MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1999/2000 - 20. Spieltag

2:3 (1:2)

Termin: Sa 12.02.2000 15:30
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg)
Tore: 0:1 Thomas Sobotzik (19.), 0:2 Thomas Sobotzik (27.), 1:2 Piotr Reiss (45.), 1:3 Marco Gebhardt (89.), 2:3 Piotr Reiss (90.)

>> Spielbericht <<

MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

     

  • Gintaras Stauce
  • Torsten Wohlert
  • Tomasz Hajto
  • Stig Töfting
  • Dietmar Hirsch
  • Piotr Reiss
  • Michael Büskens
  • Markus Beierle
  • Michael Zeyer
  • Stefan Emmerling (43.)
  • Carsten Wolters

     

 

Wechsel

  • Markus Osthoff für Michael Zeyer (46.)
  • Marcus Wedau für Stig Töfting (65.)
  • Thomas Hoersen für Carsten Wolters (72.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

Sieg mit Einsatz und Kampf

Zeit für Personalentscheidungen vor dem so wichtigen Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn in Duisburg. Präsidiumssprecher Leben und Verwaltungsratschef Ehinger befördern Felix Magath auch zum Sportdirektor, nachdem diese Position nach dem Rücktritt von Präsident Heller offen war. Vor dem Hintergrund der anstehenden Lizenzverhandlungen mit dem DFB und seines Ende der Saison auslaufenden Vertrages sieht er diese Beförderung eher als lästig an: “Wieso soll ich die Zukunft planen, wenn ich doch selbst keine habe?“

Dafür vollzieht er kurz vor Spielbeginn eine Personalentscheidung, die er schon in der Winterpause getroffen hatte. Anstelle von Weber ist nun Kracht Kapitän der Mannschaft. “Der Wechsel ist ein Zeichen, dass bei uns das Kämpferische im Vordergrund steht. Thorsten Kracht ist mehr ein kämpferischer Typ, während Weber seine Stärken im spielerischen Bereich, im Aufbau hat. Außerdem ist Weber so oder so akzeptiert in der Mannschaft“, erklärt Felix Magath, bevor es wieder um das Spiel geht. "Der MSV hat zu alter Stärke zurückgefunden und ist sehr erfahren im Abstiegskampf. Die kennen die Situation genau und stecken die nervliche Belastung sehr gut weg. Zudem haben sie mit Friedhelm Funkel auch einen im Abstiegskampf sehr erfahrenen Trainer", warnt der Trainer vor dem Team, das am Mittwoch mit 2:0 gegen Unterhaching gewonnen hatte: "Erfolg kommt nicht angeflogen, den muss man sich erarbeiten."

Hierfür ändert er seine Mannschaft im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Freiburg nur auf einer Position. Anstelle von Rasiejewski rückt Weber neben Schur ins defensive Mittelfeld. Trotz seines Tores erhält Sobotzik den Vorzug vor Mutzel auf der für ihn ungewohnten rechten Außenposition. “Ich fühle mich zentral viel wohler. Aber ich bekomme vom Trainer viele Freiheiten, da kann ich mich auch mit dieser Position anfreunden“, meint der Kaiserslautern-Rückkehrer.

MSV-Trainer Funkel vertraut der Elf, die Unterhaching geschlagen hat. Hajto sowie Wohlert sollen die Frankfurter Angreifer Reichenberger und Salou in Manndeckung nehmen, im Sturm spielen Reiss und Beierle.

Es ist ein verhaltener Beginn vor 12.000 Zuschauern, der MSV steht zunächst tief in der eigenen Hälfte, um durch schnelle weite Pässe auf Reiss und Beierle zu Torchancen zu kommen. Doch die Abwehr der Adler steht gut gestaffelt, fast jeder Pass wird abgefangen. Und dann rücken sie schnell auf über Heldt, Gebhardt und Sobotzik. Das Leder läuft klasse in den eigenen Reihen, kaum zu glauben, dass dies die Mannschaft ist, die sich im November und Dezember anschickte, den Niederlagenrekord von Tasmania Berlin zu brechen.

Dann die 19. Spielminute, einmal mehr wird ein Angriff der Duisburger abgefangen und nun geht es schnell. Weber spielt auf Gebhardt, der auf der linken Außenbahn nach vorne sprintet. Auf der rechten Außenbahn zieht Sobotzik erfolglos von Zeyer verfolgt schnell nach innen. Ein kurzer Haken vor dem Strafraum und Gebhardt schlägt das Leder scharf in die Mitte zu Sobotzik, der das Leder bedrängt von Wohlert mit rechts an Torhüter Stauce vorbei ins Netz knallt. Zum 1:0 für die Eintracht!

Die Führung ist verdient, denn die Adler spielen wie aus einem Guss, sehr kompakt abgestimmt mit feiner Raumaufteilung. Heldt ist ein ständiger Unruheherd, er fordert auf halblinks die Bälle, dribbelt, wuselt und schlägt überlegte Pässe. Dazu Sobotzik und Gebhardt, die von ihren Gegenspielern kaum gehalten werden können. Schade nur, dass Reichenberger und Salou bislang viel zu wenig aus den sich bietenden Kontermöglichkeiten machen.

Vielleicht jetzt, denn erneut wird ein Angriff der Meidericher abgefangen. Gebhardt startet erneut auf der linken Außenbahn, um sich geschickt erst gegen Emmerling und dann gegen Zeyer durchzusetzen. Dann flankt er in den Strafraum und wieder ist es der aufgerückte Sobotzik, der das Leder zum 2:0 für die Eintracht in die Maschen haut (27.). “Er hat ein Näschen für solche Situationen. Zufall ist das jedenfalls nicht“, freut sich Magath.

Die Eintracht bleibt überlegen, doch nun schleichen sich immer mehr Nachlässigkeiten in das Spiel ein, welche die Abwehr ausbaden muss. Nachdem Schur bereits Gelb gesehen hat, kassiert er in der 39. Spielminute die Gelb-Rote Karte. Doch die Unterzahl hat nur vier Minuten Bestand, nach einem weiteren Foul in Form eines Tritts gegen Salou schickt Schiedsrichter Heinemann auch Libero Emmerling zum Duschen. Kurz vor Schluss der ersten Halbzeit gibt es einen erneuten unnötigen Ballverlust in der eigenen Hälfte, Beierle hat plötzlich freie Bahn auf der rechten Seite und passt zu Reiss, der keine Mühe hat, das Leder zum 2:1 zu versenken (45.).

Zur Pause ist Felix Magath trotz des engagierten Spiels sauer: “Wir hätten mit dem 2:0 in die Pause gehen müssen. Es war ärgerlich, wie unkonzentriert wir uns vor der Pause verhalten haben. Das darf uns nicht noch ein zweites Mal passieren.“ MSV-Trainer Funkel stellt zur 2. Halbzeit seine Mannschaft um, für Zeyer kommt Osthoff, um die linke Seite zu beleben. Büskens rückt dafür auf die Halbposition und Hirsch verstärkt die Abwehr.

Gegen sich weit zurückziehende Adler bestimmen nun die Duisburger das Spielgeschehen. Doch es gibt kaum ein Durchkommen, zu durchsichtig sind noch immer die Versuche der Zebras, über lange Pässe in die Mitte zu Chancen zu kommen. In der 55. wechselt Trainer Magath schließlich den völlig erschöpften Heldt aus und bringt Rasiejewski, um die Abwehr zu verstärken, Sobotzik rückt dafür ins zentrale Mittelfeld.

Obwohl Trainer Funkel mit Wedau für Töfting (65.) und Hoersen für Wolters (72.) noch einmal zwei frische Mittelfeldspieler bringt, ändert sich am Spiel wenig. Duisburg versucht mit Gewalt, den Ausgleich zu erzwingen, während die Adler sich darauf beschränken, das Spiel zu zerstören und auf Konter zu lauern. Es läuft bereits die 89. Spielminute, wieder wird der Ball einfach nach vorne geschlagen, aber diesmal kommt Reichenberger an das Leder. Er läuft ein paar Meter und sieht, dass Gebhardt auf der linken Außenbahn nach vorne sprintet. Er legt ihm den Ball schön in den Lauf und Gebhardt hat nun freie Bahn. “Da hatte Marco Zeit eigentlich zu viel Zeit. Daran sind schon viele gescheitert“, kommentiert Magath die Szene. Doch Gebhardt bleibt eiskalt und überlistet Torhüter Stauce mit einem feinen Heber. Das 3:1 für die Eintracht!

Die Freude währt jedoch nur kurz, mit dem Anstoß wird der Ball schnell nach vorne gespielt, während die Adler sich nach dem Torjubel wohl noch ordnen. Hajto hat Platz und Zeit und flankt das Leder in den Strafraum zu Reiss, der unbedrängt zum 3:2-Anschlusstreffer einköpfen kann (90.).

Aber es bleibt dabei, Riesenjubel bei den mitgereisten Fans und den Spielern, der zweite Sieg in Folge. Die Eintracht verbessert sich mit nun 17 Punkten auf Rang 16. Der Abstand zum Tabellenfünfzehnten Rostock beträgt fünf Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel und zur Investorensuche

Felix Magath: “Die Mannschaft hat in der ersten Hälfte ganz stark gespielt. Der kämpferische Einsatz war einwandfrei."

Thomas Sobotzik: “Als ich im Mitte Dezember nach Frankfurt zurückkam, spürte ich nichts mehr von der Euphorie des Klassenerhalts. Es herrschte nur noch Angst und Unsicherheit. Nun ist es zwar nur ein guter Anfang auf einem langen Weg. Aber wie wir die beiden Spiele gewonnen haben, hat wieder richtig Spaß gemacht.“

Verwaltungsratschef Bernd Ehinger: “Natürlich freue ich mich riesig über den Sieg. Aber im Moment genießt die wirtschaftliche Sanierung absolute Priorität. Wir stehen alle unter großem Druck, das Problem ist, dass das Ding voll gegen die Wand gefahren wurde, ohne Rücksicht auf Verluste. Das müssen wir schnellstmöglich auf die Reihe kriegen. Bis Anfang März muss die Sache gelaufen sein.“

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg