Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt |
2. Bundesliga 2001/2002 - 3. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: So 12.08.2001
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Stachowiak (Duisburg)
Tore: 1:0 Christoph Preuß (62.), 2:0 Ervin Skela (81.)
Eintracht Frankfurt | FC Schweinfurt |
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Mit Geduld und Preuß zum Erfolg “Mir braucht keiner erzählen, wie wunderbar, schön und toll wir in Mannheim gespielt haben. Wir haben gekämpft und uns als Mannschaft präsentiert, das war das Normale. Auch heute müssen wir wieder einmal Geduld haben, dann wird sich die höhere Qualität der Mannschaft auch durchsetzen“, erklärt Martin Andermatt, der entgegen vieler Fans kein Schützenfest, sondern ein zähes Spiel gegen den sich wohl furchtsam einigelnden Aufsteiger erwartet. Immerhin kann der Trainer für die Abteilung Tordrang auf den genesenen Kryszalowicz im Sturm neben Yang zurückgreifen, so dass Jones wieder auf die Bank muss. Das Mittelfeld vor der Dreierabwehr mit Sim, Rada und Bindewald werden wie zuletzt Wimmer, Preuß, Nemeth, Skela und Branco bilden. "Ich bin nicht unbedingt zufrieden. Vor acht Wochen war ich noch die Nummer eins in der Bundesliga, jetzt sitze ich bei einem Zweitligisten auf der Tribüne", kommentiert Dirk Heinen unterdessen die Entscheidung des Trainers, Menger statt ihm auf die Bank zu setzen. "Wer als Tabellendritter aus der Regionalliga hochgeht, wird auf jeden Fall als Außenseiter im Abstiegskampf gehandelt", hält indes Schweinfurts Trainer Vasic die Bälle bei den Unterfranken sehr flach. Bereits im letzten Jahr wurden sie als Regionalligaabsteiger gehandelt, schafften es aber trotzdem, am letzten Spieltag dank der höheren Trefferanzahl bei Punkt- und Torgleichheit mit Eintracht Trier aufzusteigen. Und bislang behaupteten sie sich relativ erfolgreich mit ihrem Aufstiegskader, der weitgehend gehalten werden konnte und mit den neuen Abwehrspielern Schneider und Heberle sowie mit Delic aus Mannheim nur über drei zweitligaerfahrene Spieler verfügt. Denn einer Auftaktniederlage in Karlsruhe folgte ein Sieg gegen Saarbrücken. “Das Konterspiel ist unsere Stärke. Das müssen wir aber auch zeigen", erklärt der Trainer und setzt gegen die Eintracht auf ein System mit sechs defensiven Spielern und Tuma als einziger Spitze. Wie nicht anders erwartet, igeln sich die Gäste tatsächlich engmaschig im eigenen Halbfeld ein und denken gar nicht daran, etwas für das Spiel zu machen. Die Eintracht wirkt indes ratlos. Von Beginn an wird der Ball quer oder zurück gespielt, um die nicht existente Lücke zu finden. Es fehlt der Mut zum Alleingang, der Schuss aus der zweiten Reihe und das Engagement, was auch Martin Andermatt kritisiert, nachdem sich in den ersten zwanzig Minuten nicht eine Torchance für die Frankfurter ergibt: "Man kann doch nicht alles spielerisch bewältigen." So verrinnen die Minuten und die Unterfranken entdecken langsam aber sicher, dass sie gegen den Aufstiegsfavoriten durchaus auch einmal kontern können. Nach ein paar halbherzigen Versuchen, die von der Abwehr locker geklärt werden können, setzt Gerhardt mit einem gescheiten Pass Sprecakovic ein, der sich auf halbrechts durchsetzt und von der Strafraumgrenze abzieht. Torhüter Nikolov bekommt gerade so die Hand an den Ball, der ans Lattenkreuz knallt (28.). Nicht nur auf den Rängen erschrecken die Zuschauer, auch auf dem Platz geht zumindest kurz ein Ruck durch die Mannschaft. Skela setzt Yang schön auf der rechten Außenbahn ein, der sich nach vorne dribbelt und für Kryszalowicz in der Mitte ablegt. Doch der braucht zu lange, um den Ball unter Kontrolle zu bekommen, so dass Schneider in letzter Sekunde dazwischen gehen kann (32.). Danach wieder das alte Bild, ideenlos und mit vielen Stockfehlern machen sich die Frankfurter das Leben selbst schwer, so dass es mit dem 0:0 in die Pause geht. "Wir hatten in der ersten Halbzeit zu viele Ballverluste zu verzeichnen, womit wir uns selbst verunsicherten", analysiert der Trainer, der jetzt Jones für den pomadig und lustlos spielenden Branco bringt. Sim hingegen, der sehr nervös und unsicher wirkte, bekommt nur eine Ermahnung, denn "er hat eine sehr große Erwartungshaltung an sich selbst, das war sein Problem." Auch im zweiten Abschnitt gelingt es der Eintracht zunächst nicht, das Abwehrbollwerk der Unterfranken zu knacken, auch wenn Jones auf der linken Außenbahn jetzt viel wirbelt, ohne dass jedoch allzu viel dabei herauskommt. Doch nach gut einer Stunde scheint dem Aufsteiger ein klein wenig die Puste auszugehen, während die Eintracht das Tempo zwar weiter hoch hält, aber noch immer zu keiner Torchance kommt. Dann vielleicht mit Gewalt, denn nach einem Foul vor dem Strafraum gibt es Freistoß. Preuß schnappt sich die Kugel und haut sie aus 17 Metern einfach humorlos ins rechte Toreck zur 1:0-Führung (62.). “Wenn die Wege der Stürmer zugedeckt sind, muss man es eben aus der zweiten Distanz versuchen“, meint der Trainer, während Preuß seinen Treffer ausgelassen feiert: “Das war eine Erlösung. Wir werden häufig auf solche Gegner treffen, die sich stur hinten reinstellen." Doch daran denkt Schweinfurt nach dem Rückstand gar nicht, sondern sucht sofort den schnellen Weg nach vorne. So hat Kresin nur drei Minuten später den Ausgleich auf dem Fuß, doch alleine vor Torhüter Nikolov verzieht er. Danach reagiert Martin Andermatt und bringt überraschend für Bindewald Streit, der Jones auf der linken Seite unterstützen soll. Nemeth rutscht dafür auf die Position von “Zico“ (66.). Die Eintracht erhöht weiter den Druck, doch erneut hat Schweinfurt die nächste Möglichkeit, als Delic nach einem weiten Pass plötzlich frei vor Nikolov auftaucht, der Torhüter seinen Schuss aber über die Latte lenken kann (74.). Danach ist erst einmal Zeit zum Durchschnaufen, denn Schiedsrichter Stachowiak muss mit einem Muskelriss in der Wade am Seitenrand behandelt werden. Sein Assistent Winkmann übernimmt nach gut fünfzehnminütiger Unterbrechung die Leitung. Die Eintracht kommt besser aus der zweiten Pause und setzt Schweinfurt jetzt wieder unter Druck. Mit Erfolg, denn Jones sieht die Lücke und passt das Leder genau in den Lauf des startenden Skela, der in den Strafraum rennt, Torhüter Scherbaum mit einem kurzen Haken aussteigen lässt und die Kugel sicher zum 2:0 ins verwaiste Tor schiebt (82.). Nachdem in der Schlussminute noch einmal Schur für Kryszalowicz kommt, ist es vollbracht. Nach einem mühsamen Arbeitssieg rutscht die Eintracht mit sieben Punkten auf Rang 2, punktgleich mit Tabellenführer Union Berlin.
Martin Andermatt: "Ich wusste, dass wir hier auf einen aufsässigen Gegner treffen, der uns das Leben schwermachen wird. Aber wir können uns nach dem Sieg jetzt nicht hinstellen und sagen: ‘Ja super, sieben Punkte, wunderbar. Wir dürfen uns nicht ausruhen." Ervin Skela: "Der Schlüssel zum Erfolg war die Geduld."
“Ich habe meinen Vertrag vor sechs Wochen aufgelöst, ich dachte so etwas wird von der Presseabteilung bekanntgegeben. Ich wäre gekommen, wenn mich jemand eingeladen hätte, aber es gab keine Verabschiedung, keine Blumen, einfach nichts", meint Ralf Weber enttäuscht, der immerhin von 1989 bis 2001 insgesamt 258 Spiele für die Eintracht absolvierte. Doch weder gibt es eine Verabschiedung, noch eine offizielle Notiz über den Rückzug des 32-Jährigen vom Profifußball nach etlichen Knöcheloperationen. "Als ich beim ersten Training am 18. Juni keine Nummer mehr hatte, war klar, was läuft", erzählt Weber, für den sich auch die Hoffnung, im Verein mitzuarbeiten, schnell zerschlägt: “Mir wurde irgend eine lächerliche Aufgabe in einem Konzept, das es noch nicht gab, angeboten. Da habe ich lieber die kleine Abfindung angenommen.“ Die Zeiten ändern sich zum Glück. Ein Jahr später gibt es in Wetzlar das Abschiedsspiel der Eintracht Allstars gegen eine Nationalspielerauswahl, dass er selbst organisiert und nach einem Praktikum im Herbst 2002 wird er im Sommer 2003 Spielerbeobachter bei der Eintracht. (tr)
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