Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg

Bundesliga 2000/2001 - 16. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: Fr 08.12.2000 20:15
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Marco Gebhardt (13.), 1:1 Andrzej Juskowiak (52.), 1:2 Tomislav Maric (74.)

 

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Eintracht Frankfurt VfL Wolfsburg

 

     

  • Claus Reitmaier
  • Thomas Hengen
  • Waldemar Kryger
  • Marino Biliskov
  • Frank Greiner
  • Patrick Weiser
  • Dorinel Munteanu
  • Dietmar Kühbauer
  • Charles Akonnor
  • Krzysztof Nowak
  • Tomislav Maric

 

Wechsel

Wechsel

  • Andrzej Juskowiak für Dietmar Kühbauer (32.)
  • Sven Müller für Frank Greiner (45.)
  • Andreas Voss für Krzysztof Nowak (77.)

Trainer

Trainer

  • Wolfgang Wolf

 

 

Nur das Flutlicht blendet

Nach zuletzt zwei miesen Spielen und in Erwartung eines besonders attraktiven Gegners gibt die Eintracht an diesem Freitagabend einen aus. Wer gegen Wolfsburg eine Stehplatzkarte kauft, bekommt gegen Köln zwei zum Preis von einer. Auch Felix Magath macht Werbung in eigener Sache: "Am Freitag wird es keinen lauen Frühlingsabend geben. Die Wolfsburger haben bisher unter Wert gespielt. Ich erwarte von ihnen guten Fußball." Genützt hat beides nichts, nur knapp 20000 Zuschauer wollen den aktuellen Tabellensechsten und die Eintracht sehen.

Trotz des Respekts vor dem Gegner lässt Felix Magath wieder mit zwei Stürmern spielen. Doch nicht Neuzugang Pawel Kryszalowicz, der erst ein paar Stunden zuvor seine Spielberechtigung erhielt, wird beginnen, sondern Fjørtoft und Reichenberger sind es. Vor den beiden Abräumern Schur und Branco spielt der wieder genesene Sobotzik auf der linken Außenbahn anstelle von Gemiti neben Heldt und Gebhardt. Dafür muss Guié-Mien trotz seiner sehr guten Leistung in Bochum wieder auf die Ersatzbank, da das Spiel nach des Trainers exklusiver Auffassung mit ihm "nicht effektiver geworden ist."

Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen rumorte es kräftig im Vorstand und beim mächtigen Sponsor der Wolfsburger. Doch nach einem Donnerwetter von Manager Pander und den richtigen Worten von Trainer Wolf scheint alles wieder im Lot zu sein, zumal der VfL zuletzt die Schalker mit 2:0 nach Hause schickte. "Dieser Sieg wird uns Auftrieb geben und dies wird auch die Eintracht zu spüren bekommen. Ich gehe davon aus, dass wir mit Sicherheit in den restlichen drei Partien erfolgreich sind und noch einige Punkte bis Weihnachten sammeln können", meint Torhüter Claus Reitmeier nach dem letzten Heimsieg selbstbewusst. Die Qual der Wahl hat unterdessen Wolfgang Wolf hinsichtlich der Position des Spielmachers, da sowohl Munteanu als auch Kühbauer wieder einsatzbereit sind. So lässt er einfach beide hinter der einzigen Spitze Maric auflaufen. Auf den Flügeln sollen zudem Weiser und Greiner für den notwendigen Druck sorgen, während Akonnor und Nowak vor der Abwehr ausputzen sollen.

Wie inzwischen zuhause gewohnt, übernimmt die Eintracht von Beginn an die Spielkontrolle, während Wolfsburg zunächst versucht, das Spiel zu beruhigen. Doch dies geht fast schief, als Schur den Ball in der 3. Spielminute auf Sobotzik spielt, der nach einem Haken nach innen plötzlich freie Bahn hat, jedoch mit seinem unplatzierten Schuss an Torhüter Reitmaier scheitert. Die Adler bleiben aber am Drücker, weil bei den Niedersachsen mindestens ein Regisseur zu viel auf dem Platz steht. Das dichte Mittelfeld behindert sich viel zu sehr, als dass es gefährliche Angriffe starten könnte. Dann die 14. Spielminute, Kutschera spielt am Mittelkreis einen schönen Ball auf Sobotzik, der sich am rechten Strafraumrand um Biliskov dreht und flach in die Mitte spielt. Reichenberger lässt durch, zwei Wolfsburger verpassen und Branco tritt über den rollenden Ball, nicht aber Gebhardt, der ihn aus elf Metern zum 1:0 unter die Latte zimmert.

Mit der Führung im Rücken zieht sich die Eintracht ein wenig zurück und verliert unverständlicher Weise den Faden. Denn Wolfsburg bleibt nach wie vor ideenlos, kaum eine Kombination über mehr als drei Stationen gelingt ohne Stockfehler. So entwickelt sich das Spiel zu einem müden Kleinklein im Mittelfeld, unterbrochen nur von ein paar langen Bällen, die meist nur den Weg zum Gegner finden. Immerhin schießt Fjørtoft nach 30 Minuten das Leder aus fünf Metern wuchtig über die Latte, während Schur das Leder kurz darauf Torhüter Reitmaier in die Arme schlenzt (35.). Erwähnenswert bei Wolfsburg ist eigentlich nur, dass Kühbauer verletzt raus muss und mit Juskowiak nach 32 Spielminuten ein zweiter Stürmer ins Spiel kommt.

"Nach dem 1:0 haben wir unsere Linie verloren", ärgert sich Felix Magath zur Pause und bringt Neuzugang Pawel Kryszalowicz für Reichenberger, "um mehr Schwung nach vorne zu bringen." Wütend ist hingegen Trainer Wolf über die Leistung seiner Wölfe: "Ich habe in der Halbzeit meine Mannschaft aufs Äußerste provoziert." Zudem kommt Müller für den schwachen Greiner auf der rechten Außenbahn. Und tatsächlich spielt der Tabellensechste nun wesentlich aggressiver nach vorne und kommt durch Juskowiak sogleich zu seiner ersten Torchance im Spiel. Doch Houbtchev kann den Schuss des 30-Jährigen in letzter Sekunde von der Linie schlagen (47.).

Dann die 52. Spielminute, Wolfsburg greift über die linke Seite mit Biliskov an, der zu Maric passt. Kutschera geht dazwischen, spielt den Ball jedoch genau in den Lauf von Biliskov, der die Kugel in den Strafraum zu Juskowiak schiebt, während Kracht nach vorne läuft, um auf Abseits zu spielen. Die falsche Entscheidung, denn nun kommt der 30-Jährige unbedrängt an die Kugel, um sie am herausstürzenden Heinen vorbei ins Netz zu schlenzen. Die zweite Torchance der Wölfe führt zum 1:1-Ausgleich.

Während die Fans langsam unruhig werden ob der Überlegenheit der Niedersachsen, wechselt Trainer Magath nun Libero Houbtchev und bringt Lösch in die Partie. "Houbtchev hat ziemlich oft mit dem Schieds- und Linienrichter diskutiert. Er schien mir nervös, zudem ist ihm kurz zuvor ein Fehler unterlaufen", begründet der Trainer die ungewöhnliche Auswechslung (58.). Nervös sind auch die anderen Adler auf dem Platz, denen nun immer mehr Stockfehler unterlaufen, während die Fans "Wir wollen euch kämpfen sehen!" schreien. Denn Chancen erspielt oder erarbeitet sich die Eintracht nun nicht mehr, während Wolfsburg den Druck immer mehr erhöht.

Es läuft bereits die die 75. Spielminute und die Eintracht ist im Angriff. Doch der Ball wird abgefangen und hoch nach vorne geschlagen. Am Mittelkreis steht Lösch und sollte nun die Kugel einfach zurückköpfen. Doch was macht er da? Er stupst den Ball genau in den Lauf von Maric, der ihn mit der Brust aufnimmt und nun verfolgt vom Ex-Nürnberger in Richtung Tor sprintet. Auf Höhe der Strafraumlinie schiebt er das Leder auch noch durch die Beine von Lösch ins linke Toreck zum 2:1 für Wolfsburg. "Im Endeffekt habe ich versagt, völlig amateurhaft köpfe ich den Ball mit der Seite der Stirn. Wir haben dadurch ein ganz wichtiges Spiel verloren" sagt Lösch nach dem Spiel zerknirscht. Felix Magath flüchtet sich derweil in Ironie: "Ich glaube, Lösch war vom Flutlicht geblendet."

Obwohl Trainer Magath sofort reagiert und Guié-Mien für Gebhardt bringt (76.), erspielen sich die Frankfurter keine Torgelegenheiten mehr. Lediglich Schur verfehlt mit seinem Kopfball nach einem Freistoß von Heldt noch einmal den Kasten von Reitmeier (80.). So werden die Frankfurter für ihr fehlendes Aufbäumen zehn Minuten später mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet. Nach der dritten Niederlage in Folge rutscht die Eintracht auf Platz 12. Der Abstand zum Tabellensechzehnten aus Cottbus beträgt nur noch drei Zähler. (tr)


Stimmen zum Spiel


Felix Magath: "Wir haben nach dem 1:0 die Linie verloren. Wolfsburg hat nicht unverdient gewonnen. Gegen Ende der ersten Halbzeit hatten wir schon Schwierigkeiten. Nach dem 1:1 hatten wir mehr Spielanteile, waren aber nicht die bessere Mannschaft. Wir haben gewollt, aber nicht gewusst wie. Durch einen groben Schnitzer ist dann das 2:1 gefallen."

Vorstandschef Steven Jedlicki: "Hoffentlich geht es nicht noch weiter nach unten. Wir sind noch nicht in Panik, aber enttäuscht. Wenn wir aber die letzten drei Saisonwochen ohne Zittern überstehen sollten, sind wir schon zufrieden. Eine Erklärung für den Einbruch habe ich aber nicht, das ist Sache des Trainers."

Felix Magath hierzu: "Trainer haben immer mit Schuld. Nur weiß ich nicht, ob wir gewonnen hätten, wenn ich was geändert hätte. Kann sein. Man hat keine Argumente, wenn man verliert. Aber ich habe schon länger Bedenken. Langsam geht's wieder Richtung Wand. Wir müssen zusehen, dass wir wieder punkten, damit die Unruhe nicht zu groß wird."

Thomas Sobotzik: "Wir haben 20 Punkte, das heißt ganz klar Abstiegskampf. Jetzt haben wir zwei Spiele gegen unmittelbare Konkurrenten, danach wird man sehen, wo wir stehen."

Horst Heldt. "Alle wussten, dass wir nicht um die deutsche Meisterschaft mitspielen, vom Zeugwart bis zum Platzwart war allen klar, dass es wieder eine schwere Saison wird."



 


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