Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

Bundesliga 2000/2001 - 10. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: Sa 28.10.2000 15:30
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Hartmut Strampe (Handorf)
Tore: 1:0 Thomas Reichenberger (10.), 2:0 Jan-Aage Fjörtoft (21.), 3:0 Serge Branco (84.)

 

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Eintracht Frankfurt SC Freiburg

 

     

  • Richard Golz
  • Levan Zkitischwili
  • Andreas Zeyer
  • Zoubaier Baya
  • Daniel Schumann
  • Levan Kobiaschwili
  • Soumaila Coulibaly
  • Marco Weißhaupt
  • Lars Hermel
  • Boubacar Diarra
  • Tobias Willi

 

Wechsel

Wechsel

  • Oumar Kondé (78.) für Boubacar Diarra (46.)
  • Abder Ramdane für Tobias Willi (46.)
  • Adel Sellimi für Marco Weißhaupt (67.)

Trainer

Trainer

  • Volker Finke

 

 

Gut, dass der Busfahrer seine Schuhe vergessen hat

"Das ist doch jetzt praktisch so, seitdem ich hier arbeite. Der auf uns lastende Druck kann aber kein Grund sein, nicht die volle Leistung zu bringen", meint Felix Magath zu der Frage, ob nach den jüngsten zwei Niederlagen ein besonderer Druck vorhanden sei. "Freiburg ist eine fußballerisch gute Mannschaft, von der man einige technische Kabinettstückchen sehen wird, was uns sehr gelegen kommt. Aber um zu gewinnen, müssen wir mehr nach vorne spielen und auch versuchen, den gegnerischen Torwart ins Geschehen einzubeziehen", ergänzt er ironisch.

Doch an Stürmern mangelt es den Adlern, Yang ist beim Asiencup und Salou sowie Ciric sind angeschlagen, so dass Fjørtoft erstmals in dieser Saison von Beginn an zum Einsatz kommt. Flügel verleihen soll dem Spiel der Eintracht Sobotzik, der nach seiner Leistenoperation endlich wieder spielen kann und für den grippegeschwächten Guié-Mien auf die rechte Außenbahn rückt. Zudem ersetzt Neuzugang Branco Rasiejewski im defensiven Mittelfeld. Wimmer auf links, Heldt sowie Reichenberger und eben Fjørtoft komplettieren die zuhause bislang ungeschlagene Abteilung Sturm und Drang.

Der aktuelle Tabellenelfte hat ebenso wie die Eintracht ein Auswärtsproblem, lediglich zwei Pünktchen bei zwei geschossenen Toren wurden bisher erreicht, der letzte Sieg in der Ferne datiert vom 9. April, einem 2:1-Sieg in Duisburg. Dennoch hofft Freiburgs Trainer Finke nach dem 3:1-Heimsieg gegen Schalke und den zuvor in Dortmund gezeigten Leistungen auf drei Punkte am Main. Verzichten muss er dabei auf Neuzugang Sebastian Kehl sowie auf Iaschwili. So stürmt Weißhaupt neben Coulibaly, dem 22-jährigen Neuzugang aus Mali. Dahinter vertraut der Trainer auf die bewährte "Willi-Reihe" mit Zkitischwili, Kobiashwili und dem 20-jährigen Willi. Im Tor der viertbesten Abwehr der Liga steht Routinier Richard Golz, der im Waldstadion spätestens nach seinem Spruch beim letzten Saisonfinale: "Wenn ich gewusst hätte, was sich in Frankfurt tat, hätte ich den reingelassen", nicht mehr arg wohlgelitten ist.

Von Beginn an zeigen die Adler den 24000 Zuschauern ihr Heimgesicht, der Ball läuft schnell und direkt im Mittelfeld, so dass sich Freiburg in die eigene Hälfte zurückziehen muss. Insbesondere Fjørtoft scheint dabei topmotiviert zu sein, ständig weicht er auf die rechte Seite aus, um Diarra den Schneid abzukaufen. So in der 4. Spielminute, als er sich nach einem Einwurf gegen seinen Bewacher durchsetzt und aus acht Metern abzieht, das Tor jedoch verfehlt. Von den Breisgauern ist hingegen nicht viel zu sehen, Baya wird im Mittelfeld konsequent vom bissigen Branco oder Schur angegangen, so dass Weißhaupt und Coulibaly gar nicht erst in Ballbesitz kommen.

Dann die 10. Spielminute, einmal mehr gewinnt Schur im Mittelfeld einen Zweikampf und sprintet nach vorne, um das Leder auf die rechte Seite zu Fjørtoft zu spielen. Der tänzelt Diarra aus und zieht in den Strafraum. Torhüter Golz kommt Fjørtoft entgegen, um das kurze Eck dicht zu machen, aber eiskalt spielt er zurück zu Reichenberger, der den Ball aus acht Metern ins leere Tor schiebt. Zum 1:0 für die Eintracht.

Weiter spielen die Adler wie aus einem Guss, selbst Kracht hält es kaum hinten. Nach einem schönen Doppelpass mit Wimmer prüft er nur fünf Minuten später Torhüter Golz mit einem Hammer vom linken Strafraumeck. Und es bleibt schnell, diesmal mit Branco, der den Ball zu Heldt im Halbfeld spielt. Bedrängt von Hermel nimmt er das Leder an, um es aus der Drehung heraus in den Strafraum zu schnicken. Genau zu Fjørtoft, der das Leder aus elf Metern Volley zum 2:0 ins linke Toreck zimmert. Und nicht nur Magath ist begeistert von der Leistung des 33-Jährigen: "Jan hat vor allem in der Anfangsphase fantastisch gespielt und uns auf die Siegesstraße gebracht", während der Torschütze bescheiden bleibt: "Ich bin sehr froh, denn ich hatte auf diese Chance gehofft. Es ist keine Genugtuung gegenüber dem Trainer, sondern für mich selber, es noch mal bewiesen zu haben."

Mit dem 2:0 im Rücken lassen es die Frankfurter nun ruhiger angehen, so dass Freiburg ein wenig ins Spiel kommt. Zudem muss in der 25. Spielminute Schur aufgrund von Magenproblemen gegen Rasiejewski ausgewechselt werden. Dann die erste richtige Chance für die Breisgauer nach einem Ballverlust im Mittelfeld. Schumann spielt das Leder in den Lauf von Kobiaschwili, der aus 13 Metern abzieht, aber Torhüter Heinen kann parieren (34.). Schön, das die Gäste harmlos bleiben, Baya wird seiner Rolle als Spielgestalter überhaupt nicht gerecht, dafür versucht er es immer wieder erfolglos mit Weitschüssen. So wie in der 41. Spielminute, als er nach zwei kurzen Haken aus 20 Metern abzieht. Aber erneut ist Torhüter Heinen auf seinem Posten.

Zur zweiten Halbzeit kommen bei Freiburg Ramdane und Kondé für Willi und Diarra, aber am Spiel ändert sich nicht viel. Die Eintracht startet druckvoll und hat gleich die erste Torchance nach einer Ecke von der rechten Seite. Sobotzik spielt den Ball in den Strafraum zu Branco, der hochsteigt und aus 13 Metern köpft. Aber ausgerechnet Reichenberger fälscht das Leder unglücklich ab, so dass es neben dem Pfosten ins Toraus trudelt (47.)


Danach passiert nicht viel, die Eintracht schiebt eine ruhige Kugel im Mittelfeld. So bringt Felix Magath in der 58. Spielminute Guié-Mien für Wimmer, der in der Defensive zwar überzeugte, nach vorne allerdings überhaupt nichts zustande brachte. Bei Freiburg muss ein paar ereignislose Minuten später Sellimi für den enttäuschenden Weißhaupt ran (67.). Dann endlich wieder eine schöne Aktion in der 74. Spielminute, als Heldt den Ball per Hackentrick auf Rasiejewski spielt. Der zieht aus halbrechter Position ab, aber Torhüter Golz ist zur Stelle. Dafür sorgt Kondé vier Minuten später für Aufregung, als er es schafft, sich innerhalb kürzester Zeit erst die Gelbe und dann die Gelbrote Karte wegen Foulspiel zu kassieren, so dass Freiburg nun in Unterzahl spielt, während auf den Rängen gefeiert wird.

Wir machen einen Sprung in die 85. Spielminute, Freiburg spielt das Leder vor dem eigenen Strafraum quer, doch Branco geht energisch dazwischen und luchst Kobiashwili die Kugel ab. Mit tollem Einsatz lässt der 20-jährige Hermel, Schumann und Ramdane aussteigen, umkurvt auch noch Torhüter Golz und schiebt den Ball zum 3:0 ins linke Toreck. Riesenjubel im Waldstadion und beim Kameruner, der erst – wie vor dem Spiel versprochen - seinen Löwentanz an der Eckfahne vorführt und danach Trainer Magath innig herzt.

Kurz darauf ist Schluss, die Eintracht bleibt im Jahr 2000 zuhause ungeschlagen und klettert in der Tabelle mit 14 Punkten auf Rang 9. (tr)

Stimmen von und zu Jan-Aage Fjørtoft

Jan-Aage Fjørtoft: "Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt."

Felix Magath: "Ich habe ihm in einem Gespräch gesagt, dass er für mich nur Stürmer Nummer vier ist. Das hat er zum Anlass genommen, mir zu sagen, dass er dann lieber nach Norwegen zurückgehen möchte. Seine Leistung wird für mich keine anderen Konsequenzen haben."

Jan-Aage Fjørtoft: "Ich wollte nie weg von Frankfurt. Ich liebe diesen Verein, aber ich muss Fußball spielen, ich muss auf der Bühne stehen. Wenn ich bleibe, will ich einen Fünfeinhalb-Jahres-Vertrag, damit ich noch im neuen Stadion auflaufen kann. Dann spiele ich hier, bis ich lange, graue Haare habe."

 



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