VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1999/2000 - 24. Spieltag
0:2 (0:0)
Termin: Fr 10.03.2000 20:00
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Chen Yang (60.), 0:2 Marco Gebhardt (80.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Ein Sieg mit Links und der Trick mit ISPR Nach dem 1:1 gegen Dortmund will Felix Magath auch beim wiedererstarkten Tabellensiebten, der zuletzt mit 3:1 in Duisburg und 2:0 gegen die Bayern gewann, zumindest einen Punkt holen, "damit wir langsam an die 38 Zähler kommen, die am Ende vielleicht reichen werden. Wir müssen weiter von Spiel zu Spiel denken. In Stuttgart wird es ein heißer Tanz, der VfB ist besser als sein Tabellenstand. Und der Sieg über die Bayern hat den Spielern mehr Sicherheit gegeben." Daher wählt der Trainer eine defensivere Aufstellung als bei den letzten Spielen. Nur Salou steht diesmal im Sturmzentrum, dafür spielt Heldt statt Reichenberger halblinks im Mittelfeld mit Gebhardt, Guié-Mien und Sobotzik. Schur soll Balakov auf den Stiefeln stehen und Rasiejewski sich um Lisztes kümmern. Auf der rechten Abwehrseite spielt der wiedergenesene Kapitän Kracht anstelle von Bindewald. "Jeder muss versuchen, seine Leistung aus dem Spiel gegen die Bayern zu wiederholen", fordert VfB-Trainer Rangnick von seiner Mannschaft, der vor der Eintracht warnt: "Frankfurt ist deutlich besser drauf als in der Vorrunde und wirkt wesentlich geschlossener und entschlossener." Eine Änderung im Team hält er nach den souveränen Siegen gegen Duisburg und die Bayern nicht für erforderlich. Hinter der einzigen Spitze Ganea tummelt sich ein Fünfer-Mittelfeld mit Pinto, Lisztes, Balakov, Gerber und Soldo vor der Viererabwehrkette um den Ex-Adler Thomas Bertold. Der VfB beginnt wie erwartet sehr druckvoll und lässt die Adler gar nicht erst ins Spiel kommen. Die 2. Spielminute ist gerade angebrochen, nach einer langen Flanke in den Strafraum bedrängt Kracht Pinto, der an das Leder will. Wie vom Blitz getroffen fällt der 21jährige Portugiese plötzlich und Schiedsrichter Dr. Merk hat nichts Besseres zu tun, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Am Rand regt sich Trainer Magath mächtig auf: "Was da an Elfmeter gepfiffen oder nicht gepfiffen wird, ist abenteuerlich. Es muss einen Oberschiedsrichter geben, der zumindest die krassesten Fehlentscheidungen verhindert." Balakov schnappt sich das Leder und schießt, aber Torhüter Heinen hat die Ecke geahnt und kann den schwachen Schuss parieren! Hiervon lässt sich der VfB jedoch nicht beirren und greift weiter aggressiv an. Die Eintracht kann nur kämpfend dagegen halten, allzu selten gibt es ein paar Spielzüge über die linke Seite mit Heldt und Gebhardt. Sobotzik dagegen hat einen schwarzen Tag erwischt, kaum ein Abspiel gelingt ihm und gegen Gerber durchsetzen kann er sich zunächst auch nicht. Ebenso wie Salou, der heute wie ein Fremdkörper wirkt. Dafür ist Torhüter Heinen hellwach und kann nicht nur bei den Schüssen von Ganea und Balakov glänzend parieren. Da Stuttgart im Abschluss und die Eintracht im Spielaufbau zu schwach sind, geht es mit dem 0:0 in die Halbzeit. Trainer Rangnick bringt mit Dundee für den angeschlagenen Pinto einen weiteren Stürmer, bei den Adlern kommt Schneider für Rasiejewski ins Spiel. Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit rennt der VfB gegen die sich weit zurückziehenden Adler an. Doch die Aktionen werden immer hektischer, zudem macht sich der Ausfall von Pinto auf Rechts für die Schwaben schmerzlich bemerkbar. Immer mehr geht es durch die Mitte und über die linke Seite mit Gerber und Balakov, doch es ist kein Durchkommen. Und wenn einmal ein Ball bei Dundee landet, dann agiert er viel zu zögerlich, redet sich aber nach dem Spiel raus: "Ich hätte ein Tor machen müssen, okay. Aber wir hatten auch schon einige Chancen zum 1:0, als ich noch nicht im Spiel war." In der 52. Spielminute reicht es dann Felix Magath mit seinem sich ständig versteckenden Mittelstürmer. Salou verlässt den Rasen und Yang kommt ins Spiel, das nun immer hektischer wird. Stuttgart will mit dem Kopf durch die Wand und die Abspielfehler häufen sich, so dass Heldt und Gebhardt auf der linken Seite nun mächtig wirbeln können und Thiam immer mehr Kopfschmerzen bereiten. Dann die 60. Spielminute, erneut verlieren die Schwaben den Ball im Halbfeld und nun wird es schnell. Heldt sprintet die linke Außenbahn entlang und kann von Thiam nicht am Flanken gehindert werden. Yang ist zur Stelle und überwindet Torhüter Wohlfahrt mit einem platzierten Kopfball. Das 1:0 für die Eintracht! Trainer Rangnick reagiert sofort und bringt Kuka für Ganea (63.), um zwei Minuten später Carnell für Lisztes zu bringen. Zudem wechselt Gerber auf die rechte Seite, um Gebhardts Vorstöße zu verhindern.
Doch es gelingt nicht, im Gegenteil. Diesmal ist es Schneider, der einen Ball auf der linken Seite abläuft, um nach vorne zu sprinten. Heldt und Gebhardt stürmen ebenfalls nach vorne. Schneider spielt Gebhardt in den Lauf, der nach einem kurzen Hacken vor dem linken Strafraumeck abzieht. Wie ein Strich landet das Leder im kurzen Eck, das 2:0 für die Eintracht (80.) und das vierte Tor von Gebhardt in dieser Saison, das er bescheiden "als glücklich" bezeichnet. Doch dies ist die Entscheidung, Stuttgart kann nicht mehr nachlegen und die Eintracht holt den zweiten Auswärtssieg in der Rückrunde. Der Spieltag hingegen läuft nicht ganz nach Wunsch, Ulm gewinnt 2:1 beim HSV und Rostock gewinnt gegen Dortmund durch ein Eigentor in der 90. Spielminute mit 1:0. Immerhin hat Freiburg in Bremen mit 2:5 verloren und liegt nun mit 2 Punkten Vorsprung vor den Adlern auf Rang 15.
Felix Magath: "Der 10. März ist mein Glückstag. Vor zwei Jahren erblickte mein Sohn Leonhard das Licht der Welt. Exakt zwölf Monate ist es her, dass ich mit Bremen in Wolfsburg 1:0 gewonnen habe und auch diesmal war ich natürlich sehr zuversichtlich, meinem Sohn einen Sieg zum Geburtstag schenken zu können." Torsten Kracht: "Es war schon komisch, ich war felsenfest von einem Sieg überzeugt. Das ist kein Spruch, aber ich kann es nicht erklären." Ralf Rangnick: "Wenn Balakov den Elfmeter getroffen hätte, hätten wir klar gewonnen. Wir hatten einen guten Start und starke 60 Sekunden …"
Fünf Tage nach dem Sieg gegen den VfB wird es noch einmal ernst. Geschäftsführer Klaus Lötzbeier hat die Lizenzierungsunterlagen eingereicht, die dem DFB beweisen sollen, dass die Eintracht seit Juli ordentlich gewirtschaftet und zudem für die Saison 2000/2001 einen kalkulierbaren Etat hat. Mit einer Entscheidung über die Lizenz wird jedoch erst Anfang Mai gerechnet. Selbst nach einer negativen Entscheidung könnte die Eintracht innerhalb der einwöchigen Einspruchsfrist noch neue Tatsachen, sprich Unterlagen zu einem neuen Investor vorlegen, der noch immer nicht gefunden ist. Durchgesickert ist hingegen, dass die Eintracht kurzfristig die Eigenkapitalsituation mit einem Bilanztrick verbessert hat. Ein vor der Saison zusätzlich zu einem Einmalbetrag von fünf Millionen Mark vom Vermarkter ISPR gewährleistetes Darlehen von 15 Millionen Mark ist in einen Zuschuss umgewandelt und somit als Eigenkapital ausgewiesen worden. "Das entspricht dem Geist des Vertrages zwischen der Eintracht und ISPR. Die ISPR hat eine Anschubfinanzierung für bessere Zeiten und bessere TV-Vermarktungserträge leisten wollen und kein Darlehen", sagt Rainer Leben hierzu. Im "Kicker" dementiert der kaufmännische Leiter der ISPR diese Intention: "Alle bisher erfolgten Darstellungen kann ich im Moment überhaupt nicht bestätigen. Die alten Vereinbarungen bestehen noch." Diese sehen eine Rückzahlung des Kredits innerhalb von 10 Jahren vor. "Bis Ende April wird es keine Stellungnahmen von DFB-Seite zum Stand der Prüfungen geben", sagt DFB-Pressesprecher Michael Novak hierzu nur.
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