Hansa Rostock - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2000/2001 - 20. Spieltag
0:2 (0:2)
Termin: So 04.02.2001 17:30
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Dr. Franz-Xaver Wack (Biberbach)
Tore: 0:1 Pawel Kryszalowicz (30.), 0:2 Marco Gebhardt (45.)
Hansa Rostock | Eintracht Frankfurt |
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Ohne Magath befreit zum Sieg "Wir wollen in der kommenden Woche unbedingt unseren neuen Coach verpflichten, und auch ich will hier so schnell wie möglich wieder aufhören", erklärt Sportdirektor Dohmen, der seit der Entlassung von Felix Magath nach der blamablen 1:5-Heimniederlage gegen Köln auch Interimstrainer ist und somit alle Hände voll zu tun hat. Unterdessen brodelt die Gerüchteküche. Daum, Toppmöller, Schäfer, Rehhagel - jeden Tag wird ein anderer Name in den Medien hoch gehandelt und wieder verworfen. "Die Zahl derer, die derzeit ohne Verein sind, ist relativ gering. Es muss ein erfahrener Mann möglichst mit Bundesliga-, zumindest aber mit Zweitliga-Erfahrung sein", beschreibt Rolf Dohmen den Wunschkandidaten. Doch zunächst gilt es, die Mannschaft auf das Spiel beim um einen Punkt besseren Tabellennachbarn aus Rostock vorzubereiten. "Die Jungs müssen wieder Freude am Fußball bekommen, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Deshalb werde ich sie in dieser Woche permanent spielen lassen und zwischendurch immer ein paar taktische Dinge besprechen. Mir ist bewusst, dass mit Kampf und Laufbereitschaft allein kein Spiel zu gewinnen ist. Deshalb werde ich in Rostock darauf achten, dass möglichst viele gute Techniker in der Mannschaft stehen", erklärt der Interimstrainer. Da Heinen an einer Mandelentzündung laboriert, steht heute erneut Nikolov im Tor vor der Dreierabwehr mit Kracht, Rada sowie Kutschera, der für Houbtchev ins Team kommt und sich vor allem um Salou kümmern soll. Gebhardt, Schur, Sobotzik, Heldt und Mutzel auf der rechten Seite bilden das Mittelfeld und Kryszalowicz sowie Yang den Sturm. "Er muss richtig eingesetzt werden, dann wird er noch sehr wertvoll für uns", meint Friedhelm Funkel über den 8-Millionen-Mann Salou, den er bereits beim MSV Duisburg trainiert hatte und der nun in der Winterpause für 350.000 Mark Leihgebühr von der Eintracht geholt wurde, um die Kogge vor dem Abstieg zu retten. Denn nach zuletzt zwei Niederlagen wird die Luft wieder rauer an der Ostsee. So setzt der Trainer auch gegen Frankfurt auf den Togolesen, der neben dem von einer Länderspielreise zurück gekehrten Agali spielt. Rydlewicz, Breitkreuz und Majak sollen die Stürmer unterstützen, während Wibran und Yasser vor der Abwehr um Torhüter Pieckenhagen sich vor allem um Heldt sowie Sobotzik kümmern sollen. Passend zur aktuellen Lage präsentiert sich beiden Mannschaften bei Minustemperaturen und schneidendem Wind ein vom Schnee befreiter braungrüner Untergrund, der den Namen Rasen nicht verdient. Trotz dieser Bedingungen sorgt aber die Eintracht mit dem Anpfiff direkt für ein Raunen, es sind kaum 30 Sekunden gespielt, als Kryszalowicz auf Halbrechts durch die noch dösende Abwehr läuft und das Leder scharf in die Mitte spielt. Yang kann abziehen, verfehlt den Kasten von Pieckenhagen jedoch um ein paar Zentimeter. Rostock wirkt verunsichert von diesem forschen Beginn. Mit vielen Querpässen versuchen sie, das Spiel in die Hälfte der Frankfurter zu tragen. Die Eintracht hält gut dagegen, ohne jedoch eigene überlegte Angriffe starten zu können, so dass verbissene Zweikämpfe im Mittelfeld die ersten Spielminuten prägen. Doch wenn die Adler den Ball einmal nach vorne bolzen, wird es meist schnell. Kryszalowicz ist viel unterwegs und Yang kaum wieder zu erkennen. Ohne die Last "Magath" auf den Schultern rennt und ackert der 27-Jährige vor dem Strafraum, dass der Abwehr der Koggen fast schwindelig wird. Nur an den richtigen Torchancen mangelt es noch. Bis zur 29. Spielminute, als Rada mal wieder einen Zweikampf gewinnt und das Leder nach vorne schlägt. Sobotzik kann die Kugel zu Yang verlängern, der das Duell gegen Jacobsson gewinnt und für den hinter ihm lauernden Kryszalowicz am linken Strafraumeck auflegt. Nach einem kurzen Haken um den strauchelnden Wibran zieht "Paule" mit Links ab und haut den Ball unhaltbar für Torhüter Pieckenhagen ins rechte Toreck. Zum 1:0 für die Eintracht, der ersten Führung seit dem 8. Dezember. Das Tor scheint den Adlern Flügel zu verleihen, denn nun spielt nur noch die Eintracht. Immer wieder fordern und bekommen die beiden Stürmer das Leder vor dem Strafraum, so dass Pieckenhagen jede Menge zu tun bekommt. Gebhardt sorgt mit seinen schnellen Tempodribblings für viel Wind auf der linken Seite und Schröder kann Kryszalowicz nur noch durch Fouls stoppen, so dass er in der 36. Spielminute folgerichtig die Gelb-Rote Karte kassiert. Yasser rückt nun links in die Dreier-Reihe und Benken wechselt auf die rechte Seite, während die Eintracht weiter drückt. Dann die 45. Spielminute, nachdem Pieckenhagen einen platzierten Freistoß von Gebhardt über die Latte lenken kann, gibt es Eckball von der rechten Seite, den Heldt flach und scharf vor den Strafraum spielt. Kryszalowicz semmelt über das Leder, nicht aber Gebhardt, der den Ball aus 20 Metern ins rechte Toreck zimmert. Zum 2:0 für die Eintracht unmittelbar vor der Pause. Während Trainer Dohmen in der Halbzeit sehr zufrieden ist und nur Guié-Mien für den angeschlagenen Sobotzik bringt, schimpft Rostocks Trainer Funkel wie ein Rohrspatz: "Die erste Halbzeit war eine Katastrophe". Er fordert vehement "weit mehr Aggressivität und Laufbereitschaft" von seinen Spielern, was diese tatsächlich auch umsetzen. Die Adler werden nun weit in die eigene Hälfte zurückgedrängt und müssen sich einiger Eckbälle erwehren. Nur für richtig Torgefahr sorgen die Hanseaten kaum. Einzig nach einer hohen Flanke von der linken Seite, die an Freund und Feind vorbei segelt, hat Rydlewicz im Strafraum eine fast 100%ige Chance, doch Nikolov kann den Schuss auf die Mitte mit einer Faustabwehr parieren. Sechs Minuten später bekommt der quirlige Rydlewicz erneut das Leder, um zum Strafraum zu sprinten. Kracht grätscht ihn ab und wird dafür von Schiedsrichter Wack wegen angeblicher Notbremse vom Platz geschickt (66.). "Die Rote Karte gegen Kracht war lachhaft, denn Rada war hinten auch noch dabei", schimpft Rolf Dohmen zu recht. Rostock verstärkt nun den Druck, doch nach wie vor machen die Stürmer keinen Stich, Salou ist bei Kutschera völlig abgemeldet und Agali bei Schur in guten Händen, während Trainer Dohmen immer nervöser am Seitenrand herum hüpft wird und schließlich von Schiedsrichter Wack auf die Tribüne verbannt wird (77.). "Ich wollte Horst Heldt nur eine Anweisung geben, aber offensichtlich gönnte mir Wack meine ersten neunzig Minuten als Bundesliga-Trainer nicht.", scherzt Dohmen nach dem Spiel. Nachdem Lösch für Kryszalowicz (79.) und Bindewald für Mutzel (86.) die Abwehr verstärken, sieht der Trainer nur noch eine gefährliche Aktion auf der Tribüne. Yang bekommt einen weiten Ball unter Kontrolle, setzt sich mit einer Körpertäuschung gegen Benken durch, verfehlt aber das Tor knapp (90.). Danach ist Schluss, nach sechs Niederlagen in Folge können Mannschaft und mitgereiste Fans endlich wieder einen Sieg feiern, welcher der Eintracht den 13. Tabellenplatz und 23 Punkte beschert. Der Vorsprung auf Platz 16 beträgt zwei Zähler.
Rolf Dohmen: "Jeder andere auch hätte die Mannschaft in dieser Woche trainieren können. Das Team verdient ein Riesenkompliment, denn es hat gezeigt, was in ihm steckt. Und über den Kampf haben wir zum Spiel gefunden. Es wurde konzentriert und mit Herz agiert, auch wenn bei den zwei Traumschüssen, die zu den Toren führten, natürlich auch etwas Glück dabei war." Oka Nikolov: "Wir haben bewiesen, dass wir Kerle
sind."
Keine Frage, Christoph Daum und Klaus Toppmöller sind die Trainerfavoriten bei den Fans. Doch nach Medienberichten soll nun auch mit Winfried Schäfer verhandelt werden, was viele auf die Barrikaden bringt. So initiiert die Internet-Fanpage "sge4ever" eine Aktion mit Doppelhaltern und Transparenten für das nächste Heimspiel gegen Cottbus, um "den Verantwortlichen dieses Katastrophenclubs zu zeigen, was passiert, wenn man wirklich dieses langhaarige, jackenschwingende Pumuckl aus Offenbach verpflichten sollte." Soviel vorweg, Schäfer wird in Frankfurt keine Macht bekommen, die nächste - ungleich dämlichere - Gefahr kratzt jedoch bereits an der Tür ... (tr)
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