Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2000/2001 - 24. Spieltag
6:1 (1:0)
Termin: Fr 02.03.2001 20:15
Zuschauer: 62.000
Schiedsrichter: Uwe Kemmling (Kleinburgwedel)
Tore: 1:0 Christian Wörns (30.), 1:1 Chen Yang (48.), 2:1 Lars Ricken (64.), 3:1 Lars Ricken (67.), 4:1 Fredi Bobic (71.), 5:1 Otto Addo (79.), 6:1 Fredi Bobic (90.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Klatsche im Westfalenstadion Nachdem Felix Magath nun in Stuttgart das Zepter schwingt, wird einigen Adlern ziemlich mulmig bei dem Gedanken, dass es am letzten Spieltag zu einem dritten Abstiegsendspiel gegen die Schwaben kommen könnte. So betont Jan-Aage Fjørtoft, der nur noch drei Spiele bei der Eintracht bleibt: "Es wird kein drittes Wunder geben. Dieses Mal müssen wir es schon aus eigener Kraft schaffen, da es diesmal keinen Retter mehr gibt." Am besten bereits mit einem Punkt beim aktuellen Tabellendritten aus Dortmund, auch wenn Zuversicht anders aussieht: "Die haben eine gigantische Mannschaft, ich bräuchte allein fünf Minuten, um all die Namen der Dortmunder Stars aufzuzählen. Im eigenen Stadion beginnen die wie die Feuerwehr, so dass wir zusehen müssen, die ersten zwanzig Minuten zu überstehen. Dann haben wir eine Chance", meint Rolf Dohmen. Neben Berntsen, der für Bindewald in die Abwehr rückt, sollen sich Mutzel ausschließlich um Dortmunds Spielmacher Rosicky und Schur um Ricken kümmern. Zudem spielt Preuß auf der rechten Seite statt Sobotzik, der nach seiner schwachen Leistung im Bremenspiel nicht einmal im Kader steht. "Ich war grottenschlecht, aber ich fühle mich zum Sündenbock für die Niederlage gemacht. Die Nichtnominierung hat mich schwer getroffen, eine ähnliche Situation habe ich als Profifußballer noch nicht erlebt", jammert der Ausgebootete. Nur zwei Punkte beträgt der Rückstand der Dortmunder auf die Tabellenspitze. Dennoch werden Trainer Sammer und Manager Zorc nicht müde, zu wiederholen, dass im Rennen um den Titel nur der FC Bayern in Frage kommt. Dabei kassierten die Borussen in der Rückrunde bislang erst eine Niederlage und weisen mit sechs Gegentoren aus den letzten zwölf Spielen gar einen Rekordwert auf. Ein Verdienst der Abwehrrecken Kohler und Wörns, aber auch von Oliseh, der von Trainer Sammer aus dem offensiven Mittelfeld in die Abwehr zurück beordert wurde. Zudem harmoniert der 25-Millionen-Mann Rosicky im Mittelfeld prächtig mit Ricken, so dass viele Gegner gar nicht erst in die Nähe des Dortmunder Strafraums kommen. So könnten sie heute bei einem Heimsieg zumindest für 24 Stunden an die Tabellenspitze klettern. Hierfür ändert der Trainer sein Team gegenüber dem 0:0 auf Schalke auf drei Positionen. Für den gesperrten Lehmann steht Laux im Kasten, statt Addo beginnt Reina im Sturm neben Bobic und außerdem spielt Evanilson für Nerlinger auf der rechten Seite. Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Kemmling wird die Eintracht wie erwartet vom BVB unter Druck gesetzt, schlägt sich aber zunächst wacker und mit Glück. Die erste richtig gute Chance hat Heinrich, der seinen Kopfball jedoch knapp neben das Tor von Heinen setzt. Nach 12 Spielminuten dann jedoch der erste Schock, nach einem Sprintduell mit Reina fasst sich Berntsen an seinen lädierten linken Oberschenkel, der gerade erst ausgeheilte Muskelfaserriss ist wieder aufgebrochen, so dass Bindewald für den 27-jährigen Norweger in die Partie kommt. Keine gute Idee, von Dohmen, Berntsen bereits jetzt wieder aufzustellen. Dortmund bleibt weiter druckvoll, vor allem Ricken wirbelt ständig von der rechten Seite in die Mitte, und bereitet Schur einige Probleme, so dass er nach einigen kleinen Fouls bereits in der Anfangsviertelstunde die Gelbe Karte sieht. Dennoch verstecken sich die Frankfurter nicht, selbst Schur schaltet sich bei den noch zaghaften Angriffsversuchen immer wieder vorne ein, um Lücken im Mittelfeld zu nutzen. Es läuft die 26. Spielminute, erneut liefert sich Schur auf Rechts ein Laufduell mit Ricken. Beide ziehen, aber Schur ein bisschen heftiger, so dass der 24-Jährige fällt. Nach der neuen Regelauslegung gibt dies die Gelbe Karte für Alex, so dass er mit Gelb-Rot zum Duschen geschickt wird. Dortmund verstärkt nun den Druck, doch all dies sieht mehr wild als zielstrebig aus, auch wenn Dédé in der 28. Spielminute den Außenpfosten trifft und Bobic zwei Torgelegenheiten verstolpert. Vielleicht klappt es mit einer Ecke besser. Rosicky schlenzt das Leder von der rechten Seite mit viel Drall vor den Fünfmeterraum, Torhüter Heinen zögert beim Herauslaufen, so dass Wörns, der bei Standards von Schur bewacht werden sollte, unbedrängt hochsteigen kann und das Leder ins linke Toreck zum 1:0 für Dortmund köpft (30.). Doch die Adler geben diesmal nicht auf und kommen dank des hektischen Dortmunder Spiels immer wieder zu Kontergelegenheiten. Dann haben sie viel Platz im Mittelfeld, aber entweder laufen sie in die Abseitsfalle oder aber vertändeln ihre Torchancen, während BVB-Trainer Sammer an der Seitenlinie tobt: "Wir sind rumgelaufen wie ein Hühnerhaufen." Zur zweiten Halbzeit kommt Nerlinger für Reina in die Partie, doch von Ordnung ist bei Dortmund weiterhin nichts zu sehen. Im Gegenteil, nun kombinieren die in Unterzahl spielenden Frankfurter schnell und direkt nach vorne, so dass den Borussen sehen und hören vergeht. Die 48. Spielminute, Yang bekommt das Leder im Halbfeld und sprintet schnell nach vorne. Kurz vor dem Strafraum zieht er ab und trifft dabei den sich wegdrehenden Kohler am Rücken, so dass der Ball in einem wunderschönen Bogen über Torhüter Laux hinweg im linken Toreck landet. Zum 1:1-Ausgleich.
Nur eine Minute später gerät Oliseh ein Rückpass zu kurz. Kryszalowicz kommt an die Kugel, lässt Kohler stehen und sprintet allein auf Laux zu. Doch mit seinem Schuss aus elf Metern scheitert er freistehend am glänzend parierenden Torhüter. Schade, das wäre es doch gewesen. Statt dessenbesinnt sich der BVB wieder und sorgt mit nun geordnetem Spiel dafür, dass die Adler kaum noch aus der eigenen Hälfte rauskommen. Es läuft die 64. Spielminute, Heinrich bekommt vor dem rechten Strafraumeck den Ball und schießt ihn flach nach vorne, Oliseh verpasst das Leder mit seiner Grätsche, nicht aber Ricken, der das Leder ins linke Toreck haut. Unglaublich, die Fahne bleibt unten, obwohl der 24-Jährige beim Pass von Heinrich gut einen Meter im Abseits stand. So steht es 2:1 für Dortmund. Die Borussen setzen sofort nach, während die Frankfurter den Schock noch nicht verdaut haben. Bindewald wird von Dédé teilweise vorgeführt und schwindelig gespielt, während Heinen nur eine Minute später ein Schüsschen des Brasilianers nicht unter Kontrolle bekommt, aber Glück hat, das die Kugel neben das Tor trudelt. Kurz darauf kann jedoch Nerlinger das Leder nach einem langen Pass im Halbfeld problemlos annehmen und an Mutzel vorbei vor den Strafraum schieben. Rada grätscht ins Leere, so dass Ricken den Ball annehmen und aus der Drehung ins linke Toreck hauen kann. Zum 3:1 für Dortmund (67.). Vier Minuten später gibt es Ecke von der linken Seite, ein Borusse verlängert am kurzen Pfosten mit dem Kopf, Nerlinger köpft das Leder an die Latte und Bobic schlägt den Ball zum 4:1 ins verwaiste Tor, während sechs Frankfurter dem munteren Treiben nur teilnahmslos hinterher schauen. Nachdem Wimmer bereits für Mutzel ins Spiel kam (70.) bringt Rolf Dohmen mit Kutschera für Gebhardt einen weiteren Abwehrspieler (74.). Doch dies nützt nichts, die Adler werden nun vollends vorgeführt und gerupft. Der für Rosicky eingewechselte Addo bekommt vor dem Strafraum das Leder und schnickt es aus der Drehung in den Lauf des startenden Bobic, während Rada zur Salzsäule erstarrt. Vor dem Fünfmeterraum spielt er quer, Oliseh verpasst, nicht aber der nachsetzende Addo, der nun freistehend einschiebt. Zum 5:1, was für eine blamable Darbietung der Abwehr in dieser Szene (79.). Dortmund wirbelt jetzt nach Belieben, so dass sich Chancen fast im Minutentakt ergeben. Immerhin ist Torhüter Heinen auf dem Posten und verhindert mit glänzenden Paraden noch schlimmeres. Den Schlusspunkt setzt in der 90. Spielminute Bobic, der aus gut zwanzig Metern einfach unbedrängt abzieht. Diesmal landet der Ball genau im rechten Toreck zum 6:1-Endstand für Dortmund. Da Hamburg, Unterhaching und Stuttgart ihre Spiele gewinnen, rutscht die Eintracht auf Rang 15 mit einem Punkt Vorsprung auf Cottbus sowie zwei Zählern auf Magaths Schwaben. (tr)
Rolf Dohmen: "Das ist deprimierend, bis zu diesem Abseitstor zum 1:2 haben wir uns gut verkauft. Danach ist alles über uns zusammengebrochen. Man sollte in unserer Situation aber auch an das Torverhältnis denken. Wenn man in Dortmund mit zehn Mann 1:3 zurückliegt, sollte man versuchen, das Ergebnis über die Zeit zu bringen." Torsten Kracht: "Das ist schwer zu begreifen. Wenn wir so weitermachen, steigen wir am Saisonende ab." Peter Fischer: "Wir stehen knallhart an der Kante, ganz unverblümt: Wir stehen mitten drin im Abstiegskampf. Es wird hauchdünn im Zieleinlauf, ein paar Tausendstel werden den Ausschlag geben. Sicher ist nur, dass sich Eintracht Frankfurt nicht unter den drei Letzten befinden wird. Angesichts des Potenzials und des Engagements der Mannschaft ist mir da nicht Angst und Bange." Jan-Aage Fjørtoft zum "Magath-Effekt"
mit zwei Siegen und einem Unentschieden: "In dieser Phase hätte
auch meine Großmutter Erfolg gehabt."
|