Erfurt-Cup 2000 |
Hallenturnier 1999/2000
am 12. und 13.01.2000
- Eintracht - Legia Warschau 0:1
- Eintracht - Sachsen Leipzig 1:2 (Schur)
- Eintracht - Carl-Zeiss Jena 2:1 (Mutzel, Gebhardt)
- Eintracht - Rot-Weiss Erfurt 4:2 (Gebhardt (2), Heldt, Rasiejewski)
Der tiefe Sturz in die finanzielle Krise
Ein Hallenturnier, das nicht mal eine Notiz am Rande wert ist
Zwei Siege, zwei Niederlagen, Platz 3 beim Hallenturnier in Erfurt, welches der FC Sachsen Leipzig gewonnen hat. Es gibt kaum mehr als eine Randnotiz hierzu in den regionalen Sportnachrichten, denn einmal mehr ist die Eintracht nicht aus sportlichen Gründen in den Schlagzeilen:
Finanzielle und personelle Krise im HintergrundWährend die Eintracht in der Halle kickt, gibt es eine Präsidiumssitzung in Frankfurt, bei der Verwaltungsratsmitglied Ernst Maul, Vorstand bei der BfG-Bank und rechte Hand von Bernd Ehinger, zurücktritt. Grund hierfür sind offiziell “kontroverse Auffassungen über Sachfragen“, aber es sickert viel zu schnell durch, dass die jüngsten Verpflichtungen von Reichenberger und Heinen für 2,5 Millionen Mark vom Präsidium im Alleingang getätigt wurden. Zudem berichtet das “Kicker-Sportmagazin“ von einem Finanzloch von 10-20 Millionen Mark, welches auch massiv die Lizenzerteilung für die kommende Saison gefährde.
Präsident Heller widerspricht diesen Angaben: "Ich will das nicht bagatellisieren, aber in einem wirtschaftlichen Umfeld wie der Bundesliga und bei unseren vereinseigenen Werte-, Werbe- und Vermarktungsrechten sind solche Summen doch eher Peanuts." Heller betont, dass das größte Problem, “die Leute sind, denen es nicht um die Eintracht geht. Dieses Verhalten ist in Frankfurt leider sehr ausgeprägt."
Dennoch liegen wohl inzwischen neue Zahlen durch die von Schatzmeister Leben beauftragten Wirtschaftsprüfer vor, bei denen es einigen Sitzungsteilnehmern die Sprache verschlagen habe. "Wir sind nicht zahlungsunfähig, aber die Lage ist nicht rosig", fasst Verwaltungsratschef Ehinger lapidar zusammen. Rainer Leben hingegen sagt: "Als Vorstand einer deutschen Bank gab es für Herrn Maul wohl Gründe, diesen Schritt zu gehen." Immerhin führt Ehinger aus: "Die BfG hätte das Recht, ihren Kreditrahmen jederzeit zu kündigen, sie hat uns aber zugesichert, dies momentan nicht zu tun. Andernfalls könnten wir zum Konkursrichter gehen."
Auch Ehinger hat nach seinen Angaben kurz über einen Rücktritt nachgedacht, betont nun aber, dass im Fall seiner Abwahl bei der Mitgliederversammlung am 31. Januar der gesamte Verwaltungsrat zurücktreten würde: "Das ist keine Erpressung, sondern für die Kollegen ein Akt des demokratischen Selbstverständnisses." Zudem soll auf der Mitgliederversammlung von Schatzmeister Leben ein umfassendes Restrukturierungskonzept vorgestellt werden.
Heller und LebenDie Gerüchteküche brodelt in diesen Tagen im Januar. Angeblich hat Rainer Leben Verhandlungen mit der Sportrechte-Agentur ISPR über ein weiteres 10-Millionen-Darlehen ebenso zum Scheitern gebracht wie mit der Deutsche Städtereklame Medien und erklärt, dass zehn Millionen sowieso nicht reichen würden, um einen Konkurs abzuwenden. “Er ist wie die Axt im Walde aufgetreten“, erzählt Vizepräsident Lämmerhirdt, der während der Präsidiumssitzung gegenüber Leben fast handgreiflich geworden wäre, wie das “Kicker-Sportmagazin“ berichtet.
Auch die von Vizepräsident Dr. Peter Lämmerhirdt geleitete Marketing GmbH gerät in den Fokus der Kritik. Gerüchte über hohe Verluste und Misswirtschaft machen die Runde, so dass sich Lämmerhirdt zu einer Presseerklärung genötigt sieht, in der erklärt wird, dass die Gesellschaft nur als Agentur für den Verein tätig ist, ohne Zuschüsse des Vereins auskommt und einen Gewinn von 16.000 Mark erwirtschaftet hat. Weiter führt er aus: “Für die Zukunft ist die GmbH wichtiger Bestandteil der notwendigen Ausgliederung des Lizenzspielerbereichs in eine Kapitalgesellschaft. Diskriminierende Vermutungen und Andeutungen können nur den Zweck verfolgen, Präsidium und Geschäftsführung zu schaden, vor allem aber wird Eintracht Frankfurt e.V. geschädigt.“
Zu allem Unglück mischt sich auch die Politik ein. Sportdezernentin Sylvia Schenk sagt: “Es sieht nicht gut aus. Ein Lizenzentzug durch den Deutschen Fußballbund ist nicht ausgeschlossen, doch ich gehe davon aus, dass man den abwenden kann" und Hans Busch, Vorsitzender des Sportausschusses im Römer ergänzt: “Ich weiß nicht, was bei der Eintracht wirklich Sache ist. Es wird viel spekuliert und deshalb will ich keine Schuldzuweisungen vornehmen."
Was zurzeit auch schwer ist, denn, so eine Regionalzeitung: “Offiziell wird am Riederwald trotz allem der große Burgfrieden vorgetäuscht. Leben entwickelt ein Horrorszenario, Heller beschwichtigt und hält zähneknirschend ebenso still wie Vize Peter Lämmerhirdt, der seinen eigenen Kopf retten will, weil die von ihm geleitete Marketing GmbH alles andere als ein Aushängeschild der deutschen Wirtschaftskraft ist.“
Zurückhaltend zur Situation der Eintracht äußert sich der für die Lizenzierung verantwortliche DFB-Direktor Wilfried Straub: “Die Eintracht hat ihre Lizenz für die laufende Saison nur unter Auflagen erhalten, daran wird der Verein sich messen lassen müssen." Dies soll am 15. März erfolgen sagt Straub, der ergänzt: “Gegen die Planzahlen übersteigende Ausgaben ist nichts einzuwenden, wenn auf der anderen Seite auch die Einnahmen über dem Etatansatz liegen."
Fortsetzung folgt. Bereits beim nächsten Testspiel. (tr)
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