Eintracht Frankfurt - Bayern München

Benefizspiel 1996/1997

1:2 (1:1)

Termin: 22.04.1997
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hufgard (Mömbris)
Tore:0:1 Jancker (15.), 1:1 Michael Guht (20.), 1:2 Rizzitelli (75.)

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

  • Nikolov (46. Schmitt)
  • Houbtchev
  • Bindewald
  • Kutschera (80. Pejovic)
  • Flick
  • Janßen
  • Gaudino
  • Bommer (69. Komljenovic)
  • Rossi
  • Güntensperger (69. Becker)
  • Guht (62. Beuchel)

 


  • Dreher
  • Matthäus (46. Babbel)
  • Kreuzer
  • Kuffour
  • Münch
  • Gerster (69. Wiblishauser)
  • Basler (46. Neriinger)
  • Hamann (46. Rizzitelli)
  • Witeczek (65. Zickler)
  • Scholl
  • Jancker

 

Trainer

Trainer

  • Giovanni Trapattoni

 

 

Spaß am Spiel und viel Geld in der Kasse

Fußball kann so schön sein. Ohne Streß und existentielle Nöte läßt sich's eben locker und befreit aufspielen. Du gelingt gar zweitklassigen Kickern Erstklassiges. Wenn man sie läßt, wie am gestrigen Abend der „große" FC Bayern München die mittlerweile „kleine" Eintracht aus Frankfurt. Die Aufbauhilfe Süd hat sich für den wirtschaftlich so gebeutelten Fußball-Zweitligisten in vielerlei Hinsicht bezahlt gemacht. Sportlich, weil's der zuletzt so arg gebeutelten Fußballerseele nur guttun kann, wenn sie dem Tabellenführer des Fußball-Oberhauses trotzen darf und lediglich mit 1:2 (1:1) unterlag, finanziell, weil 25.000 Zuschauer der Eintracht nach Angaben von Schatzmeister Gaetano Patella einen Reingewinn von „mehr als 500.000 Mark" bescherten,

Zufrieden sein durfte denn auch Kudi Bommer, der nach Wochen des Frusts, letztlich doch noch seinen harmonischen Abschied nahm im Eintracht-Trikot, das er in den zurückliegenden fünf Jahren 70mal in der Bundesliga und 14mal in der Zweitklassigkeit übergestreift hat. Nach exakt 69 Minuten war dann aber Schluß für ihn. Blumen gab's für den 39 Jahre alten Ex-Nationalspieler von den Fans, einen Präsentkorb vom Präsidium.

Aus den Lautsprechern tönte sanft „It's time to say good bye", jene Abschiedsschnulze, die dereinst auch Box-Weltmeister Henry Maske wählte, um hernach die Fäuste niederzulegen. Bommer zeigte bei seinem Abschied jene Größe, die einen Großen eben ausmacht, ging auf den von ihm so oft kritisierten Trainer Horst Ehrmantraut zu und reichte ihm die Hand — ob zur Versöhnung? Es war mehr als nur eine höfliche Geste, die auch Ehrmantraut verstand, der Bommer eine „gute Leistung" attestierte und versprach, sich alsbald mit Bommer einmal an einen Tisch zu setzen, denn „daß er auf mich zukam, fand ich ganz toll". Der Beginn einer neuen Freundschaft wird es aber wohl nicht mehr.

Bommers Freunde saßen auf den Tribünen und standen auf den Rängen. Auf der Rückbank eines rostroten Pick-up drehte Bommer eine Ehrenrunde, Standing ovations garantiert. Allen voran die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und die fast vollständig vertretende mainische Fußball-Prominenz, darunter natürlich auch Dragoslav Stepanovic, der Rudi Bommer dereinst im Sommer 1992 überredet hatte, vom Oberligisten Viktoria Aschaffenburg noch mal den Sprung in die Bundesliga zu wagen. „Ich fühle mich bestätigt. So ein Fußballer wird nicht oft geboren. Ein ganz großer Charakter. Schade nur, daß er so gehen mußte. Am Ende der Saison wäre sein Vertrag doch ohnehin ausgelaufen", sagte Stepanovic.

Die Eintracht war nah dran, den Rekordmeister gar in die Knie zu zwingen. Allerdings war der nicht mit allen seinen Stars angereist. Klinsmann, Ziege und Helmer blieben „verletzungsbedingt" an der Isar, der Rest verhielt sich, wie sich ein Gast eben zu verhalten hat: zurückhaltend und höflich. Die Eintracht durfte mal so recht nach Herzenslust kombinieren, versiebte aber wie in den Niederungen der Zweitklassigkeit gewohnt, eine Vielzahl von besten Chancen und verlor deshalb auch verdient. Einzig Michael Guht war es an diesem Abend vergönnt, Bayern-Ersatzkeeper Bernd Dreher den Ball quasi durch die Hosenträger zu schießen und zwar zum zwischenzeitlichen Ausgleich nach 20 Minuten. Zuvor hatte Klinsmann-Ersatz Carsten Jancker in bester Abstaubermanier die Bayern-Führung erzielt. Den Siegtreffer für den FC Bayern markierte in der Schlußphase der eingewechselte Italiener Ruggiero Rizzitelli.

„Ein Hauch von Erstligaatmosphäre wehte durchs Stadion", verspürte Ehrmantraut, der auf die angeschlagenen Dickhaut, Roth und Schur verzichtete, und sich darüber freute, seine Mannen auch mal Fußballspielen zu sehen. Allerdings unter erleichterten Umständen, wie er selbst eingestand. Kollege Giovanni Trapattoni wollte denn auch nichts über das Spiel der Seinen sagen, denn das war ja einzig nur Mittel zum Zweck. Nur das: „Ich wünsche mir von Herzen, daß die Eintracht schnellstmöglich wieder dahin zurückkehrt, wo sie hingehört, in die Bundesliga." (Frankfurter Rundschau vom 23.04.1997)


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