Bayern München - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1999/2000 - 22. Spieltag
4:1 (1:0)
Termin: Sa 26.02.2000 15:30
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Alexander Zickler (34.), 2:0 Paulo Sergio (46., Foulelfmeter), 2:1 Thomas Reichenberger (49.), 3:1 Alexander Zickler (63.), 4:1 Giovane Elber (85.)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Auf dem Rasen gut mitgespielt, gezockt wird im Hintergrund Mehr als 3.000 Fans machen sich auch dieses Jahr auf dem Weg nach München, um die Eintracht beim Tabellenführer zu unterstützen. Wer früh genug aufgebrochen ist, kann auf der überfüllten Autobahn im Konvoi mit dem Bus der Profis fahren, denn fliegen ist nicht drin, wie Trainer Magath betont: "Wir können ja nicht so tun, als seien wir der FC Bayern. Wenn wir das Geld einspielen, können wir auch in die besten Hotels gehen und den Flieger buchen, statt die paar Meter mit dem Bus zu fahren." Nicht im Bus sitzen Kapitän Kracht, der beim Sieg gegen 1860 seine fünfte Gelbe Karte kassiert hat, sowie Rasiejewski, der dringend eine Pause für seine im Trainingslager auf Zypern gebrochene Hand benötigt. Trotz dieser Ausfälle plant der Trainer nur mit einer Dreierkette vor Torhüter Heinen, neben Houbtchev sollen Schur und Kutschera die Bayern stoppen, die ebenfalls drei Mal in Folge gewonnen haben. Weber spielt vor der Abwehr und Mutzel soll Effenberg in Manndeckung nehmen. Für Bindewald und Janßen, die unter der Woche im Testspiel gegen den FSV enttäuscht haben, bleibt nur der Platz auf der Bank. Im Vergleich zum 4:1-Heimsieg gegen Duisburg schont Bayern-Trainer Hitzfeld Matthäus, Lizarazu, Linke, Elber und Scholl, die während der Woche für ihre Nationalmannschaften im Einsatz waren. Für sie spielen Babbel, Tarnat, Fink, Zickler und Santa Cruz. Zur Überraschung der 45.000 Zuschauer im Olympiastadion ist die Eintracht zu Beginn spielbestimmend. Heldt, Sobotzik und Gebhardt lassen den Ball schnell laufen und bei Chancen von Gebhardt und Reichenberger muss sich Torhüter Kahn frühzeitig strecken. Doch nach gut 15 Minuten kommen die Bayern in Fahrt, weil Effenberg aufdreht und weite Wege geht, um sich der Bewachung von Mutzel zu entziehen. Auch Jeremies und Fink schalten sich nun ständig im zentralen Mittelfeld ein, so dass nicht nur Weber Schwerstarbeit zu verrichten hat. Trotz des wachsenden Drucks bleiben die Adler aber ihrer Linie treu, sich nicht hinten rein zu stellen, was den Bayern ungewohnt viel Raum bei einem Heimspiel gibt. Zum Glück ist Torhüter Heinen hellwach, denn Houbtchev hat ein ums andere Mal das Nachsehen gegen den quirligen Zickler.
Dann die 34. Spielminute, Getümmel im Strafraum der Adler. Weber köpft das Leder nach vorne, aber genau auf Zickler, der kurz nach seinem Bewacher Houbtchev schaut und dann das Leder mit einem artistischen Fallrückzieher ins Netz haut. Das 1:0 für die Bayern und Weber ärgert sich: “Da habe ich blöd ausgesehen, aber ich hatte kaum eine Chance, anders an den Ball zu kommen.“ Auch Trainer Magath ärgert sich über den unglücklichen Rückstand zur Pause: “Schlecht, dass wir unsere Möglichkeiten in der Anfangsphase nicht genutzt haben. Das 1:0 ist nur gefallen, weil unser Spieler dem Alex Zickler den Ball genau auf den Fuß gespielt hat.“ Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, die mit einem Paukenschlag beginnt. Erneut kommt Zickler im Strafraum an das Leder und will schießen, doch bedrängt von Houbtchev fällt er spektakulär. Eine klare Sache ist dies nur für Schiedsrichter Krug, der in zwei strittigen Situationen keinen Elfmeter für die Eintracht pfiff und zudem eine Tätlichkeit von Jeremies an Reichenberger übersehen hatte. Er zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Sergio schnappt sich das Leder und haut es unhaltbar für Torhüter Heinen ins Netz. Das 2:0 für die Bayern (46.). Wer nun gedacht hat, dass sich die Adler ihrem Schicksal ergeben, sieht sich getäuscht. Weiter geht es mit schnellem Spiel nach vorne, immer wieder rücken Gebhardt und Sobotzik nach vorne, um die Abwehr der Bayern unter Druck zu setzen. Mit Erfolg. Beim Versuch, das Leder nach vorne zu zimmern, schlägt Jeremies eine wunderschöne Kerze. Reichenberger ist zur Stelle, lässt den Ball einmal aufspringen und hämmert ihn unhaltbar für Torhüter Kahn ins Netz. Der 2:1-Anschlußtreffer, der von den Frankfurter Fans lautstark gefeiert wird (49.). Die Bayern verstärken nun ihrerseits den Druck auf die Eintracht. Sergio, Zickler und Santa Cruz wirbeln mächtig vor dem Strafraum, immer öfter kann sich jetzt Torhüter Heinen mit glänzenden Paraden auszeichnen. Doch wenn die Adler einmal am Ball sind, geht es sofort nach vorne, obwohl sich Gebhardt und Heldt mit zunehmender Spieldauer immer häufiger fest dribbeln. Dann aber die 63. Spielminute, Mutzel kann Effenberg nicht daran hindern, den Ball in den Strafraum zu flanken, Zickler ist schneller als Houbtchev und verwandelt mit Rechts zum 3:1 für die Bayern. Gut 15 Minuten vor Schluss ist Wechselzeit, bei den Bayern kommen Elber (76.) sowie Andersson (79.) für Sergio und Effenberg, bei der Eintracht darf erstmals unter dem neuen Trainer Guié-Mien für den angeschlagenen Mutzel ins Spiel. Pech für den 20jährigen Vertragsamateur, er wird in der kommenden Woche wegen einer Entzündung an der Patellasehne operiert werden müssen und zumindest einige Wochen ausfallen. Währenddessen lässt die Eintracht nicht nach und nach einer schnellen Kombination über Heldt, Gebhardt und Salou kommt das Leder zu Reichenberger, der sich gegen Jeremies durchsetzt und abzieht. Torhüter Kahn kann das Leder mit einer glänzenden Parade um den Pfosten lenken. “Schade, aber damit muss man als Stürmer leben. Die Abstimmung zwischen Salou und mir wird immer besser. Wir werden bestimmt noch einige Tore nachlegen“, meint Reichenberger nach dem Spiel. Fünf Minuten vor Schluss verliert die Eintracht das Leder in der Hälfte der Bayern, der Tabellenerste kontert im eigenen Stadion. Der Ball kommt zu Elber am Mittelkreis, der sofort nach vorne sprintet und dabei nicht zu halten ist. Torhüter Heinen sprintet ihm entgegen, doch der Brasilianer überlistet ihn mit einem schönen Heber zum 4:1, dem Endstand. Da Freiburg in Rostock ein 1:1 holte und Ulm überraschend 4:1 beim Tabellenletzten Bielefeld verlor, hat die Eintracht nun 4 Punkte Rückstand auf den Tabellenfünfzehnten Rostock.
Felix Magath: "Das war kein Rückschlag. Wir haben unsere zuletzt erfolgreiche Linie beibehalten und auch die Bayern unter Druck gesetzt. Es war kein schlechtes Spiel von uns, in den ersten Minuten hatten wir die besseren Chancen. Aber wir haben eben nicht die Qualität der Bayern. Mit diesem 1:4 können wir leben.“
"Wir liegen voll im Plan, die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss", erklärt Präsidiumssprecher Rainer Leben zwei Tage nach dem Spiel gegen die Bayern. Spätestens am 14. März müssten die Verträge stehen, um die Lizenzierungs-Unterlagen fristgerecht beim DFB einzureichen. "Bis dahin muss unterschrieben sein. Das ist die einzige Chance, die wir haben", bestätigt Verwaltungsratschef Bernd Ehinger. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob es sich bei dem zukünftigen Investor um die Vermarktungsagentur IMG handelt, die auch die Stadt als Partner für den Stadionneubau bevorzugt. Nach den neuesten Plänen im Römer soll das ca. 220 Millionen Mark teure Projekt von einem Konsortium bestehend aus Hochtief, Investa und IMG gebaut und an die Stadt übergeben werden. Auf diese Weise könnte das Stadion bereits bis Ende 2003 und nicht erst bis Mitte 2005 fertiggestellt werden. "Die Eintracht möchte sich nicht zu dem Preis verkaufen, den IMG sich vorstellt", sagt Eintrachts Pressesprecherin Katja Kraus nur kurz hierzu. Ehinger bestätigt immerhin, dass "wir mit mehreren strategischen Partnern verhandeln." Und Rainer Leben führt vielsagend aus, dass die Eintracht erhebliche Zugeständnisse machen müsse: "Der Investor verlangt, dass wir das Modernisierungskonzept realisieren, er wird Mitspracherecht auch bei personellen Entscheidungen verlangen, er wird darauf bestehen, auch in den Aufsichtsgremien vertreten zu sein, und er wird die Lizenzierung zur Voraussetzung seines Investments machen." Frankfurts Sportdezernentin Schenk plaudert unterdessen aus, dass das Bietverfahren zum Stadionbau bis zum Wochenende noch einmal eröffnet werde. Die Stadt habe auch bei der Octagon-Gruppe angefragt. Nach IMG und der Schweizer ISL ist Octagon die drittgrößte global operierende Sport-Marketingagentur. Durchgesickert ist, das die deutsche Niederlassung von Octagon, die Agentur Birkholz & Jedlicki, ebenfalls bei der Eintracht um den Verkauf von Clubanteilen buhlt. Birkholz war einst Pressesprecher der Adler und könnte ein Kandidat für den Präsidentenposten sein. Eine deutliche Absage erteilt Leben erneut den Gerüchten, er könne nach dem Posten des Präsidenten schielen: "Ein kategorisches Nein. Das Anforderungsprofil erfülle ich gar nicht. Gesucht wird ein Mann mit Reputation, der operativ völlig frei sein muss und in erster Linie Repräsentationsaufgaben wahrnimmt. Wir brauchen eine Galionsfigur, einen Bundespräsidenten." Die Präsidentensuche gestaltet sich laut Ehinger so lange schwierig, wie die wirtschaftliche Lage sich nicht entspannt hat: "Wir können doch jetzt niemanden überreden, es zu machen, und in 14 Tagen muss der zum Konkursrichter gehen." Es wird weiter um die Eintracht gezockt, Fortsetzung folgt ... (tr)
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