Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1999/2000 - 28. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Sa 08.04.2000 15:30
Zuschauer: 42.500
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 1:0 Michael Preetz (37.)

 

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Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

     

  • Gabor Király
  • Kostas Konstantinidis
  • Eyjölfur Sverrisson
  • Dariusz Wosz
  • Dick van Burik
  • Michael Preetz
  • Marko Rehmer
  • Andreas Schmidt
  • Andreas Neuendorf
  • Michael Hartmann
  • Alex Alves

 

 

Wechsel

  • Pal Dardai für Alex Alves (86.)

Wechsel

Trainer

  • Jürgen Röber

Trainer

 

Kein Leben auf dem Platz, dafür Platz für Leben in der Holding ...

Nach den Operationen bei Mutzel und Weber muss nun auch Sobotzik arthroskopiert werden, so dass alle Drei in der heißen Phase des Abstiegskampfes wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Zudem sitzt Schur seine Gelbsperre gegen den Tabellenachten ab, der nach Manager Dieter Hoeneß unbedingt wieder auf die internationalen Plätze möchte: "Wir wollen im nächsten Jahr die Spiele unter der Woche nicht vor dem Fernseher erleben müssen." Doch all dies beeindruckt Felix Magath nicht: "Berlin wird Druck machen und wir werden wohl kontern müssen. Wir sind klarer Außenseiter, aber das macht die Aufgabe leichter. Wir fahren ohne Nervenflattern nach Berlin, denn durch das sicher glückliche 2:1 über Bielefeld ist das Selbstvertrauen gestiegen."

Der Trainer setzt gegen Berlin auf Manndeckung. Kapitän Kracht übernimmt die Rolle von Schur vor der Abwehr und soll sich um Regisseur Wosz kümmern. Bindewald soll dem schnellen Brasilianer Alves und Kutschera Preetz auf die Füße treten. Im zentralen Mittelfeld spielt Guié-Mien statt Rasiejewski neben Heldt und im Sturm ersetzt Salou Reichenberger.

Nach einem einigermaßen verkorksten Saisonbeginn schnuppert die Hertha spätestens nach dem 2:1-Heimsieg gegen Schalke wieder an Tabellenplatz Vier, der zur Qualifikation zur Champions League berechtigt. Nur ein Punkt Rückstand auf Werder Bremen sollte aufholbar sein, zumal Berlin gegen die Eintracht noch etwas gut zu machen hat, gab es doch in der Hinrunde im Waldstadion eine 0:4-Klatsche. "Das hat mich maßlos geärgert, so etwas vergisst man nicht. Dieses Spiel ist eine Frage der Ehre für uns. Die Frankfurter sind mal wieder reif", beschwört Trainer Röber sein Team, das er nicht umstellt. Schmidt, Sverrisson und van Burik spielen somit in der Dreierkette hinter Konstantinidis und "Zecke" Neuendorf. Auf den Außenpositionen sollen Rehmer und Hartmann sich wechselseitig in die Angriffe einschalten.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Jansen entwickelt sich ein einseitiges Spiel. Hertha lässt das Leder im Mittelfeld schön laufen und die Adler laufen hinterher. Selbst vor dem Strafraum können die Berliner ungeniert kombinieren, Kracht müht sich zwar nach Kräften, aber ein Abräumer wie Schur ist er nun mal nicht. Zudem haben Bindewald und Kutschera einen schwarzen Tag erwischt. Ein ums andere Mal sind sie einen Schritt zu spät oder vertändeln den Ball mit Querpässen in der eigenen Hälfte - sie sind überfordert. Glück nur, dass Preetz und Alves in der Anfangsphase auch mit den besten Chancen nichts anzufangen wissen.

Doch nicht nur die Abwehr, auch das Mittelfeld der Adler spielt heute grauenvoll. Heldt müht sich zwar nach Kräften, dennoch sieht er kein Land gegen Konstantinidis und Neuendorf, zudem erhält er kaum Unterstützung von den Außenpositionen. Gebhardt und Zampach verstecken sich wunderbar hinter ihren Gegenspielern, das Laufen ohne Ball findet gar nicht erst statt. Genauso wenig wie Guié-Mien, der in dieser Form nicht einmal den Amateuren der Eintracht helfen könnte.


Preetz erzielt das 1:0,
Heinen ist chancenlos

Berlin erarbeitet sich weiterhin Chance um Chance, doch scheitern sie entweder an den Nerven oder an Torhüter Heinen. Bis zur 37. Spielminute, über Hartmann kommt das Leder zu Sverrisson auf der linken Außenbahn. Der setzt sich viel zu leicht gegen Zampach durch und flankt vor den Fünfmeterraum. Preetz ist da und haut das Leder zum hochverdienten 1:0 für die Hertha ins Netz.

Zur Pause ist Kapitän Kracht völlig konsterniert: "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht gespielt. Wir konnten kaum den Ball halten, machten viele Fehler in der Defensive und nach vorne gelang nichts. Man konnte ja auf das Tor warten." Felix Magath reagiert und bringt Fjørtoft für den total enttäuschenden Salou. Und dies scheint sich auszuzahlen, denn in der 49. Spielminute kommt der Norweger vor dem Strafraum an das Leder und schlenzt es nach einem kurzen Haken in Richtung Torwinkel. Torhüter Király jedoch ist noch nicht eingeschlafen und kann den Ball um den Pfosten lenken.

Strohfeuer nennt man dies wohl. Denn weiterhin spielt nur die Hertha. Nicht nur spielerisch ist die Eintracht unterlegen, viel schlimmer, auch die meisten Zweikämpfe gewinnen die Berliner. Kampf und Einsatz sind scheinbar in Frankfurt geblieben. Erneut wechselt Felix Magath und bringt Rasiejewski für Zampach (59.).

Es läuft die 72. Spielminute, Konstantinidis spielt einen schlampigen Pass in der eigenen Hälfte. Ausgerechnet der bisher so lethargische Guié-Mien spritzt dazwischen und rennt auf das Berliner Tor zu. Torhüter Király stürmt dem Kongolesen entgegen und grätscht ihm das Leder weg, trifft Guié-Mien jedoch hart. Elfmeter! Aber Schiedsrichter Jansen pfeift nicht und Trainer Magath bleibt äußerlich gelassen: "Der Schiri hatte wohl das Gefühl, dass ein 1:1 zu diesem Zeitpunkt unverdient gewesen wäre." Die Fernsehbilder beweisen, dass Guié-Mien tatsächlich nur ganz leicht am Schienbein getroffen wurde, Jansen liegt also richtig.

In der 75. Spielminute dann der dritte Wechsel, für Bindewald kommt mit Reichenberger ein weiterer Stürmer. Und Felix Magath tobt am Seitenrand: "Bis zur 75. Minute haben wir nicht gezeigt, dass wir in Berlin sind. Aber mehr als dreimal kann ich ja nicht wechseln. Das ist ja oft so. Schlechtes Spiel steckt an."

Viel besser wird es in den Schlussminuten jedoch auch nicht. Heldt vergibt in der 90. Spielminute noch einmal freistehend, doch dies wäre absolut unverdient gewesen. 16:3 Chancen, 8:3 Ecken. Die Eintracht verliert mit 1:0 und bleibt auf Rang 16. Gut nur, dass auch Ulm und Rostock eine Niederlage kassieren, so dass der Abstand auf die Nichtabstiegsplätze weiterhin nur einen Punkt beträgt.


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Berlin war eine Nummer zu groß für uns, einige haben ihre Erstligatauglichkeit heute nicht beweisen können. Wenn man schon die spielerisch schlechtere Mannschaft ist, muss man eben seine einzige Chance im Kampf suchen, doch auch da war uns die Hertha klar überlegen. Da quatscht man sich dumm und dämlich, aber die Spieler sind trotzdem nicht alle richtig bei der Sache. Die dämliche Rechnerei geht mir auf den Keks. Wir hätten uns besser auf uns konzentriert statt auf die Möglichkeiten, was passiert, wenn Ulm oder sonst wer verliert. Aber was bis jetzt noch nicht kapiert wurde, wird auch in drei Wochen nicht kapiert. Wer intelligent ist, der lernt aus seinen Fehlern. Ich hoffe, ich habe intelligente Spieler."

Marco Gebhardt: "Unsere Chancen auf die Bundesliga sind noch immer gut."

Thorsten Kracht: "Wir haben gewusst, dass wir nicht alle Spiele gewinnen werden. Wir müssen aber die Lehren aus der Niederlage ziehen und uns besser, erfolgreicher verkaufen."


Die Gründung der Holding AG

Die Geburtsstunde der Eintracht Frankfurt Fußball AG beginnt mit einer Pressemitteilung am 5. April 2000: "Im Zuge der Umsetzung von Einzelmaßnahmen des auf der Mitgliederversammlung vom 31. Januar vorgestellten Modernisierungskonzeptes von Eintracht Frankfurt, stimmte der Verwaltungsrat während der gestrigen Sitzung den vom Präsidium vorgetragenen Entscheidungen einstimmig zu (...) Als richtungsweisender Schritt wurde die Gründung einer Holding AG beschlossen und eingeleitet."

"Wir haben mit der Aktiengesellschaft die Voraussetzung für potenzielle Investoren überhaupt erst geschaffen, sich an Eintracht Frankfurt zu beteiligen. Jetzt ist das richtige Gebilde da, jetzt können wir also auch Vereinbarungen eingehen", sagt Rainer Leben, der zum Vorstandsvorsitzenden der AG gewählt wurde.

"Es könnte im Bereich des Möglichen sein, dass wir bald ein Angebot von Kölmels Gesellschaft vorliegen haben", bestätigt unterdessen Verwaltungsratschef Ehinger, das es ernsthafte Verhandlungen mit der Münchener Firma Kinowelt AG über eine Beteiligung an der Eintracht gäbe. Nach Auskunft von Leben liegen sogar mehrere Angebote vor, unter anderem noch immer von der amerikanischen Octagon-Gruppe: "Wir stehen kurz davor, notariell beglaubigte Schriftstücke vorgelegt zu bekommen." (tr)


 

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