SpVgg Unterhaching - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2000/2001 - 18. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Fr 15.12.2000 20:15
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Uwe Kemmling (Kleinburgwedel)
Tore: 1:0 Dietmar Hirsch (20.), 2:0 André Breitenreiter (86.)
SpVgg Unterhaching | Eintracht Frankfurt |
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Auswärts grüßt das Murmeltier Nach der peinlichen Vorstellung in Stuttgart ist die Eintracht gleich weiter nach München gefahren und hat sich in der Sportschule Oberhaching für ein Kurztrainingslager einquartiert. Aber nicht kurzfristig, wie Felix Magath betont, diese Vorbereitung zur Rückrunde sei schon lange geplant. Gut für die Spieler, die so dem Gebrummel in Frankfurt entgehen, meint der Trainer: "Wir müssen nun vom Abstiegskampf reden. Das habe ich noch vor dem Stuttgart-Spiel abgelehnt, langsam sind wir aber in die Nähe der Abstiegsränge gerutscht, was wir verhindern wollten." Nach vier Niederlagen in Folge hält er sich mit Prognosen für das Spiel beim heimstarken Tabellensiebzehnten, der noch ein Nachholspiel gegen Bremen hat, zurück: "Denn die momentane Situation ist nicht mehr die Günstigste. Man kann nicht sagen, dass wir vor Selbstbewusstsein strotzen. Wir werden uns daher ein bisschen nach dem Gegner richten." So wählt er wie schon in Stuttgart eine sehr defensive Aufstellung. Vor Torhüter Sven Schmitt, der den verletzten Heinen ersetzt, verteidigen Kracht, Maljkovic und überraschend Lösch als Libero, während Houbtchev vor der Abwehr im defensiven Mittelfeld mit Branco, Schur und Rasiejewski spielt. Gebhardt, Heldt und Fjørtoft für den ebenfalls verletzten Reichenberger bilden die Offensivkräfte, während Kryszalowicz, Guié-Mien und Sobotzik auf der Bank neben A-Jugendtorhüter Marggraf sitzen. Alltagsgeschäft ist der Abstiegskampf hingegen für Unterhaching, das nur kurz nach dem Sieg bei den benachbarten Löwen auf Wolke Sieben schwebte, doch nach zwei Niederlagen in Folge hat sie die Realität wieder eingeholt. "Heute wollen wir unbedingt gewinnen - egal wie", sagt Abwehrspieler Strehmel und Torhüter Tremmel ergänzt: "Ich spiele lieber erfolgreich als schön oder populär." So vertraut Trainer Köstner erneut seiner Dreierkette aus Strehmel, Seifert und Herzog, vor der Zimmermann sich um Heldt kümmern soll. Hinter den beiden Spitzen Rraklli und Zdrilic spielen Schwarz und Hirsch. Nur 6000 Zuschauer wollen dieses Spiel am Freitagabend sehen und Recht haben die, die zuhause geblieben sind. Denn es ist ein zerfahrenes Spiel mit vielen verbissenen Zweikämpfen und noch mehr Fehlpässen, das beide Teams anbieten. Immerhin sorgt der emsige Fjørtoft, der von Seifert kaum zu halten ist, nach einer schönen Drehung in den Strafraum für die erste Tormöglichkeit. Doch sein Schlenzer aus zehn Metern knallt nur gegen die Latte (10.). Acht Minuten später versucht es Rraklli mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, der jedoch den Kasten von Torhüter Schmitt weit verfehlt. Nur eine Minute später gibt es nach einem Foul von Lösch an Rraklli Freistoß in halbrechter Position vor der Strafraumlinie. Der Ball wird kurz angetippt und Hirsch schießt ihn flach an der Mauer vorbei. Schmitt fällt wie eine Bahnschranke, so dass das Leder an seiner gestreckten Hand vorbei im linken Toreck landet. Zum 1:0 für Unterhaching (19.). Schade, der war wirklich haltbar. Wieder einmal geht kein Ruck durch die Mannschaft, ängstlich schieben sich die Frankfurter das Leder im Mittelfeld zu, während Unterhaching vehement in die Zweikämpfe geht. So gibt Zimmermann Heldt keinen Fußbreit Raum, um das Spiel einigermaßen zu ordnen. Folgerichtig bestimmen die Münchener Vorortler weiterhin das Geschehen auf dem Rasen. Und wieder ist es Rraklli, der sich gegen Lösch durchsetzt und abzieht. Diesmal jedoch kann Torhüter Schmitt den platzierten Schuss mit einer Glanzparade um den Pfosten lenken (26.). Die nächsten Minuten sind schockiertes Schweigen, lediglich Seifert kommt in der 45. Spielminute nach einer Ecke noch einmal zu einer Torchance für Unterhaching, so dass es zur Pause beim 1:0 bleibt. Felix Magath reagiert nun und bringt Sobotzik sowie Kryszalowicz für Rasiejewski und Schur, zudem rückt Houbtchev wieder auf die Liberoposition und Lösch ins Mittelfeld. Scheinbar die richtige Maßnahme, denn plötzlich spielt die Eintracht druckvoll nach vorne, während sich Unterhaching dicht gestaffelt in die eigene Hälfte zurückzieht. So kommt Fjørtoft nach Zuspiel von Heldt zu seiner zweiten guten Chance, scheitert mit seinem Flachschuss jedoch an Torhüter Tremmel (49.). Doch trotz der wachsenden Drucks erspielen sich die Frankfurter kaum Torchancen, was vor allem den sehr emsigen Norweger ärgert: "Wir halten auf dem Platz nicht zusammen, einige haben nur rumgestanden, Alibi-Pässe gespielt und an ihre eigene Statistik gedacht. So hat man in der Bundesliga nichts zu suchen." In der Tat hat es die Eintracht laut der kicker-"Hitliste der Chancenverwertung" nur auf 75 Torchancen (davon 22 Tore) in den bisherigen 18 Spielen gebracht, Unterhaching als zweitschlechteste Mannschaft in diesem Ranking hatte immerhin 88 Möglichkeiten (davon 19 Tore). So dauert es bis zur 67. Spielminute, bis Torhüter Tremmel das nächste Mal ernsthaft geprüft wird. Einen platzierten Schuss von Kryszalowicz lenkt er gerade so an den Pfosten. Aber die lauernden Hachinger bleiben mit ihren Kontern brandgefährlich. So scheitert zunächst Rraklli an Torhüter Schmitt und kurz darauf Haber mit einer verunglückten Flanke am standfesten Pfosten (75.). Doch dann die 86. Spielminute, erneut wird ein Angriff der Frankfurter abgefangen und das Leder auf die rechte Außenbahn geschlagen. Zimmermann sprintet die Linie entlang, versetzt Houbtchev mit einem Haken nach innen, um zum Strafraum zu laufen. Verfolgt von Houbtchev spielt er quer auf Breitenreiter, der die Kugel unhaltbar für Torhüter Schmitt ins linke Toreck schlenzt - zum 2:0 für Unterhaching. Fünf Minuten später verlassen die gerupften Adler den Rasen mit hängenden Flügeln, während vor dem Stadion die Frankfurter Fans daran gehindert werden, den Mannschaftsbus zu blockieren. Nach fünf Niederlagen in Folge rutscht die Eintracht auf Rang 15, punktgleich mit dem Tabellensechzehnten aus Cottbus und mit nur noch zwei Zählern Vorsprung vor den Kellerkindern Stuttgart und Bochum.
Felix Magath: "Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass wir um den Abstieg mitspielen, aber absteigen werden wir nicht. Wir haben uns für die Hinrunde 20 Punkte als Ziel gesetzt und letztendlich haben wir es erreicht. Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Rückrunde noch genügend Punkte holen." Thorsten Kracht zur heutigen Taktik: "Wenn wir offensiv gespielt hätten und den konterstarken Hachingern ins Messer gelaufen wären, würden alle sagen: ‚Wie kann man nur?’" Jan-Aage Fjørtoft: "Das ganze Gerede von zu defensiver Taktik ist doch Quatsch. Was kann der Trainer dafür, dass keiner den Mut hat, nach vorne zu spielen?"
Herbst- und nun auch Wintermeister ist Schalke 04 mit einem Punkt Vorsprung vor den Bayern und Dortmund. Bester Aufsteiger ist der 1. FC Köln auf Rang 8, während die beiden anderen Neulinge Cottbus und Bochum auf Platz 16 bzw. 18 stehen. Die Eintracht überwintert bei einem Torverhältnis von 22:31 mit 9 Punkten mehr als in der Vorsaison auf Rang 15 (1998/1999: Rang 17 mit 11 Punkten und 17:27 Toren). Rekordverdächtige 29 Spieler hat Felix Magath in den ersten 18 Bundesligaspielen eingesetzt, lediglich Horst Heldt war bei allen Partien mit dabei. Auch Serge Branco spielte seit seiner Verpflichtung am 24. Oktober in allen verbliebenen 9 Spielen komplett durch. Spitzenreiter ist die Eintracht auch bei der Anzahl der Roten Karten. Preuß, Houbtchev und Guié-Mien kassierten Rot, während Wimmer Gelb-Rot kassierte. Die meisten Gelben Karten erhielten Kracht (6) und Lösch (5), in der Liga sind Jörg Böhme (Schalke) und Jens Nowotny (Leverkusen) mit 8 gelben Karten Spitzenreiter. Horst Heldt, der erfolgreichste Vorbereiter der Liga mit acht Torvorlagen (2. Salihamidzic, 7 Torvorlagen, Bayern) ist gleichzeitig auch der zweitbeste Torschütze der Adler mit 4 Treffern, die alle aus verwandelten Elfmetern resultierten. Reichenberger erzielte bei 17 Einsätzen 6 Tore, Fjørtoft bei 9 Spielen 3 Treffer und Yang traf bei seinen 4 Spielen überhaupt nicht. Torschützenkönig in der Liga ist Ebbe Sand (Schalke) mit 13 Treffern vor Sergej Barbarez (HSV) mit 12 Toren. Bei der Chancenverwertung liegt die Eintracht mit 29,3% auf Rang 5 aller Bundesligisten. Allerdings hatte kein Team in der Vorrunde weniger Torchancen (75) herausgespielt als die Frankfurter. Selbst Schlusslicht Bochum hatte 90 Tormöglichkeiten. Den besten Notendurchschnitt des kicker-Sportmagazins bekam mit 2,62 Dirk Heinen, der gleichzeitig bislang drittbester Torhüter der Liga hinter Kahn und Koch ist. Den schlechtesten Notendurchschnitt der Spieler, die mehr als 10 Einsätze hatten, bekam mit 4,41 Markus Lösch. Er wird in der Rückrunde nur noch zu einem Einsatz kommen. (tr)
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