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Eintracht Frankfurt - Hertha
BSC Berlin |
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2. Bundesliga 1996/1997 - 29. Spieltag
3:1 (1:1)
Termin: 12.05.1997
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Neuburg)
Tore:1:0 Maurizio Gaudino (18.), 1:1 Axel Kruse (35.), 2:1 Maurizio Gaudino (52.), 3:1 Weidemann (80. Eigentor)
Eintracht Frankfurt | Hertha BSC Berlin |
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Die Eintracht wie ausgewechselt „Wir müssen diese Saison ordentlich zu Ende bringen“, hatte Eintracht-Präsident Rolf Heller vor der Partie gewarnt und zugleich betont, dass sich niemand „zurücklehnen“ dürfe. Seine Worte klangen fast wie eine düstere Vorahnung, doch es kam anders: Die Frankfurter Eintracht zeigte im Heimspiel gegen den Aufstiegsanwärter Hertha BSC Berlin ihre beste Leistung der gesamten Zweitligasaison und gewann verdient mit 3:1 (1:1). Mit diesem Sieg verabschiedeten sich die Hessen endgültig aus dem Abstiegskampf und können nun in Ruhe die neue Saison planen. Dennoch dürfte Wehmut aufkommen: Maurizio Gaudino, der wahrscheinlich den Verein verlassen und zum FC Basel wechseln wird, war an diesem Abend nicht nur der herausragende Spieler auf dem Platz, sondern steuerte auch zwei Tore bei. Neben ihm überzeugte Marco Rossi, der den gesperrten Houbtchev auf der Liberoposition glänzend vertrat. Auch andere Spieler stachen aus einer insgesamt starken Mannschaft hervor: Janßen, Kutschera und Schur – Letzterer wird vermutlich über den FSV Frankfurt zu Mainz 05 wechseln – zeigten ansprechende Leistungen. Die 13.200 Zuschauer im Waldstadion verabschiedeten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff mit donnerndem Applaus. Viele stimmten sogar das Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ an. „Ich bin überglücklich über diesen Sieg“, sagte Präsident Heller, während er triumphierend die Arme in die Luft warf. Auch Trainer Horst Ehrmantraut zeigte sich erleichtert: „Damit haben wir den Klassenerhalt geschafft.“ Hertha-Trainer Jürgen Röber hingegen war enttäuscht über die Leistung seiner Mannschaft, die erst zum zweiten Mal in der Rückrunde verlor. „Die ersten 30 Minuten haben wir verschlafen“, monierte Röber. „Wir haben erst mit dem Fußball angefangen, als wir schon zurücklagen.“ Von Beginn an präsentierte sich die Eintracht überraschend spielstark. Die zuletzt so oft kritisierten Spieler zeigten großen Einsatz und ließen den Ball gekonnt laufen. Szenenapplaus, im Waldstadion eher eine Seltenheit, war die Folge. Bereits in der 18. Minute gingen die Gastgeber in Führung: Nach einem Hackenpass von Becker auf Janßen spielte dieser Gaudino frei, der den Ball aus halblinker Position ins lange Eck zirkelte. Es war die verdiente Belohnung für eine engagierte Leistung, die sogar hätte ausgebaut werden können – etwa wenn Becker nach einer halben Stunde nicht über das Tor geschossen hätte. Hertha BSC zeigte lange Zeit wenig, kam erst nach 30 Minuten durch Preetz zu einer ersten Gelegenheit. Doch kurz darauf nutzten die Berliner ihre zweite Chance: Axel Kruse köpfte in der 35. Minute eine Flanke von Covic zum Ausgleich ins Tor – ein Treffer, der angesichts des bisherigen Spielverlaufs eher glücklich war. Doch die Eintracht ließ sich davon nicht beeindrucken. Gaudino sorgte in der 52. Minute mit einem abgefälschten Distanzschuss für die erneute Führung der Gastgeber. Mehr als zwei Tore hatte die Eintracht zuletzt am 23. Februar gegen Lübeck erzielt. Diesmal jedoch sollte es noch ein drittes geben – wenn auch mit Hilfe der Berliner: Zehn Minuten vor Schluss landete ein Konter über Gaudino und Schur durch ein Eigentor von Weidemann im Netz. Zuvor verhinderte Keeper Nikolov mit starken Paraden gegen Preetz und Covic einen möglichen Ausgleich, den die schwachen Berliner an diesem Abend allerdings nicht verdient hätten. Trotz der Niederlage bleiben der Hertha trotzdem noch sechs Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. Trainer Röber meinte scherzhaft: „Wir machen es wohl ein bisschen spannend.“
Nach dem 3:1-Sieg über Hertha BSC scheint der Klassenerhalt für Eintracht Frankfurt fast sicher. Nun richtet sich der Fokus auf die Zusammenstellung eines konkurrenzfähigen Kaders für die nächste Saison in der Zweiten Bundesliga. Maurizio Gaudino jedoch scheint das Vertrauen in die Zukunft der Eintracht verloren zu haben. „Die Mannschaft zerfällt, und es wurden bislang keine Verstärkungen geholt, die garantieren, dass wir oben mitspielen“, erklärte der zweifache Torschütze gegen Berlin. Sein Wechsel zum FC Basel ist nahezu besiegelt. Obwohl die Unterschrift noch fehlt, scheint der 30-Jährige kaum umzustimmen zu sein. Das Angebot der Eintracht bezeichnete Gaudino zwar als „sehr gut“ – inklusive Werbeeinnahmen hätte er rund 800.000 Mark verdienen können –, doch in Basel lockt ein noch höheres Gehalt. „In meinem Alter spielt man Fußball, um Geld zu verdienen“, räumte Gaudino offen ein. Auch ein verbessertes Angebot der Eintracht dürfte seine Entscheidung kaum ändern. Präsident Rolf Heller erteilte einer möglichen Erhöhung bereits eine klare Absage: „Das wäre unmoralisch. Wir können nicht von denjenigen, die für unsere finanzielle Situation Abstriche gemacht haben, erwarten, dass sie zurückstecken, während wir Gaudino mehr bieten.“ Heller betonte, dass der Verein bereits an die Schmerzgrenze gegangen sei. Daher wird Gaudino vermutlich am kommenden Mittwoch, einem trainingsfreien Tag, seinen Vertrag in Basel unterschreiben. Auch Marco Rossi könnte sich der Schweizer Liga anschließen oder einen Wechsel nach Italien in Betracht ziehen. Der 32-jährige Verteidiger, der zusammen mit Gaudino und Torhüter Oka Nikolov gegen Berlin zu den stärksten Spielern zählte, äußerte Kritik an Trainer Horst Ehrmantraut: „Zwei Monate lang durfte ich nur zuschauen. Das mache ich nicht noch einmal.“ Ehrmantraut sieht die Sache jedoch anders: „Marco bringt körperlich derzeit 20 bis 30 Prozent mehr als vor einigen Wochen. Nur so konnte er gegen Berlin so stark aufspielen. Wenn er dieses Niveau hält, bleibt er Libero, auch wenn Houbtchevs Sperre abgelaufen ist.“ Um Rossi vom Verbleib zu überzeugen, plant Schatzmeister Gaetano Patella am Mittwoch ein persönliches Gespräch „von Italiener zu Italiener“. Rossi selbst zieht einen Wechsel zum italienischen Erstliga-Aufsteiger Brescia, wo auch Manfred Binz spielt, in Erwägung. Alternativ denkt er über einen Wechsel in die italienische Drittklassigkeit nach, um dort noch drei Jahre als Profi aktiv zu sein und anschließend eine Karriere als Manager zu beginnen.
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