga zu werden. “Mein Bestreben wird es sein, die hohe Qualität, die der DFB gewährleistet hat, zu sichern. Ich muss die Interessenlage aller berücksichtigen, der kleinen wie der großen Klubs“, erklärt der neue Chef der Liga-Administration, der noch nicht ahnt, dass er sein Büro einmal nur ein paar Meter von der DFL-Zentrale entfernt haben wird.

Doch zurück zum anstehenden Spiel, für dass sich Bielefelds Trainer Benno Möhlmann optimistisch gibt: “Die Eintracht spielt taktisch diszipliniert in der Defensive und ist vorne durch Kryszalowicz enorm gefährlich. Eine Mannschaft, die einen sehr guten Lauf hat. Dennoch trauen wir uns zu, auch in Frankfurt zu bestehen und dort gewinnen zu können.“ Verzichten muss der Tabellensiebte für dieses Ziel allerdings auf seinen Toptorschützen Wichniarek, für den Neuzugang Albayrak auf die linke Außenbahn rückt. Vata im Sturm sowie Ansgar Brinkmann, der von Dezember 1997 bis 1999 für die Eintracht spielte, komplettieren die offensiven Drei vor Kapitän Dabrowski. Einen Wechsel gibt es nach dem 3:1-Sieg gegen Saarbrücken auch im Tor. Hain steht wieder für Heinz Müller zwischen den Pfosten.

Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Anschläge in den USA beginnt das Spiel mit vorsichtigem Abtasten auf beiden Seiten. Nachdem Dabrowski es in der 5. Minute mit einem Schuss aus zwanzig Metern probiert, den Nikolov parieren kann, spielt sich das Geschehen hauptsächlich im Mittelfeld ab. Bielefeld beschränkt sich darauf, die Räume dicht zu machen, was der Eintracht offenkundig so gar nicht schmeckt. Ideenlos wird die Kugel hin- und hergeschoben oder einfach aus der eigenen Hälfte nach vorne gedroschen, wo der einsame Kryszalowicz es oft mit drei Verteidigern aufnehmen muss. Als er sich dann tatsächlich einmal durchsetzen kann, wird er im Strafraum unsanft zu Fall gebracht (25.). “Er hätte auf Strafstoß entscheiden müssen“, meint das kicker-Sportmagazin, doch Dr. Brych lässt ebenso weiterspielen wie ein paar Minuten später, als der “Weiße Brasilianer“ Brinkmann bei Bindewald geschickt einfädelt.

Nach diesen Aufregern geht das ungepflegte Kurzpassspiel in die nächste Phase. Weiterhin fehlt dem Gastgeber der Mumm und die Ideen, sich vor dem Strafraum der Arminen in Szene zu setzen, was die Zuschauer zur Halbzeit mit einem Pfeifkonzert quittieren. "Ich würde es wieder so machen", widerspricht Trainer Andermatt dem Vorwurf, im Heimspiel mit nur einer Spitze womöglich zu defensiv begonnen zu haben. Dennoch bringt er mit Yang jetzt den zweiten Stürmer, der den schwachen Guié-Mien ersetzt. Der 27-jährige Chinese hat noch keinen Ball gespielt, da gibt es bereits Freistoß für Bielefeld aus halblinker Position. Dammeier schlenzt den Ball in den Strafraum, Rada und Bindewald träumen, nicht aber der aufgerückte Reinhardt, der die Kugel wuchtig mit dem Kopf zur 1:0-Führung für die Gäste in die Maschen haut (47.).

Die Eintracht versucht mit wütenden Angriffen zu antworten, doch immer wieder rennt sie sich am arminischen Abwehrbollwerk fest. Ein ums andere Mal wird die Kugel rund um den Strafraum der sich weit zurückziehenden Arminen gespielt, ohne dass der Pass in die Mitte folgt. “Aus dem Mittelfeld ist zu wenig schnell in die Spitze gespielt worden“, kritisiert Andermatt das einschläfernde Treiben seiner Mannschaft.

Endlich reagiert er und bringt nach 69 Minuten mit Streit für Nemeth einen frischen Offensivspieler. Kurz darauf gibt es einen Eckball für die Gäste, der eigentlich geklärt werden kann. Während die Abwehr schnell nach vorne rückt, kommt Albayrak vor einem Frankfurter an den Ball und schlenzt ihn gefühlvoll auf den startenden Brinkmann in den Strafraum. Nikolov stürzt heraus, doch der “Weiße Brasilianer“ ist einen Schritt schneller und legt das Leder quer auf Reinhardt, der aus fünf Metern keine Mühe hat, seinen zweiten Treffer zum 2:0 für Bielefeld zu erzielen (73.).

Jetzt versuchen die Frankfurter mit der Brechstange, Druck aufzubauen und sich Torchancen zu erspielen. Doch all dies bleibt ideen- und brotlos gegen die souverän Beton anrührenden Arminen. Jones kommt für Mutzel, während Benno Möhlmann in den Folgeminuten gleich dreimal wechselt, um den kaum vorhandenen Spielfluss der Eintracht zu unterbinden. Doch außer Quer- und Fehlpässen, Distanzschüssen sowie hohen und weiten Bällen in den Strafraum, die allesamt geklärt werden können, fällt den Gastgebern nichts ein, so dass nach 90 enttäuschenden Minuten die erste Saisonniederlage die logische Konsequenz ist. Zu allem Überfluss gewinnt auch noch Mainz mit 3:1 in Oberhausen und ist nach dem 6. Spieltag neuer Tabellenführer, punktgleich mit der auf Rang Zwei abgerutschten Eintracht. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Wir haben in der ersten Halbzeit trotz optischer Überlegenheit nicht schnell genug nach vorne gespielt. Nach dem Paukenschlag in der 47. Minute war es für uns nicht einfach, aber heute hat einfach alles gefehlt. Wir waren in allen Belangen unterlegen und sind nicht einmal richtig in die Zweikämpfe gekommen. Wir müssen wieder die Tugenden abrufen, die uns in den ersten fünf Spielen stark gemacht haben.“

Oka Nikolov: “Wir haben ein sehr schlechtes Spiel abgeliefert und zu Recht verloren. Bielefeld war in allen Belangen besser. Aber so ein schlechtes Spiel wie heute machen wir nicht noch mal, das geht gar nicht.“

Mediendirektor Ploog: "Es war richtig, Chen Yang extra einfliegen zu lassen. Wir würden es wieder so machen, denn wer will schon auf einen Weltklassespieler verzichten."


>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg