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1. FC Saarbrücken
- Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 2000/2001
2:1 (1:0)
Termin: 05.08.2000 in Neunkirchen
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Rolf-Christel Guié-Mien (35., Eigentor), 1:1 Horst Heldt (76.), 2:1 Kushev (85.)
1. FC Saarbrücken | Eintracht Frankfurt |
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Die Generalprobe versemmelt und die Vergangenheit vor Gericht Morgen ist die offizielle Saisoneröffnung am Riederwald, noch acht Tage sind es bis zum Saisonstart, und heute steht die Generalprobe gegen den Zweitligaaufsteiger Saarbrücken an, bei der Felix Magath Verletzungssorgen plagen. Neben Gebhardt, Schur und Bindewald sind auch Sobotzik, Ciric und Wimmer angeschlagen, so dass der Trainer den eigentlich aussortierten Bulut auf der linken Außenbahn und Rasiejewski auf Rechts beginnen lässt. Lösch spielt neben Heldt im zentralen Mittelfeld und im Sturm Yang neben Reichenberger. Saarbrückens Trainer Klaus Toppmöller, der von Juli 1993 bis April 1994 die Eintracht trainierte, kann hingegen fast auf sein komplettes Team zurückgreifen, das in der kommenden Woche gegen Mönchengladbach in der Zweiten Liga startet. Vor Torhüter Eich spielen Tieku, Grozavu sowie Hutwelker und im Mittelfeld unter anderem der 19-jährige Dino Toppmöller, der Sohn des Trainers, der noch nicht weiß, dass er in der Saison 2002/03 zur Eintracht wechseln wird. Als einzige Spitze agiert Mladen Bartolovic. Vor 2000 Zuschauern setzt das Spiel nahtlos da an, wo die Eintracht in Klein-Karben aufgehört hatte. Völlig verunsichert schieben sich die Adler das Leder im Mittelfeld zu, immer wieder geht es gegen den tief stehenden Zweitligisten durch die Mitte mit Heldt und Guié-Mien. Von den Außenbahnen kommt keinerlei Hilfe, Bulut wirkt auf der linken Seite ebenso überfordert wie Rasiejewski auf der für ihn ungewohnten rechten Außenbahn. Nach 20 Spielminuten wird Saarbrücken angesichts der Frankfurter Hilflosigkeit immer mutiger und kommt zu einigen sehenswerten Angriffen, die zudem von der Abwehr der Adler begünstigt werden. Viel zu häufig probieren Kutschera, Houbtchev und Kracht erfolglos die Abseitsfalle und können sich bei Torhüter Heinen bedanken, der seinen Kasten sauber hält. Felix Magath kann darüber nur den Kopf schütteln: "Das war weder probiert noch besprochen worden. Ich dachte, irgendwann müssen sie begreifen, dass es nicht geht", während Heinen ebenfalls meckert: "Also, so oft wie da sind in der vergangenen Saison die gegnerischen Stürmer ganz bestimmt nicht allein auf mich zugelaufen gekommen." In der 35. Spielminute ist es dann mit Guié-Mien gar der eigene Spieler, der einen Schuss so unglücklich abfälscht, dass er ins eigene Tor geht (35.). Auch nach dem Rückstand gibt es kaum eine Reaktion bei der Eintracht. Lediglich Yang hat in der 45. Spielminute eine Kopfballchance, die er jedoch kläglich vergibt. So geht es mit dem fast schmeichelhaften 0:1-Rückstand in die Pause. Für Bulut kommt nun der ebenfalls ausgemusterte Gerster und anstelle von Yang stürmt Fjørtoft. Doch von Besserung keine Spur, Saarbrücken kann immer wieder ungestört kombinieren, während sich die Adler das Leder ideenlos zuschieben. Allein Heldt hat ein paar lichte Momente, so in der 76. Spielminute, als er das Leder nach schönem Solo aus über 20 Metern zum 1:1 unter die Latte zimmert. Der Rest ist Schweigen, ebenso wie der Alibieinsatz von Salou, der in der 70. Minute überraschend für Reichenberger ins Spiel kommt. Fünf Minuten vor Schluss erzielt Kushev das 2:1 zum völlig verdienten Sieg für Saarbrücken.
Magath macht danach gute Miene zum bösen Spiel: "Das war wohl ein Scherz. Ich habe einiges probiert, aber das Spiel hat gezeigt, dass es nicht funktioniert. Dennoch sollte man das Ganze nicht überbewerten, wegen unserer vielen Verletzten konnte von einem echten Test nicht die Rede sein. Im Winter war die Vorbereitung genauso schlecht, danach ist es dann sehr schnell aufwärts gegangen." In Galgenhumor übt sich mal wieder Jan-Aage Fjørtoft bei der offiziellen Saisoneröffnung am Riederwald: "Die Vorbereitung war super. Es hat alles Spaß gemacht. Wir sind am Strand von Usedom bis nach Norwegen gelaufen und haben in Schweden übernachtet." Andere Töne schlägt Olaf Janssen bei der Saisoneröffnungsfeier vor den 5000 Besuchern am Riederwald an: "Mit dem heutigen Tag ist meine aktive Karriere beendet. Den Fußballspieler Olaf Janßen wird es nicht mehr geben. Nie mehr." Er wird künftig als Spiel- und Spielerbeobachter für die Eintracht tätig sein. Im Januar 2001 kehrt Janßen zurück nach Köln, um an einem Projekt für ein europaweites Scouting-Programm zu arbeiten.
Unterdessen wird beim Landgericht Frankfurt ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen Anthony Yeboah, den ehemaligen Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein, Medienberater van Berk sowie den früheren Schatzmeister Wolfgang Knispel eröffnet. 1993 hatte die Eintracht dem Ghanaer nur ein geringes Grundgehalt gezahlt und Beträge von insgesamt 2,3 Millionen Mark als Entschädigung für den Erwerb persönlicher Werberechte an Yeboah deklariert, um diese ohne Abzug von Lohnsteuer an eine Tarnfirma in Ghana zu überweisen. "Ich kenne die Steuergesetze in Deutschland nicht, darum kann ich mich nicht kümmern. Ich muss Tore schießen, sonst schimpfen die Leute. Ich habe der Eintracht und van Berk vertraut. Sie haben mich enttäuscht", erklärt Yeboah. Auch Hölzenbein ist mehr als irritiert über die Anklage, da er sich eigentlich ausschließlich um sportliche Belange gekümmert hatte: "Das war Sache von Wolfgang. Ich habe zwar die Vorgespräche geführt und den Vertrag mit Yeboah unterschrieben, aber die Details waren Sache der Fachleute, ich habe ihn mir nicht so genau durchgelesen." Anfang Januar 2001 wird Yeboah zu einer Geldstrafe von 360.000 Mark verurteilt. Bernd Hölzenbein wird zwei Wochen später vom Landgericht Frankfurt wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten und 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Wolfgang Knispel bekommt eine Bewährungsstrafe von 15 Monaten. "Das Urteil ist ein Skandal. Ich werde in Revision gehen. Wie ich das Geld zusammen bekomme, weiß ich noch nicht. Aber ich werde es schaffen", erklärt Hölzenbein, der bereits Prozesskosten von fast einer halben Million Mark zu tragen hat. Daher schlägt Präsident Peter Fischer ein Benefizspiel für "Holz" vor, das Hölzenbein brüsk ablehnt: "Ich bin doch kein Sozialhilfeempfänger, der auf ein Gnadenbrot angewiesen ist. Dies sollte man für Bedürftige machen." Tief enttäuscht von den Verantwortlichen im Verein, die ihn während des Prozesses nicht unterstützt hatten, kehrt er der Eintracht den Rücken zu und kehrt erst im Jahr 2004 nach einem Gespräch mit Vorstandschef Heribert Bruchhagen als Spielerbeobachter und Berater des Vorstands zur Eintracht zurück. Im März 2002 bestätigt übrigens der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Frankfurt. (tr)
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