Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2000/2001 - 6. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: Sa 23.09.2000 15:30
Zuschauer: 26.500
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Horst Heldt (8., Foulelfmeter), 1:1 Fabian Ernst (42.)

 

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Werder Bremen Eintracht Frankfurt

     

  • Frank Rost
  • Razundara Tjikuzu
  • Frank Baumann
  • Mike Barten
  • Mladen Krstajic
  • Paul Stalteri
  • Fabian Ernst
  • Dieter Eilts
  • Marco Bode
  • Ailton
  • Claudio Pizarro

 

 

Wechsel

  • Torsten Frings für Razundara Tjikuzu (46.)
  • Andreas Herzog für Mladen Krstajic (46.)
  • Raphael Wicky für Dieter Eilts (66.)

Wechsel

Trainer

  • Thomas Schaaf

Trainer

 

 

Der erste Auswärtspunkt

"Eigentlich ist das alles Schnee von gestern. Wenn ich aber im ‘kicker‘ lese, dass Frank Rost sagt, in Bremen gebe es zu viele brave und angepasste Typen, kommt mir das irgendwie bekannt vor", erzählt Felix Magath genüsslich. Zwar betont er sofort, dass das Spiel gegen die Bremer, bei denen er von Oktober 1998 bis Mai 1999 Trainer war, kein besonderes für ihn sei, schiebt aber gleich nach: "Sie können sich vorstellen, dass ich hier was holen möchte. Und ich bin optimistisch, dass wir besser spielen werden als in Cottbus." Gegen die zuletzt viermal sieglosen Hanseaten ändert der Trainer erstmals in dieser Saison die Startaufstellung nicht. Somit spielen Reichenberger und Ciric vor dem einzig offensiven Mittelfeldspieler Heldt, der von Mutzel sowie Schur auf den Außenpositionen sowie Lösch und Wimmer, der sich um Ailton kümmern soll, unterstützt wird. Die Dreierabwehr bilden Kracht, Houbtchev und Kutschera.

"Unser Platz ist im UEFA-Cup", sagte Sportdirektor Klaus Allofs vor der Saison und investierte 13 Millionen Mark in die Neuzugänge Verlaat, Banovic, Krstajic sowie Fabian Ernst vom HSV. Zudem soll der Vertrag mit dem 21-jährigen Stürmer Pizarro möglichst frühzeitig verlängert werden, da dieser bereits das Interesse von anderen europäischen Vereinen geweckt hat. Doch der Saisonbeginn missglückte. Nach dem Auftaktsieg gegen Cottbus gab es drei Niederlagen in Folge, zuletzt aber immerhin ein 1:1 auf Schalke. Platz 15 mit 4 Punkten ist viel zu wenig für die Ansprüche der Werderaner, so dass auch Trainer Schaaf ein rauer Wind ins Gesicht weht: "Natürlich bin ich nicht blauäugig, ich kenne doch das Geschäft. Die Verunsicherung ist bei uns das größte Problem. Aber das Einzige, was dagegen hilft, ist ein Erfolgserlebnis." Und zwar mit einer gegenüber dem 1:1 auf Schalke unverändert offensiven Aufstellung: Stürmen werden Pizarro und Ailton, die von Bode auf der linken Seite unterstützt werden. Im Mittelfeld stehen Stalteri, Eilts und Ernst vor der Viererabwehrkette mit Tjikuzu, Barten, Baumann und Krstajic. Für Herzog, Frings und Wicky bleibt zunächst die Ersatzbank reserviert.

Gut gewässert ist halb gewonnen, haben sich die Verantwortlichen bei Bremen wohl gedacht, denn in den ersten Minuten haben beide Mannschaften mehr Probleme mit dem nassen Rasen als mit dem Leder. Bremen versucht von Beginn an, die Adler unter Druck zu setzen, doch die Abwehr steht sehr sicher. Wimmer rückt sofort in die Mitte, wenn Ailton auch nur in die Nähe des Strafraums kommt und Kracht lässt Pizarro keinen Moment aus den Augen, so dass sich Stalteri und Eilts die Bälle im Mittelfeld meist hin- und herschieben müssen. Aber auch von der Eintracht ist im Spiel nach vorne noch nichts zu sehen.

Doch dann die 8. Spielminute, umgeben von lauter Bremern kann Heldt am Mittelkreis den Ball zu Reichenberger passen, der ihn annimmt und mit einer schnellen Drehung gleich zwei Abwehrspieler stehen lässt, um in Richtung Strafraum zu sprinten. Der nachsetzende Baumann tritt ihn bei seinem Rettungsversuch auf der Strafraumlinie in die Beine. Klare Sache, es gibt Elfmeter. Heldt verlädt Torhüter Rost und schiebt den Ball ins linke Toreck zum 1:0 für die Eintracht. Es ist bereits der 4. Elfmeter, den Heldt in dieser Saison verwandelt. Baumann bekommt für seine Notbremse nur die Gelbe Karte, die Schiedsrichter Sippel hinterher so rechtfertigt: "Aus meinem Blickwinkel hätte noch ein anderer Bremer eingreifen können, und auch der Torwart, denn Reichenberger hatte sich den Ball zu weit vorgelegt." Kein Problem soweit, würde er nicht später eine harmlosere Situation wesentlich härter interpretieren...

Der frühe Rückstand lässt Werder noch nervöser agieren, kaum ein Zuspiel landet beim eigenen Mann und von den Außen kommt keinerlei Unterstützung. Der ständig aufrückende Bode ist bei Kutschera völlig abgemeldet, Linksverteidiger Krstajic hingegen versucht gar nicht erst nachzurücken, um den Raum zu nutzen, wenn sich Wimmer an die Fersen von Ailton heftet. Aber auch die Eintracht stellt sich ziemlich kläglich an, wenn sie im Ballbesitz ist. Kaum ein Pass kommt in die Nähe des Strafraums, so dass Ciric fast schon provokativ vor dem Strafraum stehen bleibt. "Er ist nun einmal ein Strafraumspieler", entschuldigt Felix Magath die Vorstellung der Nummer 26, die vom kicker-Sportmagazin zu Recht mit der Note 6 bewertet wird.

Wie aus dem nichts haut Ailton in der 24. Spielminute plötzlich das Leder von der Strafraumgrenze an den Pfosten, doch das war es dann schon wieder. Die Werdefans rufen lautstark nach Spielmacher Herzog, doch Trainer Schaaf lässt sich hiervon nicht beeindrucken und das laut ’kicker’ unerträgliche Gekicke nimmt weiter seinen Lauf. Höhepunkt ist sicherlich eine Ecke, die Herzog-Vertreter Krstajic direkt gegen die Werbebande hinter dem Tor der Eintracht befördert.

Es läuft die 43. Spielminute, einmal mehr schieben sich die Hanseaten das Leder im Mittelfeld zu, als Ernst plötzlich aus 30 Metern abzieht. Houbtchev geht dazwischen, doch fälscht er den Ball derart unglücklich ab, dass er in die Höhe steigt und kurz vor dem Tor wie ein Stein ins rechte Toreck plumpst. Zum 1:1-Ausgleich. "Es gibt im Fußball so kuriose Tore. Das muss man abhaken und in Ruhe weiter arbeiten", kommentiert Torhüter Heinen den Glückstreffer.


Ailton fällt theatralisch, Houbtchev
sieht Rot

Glücklich ist zur Pause wohl keiner der Trainer mit dem Spiel, Felix Magath bringt Gebhardt sowie Yang für Mutzel und Ciric, bei Bremen kommen Frings sowie Herzog für Tjikuzu und Krstajic. Am Gekicke auf dem Rasen ändert sich zunächst aber nichts, bis plötzlich Ailton in der 49. Spielminute vor dem Strafraum einen langen Ball aus dem Halbfeld unter Kontrolle bekommt, um ihn sich in den Strafraum vorzulegen. Doch die Kugel rollt viel zu weit nach vorne, so dass er sich bedrängt von Houbtchev theatralisch fallen lässt. Schiedsrichter Sippel fällt darauf rein und zückt sofort und ebenso theatralisch Rot wegen einer Notbremse! "Da passt überhaupt nichts mehr zusammen", ärgert sich Felix Magath, um an die Szene in der 8. Minute zu erinnern, als Baumann nur die Gelbe Karte erhielt: "Wir mussten gegen zwölf Mann spielen." Obwohl die Fernsehbilder beweisen, dass es eine Schwalbe war, wird Houbtchev vom DFB für zwei Wochen gesperrt.

Kurz darauf gibt es auf der anderen Seite Freistoß für die Eintracht. Heldt zirkelt das Leder in den Strafraum, Schur steigt hoch, verfehlt aber den Kasten von Rost um ein paar Zentimeter (51.).In Unterzahl beschränkt sich die Eintracht ansonsten meist darauf, den Spielfluss der Bremer zu zerstören, was ihnen nicht sonderlich schwer fällt, denn auch Frings und Herzog bringen es nicht fertig, den Ball gefährlich vor den Strafraum zu spielen. Lediglich in der 61. Spielminute kommt Ailton nach Zuspiel von Herzog frei zum Kopfball, doch Wimmer kann den Ball vor der Linie abblocken und wegschlagen.

Das Spiel der Bremer bleibt nervös und fahrig, so dass die Eintracht immer wieder Konterchancen hat, die jedoch nicht konsequent genug zu Ende gespielt werden. Die nächste Möglichkeit für die Frankfurter gibt es wieder nach einer Ecke von Heldt. Reichenberger setzt sich zwar im Luftkampf durch, aber Torhüter Rost bekommt die Kugel im Nachfassen unter Kontrolle (72.). In der Schlussphase wirft Bremen noch einmal alles nach vorne. Doch außer einem Schuss von Ernst, den Torhüter Heinen genauso wie den Nachschuss von Pizarro prima pariert, springt nichts mehr heraus.

So bleibt es beim 1:1. Durch den ersten Auswärtspunkt rutscht die Eintracht auf Platz 5 in der Tabelle mit 10 Punkten. (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Wir sind froh, dass Heinen in der Kiste steht und am Ende den Punkt festgehalten hat. Ich war zufrieden mit der Mannschaft, aber nicht zufrieden mit dem, was rausgekommen ist."

Alexander Schur: "Heute ist es uns endlich einmal auswärts gelungen, den Schalter umzulegen. Es wird aber auch wieder Spiele geben, in denen wir auswärts wie Hasen auftreten."

Olaf Janßen, Chef-Scout der Eintracht zur Talentsichtung: "Die Eintracht hinkt anderen Vereinen ein Jahrzehnt hinterher. Wir können die anderen aber sogar binnen weniger Monate überflügeln, wenn der Rahmen, den wir haben, besser ist. Dies ist eine meiner Hauptaufgaben."



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