Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1999/2000 - 23. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: So 05.03.2000 17:30
Zuschauer: 41.500
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 0:1 Heiko Herrlich (5.), 1:1 Jan-Aage Fjörtoft (77.)

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 

     

  • Jens Lehmann
  • Miroslav Stevic
  • Jürgen Kohler
  • Heiko Herrlich
  • Christian Wörns
  • Billy Reina
  • Francis Bugri
  • Alfred Nijhuis
  • Sead Kapetanovic
  • Lars Ricken
  • Wolfgang Feiersinger

 

Wechsel

Wechsel

  • Vladimir But für Francis Bugri (65.)
  • Fredi Bobic für Billy Reina (77.)

Trainer

Trainer

  • Bernd Krauss

 

Kampf um Punkte, Lizenz und Millionen

Das hatte sich BVB-Präsident Niebaum ganz anders vorgestellt, als er vor Beginn der Saison 41,5 Millionen Mark in neue Spieler wie Ikpeba, Bobic sowie Wörns investierte und großspurig die Jagd auf die Schale ankündigte. Nach dem 18. Spieltag wurde der 34jährige Trainer Michael Skibbe auf Druck des Verwaltungsrates und der Fans entlassen, Bernd Krauss wurde geholt. Doch gebracht hat es bislang wenig, eine Niederlage und drei 1:1-Unentschieden sind das magere Ergebnis, die Borussia ist Tabellenachter mit 31 Punkten. Zudem verlor man vor drei Tagen im Achtelfinale des UEFA-Cups im eigenen Stadion sang- und klanglos gegen Galatasaray Istanbul.

Gegen den derart angeschlagenen Gegner hält sich Trainer Magath mit Aussagen zur Aufstellung im Vorfeld sehr bedeckt: “Ich muss noch prüfen, wie viel Offensivpotenzial die Mannschaft verkraften kann. Schließlich haben wir bei den Bayern verloren und es heißt ja nicht ’never change a losing team.“ Verzichten muss er definitiv auf Mutzel, der am Donnerstag an der Patellasehne operiert wurde, auf Kapitän Kracht, der seine Gelb-Sperre absitzen muss und auf Weber, der an einer Verletzung am linken Sprunggelenk laboriert. Zudem leidet Heldt an einer Magen-Darm-Infektion und kann daher nur auf der Ersatzbank Platz nehmen.

So bilden Bindewald, Houbtchev und Kutschera die Abwehrkette, vor der Schur und Rasiejewski spielen werden. Sobotzik, Guié-Mien und Gebhardt stehen im Mittelfeld hinter den etatmäßigen Stürmern Salou und Reichenberger.

Tabula rasa gibt es hingegen bei den Borussen, die Trainer Krauss am Donnerstag nach der Niederlage noch als “Schülermannschaft“ verspottet hatte. Neben dem verletzten Baumann flogen Evanilson, Dede, But, Bobic und Ikpeba aus der ersten Elf. Für dieses Sextett stehen Wörns, Kapetanovic, Bugri, Feiersinger, Herrlich und Reina in der Anfangsformation.

Und sie brennen förmlich auf Wiedergutmachung. Von Beginn an suchen die Borussen jeden Zweikampf, setzen energisch nach und bringen die Adler mit den wie aufgezogen wirbelnden Reina und Herrlich mächtig unter Druck. Es läuft die fünfte Spielminute, Schur geht nicht energisch genug an den nach vorne drängenden Bugri ran, so dass der 19jährige Bundesliga-Debütant in den Strafraum flanken kann. Houbtchev verschätzt sich und Herrlich bedankt sich. Mit Links haut er die Kugel zum 1:0 für Dortmund ins Netz.

So richtig merken die Adler gar nicht, wie ihnen geschieht. Keine zwei Minuten nach der Führung zieht Reina von der Strafraumgrenze ab, aber Torhüter Heinen kann parieren (7.). Kurz darauf streicht ein platzierter Schuss von Ricken zum Glück knapp über die Latte. In der 11. Minute schließlich zieht Herrlich mit unfairem Einsatz, den Sportskamerad Fandel geflissentlich übersieht, an Kutschera vorbei, schießt aber völlig freistehend aus 10 Metern neben den Kasten.

Von der Eintracht ist im Spiel nach vorne kaum etwas zu sehen, Stevic kontrolliert Guié-Mien nach Belieben und auch für Sobotzik und Gebhardt gibt es kaum ein Durchkommen. Umso mehr Raum haben dagegen die Dortmunder in der Hälfte der Adler, so dass Felix Magath bereits in der 26. Spielminute reagiert, Bindewald aus- und Schneider einwechselt. Ob “Mr. Zuverlässig“ nun das gleiche Schicksal ereilt, wie dem quasi ausgemusterten Janßen, wird Bindewald gefragt. Der reagiert genervt: “Das kann nur der Trainer beantworten, ich kann nur versuchen, im Training mein Bestes zu geben.“

Trotz des Wechsels bleibt es dabei, Dortmund ist aggressiver und stets einen Schritt schneller als die Adler. Kaum zu glauben, denkt man an seine Einsätze in der Vorrunde, aber Heldt wird schmerzlich vermisst auf dem Platz. Immerhin kommt die Eintracht nach einer schönen Kombination über Schur, Reichenberger und Guié-Mien zu einer guten Chance, Salou schlenzt das Leder jedoch knapp über den Kasten von Torhüter Lehmann. So geht es mit dem 0:1-Rückstand in die Pause.

Es scheinen deutliche Worte in der Kabine gefallen zu sein, denn zur zweiten Halbzeit spielt die Eintracht wesentlich druckvoller. Guié-Mien bekommt am Mittelkreis das Leder und setzt zu einem beherzten Solo an, das Kohler erst in letzter Sekunde mit einer Grätsche zur Ecke klären kann. Auch beim Eckball kommt der Togolese an das Leder, köpft aber knapp vorbei (49.). Vier Minuten später bringt Trainer Magath für Rasiejewski Heldt ins Spiel, der sofort mit Gebhardt auf der linken Seite wirbelt.

Langsam verlagert sich das Spiel in die Dortmunder Hälfte, Ricken ist nun ständig mit Heldt beschäftigt, und auch Stevic findet keine Zeit mehr für den Spielaufbau. Die 58. Spielminute, erneut startet Gebhardt nach Zuspiel von Heldt einen Sprint auf der linken Außenbahn und flankt scharf in den Strafraum. Genau zum sich freilaufenden Guié-Mien, der die Kugel jedoch nicht voll erwischt (58.). Sechs Minuten später zieht Sobotzik aus 20 Metern flach und scharf ab, aber Torhüter Lehmann kann den Ball mit einer Glanzparade aus der Ecke fischen. Kurz darauf kommt Salou vor dem Strafraum an das Leder, umkurvt Nijhuis und Kohler, scheitert aber am erneut glänzend parierenden Lehmann (67.).

Nun liegt der Ausgleich förmlich in der Luft, so dass Trainer Magath erneut wechselt, um den Druck weiter zu erhöhen. Für den ausgepumpten Guié-Mien kommt Fjørtoft zu seinem ersten Rückrundeneinsatz (75.). Und dies macht sich prompt bezahlt, Gebhardt wirbelt einmal mehr auf Links, um in den Strafraum zu flanken, Kohler will den Ball wegschlagen, trifft dabei aber Kapetanovic, von dessen Hacke der Ball in hohem Bogen zurückprallt. Genau zu Fjørtoft, der nur noch einzunicken braucht. Der 1:1-Ausgleich (77.)!

Danach passiert nicht mehr viel, mit einer couragierten Leistung in der zweiten Halbzeit erkämpft sich die Eintracht einen Punkt und hat nun 21 Punkte. Da Rostock mit 3:4 bei 1860 verloren hat, verringert sich der Abstand auf Rang 15 wieder auf 3 Zähler.


Der Trainer zum Spiel

Felix Magath: "Die Dortmunder sind wie die Stiere aus der Kabine gekommen. Es hat sich aber gezeigt, dass unsere mannschaftliche Moral sehr gut ist, auch ein Rückstand wirft uns nicht um. Das ist lebenswichtig, um den Klassenerhalt zu sichern. Die Qualität der Mannschaften zwischen Platz sieben und Platz 18 ist ziemlich ähnlich, da kommt es darauf an, dass jeder für jeden kämpft."


Der undurchsichtige Kampf um das Überleben

Es wird immer undurchsichtiger im Hintergrund. Nachdem Vizepräsident Lämmerhirdt am Dienstag verkündet: "Wir hoffen, morgen den Sack zumachen zu können. Im Moment hat die IMG die besten Karten, doch wenn ein anderer ein besseres Angebot macht, dann ist der im Vergabeverfahren“, wird er von Präsidiumssprecher Leben unsanft zurückgepfiffen: "Herr Lämmerhirdt ist nicht Verhandlungsführer und kann über Termine keine Aussage machen."

Ebenso unklar, wie der Termin der Unterzeichnung, ist der Name des Investors. IMG-Geschäftsführer Pirzer erklärt: "Es gibt ein Grundverständnis zwischen der Eintracht und uns", während Frankfurts Sportdezernentin Schenk einen Tag vor der Magistratsversammlung am Freitag auch mit dem Vermarkter der Amsterdam Arena, Walter Bau, verhandeln will: "Wir versuchen, für die Stadt das Beste herauszuholen." Gerüchten zufolge soll der Sportvermarkter Octagon mit der Frankfurter Agentur Birkholz & Jedlicki nicht mehr im Rennen sein, dafür aber stehe die Sportrechteagentur ISPR für ein weiteres begrenztes Engagement bereit.

Gleichzeitig poltert Rainer Leben los: “Ich bleibe ein unangenehmer Verhandler, auch wenn die Stadt oder die Partner sich deshalb über mich aufregen. Wir brauchen das neue Stadion nicht um jeden Preis, wir wollen das Ganze ja nicht machen, um einen Vermarkter reich zu machen. Trittbrettfahrer wollen wir nicht in einem der bald modernsten Vereine Europas.“ Lebens Aussage zum Stadion bringt wiederum Verwaltungsratschef Ehinger auf die Palme: “Das war eine absolute Dummheit!“

Es sind nur noch sechs Tage bis zur Lizenzverhandlung beim DFB. Und nun berichtet der “Kicker“ auch noch, dass die Eintracht, sollte sie die Lizenz überhaupt erhalten, mit einem Punktabzug für die kommende Saison bestraft wird. Denn schon in den vergangenen drei Spielzeiten erhielten die Adler Geldstrafen wegen Verstoßes gegen die Auflagen des DFB. Auch in dieser Spielzeit hat die Eintracht bereits dreimal die restriktiven Vorgaben des Verbandes missachtet, was die Transfers ohne die sogenannten Spielerwerte angeht, sogar in rekordverdächtiger Höhe von 18,2 Millionen Mark. Bei Beachtung der Vorgaben hätten weder Sobotzik, Heinen noch Reichenberger gekauft werden können. Vizepräsident Lämmerhirdt erklärt dazu: "Wenn wir die Auflagenverstöße jetzt beseitigen können, dann sehe ich keinen Grund, uns zu bestrafen." Das sehen die Konkurrenten offenbar ganz anders: Laut “Kicker“ haben bereits vier Bundesligisten Proteste angekündigt, sollte die Eintracht nur eine Geldstrafe erhalten. (tr)



 

 

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