Eintracht Frankfurt - VfL Bochum |
Bundesliga 2000/2001 - 32. Spieltag
3:0 (0:0)
Termin: Sa 05.05.2001 15:30
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Serge Branco (53.), 2:0 Chen Yang (83.), 3:0 Christoph Preuß (84.)
Eintracht Frankfurt | VfL Bochum |
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Den letzten Strohhalm ergriffen "Nun heißt es hopp oder top. Sollten wir nicht gewinnen, dann kann man anschließend so viel beten, wie man will. Dann ist der Zug abgefahren. Es muss rauschen, wir müssen gewinnen und basta", beschwört Friedel Rausch seine Mannschaft, bei der sich einige ganz unverhohlen mehr um ihre finanzielle Zukunft, als um ihre spielerischen Mankos kümmern. "Ich sehe darin kein Problem, schließlich ist dies eine Charakterfrage. Jeder Spieler geht aufs Feld, um zu gewinnen, egal, ob er bei der Eintracht spielt, bei den Bayern oder in Wixhausen und wenn es nicht so sein sollte, dann ist es sowieso besser, wenn der Spieler den Verein verlässt", meint Sportdirektor Dohmen hierzu genervt. Nicht nur Horst Heldt reagiert hingegen erbost auf die ’Söldner‘-Vorwürfe: "Glaubt denn irgendjemand im Ernst, ich will mit der Eintracht absteigen?", während Alexander Schur ergänzt: "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr um Geld, sondern nur noch um die Ehre geht." Und zwar mit einer heute auf drei Positionen veränderten
Mannschaft. Wimmer rückt für den verletzten Schur auf die rechte
Abwehrseite, Guié-Mien dafür auf die rechte Außenbahn.
Im Mittelfeld spielt Heldt anstelle von Jones und Reichenberger beginnt
statt Kryszalowicz an der Seite von Yang überraschend als zweite
Spitze. Gegenüber dem 1:1 gegen Schalke verändert der aktuelle VfL-Trainer Schafstall sein Team ebenfalls dreimal. Fahrenhorst spielt für Toprak in der Dreierabwehr neben Ex-Adler Thomas Reis und Schröder, Lust sowie Bemben besetzen die Außenbahnen und Bastürk rückt hinter die beiden Spitzen Christiansen und Freier. Im Gegensatz zu den Verantwortlichen scheinen die Zuschauer beide Teams bereits aufgegeben zu haben, lediglich 14.000 Zuschauer verirren sich ins Waldstadion, um sich den vorletzten Heimauftritt der Eintracht anzutun. Immerhin erleben die einen munteren Auftakt beider Teams mit einer ersten Torchance für Bochum nach einem Fehler von Bindewald. Doch die Abschlussschwäche bleibt Bochums treuer Begleiter, Bastürk schlenzt den Ball unbedrängt aus elf Metern am Tor von Heinen vorbei (4.). Danach bemüht sich die Eintracht, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen, doch gegen die engmaschige Abwehr des Tabellenletzten gibt es kaum ein Durchkommen, aber auch viel zu wenig Tempowechsel. In der 15. Spielminute wird es dann endlich einmal schnell, als Heldt nach schönem Dribbling nach vorne sprintet, um vor dem Strafraum quer auf den mitgelaufenen Reichenberger abzulegen. Der lässt mit einem schönen Haken zwei Bochumer ins Leere laufen, verzieht aber seinen Schuss aus 15 Metern. Die Eintracht erhöht nun den Druck. Dieses Mal flankt Chen Yang von der linken Außenbahn, doch Torhüter Van Duijnhoven ist einen Tick schneller als Reichenberger und kann klären (24.). Bochum beschränkt sich in dieser Phase auf Konter, doch die sind brandgefährlich, zumal Mutzel seine Probleme mit dem wendigen Bastürk hat. So in der 28. Spielminute, als der 22-Jährige ihn bei einem schnellen Gegenstoß einfach überläuft und kurz vor dem Strafraum quer auf Freier spielt. Zum Glück ist Kracht hellwach und kann dem Stürmer den Ball von den Füßen grätschen. Fünf Minuten später sprintet Bastürk nach einem Ballverlust der Frankfurter im Mittelfeld erneut nach vorne, um das Leder Freier in den Lauf zu legen. Der ist schneller als Kracht und Wimmer, aber Torhüter Heinen stürzt sich Freier resolut entgegen und kann den Schuss des 21-Jährigen mit dem Fuß abwehren (33.). Nach einer weiteren Kopfballchance von Reichenberger nach Flanke von Wimmer (43.) geht es in die Pause. Bei der Eintracht kommt nun Kryszalowicz für den glücklosen Reichenberger ins Spiel und auch Bochum-Trainer Schafstall wechselt die Sturmabteilung. Anstelle von Bemben und Christiansen sollen nun Covic und Baluszynski für mehr Torgefahr sorgen. Und wie, kurz nach dem Wiederanpfiff kontert der Aufsteiger über Colding und Freier, der den Ball nach links zu Baluszynski in den Strafraum spielt. Der ist einen Schritt schneller als Wimmer und zimmert das Leder an den Pfosten (47.). Aber hiervon lassen sich die Adler nicht beeindrucken und greifen weiter an. Vier Minuten später tankt sich Kryszalowicz in den Strafraum, Torhüter van Duijnhoven kann den Polen nur noch foulen und Schiedsrichter Dr. Merk zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Ein Fall für Horst Heldt, der in dieser Saison bei fünf Elfmetern nur gegen Bremen am Pfosten scheiterte. Ein kurzer Anlauf und dann schiebt er den Ball in die linke Ecke, doch der Bochumer Keeper hat keine Mühe, das Schüsschen zu parieren (51.). Nun wird es richtig laut bei den erbosten Zuschauern, neben den zahllosen Pfiffen hallen ihm "Heldt du Sau"-Sprechchöre entgegen. "Es gibt wohl einige Leute, die mir unterstellen, ich hätte den Elfer extra verschossen. Aber das ist doch alles Quatsch. Hätte ich getroffen, wäre ich gefeiert worden, jetzt bin ich halt die Sau. So ist das nun mal", meint Heldt betrübt. Doch kurz darauf gibt er die bessere Antwort auf die elenden Sprechchöre. Aus dem Fußgelenk schnickt er zwei Minuten später den Ball über die Bochumer Abwehr genau zu Kryszalowicz, der sich im Strafraum prima durchsetzt und den Ball zu Branco spielt. Mit einem schönen Heber ins rechte Toreck überlistet er Torhüter van Duijnhoven und bringt die Eintracht mit 1:0 in Führung (53.). "Ich widme mein Tor Horst Heldt, der immer für mich da war", meint der Torschütze nach dem Spiel während Kracht nur mit Unverständnis auf die Schmährufe reagiert: "Es ist eine Unverschämtheit, was sich einige Fans hier herausnehmen." Trainer Schafstall reagiert sofort und bringt mit Maric für Lust einen weiteren Stürmer. Doch es bedarf schon eines Ausrasters von Branco, damit Bochum Oberwasser bekommt. Nachdem er bereits in der 65. Spielminute seine fünfte Gelbe Karte kassierte, senst er drei Minuten später Freier auf der linken Außenbahn von hinten um. Schiedsrichter Dr. Merk zeigt dem 20-Jährigen sofort die Rote Karte, auch wenn dieser bettelt: "Ich will noch nicht in den Urlaub." Friedel Rausch ist hingegen erbost: "Das war dumm und naiv. Wie kann man nur an dieser Stelle des Platzes so in den Gegner reingehen, wenn man gerade erst die Gelbe Karte gesehen hat?" Es ist das Saisonende für Branco, der vom DFB-Kontrollausschuss für drei Spieltage gesperrt wird. Bochum reagiert mit wütenden Angriffen auf den Rückstand, eröffnet der Eintracht aber nun den Raum für schnelle Gegenstöße. So kommt Kryszalowicz nach einem Fehler der Abwehr frei zum Schuss, doch Torhüter van Duijnhoven kann das Leder nach vorne fausten. Preuß legt nach und schießt, trifft aber nur die Latte (76.). Im direkten Gegenzug wird es dann eng für die Frankfurter, Torhüter Heinen kann eine Flanke von Covic nicht festhalten, Baluszynski legt den Abpraller nach hinten, doch Reis schießt den Ball aus 13 Metern über das Tor (77.). Und kurz darauf ist auch Bochum zu zehnt, denn Bastürk wird nach zwei Ausrastern innerhalb von fünf Minuten mit Gelb-Rot zum Duschen geschickt (79.). Es läuft die 83. Spielminute, die Eintracht kontert über Kryszalowicz, der nach vorne sprintet und den mitlaufenden Yang mit einem prima Pass in Szene setzt. Der rennt alleine auf Torhüter van Duijnhoven zu und versenkt den Ball diesmal eiskalt im Netz zum 2:0. Nur eine Minute später passt Preuß auf Kryszalowicz, der sich erneut gegen zwei Bochumer behaupten kann und nun quer auf den nachrückenden Preuß spielt. Van Duijnhoven sprintet ihm entgegen, doch der 19-Jährige lässt sich davon nicht beirren und hebt das Leder über den Torhüter hinweg in die Maschen. Zum 3:0-Endstand in der 84. Spielminute. Bochum ist damit endgültig abgestiegen, die Eintracht wahrt hingegen mit drei Punkten Rückstand auf Unterhaching und Stuttgart, die jeweils einen Punkt geholt haben, die letzte Chance, mit zwei Siegen an den letzten zwei Spieltagen das "dritte Wunder" wahr zu machen. (tr)
Friedel Rausch: "Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen und natürlich Hoffnung. Wir waren lange Zeit nervös und haben über weite Strecken nicht gut gespielt, aber wir haben von Beginn an Druck gemacht, haben die Zweikämpfe gesucht und zu einem Großteil umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten." Steven Jedlicki: "Mit diesem Teamgeist ist noch
alles drin. Ich glaube auch weiterhin fest an den Klassenerhalt, auch
wenn wir von anderen Mannschaften abhängig sind".
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