1. FC Köln - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2000/2001 - 2. Spieltag
4:1 (2:0)
Termin: So 20.08.2000 17:30
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 1:0 Alexander Voigt (25.), 2:0 Matthias Scherz (39.), 3:0 Christian Springer (58.), 3:1 Alexander Kutschera (82.), 4:1 Markus Kreuz (90.)
1. FC Köln | Eintracht Frankfurt |
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Vom Aufsteiger ausgekontert "Außer dem 1. FC Kaiserslautern hat in den vergangenen Jahren kein Team die Zweite Liga so beherrscht. Und die Pfälzer sind bekanntlich nach dem Aufstieg sofort Meister geworden", warnt Felix Magath vor dem Spiel bei den Kölnern, die nach zwei Spielzeiten in der zweiten Liga endlich wieder da sind, wo sie ihrer Meinung nach hingehören. So stehen die Domstädter nach Ansicht des Trainers bereits nach der 1:2-Auftaktniederlage auf Schalke unter Druck: "Sie wollen unbedingt einen Fehlstart vermeiden. Wir werden im Vergleich zu Unterhaching die Defensive verstärken, denn wir müssen uns auf einen stürmischen Gegner einstellen." So beginnt heute wieder die altbewährte Abwehrreihe mit Kutschera, Houbtchev und Kracht. Lösch rückt dafür vor die Abwehr und Wimmer genau wie Reichenberger auf die Bank. Zudem steht Gebhardt nach seiner Innenbandquetschung aus dem Testspiel gegen Klein-Karben wieder zur Verfügung, um auf der linken Außenbahn neben Sobotzik und Heldt zu rücken, der von 1990 bis Dezember 1995 130 Bundesligaspiele für Köln absolvierte. Als einzige Sturmspitze spielt Ciric. Mit dem Abstiegskampf will sich Köln gar nicht erst beschäftigen. Knapp 10 Millionen Mark wurden in neue Beine investiert, um sich sofort im Mittelfeld der Liga festzubeißen. Entsprechend selbstbewusst gibt sich auch Kapitän Dirk Lottner vor dem Spiel: "Mit Frankfurt kommt ein Gegner, den wir schlagen können." Bedeckt hält sich dagegen FC-Trainer Lienen, der seine Mannschaft im Vergleich zur Auftaktniederlage auf Schalke komplett umstellt. Vor Torhüter Pröll bilden heute Sichone, Cichon und Jens Keller die Abwehr. Lottner rückt ins offensive Mittelfeld neben die Außen Scherz und Springer, im Sturm spielen Arveladze und Timm. Überraschend auf der Bank hocken hingegen der tschechische 3-Millionen-Mann Miroslav Baranek sowie Neuzugang Markus Kreuz von Hannover 96. Und nicht einmal im Kader steht mit Pivaljevic der andere 3-Millionen-Neuzugang von Antwerpen, der noch massive konditionelle Rückstände hat. Mit Beginn des Spiels setzt heftiger Regen im Müngersdorfer Stadion ein und auch die Eintracht beginnt stürmisch. Gegen die sich weit in die eigene Hälfte zurückziehenden Kölner erspielen sich die Adler in den ersten fünf Minuten gleich vier Eckbälle, die jedoch nichts einbringen. Überhaupt wirken die Frankfurter Angriffsbemühungen arg hölzern, Gebhardt ist nach seiner Verletzungspause noch nicht auf der Höhe. Immer wieder rennt er sich gegen Sichone fest, bekommt aber auch vom hinter ihm spielenden Rasiejewski kaum Unterstützung. Zudem ist Ciric bei Keller bislang in guten Händen. Immerhin sorgen Heldt, Sobotzik und Guié-Mien auf der rechten Seite für viel Wirbel, doch vor dem Strafraum des Aufsteigers ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Von Köln ist hingegen noch überhaupt nichts zu sehen. Durch schlampige Abspiele enden die Konterversuche meist schon im Ansatz, überhaupt wirkt der Aufsteiger extrem nervös und verunsichert in der Anfangsphase. So setzt sich Guié-Mien in der 16. Spielminute schön auf der rechten Außenbahn durch, um in die Mitte zu flanken. Doch der Kopfball von Ciric streicht knapp über die Latte. Die Eintracht bestimmt weiter das Spiel mit schnellem Kurzpassspiel im Mittelfeld, aber Chancen springen bei all der Überlegenheit nicht heraus. Lediglich Guié-Mien hat nach Vorlage von Heldt eine weitere Kopfballchance, die er jedoch verzieht (24.). Was nun folgt, beschreibt Horst Heldt treffend: "Dann haben wir angefangen uns selbst zu schlagen, wir sind an unserer eigenen Dummheit gescheitert." Es läuft die 25. Spielminute, Voigt kommt in der eigenen Hälfte ans Leder und sprintet los, ohne dass Gebhardt ihn angreift. 30 Meter kann er so unbedrängt mit dem Ball rennen, um ihn kurz vor dem Strafraum auf Arweladse zu passen, der ihm das Leder wieder in den Lauf spielt. Während vier Frankfurter dem Treiben einfach zusehen, da sie auf Abseits spekulieren, hat Voigt nun alle Zeit, sich den Ball zurecht zu legen und am hinausstürzenden Heinen vorbei zum 1:0 ins rechte Toreck zu schlenzen. "Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie der Kölner Voigt vor dem 0:1 über 50 Meter hinweg auf unser Tor zuläuft und von niemandem angegriffen wird. So ein Tor darf es gar nicht geben, und so ein Tor habe ich auch noch nie gesehen", schimpft Felix Magath wie ein Rohrspatz.
Die Eintracht wirkt durch den Rückstand geschockt und verliert den dünnen Spielfaden. Immer häufiger kommt es zu Abspielfehlern, auf die Köln geduldig wartet, um schnell zu kontern. Es läuft die 40. Spielminute, in der Vorwärtsbewegung verliert Rasiejewski den Ball im eigenen Halbfeld an Scherz, der sofort zu Timm auf der rechten Außenbahn vorlegt. Während Rasiejewski zurück hetzt, setzt sich Timm bereits gegen Kracht durch, um kurz vor der Torauslinie quer auf den mitgelaufenen Scherz zu passen, der den Ball aus 6 Metern ins Netz schiebt. Die zweite klare Torchance führt zum 2:0 für Köln. "Sich auf fremdem Platz so auskontern zu lassen, ist nicht bundesligatauglich", schimpft diesmal Sobotzik, während der Trainer meint: "Ein defensiver Mittelfeldspieler wie Rasiejewski darf in solch einer Situation einfach nicht den Ball verlieren. Und ich weiß auch nicht, ob man dem Jungen mit Berufungen in die A 2-Nationalmannschaft einen Gefallen tut." Zur Halbzeit reagiert Felix Magath und bringt Reichenberger
als zweite Spitze für Lösch, der Lottner nie in den Griff bekam.
Zudem übernimmt Bulut für Gebhardt die linke Seite in Alleinregie,
denn Rasiejewski rückt nach innen, um die Kreise Lottners einzuengen.
Doch statt Besserung trauen die rund 3000 mitgereisten Frankfurter Fans
ihren Augen nicht. Der Aufsteiger überrennt die Eintracht nun förmlich
mit schnellen Angriffen. Bereits in der 47. Spielminute liegt der Ball
erneut im Netz, aber Schiedsrichter Jansen entscheidet bei Lottners Treffer
zu Recht auf Abseits. Wirklich übel, ein ums andere Mal verstolpert
ein Adler das Leder, kaum ein Pass findet noch seinen Mann. Nachdem Arweladse fünf Minuten später erneut aus dem Abseits heraus trifft, kommt Preuß für Guié-Mien (65.). So gibt es wenigstens ein bisschen Unterstützung für Heldt durch den couragierten 19-Jährigen, doch all der Einsatz der beiden reicht nicht aus, um das Spiel wieder in den Griff zu bekommen. "Er hat mir leid getan, Horst Heldt hat heute alles versucht, wurde aber von seinen Mitspielern im Stich gelassen", bemerkt Magath ratlos. Zumindest ein Strohfeuer dann in der 82. Spielminute: Es gibt Freistoß im Halbfeld und Heldt schlenzt den Ball weit ans linke Fünfmeterraumeck. Kutschera reagiert schneller als der für Cichon eingewechselte Bulajic und köpft das Leder an Torhüter Pröll vorbei zum 1:3-Anschlußtreffer ins kurze Toreck (82.). Der Schlusspunkt einer richtig miesen zweiten Halbzeit folgt in der 90. Spielminute. Der für Scherz eingewechselte Donkov schießt einfach mal vom linken Strafraumeck, Torhüter Heinen will das Leder fangen, patscht es sich aber zwischen die eigenen Beine, von wo es erst gegen die Latte springt dann auf den Kopf des ebenfalls eingewechselten Markus Kreuz. Welch passendes Tor zum 4:1 für Köln (90.), dem Endstand. (tr)
Felix Magath: "Wir hatten sehr gut begonnen und die Kölner im Griff, aber dann haben wir uns mit zwei katastrophalen Fehlern quasi selbst geschlagen. In der zweiten Halbzeit war ich von meiner gesamten Mannschaft enttäuscht. Da waren wir nicht mehr auf dem Platz und haben uns die Butter vom Brot nehmen lassen. Eine Katastrophe. Man muss sich wenigstens wehren, aber davon habe ich nichts gesehen. Ich glaube, ich bekomme gleich das Video von dem Spiel, und dann werden wir uns das alles zur Belohnung noch mal im Bus anschauen." Alexander Kutschera: "Wir haben komplett gepennt. Wenn wir nach vorne spielen, müssen wenigstens unsere defensiven Mittelfeldspieler mit nach hinten arbeiten." Petr Houbtchev: "Jetzt macht doch aus diesem einen
Spiel nicht solch eine Tragödie."
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