Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2000/2001 - 31. Spieltag

3:0 (3:0)

Termin: Sa 28.04.2001 15:30
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Alex Alves (2.), 2:0 Alex Alves (28.), 3:0 Michael Preetz (32.)

 

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Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

     

  • Gabor Király
  • Eyjölfur Sverrisson
  • Dick van Burik
  • Josip Simunic
  • Marko Rehmer
  • Andreas Schmidt
  • René Tretschok
  • Michael Hartmann
  • Sebastian Deisler
  • Alex Alves
  • Michael Preetz

 

 

Wechsel

  • Rob Maas für Josip Simunic (70.)
  • Pal Dardai für Eyjölfur Sverrisson (75.)
  • Dariusz Wosz für Sebastian Deisler (80.)

Wechsel

Trainer

  • Jürgen Röber

Trainer

  • Friedel Rausch

 

 

Immerhin einen Eintrag im Guinness-Buch wert

Unter Felix Magath war er teilweise ausgemustert und nun ist er der Hoffnungsträger in den nächsten beiden Spielen. Nach zahllosen Telefonaten mit dem chinesischen Verband sowie dank der Unterstützung von Klaus Schlappner, der ihn aus China an den Main lotste, wurde Chen Yang von der Nationalmannschaft freigestellt, so dass er heute beim Tabellenfünften aus Berlin auflaufen kann. “Jetzt haben wir wieder zwei Stürmer, da werde ich auch beide bringen“, meint Trainer Rausch, der sich von der Heimstärke der Berliner nicht ins Bockshorn jagen lässt: “Natürlich sind die Berliner favorisiert, natürlich müssen auch sie gewinnen, weil sie einen Champions-League-Platz anpeilen. Aber wir werden unsere Chance suchen, schließlich haben wir wieder größere personelle Alternativen. Vielleicht verjünge ich ja die Mannschaft. Schlechter als am letzten Wochenende kann es ja nicht mehr werden.“

So verzichtet der Trainer auf Wimmer, Berntsen und überraschend auch auf Heldt, um ein “Bubi-Mittelfeld“ mit Branco, Guié-Mien, Preuß und dem 19-jährigen Debütanten Jermaine Jones auf der rechten Seite hinter den beiden Spitzen Kryszalowicz und Yang aufzustellen. Vor der Dreierabwehr mit Bindewald, Kracht und Schur soll sich Mutzel um Berlins Spielmacher Deisler kümmern.

Berlin hat sich nach dem kurzen Herbsthöhepunkt in der Vorrunde inzwischen auf Rang 5 gemütlich gemacht und legt eine bemerkenswerte Konstanz an den Tag. Die letzten vier Heimspiele wurden gewonnen, gleichzeitig jedoch die vier letzten Auswärtsspiele verloren. Bei vier Punkten Rückstand ist das Saisonziel Champions-League wohl nicht mehr zu erreichen. Dafür lockt viel Geld aus München, denn die Bayern sind angeblich bereit, 30 Millionen Mark für den 21-jährigen neuen Mittelfeldstar der Hertha zu zahlen. Doch Dieter Hoeness bremst seinen gierigen Bruder aus, erst zur Saison 2002/03 wird Sebastian Deisler an die Isar gehen. Doch heute gilt es für Trainer Röber auf der unwirtlichen Baustelle Olympiastadion, die Heimserie mit zwei Änderungen gegenüber dem 1:3 auf Schalke auszubauen. Preetz spielt nach auskurierter Bronchitis wieder neben Alves im Sturm und Simunic rückt auf die rechte Abwehrseite neben van Burik und Sverrisson. Im Mittelfeld soll sich Schmidt um Guié-Mien kümmern, während Rehmer und Hartmann auf den Außenbahnen sowie Deisler und Tretschok im zentralen Mittelfeld für den Spielaufbau zuständig sind.

Vom Anpfiff weg legt die Hertha auf der riesigen Baustelle gleich los wie die Feuerwehr, ein erster Schuss von Alves wird abgeblockt und nach 90 Sekunden gibt es Einwurf für die Hertha von der linken Seite auf Höhe der Strafraumlinie. Rehmer wirft das Leder an den kurzen Pfosten, von wo es Kracht dem 29-Jährigen postwendend zurückköpft. Rehmer sieht Alves am langen Pfosten und schlenzt den Ball gefühlvoll vor die Füße des 20-jährigen Brasilianers, während Bindewald noch immer verzweifelt seinen Gegenspieler sucht. So haut Alves das Leder aus sechs Metern einfach volley ins lange Toreck zum 1:0 für Berlin. “Schlechter geht es nicht, da trainierst du eine Woche, weist auf die Stärken des Gegners hin und nach zwei Minuten steht es 0:1. Dabei war die Flanke von Rehmer bestimmt zwei Minuten in der Luft gewesen und trotzdem hat Bindewald es nicht geschafft, irgendwie hinzukommen. Danach habe ich Fürchterliches befürchtet“, schimpft Friedel Rausch.


Das 1:0 durch Alves

Und Rausch soll recht behalten, mit dem Schock des frühen Rückstands wirken die Frankfurter wie gelähmt, während die Hertha munter kombinierend nach vorne spielt. Vor allen Dingen Alves will es seinen Kritikern scheinbar zeigen, die ihn bereits als “15-Millionen-Diva“ verspottet haben. Ständig ist er in Bewegung, weicht auf die Seite aus oder lässt sich zurückfallen, um stets anspielbar zu sein. So setzt er sich in der 7. Spielminute einfach mal gegen zwei Frankfurter durch, um das Leder am Strafraum auf Rehmer abzulegen. Doch zum Glück gerät der 29-jährige Nationalspieler beim Schuss aus elf Metern in Rückenlage und verzieht mächtig. Gut, dass auch seine Kollegen es nicht besser machen und selbst beste Torchancen nicht verwerten können, denn sonst könnte es nach 15 Minuten bereits 3:0 stehen.

Von der Eintracht ist noch immer nichts zu sehen, Jones steht unter Schockstarre und lässt Hartmann auf der linken Seite sprinten und spielen, wie er lustig ist. Doch auch Guié-Mien und Preuß geben im Mittelfeld ein trauriges Bild ab, bieder und einfallslos schieben sie sich bei Ballbesitz die Kugel zu, so dass die Berliner Abwehr nicht all zuviel machen muss, um schnell wieder in Ballbesitz zu kommen. Wenigstens Branco will sich der Frankfurter Lethargie nicht anschließen und versucht es ein ums andere Mal auf der linken Außenbahn. So in der 21. Spielminute, als er Rehmer mit einem schnellen Haken aussteigen lässt und das Leder von der Torauslinie flach auf Yang zurück spielt. Der ist schneller als Sverrisson am Ball, schießt jedoch aus fünf Metern vorbei. Kurz darauf versucht es Preuß einmal aus der zweiten Reihe, aber sein Schuss streicht über die Latte (25.).

Drei Minuten später gibt es Ecke für die Hertha von der linken Seite. Deisler zieht den Ball halbhoch an den Fünfmeterraum, Mutzel verschätzt sich beim Kopfball, während Heinen auf der Linie zögert. Nicht aber Alves, der viel schneller als Bindewald reagiert und den Ball ins Netz schnickt. Zum 2:0 für die Hertha. Auch jetzt ist von Aufbäumen keine Spur bei den Frankfurtern, völlig eingeschüchtert gelingen selbst die einfachsten Abspiele nicht mehr. So verliert Schur nur drei Minuten später den Ball leichtfertig im Halbfeld, so dass Hartmann auf der linken Außenbahn freie Bahn hat und in den Strafraum flankt. Schur und Kracht schauen der Flanke begeistert zu, während Preetz den Ball aus sechs Metern trocken ins rechte Toreck köpft. Zum 3:0 für Berlin (31.).

Nun werden sie vollends vorgeführt. Berlin zaubert und zeigt den Zuschauern schöne Kombinationen, vergisst dabei aber zum Glück, Tore zu schießen. So wie Alves, der einen 35-Meter-Pass von Deisler im Halbfeld unter Kontrolle bekommt, Kracht nebenbei überläuft und die Kugel aus zehn Metern völlig freistehend neben den Pfosten schiebt (41.). Kurz darauf ist endlich Pause und Trainer Rausch völlig bedient: "Mir wurde Angst und Bange. Wir waren ja gar nicht auf dem Platz", meint Rausch zur desolaten ersten Halbzeit.“ Aber auch innerhalb der Mannschaft gibt die von Rausch gewählte Aufstellung Rätsel auf: “Das geht sicher ins Guinness-Buch der Bundesliga ein, aber gerissen hat’s nichts“, mäkelt Kracht, während sich der Trainer verteidigt: “Die Älteren spielen auch nicht besser, deshalb wird auch in den nächsten Spielen mancher der Jungen dabei sein.“ Trotzdem erlöst er nun Jones und bringt dafür den auf der Bank schmollenden Heldt in die Partie, so dass Preuß auf die rechte Seite rückt.

Doch nun ist die Luft völlig draußen. Die Eintracht versucht, den angerichteten Schaden halbwegs zu begrenzen, während die Hertha im Gefühl des sicheren Sieges drei Gänge runterschaltet. Über dreißig Minuten lang können sich die Zuschauer nun interessanteren Dingen widmen, denn auf dem Rasen passiert rein gar nichts. Immerhin schafft es Preuß nach 81 Minuten einmal, eine gelungene Flanke in den Strafraum zu spielen. Doch der für Guié-Mien eingewechselte Reichenberger köpft das Leder einen Meter neben den Kasten des bislang völlig beschäftigungslos gebliebenen Torhüter Király. Immerhin muss er kurz darauf tatsächlich eingreifen, nachdem Reichenberger eine Flanke von Branco unter Kontrolle bekommt, Maas aussteigen lässt und abzieht. Aber auch nach 84 Minuten Nichtstun funktionieren die Reflexe von Király noch einwandfrei.

So endet auch das vierte Spiel unter Friedel Rausch mit einer Niederlage. Die Eintracht bleibt auf Rang 17 und hat inzwischen fünf Punkte weniger sowie das wesentlich schlechtere Torverhältnis als der Tabellenfünfzehnte Unterhaching, der ebenso wie der VfB Stuttgart sein Heimspiel gewinnen konnte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedel Rausch: "Vier Spiele unter meiner Regie, null Punkte. Schlechter kann man nicht spielen. Aber ich kann den Bettel doch jetzt nicht hinschmeißen. Irgendwie müssen wir da noch raus kommen, schließlich haben die Zuschauer das verdammte Recht dazu, dass wir uns anders präsentieren. Solange theoretisch noch etwas drin ist, müssen wir daran glauben das noch etwas geht, auch wenn 60 Prozent der Mannschaft nicht bundesligatauglich sind.“

Dick van Burik, Hertha-Abwehrspieler auf die Frage, ob er mit dem Spiel zufrieden sei: “Es geht so. Eigentlich hätte das Spiel 6:0 oder 7:0 ausgehen müssen. Und wenn wir in der zweiten Halbzeit so gespielt hätten wie in der ersten, hätten wir das auch geschafft. So schwach wie die Eintracht ist hier kein Team aufgetreten.“

Horst Heldt und seine Welt: "Drei Spiele müssen wir gewinnen. Dann haben wir noch eine Chance."


 

 

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