Stuttgarter Kickers - Eintracht Frankfurt

Testspiel 1999/2000

2:1 (1:1)

Termin: 30.01.2000 in Brackenheim
Zuschauer: 400
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Tomislav Maric (19.), 1:1 Alexander Schur (31.), 2:1 Niko Chatzis (80.)

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Stuttgarter Kickers Eintracht Frankfurt

     

  • Klaus
  • Van de Looi
  • Keuler
  • Pfuderer
  • Ziegner
  • Weinzierl
  • Kevric
  • Raspe
  • Cassio
  • T. Maric
  • Blessin

 

 

 

Wechsel

  • Marell für Weinzierl (46.)
  • Ramovs für Van de Looi (46.)
  • Chatzis für Cassio (70.)
  • Carnevale für Blessin (80.)

Wechsel

Trainer

  • Feichtenbeiner

Trainer

Mit dem Dolch am Rücken zu neuen Ufern?

Niederlage mit dem alten System

Das letzte Testspiel vor dem Rückrundenstart und noch immer ist Felix Magath nicht sicher, mit welchem System er künftig antreten wird. Nachdem die Abwehr zuletzt gegen Bernbach und die eigene zweite Mannschaft mit einer Viererkette nicht überzeugen konnte, testet der Trainer heute erneut mit Libero Houbtchev sowie Bindewald und Kutschera als Manndecker vor Torhüter Heinen. Nicht im Kader sind der immer noch verletzte Falk, Kracht, den Wadenprobleme plagen, sowie Reichenberger und Uwe Schneider, die Zerrungen auskurieren. Im Sturm spielen Salou und Yang gegen den aktuellen Tabellendreizehnten der zweiten Liga, die Stuttgarter Kickers.

Von Beginn an wird den 400 frierenden Zuschauern in Brackenheim ein zerfahrenes Spiel präsentiert. Es ist kein Klassenunterschied zu erkennen, immer wieder kommt Stuttgart zu guten Torchancen, während Heldt und seine Kollegen sich vergeblich darum bemühen, das Leder ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. Nicht zu halten ist auch Maric, der in der Hinrunde bereits 11 Tore für die Kickers erzielt hat. In der 19. Spielminute trifft er unhaltbar für Torhüter Heinen zum verdienten 1:0 für den Zweitligisten. Zwölf Minuten später kann Schur jedoch zum 1:1 ausgleichen, dem Pausenstand.

In der 2. Halbzeit bringt Trainer Magath Fjørtoft für Salou sowie Janßen, der nun anstelle von Houbtchev als Libero agiert. Das Tor hütet jetzt Oka Nikolov. Doch besser wird es auch in der zweiten Hälfte nicht, der Zweitligist bleibt spielbestimmend und hat die besseren Torchancen. In der 80. Spielminute erzielt Mittelfeldspieler Chatzis gar das 2:1 für die Kickers. Der Endstand in einem Spiel, das kaum Hoffnung auf Besserung macht.


Die Mitgliederversammlung

“Am heutigen Abend findet die ordentliche Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt e.V. statt. Veranstaltungsort ist der große Saal des Palmengarten, Beginn ist um 19.00 Uhr.“ So nüchtern wird die Versammlung angekündigt, die über das weitere Schicksal der Eintracht entscheiden wird.

Montagabend, 20:27 Uhr: Präsident Rolf Heller ist zurückgetreten und verabschiedet sich unter tosendem Beifall von den Mitgliedern: "Nach dreieinhalb Jahren Dauerstress fehlt mir die Kraft, die Eintracht aus der sportlichen und wirtschaftlichen Krise zu führen. Denn ich war jetzt 21 Jahre in verschiedenen Funktionen für unseren Verein tätig. Ich wünsche unserer Eintracht, dass sie wieder auf den richtigen Weg zurückfindet." Bis zum Schluss kämpfte das Präsidium darum, dass Heller seinen Entschluss revidierte, doch noch am Tag vor der Versammlung hatte sich der Verwaltungsrat gegen den Präsidenten ausgesprochen.

Der einträchtliche Beifall der 861 anwesenden Mitglieder bleibt, wie nicht anders zu erwarten, die Ausnahme während der knapp sechsstündigen Versammlung. Es werden polemische Reden geschwungen, Schuldzuweisungen verteilt und es zerplatzen viele Träume.

Nachdem bereits im Vorfeld mit dem Bündnis “Eintracht 2000“ vereinbart wurde, die Anträge zur Satzungsänderung auf einen Termin nach der Lizenzprüfung zu verlegen, glänzt die Initiative “Pro Eintracht“ um Dr. Rotter mit Floskeln ohne das versprochene Konzept und Alternativen. Der angekündigte Investor kann nicht präsentiert werden, zudem verschrecken Worte wie “Totengräber des Vereins“ die anwesenden Mitglieder. Nicht hilfreich ist auch die emotionale Rede des ehemaligen Schatzmeisters Gaetano Patella, der unter tosendem Beifall zu Recht ins Mikrofon ruft: "Ich bin wie der letzte Dreck vom Verwaltungsrat verabschiedet worden. Er hat meine Person zerstört, obwohl ich zwei Jahre lang meine Gesundheit geopfert habe."

Auch Frankfurts Sportdezernentin Schenk räumt Fehler in der Außendarstellung ein, wiederholt jedoch – begleitet von einem Pfeifkonzert der Mitglieder - ihre Vorwürfe gegen das Präsidium. Danach ergreift Vizepräsident Dr. Lämmerhirdt, der ebenfalls zurückgetreten ist, sein Amt aber bis zur Wahl eines Nachfolgers für Rolf Heller ausüben wird, das Wort: "Frau Schenk, auch wenn Sie Unwahrheiten wiederholen, werden sie dadurch nicht wahrer."

Danach kommt die lange erwartete Rede von Schatzmeister Rainer Leben, der in seinem Bericht die prekären Zahlen wiederholt, die er am Freitag schon vor der Presse präsentiert hatte. Ohne eine Neuausrichtung des Vereins und die Kooperation mit einem strategischen Partner sei die Eintracht mit einer Unterdeckung von 28,88 Millionen Mark konkursreif, eine Lizenzerteilung durch den DFB nicht möglich.

Leben betont, dass im März die Zahlungsunfähigkeit droht, wenn dem Verein nicht rund 25 Millionen Mark zufließen. Hierzu sei es notwendig, den Profisport, Marketing- und Servicebereich in “professionell geführte Firmen“ auszugliedern und bis zu 25,1 Prozent der Anteile abzugeben, um die "Injektion von Sanierungskapital" zu erhalten. Auf die Frage, wie er die Chance einschätzt, dass die Eintracht Lizenz für die kommende Saison erhält, antwortet er ausweichend. Durch die Annahme des Strukturprogramms sei der Weg frei "für eine Lizenz unter Vorbehalt." Doch auch mit einem neuen Geldgeber sei wegen der eindeutigen Verstöße gegen bisherige Lizenzauflagen – die Personalkosten sind 8,7 Millionen Mark höher als vom DFB bewilligt - "mit einer Geldstrafe oder gar einem Punktabzug" zu rechnen.

Rolf Heller zeigt mangels irgendeiner Alternative nachfolgend Größe, in dem er den Mitgliedern empfiehlt, das von Rainer Leben vorgestellte Neustrukturierungskonzept anzunehmen.

"Wir haben die Wahl zwischen Champions League und Oberliga." Dieses Schlusswort von Rainer Leben bleiben hängen: Mit dem Dolch am Rücken und ohne realistischen Ausweg gibt es keine große Wahl. Die Mitgliederversammlung stimmt dem Vereinskonzept mit deutlicher Mehrheit zu.

Rainer Leben und Bernd Ehinger, dessen von ihm selbst wieder auf die Tagesordnung gesetzter Abwahlantrag mit 344:227 Stimmen ebenso wie der gegen den gesamten Verwaltungsrat (278:79 Stimmen) abgelehnt wird, sind die Gewinner des Abends.

"Ich glaube, dass die Mitglieder die für den Verein richtige Entscheidung getroffen haben, der Profi-Bereich muss auf eine hauptamtliche Schiene gehoben werden, das künftige Präsidium für den Amateurbereich wird wieder ehrenamtlich arbeiten", lautet das knappe Fazit von Bernd Ehinger nach der Mitgliederversammlung.

“Nun ist der Weg frei, die Eintracht wieder zu dem zu machen, was wir alle wünschen, zu einem erfolgreichen Verein", ergänzt Rainer Leben. Die Zukunft wird alle eines Besseren belehren. Fortsetzung folgt ... (tr)

 

 

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